Rund 232.000 Säuglinge, Kinder und Jugendliche wurden in die Vernichtungslager gebracht. Nur wenige haben überlebt. Unter den Folgen leiden ihre Körper und Seelen bis heute. Die eintätowierte Lagernummer erinnert sie bis heute an das erlittene Leid. Nach der Befreiung kannten sie weder ihren Namen, ihr Alter, noch ihre Herkunft. Viele waren Waisen und sie trauten lange Zeit keinem Menschen mehr. Anlässlich des 79. Jahrestag der Befreiung von Auschwitz, kamen drei überlebende Kinder aus Auschwitz nach Dortmund und berichteten, wie ihr Leben seither verlaufen ist und wie sie mit der Erinnerung bis heute umgehen.
Drei Zeitzeug:innen des Holocausts kommen mit ihrer Geschichte nach Dortmund
Die drei Kinder von Auschwitz, Angela Orosz-Richt, Eva Umlauf und Wladyslaw Osik hatten für diese Woche einen sehr straffen Zeitplan. Sieben Dortmunder Schulen haben die Zeitzeug:innen besucht. Zudem wurden sie, eine Delegation aus Dortmund und die Auslandsgesellschaft vom Landtagspräsidenten Andre Kuper im Düsseldorfer Landtag empfangen.
In der Aula der Droste-Hülshoff-Realschule – die einzige Schule, an der alle drei Zeitzeug:innen gemeinsam anwesend waren – erzählten sie ihre Geschichten. Angela Orosz-Richt wurde am 21. Dezember 1944 in Auschwitz geboren. ___STEADY_PAYWALL___
Dr. Eva Umlauf am 19. Dezember 1942 im Zwangsarbeitslager Novaky und Wladyslaw Osik am 17. Juli 1943 in Auschwitz. Alle drei deportierten die Nazis mit ihren Familien nach Auschwitz. Dort kamen sie unter unvorstellbaren Bedingungen zur Welt.
„Bei meiner Geburt sagte meine Mutter, mach keine Geräusche. Denn hätten sie uns entdeckt, wären wir getötet worden. Ich habe bei meiner Geburt kein Laut von mir gegeben“, erzählt Orosz-Richt von den Bedingungen, unter denen sie auf die Welt gekommen ist.
„Aber nicht, weil ich sie verstanden habe, sondern weil ich unter einem Kilo wog und keine Energie zum Schreien hatte.“
In den 60er/70er Jahre war ich gegen die Deutschen. Ich habe sie gehasst.
Wie leben nach Auschwitz? Dazu kann Osik, der den ganzen Weg aus Legionowo bei Warschau nach Dortmund auf sich genommen hat nur sagen: „Die Zeit heilt die Wunden. In den 60er/70er Jahre war ich gegen die Deutschen. Ich habe sie gehasst. Heute bin ich nicht mehr gegen sie.“
Einer seiner Verwandten ist nach Deutschland ausgewandert. „Das hätte ich nie gekonnt. Auf keinen Fall“, sagt Osik, bei dem die Bedingungen im Konzentrationslager zu Störungen der Persönlichkeit und epileptischen Symptomen geführt haben. Umlauf hingegen zog um der Liebe willen nach München. „Ich fühle mich in München wohl“, sagt die heutige Psychotherapeutin.
„Natürlich sind jüdische Einrichtungen durch die Polizei geschützt. Es ist traurig, diese Polizeiautos, diesen Schutz zu sehen. Leider ist es ohne nicht möglich“, sagt Umlauf, die aber auch von sich sagt, dass sie das jüdische Leben ganz frei ausleben konnte.
Vor den drei Kindern aus Auschwitz sitzen Jugendliche, die schon einiges an Erinnerungsarbeit geleistet haben. So nimmt die Droste-Hülshoff-Realschule an der „#everynamecounts“ Challenge teil.
„#everynamecounts“ ist eine Crowdsourcing-Initiative der Arolsen Archives, mit der Verfolgten des Nationalsozialismus ein digitales Denkmal errichtet werden soll, sodass auch zukünftige Generationen sich an die Namen und Identitäten der Opfer erinnern können. Die Schüler:innen der Droste-Hülshoff-Realschule bearbeiteten und digitalisierten
Häftlingspersonalkarten aus verschiedenen Konzentrationslagern. Hinzukommt, dass die Droste-Hülshoff-Realschule Paten von elf Stolpersteinen sind, die sie immer im Januar reinigen.
„Die Kinder von Auschwitz – Vergesst uns nicht“
Bisherige Ereignisse haben nochmals gezeigt, wie wichtig Termine wie die des Zeitzeug:innengesprächs sind. „Gerade jetzt in dieser Zeit wo der Rechtspopulismus und Rechtsextremismus breite Teile der Bevölkerung auch in Deutschland und Europa eingenommen hat, ist es unglaublich wichtig diese Gespräche zu organisieren“,sagt Georg Deventer.
Der Vorsitzende des Fördervereins der Gedenkstätte Steinwache Rombergpark Komitee ist einer der Organisatoren dieses Zeitzeug:innengesprächs, „Wir werden nicht nachlassen an das zu erinnern was gewesen ist. Getreu dem Motto Zukunft braucht Erinnerung.“
Genau aus diesem Grund hat sich der Journalist Alwin Meyer auf die Suche nach den „Kindern von Auschwitz“ gemacht. Aus den Dokumenten, Fotos und Texten, die aus den Gesprächen hervorgingen, hat er die Ausstellung „Die Kinder von Auschwitz – Vergesst uns nicht“ kuratiert. „Es geht um die Zukunft der jungen Menschen und wie sie in diesem Land, aber nicht nur hier sondern auf dieser Welt zusammenarbeiten“, so Deventer.
„Dass es völlig egal ist ob man zum Beispiel rote Haare hat, ob man eine etwas hellere Haut oder eine etwas dunklere Haut hat, wir alle haben dasselbe Blut. Darum geht es. Dass es möglichst viele Menschen erkennen“, betont er.
„Sodass sowas wie Herr Osik, Frau Orosz und Frau Umlauf erlebt haben, nicht mehr unsere Gegenwart bestimmt und nie wieder bestimmen kann“, sagt der Kurator der Ausstellung „Die Kinder von Auschwitz – Vergesst uns nicht“.
Zentrale Gedenkveranstaltung im Reinoldihaus Dortmund
Zum Gedenken an den 79. Jahrestag am 27. Januar 2024 lädt die Stadt Dortmund zu einer zentralen Veranstaltung im Reinoldihaus in Dortmund ein. Die drei Zeitzeug:innen Angela Orosz-Richt, Eva Umlauf und Wladyslaw Osik werden über ihre Familien und Erinnerungen berichten. Zudem wird die neue Ausstellung von Alwin Meyer
„Die Kinder von Auschwitz – Vergesst uns nicht“ eröffnet und mit großformatigen Tafeln, Dokumenten, Fotos und Texten ihrer Berichte ergänzt. Die zentrale Gedenkveranstaltung beginnt um 18.30 Uhr. Besucher:innen können die Ausstellung nur am 27. Januar 2024 sehen.
Wenn das Rathaus fertig saniert ist, soll die Ausstellung auch dort zu sehen sein. Die Veranstaltung findet in Kooperation mit der Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit, der Mahn- und Gedenkstätte Steinwache, der VHS Dortmund und der Auslandsgesellschaft e.V. statt.
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Holocaust-Gedenktag am 27. Januar: Polizeipräsident Gregor Lange warnt vor Verharmlosung und erinnert an die Rolle der Polizei im Nationalsozialismus (PM)
Am heutigen Samstag, 27. Januar, gedenkt die Welt des Holocausts, eines der schlimmsten Verbrechen gegen die Menschlichkeit. Polizeipräsident Gregor Lange warnt anlässlich dieses Gedenktages vor den aktuellen Entwicklungen und weist eindringlich auf die Gefahren hin, die mit der Verharmlosung des Holocausts einhergehen.
„Die Erinnerung an die Gräueltaten der NS-Diktatur darf niemals verblassen. Wir müssen wachsam bleiben und uns aktiv gegen jegliche Form der Verharmlosung des Holocausts stellen. Die Geschichte lehrt uns, dass die Verdrängung und Relativierung dieser schrecklichen Ereignisse eine Gefahr für die gesamte Gesellschaft darstellen“, betont Polizeipräsident Gregor Lange.
Die Polizei Dortmund hat bereits in der Vergangenheit entschlossen Verharmlosungen des Holocausts unterbunden – etwa nachdem Corona-Impfgegner auf einigen Versammlungen, auch in Dortmund, Judensterne mit der Aufschrift „Ungeimpft“ trugen. Diese Symbolik wurde sofort strikt verboten (siehe auch: https://dortmund.polizei.nrw/presse/dortmunds-polizeipraesident-gregor-lange-verbietet-judenstern-auf-versammlungen-von-impfgegnern). Dazu Gregor Lange: „Diese Behördenlinie werden wir auch in anderen Kontexten beibehalten und entschieden gegen jegliche Versuche vorgehen, die Schrecken der Nationalsozialisten zu relativieren oder für eigene Zwecke zu instrumentalisieren.“
Die Polizei Dortmund setzt sich auch intern mit ihrer damaligen Rolle im Nationalsozialismus auseinander. Die Polizeiausstellung 110 im Polizeipräsidium Dortmund beinhaltet nämlich einen eigenen Themenraum „Polizei im NS-Staat“. Dieser Raum ist mit einigen Original-Exponaten bestückt, darunter etwa ein Wachbuch aus dem Wachbereich Huckarde aus der Reichspogromnacht. Auch die Rolle der Steinwache Dortmund, in der zwischen 1933 und 1945 über 60.000 Menschen inhaftiert waren, wird ausführlich beleuchtet.
Dortmunder Polizisten waren darüber hinaus an vielen Schauplätzen des 2. Weltkriegs eingesetzt, es waren alle Polizeisparten an NS-Verbrechen beteiligt. Einer der Haupteinsatzorte für Dortmunder Schutzpolizisten etwa war Warschau. Hier bewachte etwa das sogenannte „Polizeibataillon 61“ das dortige Ghetto. Der Sadismus, der das Handeln dieser Gruppe prägte, ist abscheulich und menschenverachtend. Dort verhungerten Tausende von Juden, es gab sogenannte „Wettschießen“ und massenhafte willkürliche Erschießungen. Auch an Deportationen in Konzentrationslager waren die Dortmunder Polizisten beteiligt.
Die Ausstellung beleuchtet auch die Rolle derjenigen Polizisten, die nach dem 2. Weltkrieg wieder in den Polizeidienst zurückkehrten. Eduard Spengler etwa, SS-Untersturmführer, war vor dem Krieg noch Kriminalkommissar bei der Polizei Dortmund. Er nahm zwischen Oktober 1941 und Juli 1943 im Rahmen eines Sonderkommandos unter anderem an Mordeinsätzen in Osteuropa teil. Nach Kriegsende wurde Spengler dann Kripo-Leiter im Kreis Unna. 1956 wurde er wegen Alkoholproblemen zur Kripo Dortmund versetzt, wo er bis 1961 verschiedene Kriminalkommissariate leitete. Spengler wurde 1966 vom Essener Landgericht wegen Beihilfe zum Mord an 400 Juden zu vier Jahren Zuchthausstrafe verurteilt.
Die Polizeiausstellung 110 ist täglich, außer mittwochs, von 9 bis 19 Uhr für alle Bürgerinnen und Bürger geöffnet. Wir freuen uns auf Ihren Besuch und die aktive Auseinandersetzung mit aktueller Polizeiarbeit und Polizeigeschichte.
„Die Polizei Dortmund steht für Aufklärung und das Bekenntnis zur Verantwortung für die Geschichte. Wir sind entschlossen, die Erinnerung an die Gräueltaten des Holocausts zu bewahren und jeglichen Versuchen der Verharmlosung entgegenzutreten. Der Holocaust-Gedenktag ist eine Mahnung an uns alle, für eine offene und tolerante Gesellschaft einzustehen“, so Polizeipräsident Gregor Lange abschließend.
Hoesch-Museumsgespräch thematisiert Bildungsreise ins Konzentrationslager Auschwitz (PM)
Im Hoesch-Museumsgespräch geht es am Donnerstag, 1. Februar, um einen persönlichen Blick auf eine Bildungsreise zur Gedenkstätte Auschwitz-Birkenau in Polen.
Wilfried Stockhaus und Doris Nakken berichten als ehrenamtliche Mitarbeiter*innen des Hoesch-Museums über eine Fahrt der Auslandsgesellschaft vor rund eineinhalb Jahren. Die Gedenkstättenfahrten thematisieren die Geschichte der Stadt Oświęcim und des Komplexes des deutschen Konzentrationslagers Auschwitz, in dem zwischen 1940 und 1945 hunderttausende Menschen durch die Nationalsozialisten systematisch ermordet wurden.
Als Symbol wird dafür häufig die dortige Bahn-Rampe gesehen. Bis heute finden sich dort Schienenstücke aus verschiedenen europäischen Stahlwerken, auch die Firma Hoesch ist vertreten. Das Museumsgespräch am Donnerstag, 1. Februar, im Hoesch-Museum, Eberhardstr. 12, startet um 18 Uhr, der Eintritt ist frei.
Zeitzeugengespräch mit Władysław Osik am Stadtgymnasium Dortmund (PM)
„Diese Taten sind so schrecklich, dass sie niemals vergessen werden dürfen.“ Das ist die eindringliche Botschaft des Holocaust-Überlebenden Władysław Osiks an die Schülerinnen und Schüler des Dortmunder Stadtgymnasiums. Wie viele Familien in Polen wird auch seine Familie 1942 ins Konzentrationslager Ausschwitz verschleppt. Den Vater ermorden die Nationalsozialisten – die damals schwangere Mutter kann ihre Schwangerschaft zunächst verbergen. Władysław kommt am 17. Juli 1943 im Lager zur Welt. Auch die nicht-jüdischen Kinder in Ausschwitz blieben selten längere Zeit am Leben, Władysław hat Glück und überlebt die unmenschlichen Schrecken – Ende Januar 1945 werden er und seine Mutter von den Alliierten befreit.
Seine Lebensumstände und sein Aufwachsen in der Nachkriegszeit schildert der Zeitzeuge im Gespräch mit den Schülerinnen und Schülern der Oberstufe. Anschaulich berichtet Osik davon, wie er schon als Jugendlicher für die Familie Geld verdienen muss, da die Mutter aufgrund des Lageraufenthaltes so krank ist, dass sie kaum arbeiten kann.
Erst Jahre später kann sich Władysław Osik mit seiner Vergangenheit und den Umständen seines Überlebens auseinandersetzen und das inzwischen demokratische Deutschland besuchen. Heute ist er dankbar und froh, seine Geschichte erzählen zu können und dazu beizutragen, dass sich die Gräueltaten der Nationalsozialisten nie wiederholen.
Władysław Osik besuchte das Stadtgymnasium in Begleitung des Buchautors Alwin Meyer. Dieser ist seit den 1970er Jahren auf Spurensuche nach den Kindern von Ausschwitz und gibt ihnen in Vorträgen und Buchveröffentlichungen eine Stimme. Viele Fragen der Schülerinnen und Schüler richteten sich nach seinem Einführungsvortrag „Geboren in Auschwitz“ auch an ihn. Als „dunkelsten Fleck einer dunklen Geschichte“ will er die Ermordung und Traumata der Kinder von Ausschwitz verstanden wissen.
„Die Veranstaltung am Stadtgymnasium trägt sowohl zur historischen Bildung als auch zur Demokratieerziehung junger Menschen bei“, betont Politiklehrer Mario Hartmann. Lebendige Geschichte aus erster Hand sei eine unschätzbare Erfahrung im schulischen Kontext. „Auch wenn inzwischen fast 80 Jahren vergangen sind, darf die Erinnerung an den Holocaust niemals verblassen.“
Text: Mario Hartmann
Einladung zu Buchvorstellungen zu den Themen Erinnern und Vergessen im Februar 2024 (PM ADIRA)
Phantastische Gesellschaft. Falsche und imaginierte Familiengeschichten zur NS-Verfolgung.
Buchvorstellung mit Johannes Spohr und Clemens Böckmann
Am 08.02.2024 um 19 Uhr in der Gedenkstätte Steinwache, Steinstraße 50, 44147 Dortmund
Immer wieder werden Fälschungen, Betrugsfälle und imaginierte Geschichten bekannt, die im Zusammenhang mit der Shoah und dem Zweiten Weltkrieg wie auch der Erinnerung daran stehen: Christliche Deutsche inszenieren sich öffentlich als – meist jüdische – Verfolgte des Nationalsozialismus oder deren Nachkommen. Häufig wird mit den erfundenen Familiengeschichten politisches Handeln legitimiert, fast immer finden sie ein Publikum, das die imaginierten Geschichten bereitwillig rezipiert.
Wie ist dieses Phänomen zu erklären? Und was besagt es über Stand und Perspektiven der Erinnerungskultur? Der Berliner Historiker Johannes Spohr und der Leipziger Autor Clemens Böckmann und gehen diesen Fragen in ihrem Gesprächsband »Phantastische Gesellschaft« (Neofelis Verlag 2022) nach, der an diesem Abend vorgestellt wird.
Eine Kooperationsveranstaltung der Mahn- und Gedenkstätte Steinwache und der Antidiskriminierungsberatungsstelle ADIRA.
Erinnern als höchste Form des Vergessens? (Um-)Deutungen des Holocaust und der »Historikerstreit 2.0«
Buchvorstellung mit Ingo Elbe und Andreas Stahl
Am 29.02.2024 um 19 Uhr in der Gedenkstätte Steinwache, Steinstraße 50, 44147 Dortmund
Vor dem Hintergrund des sich seit über zwei Jahren in der deutschsprachigen Öffentlichkeit abspielenden »Historikerstreit 2.0« wird immer wieder über die Bedeutung des Holocaust gestritten: Was war der Holocaust und was war er nicht? Inwiefern ist er »präzedenzlos«? Wie wird an ihn erinnert, wie sollte es getan werden? Wer bestreitet seine Präzedenzlosigkeit und welche politischen Folgen bringt das mit sich?
Die Beiträge des Sammelbandes »Erinnern als höchste Form des Vergessens? (Um-)Deutungen des Holocaust und der Historikerstreit 2.0« (Verbrecher Verlag) geben Antworten auf diese und viele weitere Fragen. An dem Abend werden Ingo Elbe und Andreas Stahl das Buch vorstellen. Ingo Elbe ist Privatdozent am Institut für Philosophie der Universität Oldenburg. Andreas Stahl ist Politikwissenschaftler und arbeitet am Centrum für Antisemitismus- und Rassismusstudien an der Katholischen Hochschule NRW.
Eine Kooperationsveranstaltung der Mahn- und Gedenkstätte Steinwache, der Gesellschaft für christlich-jüdische Zusammenarbeit Dortmund und der Antidiskriminierungsberatungsstelle ADIRA.
Warum werden Familiengeschichten zur NS-Verfolgung erfunden? Buchvorstellung und Gespräche in der Steinwache (PM)
Um Betrugsfälle im Zusammenhang mit der Shoah und dem Zweiten Weltkrieg geht es am Donnerstag, 8. Februar, 19 Uhr in der Mahn- und Gedenkstätte Steinwache, Steinstraße 50, in Dortmund. Ein Buchvorstellung mit Diskussion.
Immer wieder werden erfundene Geschichten rund um die Shoah bekannt, christliche Deutsche inszenieren sich öffentlich als jüdische Verfolgte des Nationalsozialismus oder deren Nachkommen. Häufig wird mit diesen imaginierten Familiengeschichten versucht, politisches Handeln zu legitimieren. Aber warum, was ist die wahre Motivation dahinter?
Der Autor Clemens Böckmann und der Historiker Johannes Spohr sind diesen Fragen nachgegangen. In ihrem Buch „Phantastische Gesellschaft“ befassen sie sich mit diesem deutschen Phänomen und stellen vor allem die Frage: Was sagt das über den Stand der Erinnerungskultur?
In der Mahn- und Gedenkstätte Steinwache, Steinstraße 50, 44147 Dortmund, stellen die Autoren ab 19 Uhr ihren Gesprächsband vor. Anschließend ist Zeit für Diskussionen. Der Eintritt ist frei.
Buch über den Holocaust: Erinnern, aber wie richtig? Der Band „Erinnern als höchste Form des Vergessens“ wird in der Steinwache vorgestellt (PM)
Seit über zwei Jahren wird in der deutschsprachigen Öffentlichkeit immer wieder über die Bedeutung des Holocaust gestritten. Dieser „Historikerstreit 2.0“ ist Thema einer Buchvorstellung am 29. Februar in der Steinwache.
Es sind Fragen, die nicht nur Historiker*innen beschäftigen: Was war der Holocaust und was war er nicht? Inwiefern ist er „präzedenzlos“? Wie wird an ihn erinnert, wie sollte es getan werden? Wer bestreitet seine Präzedenzlosigkeit, und welche politischen Folgen bringt das mit sich? Die Beiträge von Ingo Elbe und Andreas Stahl geben Antworten auf diese und viele weitere Fragen. Sie sind Mitherausgebende des Bandes „Erinnern als höchste Form des Vergessens. (Um-)Deutungen des Holocaust und der „Historikerstreit 2.0“.
Buchvorstellung, 29. Februar, 19 Uhr, Mahn- und Gedenkstätte Steinwache, Steinstraße 50
Ingo Elbe ist Privatdozent am Institut für Philosophie der Universität Oldenburg. Er ist Autor von „Paradigmen anonymer Herrschaft. Politische Philosophie von Hobbes bis Arendt“ (2015) sowie „Gestalten der Gegenaufklärung. Untersuchungen zu Konservatismus, politischem Existentialismus und Postmoderne“ (2021).
Andreas Stahl ist Politikwissenschaftler und arbeitet am Centrum für Antisemitismus- und Rassismusstudien an der Katholischen Hochschule NRW. Beide zusammen sind auch Mitherausgeber des Ende 2022 erschienenen Buches „Probleme des Antirassismus. Postkoloniale Studien, Critical Whiteness und Intersektionalitätsforschung in der Kritik“.
Für die Veranstaltung kooperieren ADIRA, Antidiskriminierungsberatung und Intervention bei Antisemitismus und Rassismus, Volkshochschule Dortmund und Gesellschaft für christlich-jüdische Zusammenarbeit.