Was sehr lange währt, wird hoffentlich auch gut: So oder so ähnlich ließe sich die fast unendliche Geschichte der Sanierung des „Big Tipi“ zusammenfassen. Die Sanierungsarbeiten an dem Riesen-Indianerzelt in der Nordstadt haben nun endlich begonnen. 670.000 Euro werden in die Sanierung gesteckt. Seit mehr als 2,5 Jahren ist das Herzstück der Erlebniswelt Fredenbaum wegen Baufälligkeit geschlossen.
Besucherzahlen brachen nach Schließung des Indianerzelts ein
Entsprechend lang waren häufig die Gesichter der Gäste, dass das Zelt nicht mehr nutzbar war. Neben dem ungewöhnlichen Kletterpark im Inneren war das Zelt vor allem auch der Ort der Großveranstaltungen mit bis zu 600 Plätzen.
Entsprechend stark brachen auch die Besucherzahlen ein: Der Besucherrekord lag bislang bei 100.000 Besucherinnen und Besuchern im Jahr. Während der Schließung des Zelts kamen rund ein Drittel weniger Gäste. „Wir mussten viel Werbung machen“, so Ralf Finke. Denn die Gäste dachten häufig, dass die ganze Erlebniswelt geschlossen sei.
Zuletzt kamen die Gäste zumeist nur noch aus dem Stadtbezirk, weil der große Besuchermagnet fehlte. Die Klettereinrichtung lockte Schulklassen, Vereine und Gruppen aus der ganzen Region in die Nordstadt. Das soll ab dem Frühjahr nächsten Jahres wieder so sein. Bis dahin soll die Sanierung abgeschlossen sein.
Politiker und Verwaltungsfachleute sahen sich Bauarbeiten an
Vom Baugeschehen vor Ort konnten sich heute Vertreterinnen und Vertreter aus Kommunalpolitik und Verwaltung hautnah überzeugen. Die Teildemontage der Zeltplane und durchgeführte Sägearbeiten an den maroden – mehr als 100 Jahre alten – Holzstämmen ließen einen Einblick in die Komplexität der Sanierungsmaßnahme erkennen, die bereits zum Ende des Jahres abgeschlossen sein soll.
„Es freut uns, dass das Flaggschiff der Erlebniswelt Fredenbaum bald wieder den zahlreichen Besuchern zur Verfügung steht“, so Dezernentin Waltraud Bonekamp. „Damit schaffen wir weitere Freizeit-Angebote für die Kinder-, Jugend- und Familienarbeit im Stadtbezirk Innenstadt-Nord. Das Big Tipi stellt ein einzigartiges Angebot dar und wird deshalb stadtübergreifend von Kindern, Jugendlichen und Eltern genutzt.“
Preisgünstige und solide Lösung mit langer Haltbarkeit gesucht und hoffentlich gefunden
Friedhelm Sohn, Vorsitzender des Kinder- und Jugendausschusses, bedauerte, dass die Schließung so lange gedauert habe. Allerdings machte er auch keinen Hehl daraus, wie froh er ist, dass der Rat nach langen Debatten doch für eine Sanierung entschlossen hatte: „Das Big Tipi ist ein Highlight für die Nordstadt und ganz Dortmund. Und es ist schön, dass es im Norden ist. Es bringt viele Menschen her.“
Die Kritik, dass die Entscheidung aber so lange gebraucht habe, eben weil das Big Tipi in der Nordstadt und nicht am Phoenixsee oder am Dortmunder U stehe, wiesen Sohn und Bonekamp zurück: „Es hat so lange gedauert, weil es so viele Varianten gab“, betont Bonekamp. „Jetzt haben wir die preisgünstigste, aber auch solideste Lösung gefunden.“
Sanierung war im Stadtrat lange umstritten – schließlich fand sich eine Mehrheit dafür
Das Sanierung war im Rat hoch umstritten, weil die kalkulierten Baukosten immer höher stiegen. Sie liegen jetzt bei 670.000 Euro. Doch ein Abriss wäre der Stadt vielleicht noch teurer gekommen. Schließlich sind aus EU-Mitteln rund 3,6 Millionen Euro in die Infrastruktur um das Zelt herum geflossen. Die Zuschüsse sind für 20 Jahre gebunden. Ein Weiterbetrieb ist also Pflicht. Mit dem Big Tipi zusammen geht dies jedoch besser – das Zelt ist schließlich das Herzstück der weitläufigen Anlage am Fredenbaumpark.
Indianer-Zelt stammt von der Weltausstellung Expo 2000 in Hannover
Das von der Weltausstellung Expo 2000 in Hannover übernommene größte Indianerzelt der Welt musste aufgrund festgestellter Feuchtschäden und Schädlingsbefall den Betrieb einstellen. „Wir haben hier das ganze Who is Who der Pilze und Flechten“, berichtete Projektleiter Markus Hamann von der städtischen Immobilienwirtschaft. Sie hat für die komplexe Sanierungsmaßnahme die Projektleitung und Bauüberwachung übernommen. „Wir sind froh über die hoch komplexe Aufgabe. Es ist ein einzigartiges Sonderbauwerk“, betonte Bereichsleiter Christian Ravagni.
Zur Schadensbeseitigung des Zeltes wird die ursprüngliche Konstruktion durch eine kombinierte Holz-/Stahlkonstruktion ersetzt. Die oberen Stämme mussten bereits im vergangenen Jahr „amputiert“ werden, da diese bei Sturm hätten brechen können. Im Ständerbereich ist das Holz so morsch und verfault, dass man mit bloßen Händen Material rausbrechen kann, erläuterte Hamann. Das wird sich nun ändern.
25 Tonnen Stahl ersetzen im oberen Teil die Holzkonstruktion
Die Arbeiten an den zwölf mehr als 30 Meter langen Douglasienstämmen erfolgen abschnittsweise auf unterschiedlichen Ebenen, von den Stammenden im Fußbereich bis zur Zeltspitze. Im Bodenbereich werden die Stämme aufgeständert. 750 Kilo schwer ist jeder der zwölf neuen Stützfüße. Außerdem wird jetzt für eine bessere Belüftung gesorgt, so dass sich keine Pilze mehr ansiedeln.
Auch die Spitze wird künftig komplett aus Metall sein. In 16 Metern Höhe wird ein neuer, rund vier Tonnen schwerer Stahlring eingebaut. Alle nicht sichtbaren Bereiche in der Zeltspitze werden durch Stahl ersetzt. Über 25 Tonnen werden dort demnächst verbaut, berichtete Bauleiter Christian Feldhege.
Plane wird ebenfalls vollständig erneuert
Die marode Zeltplane – mit einem Mantelumfang von rund 1350 Quadratmetern – wird parallel demontiert und erneuert. Man hätte diese zwar noch flicken können. Dann wäre der Austausch aber in spätestens fünf Jahren fällig gewesen. Jetzt wird es „in einem Rutsch“ erledigt.