DSW21-Verkehrsvorstand Ulrich Jaegers dringender Appell an die Politik:

Kritik: „Das Aus für die E-Bus-Förderung gefährdet auch in Dortmund die Mobilitätswende“

Seit einigen Wochen sind die ersten 30 Elektro-Busse im Liniennetz von DSW21 unterwegs. Foto: Jörg Schimmel für DSW21

Man hört sie kaum, weil sie so leise sind. Übersehen hingegen kann man sie nicht. Seit einigen Wochen sind die ersten 30 Elektro-Busse im Liniennetz von DSW21 unterwegs. Weil die »StromFahrer« ganz bewusst ein auffälliges Design erhalten haben, sind sie aus dem Stadtbild schon jetzt nicht mehr wegzudenken. Weitere klimafreundliche Busse sollen hinzukommen. Doch die Finanzierung steht auf der Kippe.

Scharfe Kritik: „Der Bund gefährdet letztlich das Erreichen der Klimaziele“

„Die drastische Kürzung der Fördermittel für E-Busse durch die Bundesregierung gefährdet auch bei uns in Dortmund die Umsetzung der Antriebswende und damit der Mobilitätswende“, warnt Ulrich Jaeger, Verkehrsvorstand von DSW21. „Der Bund gefährdet letztlich das Erreichen der Klimaziele im Verkehrssektor, der ohnehin schon hinterherhinkt.“

DSW21-Verkehrsvorstand Ulrich Jaeger Foto: Christian Bohnenkamp für DSW21

Rund 40 Millionen Euro hat DSW21 in den Einstieg in die Elektromobilität investiert. Rund 780.000 Euro kostete jeder der 30 E-Busse. Die restliche Summe floss in den Aufbau der Ladeinfrastruktur sowie in Umbaumaßnahmen am Betriebshof in Brünninghausen – u.a. im Bereich der Werkstätten. Gefördert hat der Bund die Investitionen mit 13,6 Millionen Euro.

Doch aus eben dieser Förderung zieht er sich nun zurück. Um Haushaltslöcher zu stopfen und die Schuldenbremse einzuhalten, hat das Bundesministerium für Digitales und Verkehr bei 77 Millionen Euro den Rotstift angesetzt.

„Dabei müsste“, so Ulrich Jaeger, „die Förderung – ganz im Gegenteil – sogar aufgestockt werden. Denn wer A sagt und CO2 -Reduzierung meint, der muss auch B sagen und die Verkehrsunternehmen in die Lage versetzen, die Antriebswende konsequent voranzutreiben.“

Die E-Busse sind mehr als doppelt so teuer wie konventionelle Busse

Konkret geht es darum, bei der Neuanschaffung der Fahrzeuge die Differenz zwischen einem mit Diesel betriebenen und einem E-Bus auszugleichen. Ein Diesel-Gelenkbus kostet aktuell ca. 360.000 Euro, ein E-Bus mit ca. 780.000 Euro mehr als das Doppelte. Preisunterschied pro Fahrzeug: rund 420.000 Euro. „Bei einem Verkehrsdefizit in dreistelliger Millionenhöhe für das Jahr 2023 können wir das alleine unmöglich stemmen“, macht Jaeger klar.

Elektrobus-Ladestation auf dem Betriebshof Brünninghausen – auch in die Infrastruktur müssen Millionen Euro fließen. DSW21

In Zukunft könnte DSW21 nur noch die sogenannte »Paragraph 13-Förderung« auf Landesebene beantragen. „Die Mittel, da muss man kein Mathematik-Genie sein, werden aber bei Weitem nicht ausreichen“, sagt der Verkehrsvorstand von DSW21.

Weil EU und Bundesregierung für die Umstellung auf emissionsarme Antriebstechniken ambitionierte Ziele ausgegeben hätten, „haben die Verkehrsunternehmen bei der Bestellung von E-Bussen auf Jahre hinaus einen riesigen Bedarf“, so Jaeger. Deshalb appelliert er, unisono mit dem Verband Deutscher Verkehrsunternehmen (VDV), an die Politik, die just eingerissene Förderkulisse wieder aufzubauen.

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  1. DSW21 kündigt Klimaneutralität 2035 auf: Energie AG des Klimabündnis Dortmund kritisiert die Absicht der DSW21, wegen fehlender Subventionen zukünftig wieder Dieselbusse zu beschaffen (PM)

    Die DSW21 plant, zukünftig wieder neue Dieselbusse anzuschaffen und kehrt damit der
    ursprünglichen Absicht, alte Fahrzeuge nur noch durch E-Busse zu ersetzen, den Rücken. Dies
    ist gleichbedeutend mit der Aufgabe des erklärten Ziels, bis 2035 Klimaneutralität in Dortmund zu
    erreichen und stößt auf Unverständnis bei der Energie AG des Dortmunder Klimabündnisses.

    Grund für die Kehrtwende: Die Bundesregierung hat beschlossen, die Förderprogramme für
    klimaschonende Nutzfahrzeuge und alternative Antriebe von Bussen im Personenverkehr nicht
    über 2025 hinaus weiterzuführen. Nach Angaben der DSW21 würde der Ersatz der 155 noch
    vorhandenen Dieselfahrzeuge durch neue Dieselbusse 55 Millionen Euro kosten. Für die
    Anschaffung von knapp 200 E-Bussen wäre fast das Dreifache fällig: rund 140 Millionen Euro.

    Die entstandene Unsicherheit durch den Wegfall der Bundeszuschüsse ist nachvollziehbar.
    Allerdings ist die Differenz von 85 Millionen Euro nur die halbe Wahrheit. Die hohen
    Differenzkosten spiegeln den heutigen Stand wider. Aber die zunehmende Produktion von E-
    Bussen und fallende Kosten für Batteriesysteme werden zukünftig einen dämpfenden Effekt auf
    die Anschaffungskosten haben. Dezentrale Ladepunkte zusätzlich zur zentralen Ladestation
    werden weniger neue Busse erforderlich machen. Die Betriebskosten von E-Bussen sind
    erfahrungsgemäß erheblich niedriger als bei Dieselbussen. Darüber hinaus ist zu erwarten, dass
    der Preis für CO2 mittelfristig deutlich steigen wird, so dass Dieselbusse plötzlich zu einem
    Kostenproblem werden dürften.

    Hätte die DSW21 nicht so lange mit der Beschaffung von E-Bussen gewartet, wäre ein größerer
    Teil der E-Bus-Flotte bereits mit Subventionen beschafft worden. Die entsprechende EU-
    Richtlinie zur Busbeschaffung gilt seit 2019 und wurde zuvor jahrelang besprochen. Andere
    Verkehrsbetriebe wie die VLP in Ludwigslust und Parchim, die mit der Umstellung früher
    begonnen haben, profitieren bereits heute von 50 % geringeren Betriebskosten und können
    dadurch Neuanschaffungen besser finanzieren.

    Stattdessen argumentieren die Stadtwerke nach dem Prinzip der Vollkaskomentalität: Wir tun nur
    etwas für den Klimaschutz, wenn wir es bezahlt bekommen. Die Energie AG fordert, dass
    weiterhin ausschließlich E-Busse angeschafft werden und hält dies für finanzierbar. Wenn das
    Management im DSW-Konzern zukünftig weniger Geld in dubiose Geschäfte stecken würde
    (stadtenergie) und auch die ökologisch wie ökonomisch fragwürdige Subvention des Dortmunder
    Regionalflughafens bleiben ließe, gäbe es auch ohne Bundeszuschuss genügend Mittel für
    Investitionen in einen nachhaltigen ÖPNV. Schließlich könnte man auch über die Abstoßung von
    RWE-Aktienpaketen nachdenken, um die Investitionen zu finanzieren.

    Die DSW21 ist nach Ansicht der Energie AG nicht irgendein Unternehmen, sondern gehört der
    Stadt Dortmund und damit allen Bürgerinnen und Bürgern. Daraus erwächst eine besondere
    Vorbildfunktion und die Verpflichtung, für ein nachhaltiges, zukunftsfähiges und lebenswertes
    Dortmund zu sorgen.

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