Auch der Stand der rechten „Deutschen Burschenschaft" sorgte für Kritik

Artenvielfalt schützen: Mehr als 140 Menschen demonstrierten gegen die Messe „Jagd & Hund“

Von der Reinoldikirche aus zogen die Tierschützer:innen durch die Innenstadt. Foto: Marco Molitor

Auch die diesjährige „Jagd & Hund“- Messe sorgte für Kontroversen. Kritik äußerten sowohl Tierschützer:innen, als auch die Dortmunder Grünen und Linken an der Jagdmesse und an dem diesjährigen Stand der rechtsextremen „Deutschen Burschenschaft“. Dem Protest gegen die Jagdmesse des „Bündnisses gegen Jagd“ am vergangenen Samstag (3. Februar 2024) schlossen sich rund 140 Menschen an.

Grüne und Linke zeigen sich empört über diesjährige „Jagd & Hund“-Messe

Bereits im Vorfeld wurde von Seiten der Dortmunder Politik scharfe Kritik an der diesjährigen Jagdmesse laut. „Auf der Jagd&Hund können sich wenige Privilegierte Spaßreisen zum Töten geschützter Tierarten erkaufen, während gleichzeitig die internationale Gemeinschaft versucht, mit viel Geld diese Arten vor dem Aussterben zu bewahren“, erklärt Sonja Lemke, Kreissprecherin von die Linke Dortmund. Immer wieder sei in der Vergangenheit von Tierschützer:innen festgestellt worden, dass einige der angepriesenen Jagdreisen, bei denen zum Spaß auf bedrohte Arten wie Elefanten, Löwen, Bären, Giraffen und Nashörner geschossen werde, gesetzeswidrig seien.

Auf der Messe wird mit Jagreisen geworben. Leopold Achilles | Nordstadtblogger

Auch Hannah Rosenbaum, Sprecherin der Dortmunder Grünen zeigt sich empört: „Es ist seit Jahren unverständlich, dass städtische Gebäude als Werbefläche für die Trophäenjagd auf geschützte und bedrohte Tierarten dienen.“

Die Dortmunder Grünen beanstanden, dass die Messegesellschaft Westfalenhallen keine Einschnitte in das diesjährige Programm vorgenommen hat. „Die hundertprozentige Tochter der Stadt Dortmund hält weiterhin an Angeboten zur Trophäenjagd auf vom Aussterben bedrohte Tierarten fest. Auch tierschutzrechtlich fragwürdige Jagdmethoden gehören weiterhin zum Angebot der Messe“, informiert die Partei.

Der Rat habe als Reaktion auf die Kritik an der „Jagd & Hund“-Messe das Einsetzen einer Ethikkommission beschlossen, so Sonja Lemke. Diese habe bereits Ende letzten Jahres ihre Arbeit aufgenommen. „Aber klare Beschlüsse zur Messe fehlen bisher“, stellt sie fest.

Tierschützer:innen zogen in friedlichem Demonstrationszug bis zu den Westfalenhallen

Startpunkt der Demonstration des „Bündnisses gegen Jagd“ am Samstag war die Dortmunder Reindolikirche. Nach einigen Redebeiträgen zogen knapp 150 Personen los in Richtung der Westfalenhallen. Immer wieder wurde scharfe Kritik an der Jagd und der Dortmunder Jagdmesse laut, auch eine Schweigeminute für die getöteten Tiere wurde abgehalten.

Die Tierschützer:innen vor den Westfalenhallen. Foto: Marco Molitor

Besonders empörten sich die Redner:innen über die „1. Kidz Fiep Weltmeisterschaft”, die auf der Messe „Jagd & Hund“ stattfand. Diese Veranstaltung, die als spielerische und lehrreiche Aktivität angepriesen wird, soll Kinder und Jugendliche im Alter von 6 bis 16 Jahren für die Jagd begeistern.

Sie sollen dabei die Laute der Ricke (weibliches Reh) oder des Kitzes (Rehkitz) nachahmen, um die brünstigen Böcke aus der Deckung zu locken. Die Organisator:innen der Demonstration sehen darin eine Verharmlosung von Gewalt und eine Verrohung der Kinder.

„Es gibt keine rationalen Gründe für die Jagd, außer man betrachtet das Töten aus Lust oder das Sammeln von Trophäen als solche. Eine Plattform für Jäger:innen, die dieses destruktive Brauchtum verherrlicht, gehört auf den Müllhaufen der Geschichte”, so die abschließende Botschaft der Veranstalter:innen.

Unverständnis für den diesjährigen Stand der rechtsextremen „Deutschen Burschenschaft“

Sowohl die Tierschützer:innen, als auch die Dortmund Linken und Grünen zeigten sich besonders bestürzt über den diesjährigen Stand der vom Verfassungsschutz als rechtsextrem eingestuften „Deutschen Burschenschaft“ in Halle Drei.

Waffen spielen auf der Jagdmesse eine große Rolle. Foto: Leopold Achilles

„Während in diesen Tagen bundesweit Millionen Menschen gegen Rechtsextremismus auf die Straße gehen, hat die rechtsextreme ,Deutsche Burschenschaft‘ einen Werbestand auf der ,Jagd & Hund‘ angekündigt. Diese Gruppierung ist nicht nur mit den Parteien AfD und NPD vernetzt, sondern auch mit der rechtsextremen Jungen Alternative und der Identitären Bewegung sowie mit rechtsterroristischen Kreisen“, erklären die Grünen.

Sonja Lemke von den Linken sieht darin eine konkrete Gefahr: „Es ist davon auszugehen, dass sich mit diesem Vorgehen Rechtsextremist:innen einen Zugang zu Waffen verschaffen wollen. Sowohl dadurch, dass Jäger:innen von extrem rechter Ideologie überzeugt werden, als auch um Rechtsextremen über Jagdscheine Waffen zu besorgen. Wir wissen alle, wie gefährlich das für unsere Demokratie ist!“

Den Dortmunder Westfallenhallen sind die Hände gebunden – trotz rechtsextremem Aussteller

Die Tierschützer:innen des „Bündnisses gegen Jagd“ finden: „Werbung für verfassungsfeindliches Gedankengut hat in städtischen Gebäuden nichts zu suchen.“ Dem schließen sich die Dortmunder Grünen an. Hannah Rosenbaum führt weiter aus: „Dass eine Tochtergesellschaft der Stadt Dortmund nun auch noch Organisationen eine Bühne bietet, die vom Verfassungsschutz als rechtsextrem eingestuft werden, ist schlicht unerträglich.“

DIe „Deutsche Burschenschaft“ betrieb erstmals einen Stand bei der Jagdmesse. Foto: Leopold Achilles

Die Dortmunder Westfalenhallen sehen sich mit einem ähnlichen Fall wie dem des Auftritts des Verschwörungsideologen Daniele Ganser im vergangenen Jahr konfrontiert: Im März 2023 konnte sie den Auftritt Daniele Gansers – trotz antisemitischer Verschwörungserzählungen – nicht absagen, das stellte ein Gerichtsurteil fest. Pressesprecher Robin Uhlenbruch erläutert, weshalb: „Die Zulassung von Ausstellern zur Teilnahme an der ,JAGD & HUND 2024′ beruht auf der Überprüfung des Teilnahmeantrages. Das gilt für die Zulassung aller Teilnehmenden so auch von Verbänden oder Vereinen wie der ,Deutschen Burschenschaft‘.“

Sofern sich die „DB“ im Rahmen geltender Gesetze bewege, sei die Messe Dortmund gemäß der gesetzlich vorgeschriebenen Gleichbehandlung verpflichtet, deren Teilnahme zuzulassen, führt er weiter aus. Konkret bedeute dies, dass die Betreiber:innen die Zusage erst dann verweigern könnten, wenn es sich bei den Bewerber:innen um verbotene Organisationen handele. 


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Reaktionen

  1. heimdalen

    rechtsextremismus ist menschenrechts.-u. daher grundrechtswidrig.extrem ist diese rechteideologie ,weil sie übergeordnete rechte und rechtspflichten ablehnt,bzw. von ihnen abgefallen ist.es kann daher kein legales rechtsextremistisches geben. der abfall von den allgem. menschjenrechten selbst schon…. ist eine straftat als solche.
    gleichzeitig erfüllen diese extremisten nicht mehr den voraussetzungssachverhalt für die bundesdeutsche staatsangehörigkeit.das geburtsdeutsche sei kann nur bis zur strafmfähigkeit also 15-16 jahre gelten.danach
    ist von den heranwachsenden die geistige mitträgerschaft der grund u- menschenrechte zuerwarten..völlig berechtigt.
    das ablehnen dieser ist daher strafrechtsrelevant.das nicht ahnden begünstigung menschenrechtswidriger ideologien.

    die jagd ist eine privilegienrechtliche unmöglichkeit aus zeiten menschenrechtsdferner herrschaft.sie ist ein ungleicher bereicherungsakt am gemeinsamen naturerbe.sie ist ebenso eine permanente aufforderung zum töten und aus konstruierter notwendigkeit. sie ist eine zutiefst tierrechtswidrige selbstgefälligkeit…einer antiquierten vergangenen
    gesellschaft……..sie ist eine illegitime legalisierte lust am töten und and der herrschaftsmacht der waffe bzw. des waffenbesitzes.meines wissens gibt es innerhalb der grenzen der vernunft keinen haltbaren grund für die jägerei.sie ist weder lustig noch hat sie ethischen wert.auch keinen ästhetischen oder anderweitigen…der sich volkswirtschaftlich u.o. gemeinnützig rechtfertigen ließe.eher sind bestimmte verwerflichkeiten zu konstatieren,die rechtlich nicht tragbar sind.das gesamte jagdrecht stellt in zeiten der bdrohten biodiversität,besonders antiquierte begünstigungsprivilegien gegen die interessen des souveränes selbst dar.

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