Nutzer:innen verspüren Druck, schöner, erfolgreicher und besser zu sein

AOK-Umfrage: Social Media verzerrt das Selbstbild junger Menschen und kann Druck aufbauen

Social Media – Fluch oder Segen für die junge Generation? Foto: AOK, Levgen Chabanov

Soziale Netzwerke begleiten den Großteil der Menschen in ihrem Alltag. Ob FaceBook, Instagram oder Tiktok: schöner, besser, erfolgreicher ist die Devise. Nun zeigt eine AOK-Umfrage auf, wie sehr sich dies auf die Selbstwahrnehmung von Jugendlichen und jungen Menschen auswirkt.

Neid und Vergleichsdruck: Die Nebenwirkungen von Social-Media bei Jugendlichen

Mit Freunden und Freundinnen schreiben, angesagten Trends folgen und herausfinden, wer man ist. All das können Heranwachsende in sozialen Netzwerken. 40 Prozent der Jugendlichen und jungen Erwachsenen, die auf Social-Media-Plattformen unterwegs sind, spüren aber auch den Druck, schöner, erfolgreicher und besser sein zu müssen. Das hat eine Onlinebefragung im Auftrag des AOK-Bundesverbandes unter Personen im Alter zwischen 14 und 30 Jahren ergeben.

Rund 1.500 Teilnehmende, die soziale Netzwerke nutzen, wurden zu den Auswirkungen auf ihre Selbstwahrnehmung befragt. „Die Ergebnisse zeigen, dass Social Media dazu beiträgt, das Selbstbild der Jugendlichen zu verzerren“, sagt AOK-Serviceregionsleiter Jörg Kock, „der ständige Vergleich mit anderen kann Druck aufbauen und für Neid sorgen.“

Soziale Medien dienen auch als Raum für Austausch und Kommunikation. Damit haben sich die Vergleichsmöglichkeiten vervielfacht. Eine Auswirkung dieser Entwicklung, die sich aus den Ergebnissen der Befragung ableiten lässt: Viele Jugendliche stellen das eigene Selbstbild in Frage, weil sie sich mit idealisierten Wunschbildern vergleichen. Dies zeigt sich laut Befragung insbesondere bei den 14- bis 15-Jährigen. Sie lassen sich stark von den in den sozialen Medien dargestellten Idealen beeinflussen.

Idealmaße: Bildbearbeitungsprogramme unterstützen Traumvorstellungen

Nur 16 Prozent der Befragten dieser Altersgruppe fanden sich attraktiv, nachdem ihnen ein attraktives Model gezeigt wurde. Im Vergleich dazu hielten sich 38 Prozent für attraktiv, ohne dass ihnen vorher ein Model präsentiert wurde. Mehr als die Hälfte der Befragten kommt insgesamt zu dem Schluss, dass es ihnen eigentlich guttäte, weniger Zeit auf den Social-Media-Plattformen zu verbringen. Nahezu alle Zwölf- bis 25-Jährigen nutzen täglich in ihrer Freizeit das Smartphone, Tablet oder den Computer.

Ein weiteres Ergebnis der Befragung: Fast jeder (97 Prozent) bearbeitet Fotos von sich, fast jeder Dritte benutzt dabei Beauty-Filter. Am häufigsten wird die Gesichtshaut und die Form des Gesichts optimiert. Die geschönten Fotos und Videos im Netz sorgen dafür, dass sich andere als weniger schön und weniger erfolgreich wahrnehmen. Knapp die Hälfte der 18 bis 19-Jährigen gab in der Befragung an, dass die Inhalte auf Social-Media-Plattformen sie neidisch auf andere machen.

Ähnlich verhält es sich beim Körpergewicht: Die Diskrepanz zwischen Selbstwahrnehmung und Realität macht sich auch hier bemerkbar. Laut Befragung schätzen Mädchen ihr Gewicht tendenziell öfter höher ein, als es tatsächlich ist. Und Jungen eher niedriger. Etwa 38 Prozent der 18 bis 19-jährigen männlichen Befragten haben das Gefühl, untergewichtig, im Sinne von weniger muskulös, zu sein. Tatsächlich sind es aber – gemessen an ihren eigenen Angaben zu Alter, Größe und Körpergewicht (BMI), nur acht Prozent.

Medienkompetenzprogramme: Prävention beginnt bereits im Kita-Alter

„Es geht nicht darum, soziale Netzwerke zu verteufeln, sondern darum, einen angemessenen Umgang damit zu finden und die Verbindung zur Realität nicht zu verlieren. Jugendlichen muss klar sein, dass das, was sie auf Social Media sehen, nicht die Realität ist“, sagt Kock. Medienkompetenz ist eng mit Gesundheit verknüpft. Deshalb ist die AOK auch schon seit 2020 Partner der bundesweiten Initiative „SCHAU HIN! Was Dein Kind mit Medien macht“. Medienkonsum beginnt heute schon im Kleinkindalter. Deshalb ist es wichtig, Eltern zu sensibilisieren und deren Medienkompetenz zu stärken.

90 Prozent der für den ‚Kinderreport 2021‘ im Auftrag der Bundesregierung befragten Kinder und Jugendlichen und 95 Prozent der Erwachsenen wünschen sich mehr Aufklärung über Mediensucht in der Schule. Auch deshalb macht sich die AOK mit diversen Präventionsprogrammen in Kitas und Schulen für die Gesundheit der jungen Menschen stark.

„Wir sehen gerade im Bereich der Medienkompetenz ein riesiges Gesundheitspotenzial. Vor allem auf das psychische Wohlbefinden kann sich eine gesundheitskompetente Nutzung positiv auswirken. Aber auch zu den Themen Ernährung, Bewegung oder Suchtprävention finden sich im Netz zielführende Impulse für ein gesundheitsförderndes Handeln“, so Kock.

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  1. Es geht nicht nur um Pornographie (PM Caritas)

    Die Mediensucht nimmt zu und deshalb bietet die Caritas Dortmund in ihrer Suchtberatung jetzt erstmalig auch Therapien in diesem Bereich an.

    Starke Bilder, die starke Emotionen wie Ekel, Freude oder Spannung auslösen. Das sind absolute Trigger-Punkte die oft schuld daran tragen, dass Menschen süchtig werden, süchtig nach Medien und ihren „Angeboten“.

    In die Beratungsstelle der Caritas Dortmund kommen beispielsweise Menschen, die süchtig nach Computerspielen sind, aber auch nach kurzen Videos auf Youtube oder Tik-Tok oder es kommen Nachrichtenjunkies, so Mattis Kögler, Leiter der Suchtberatung in der Innenstadt in Dortmund. Bei Letzteren ginge es um das übersteigerte Bedürfnis, „ja nichts verpassen zu wollen. Da schauen Menschen dann alle 5 Minuten die immer gleichen Nachrichtenseiten oder Apps an, obwohl sie eigentlich wissen, da hat sich jetzt so schnell nichts verändert“.
    Computerspiele hätten dagegen ein hohes Erregungspotential, dass man immer wieder erleben wollen würde. Hinzu käme das Gefühl, Teil einer Gemeinschaft zu sein, wobei die meisten Programme und Spiele mit Belohnungen lockten. „Unser Gehirn ist nicht so gebaut, dass es auf langfristige Freude aus ist oder lange auf sie warten möchte, dass ist das Problem dabei“, so Mattis Kögler.
    „Ein Teil der Menschen, die mediensüchtig sind und deshalb eine Therapie machen, sind aber auch pornographiesüchtig“, so Mattis Kögler. „Natürlich geht es dabei um Befriedigung und die Ausschüttung des Hormons Dopamin, was man immer wieder haben und spüren möchte, am liebsten dauerhaft“.

    In allen Fällen habe die Mediensucht oft die Auswirkung, dass wichtige Themen, wie etwa Familie, Freunde, Arbeit oder Hobbys leiden oder vernachlässigt würden.

    Die gute Nachricht allerdings: Kaum eine Abhängigkeit ließe sich so gut behandeln, wie die der Mediensucht. Die Chance auf ein normales Niveau zurück zu finden, sei vergleichsweise höher, als bei anderen Abhängigkeiten.

    Die offene Sprechstunde, die ohne Termin besucht werden kann, ist jeden Dienstag von:
    10:00 – 12:00 Uhr und
    14:00 – 16:00 Uhr für Sie da. Die Suchtberatung finden Sie in der Stefanstraße 2 in Dortmund.

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