Wolfgang Skorvanek thematisiert die wechselvolle Geschichte

„Da braut sich etwas zusammen“: Bier ist am Montag Thema beim Evinger Geschichtsverein

Die ehemalige Evinger Gaststätte "Zur Linde", später "Haus Heuner", Bergstr./Ecke Lindenhorster Str. war Treffpunkt vieler Vereine, die auch für den Bierumsatz sorgten. An die Stelle der Gaststätte ist jetzt Wohnbebauung getreten.
Die ehemalige Evinger Gaststätte „Zur Linde“, später „Haus Heuner“ an der Bergstraße /Ecke Lindenhorster Straße war Treffpunkt vieler Vereine, die auch für den Bierumsatz sorgten. An die Stelle der Gaststätte ist jetzt Wohnbebauung getreten.

„Da braut sich etwas zusammen“, sagt Uli Möller, stellvertretender Vorsitzender des Evinger Geschichtsvereins, denn beim Geschichtstreff des Vereins am kommenden Montag (16. Oktober 2023) ist Bier das Thema des Abends. Von der Erfindung des Biers vor etwa 7.500 Jahren bis zur Frage, warum das Bier beinahe aus Dortmund verschwand, führt Wolfgang Skorvanek durch die Geschichte des wahrscheinlich ältesten alkoholhaltigen Getränks.

 Bier stand in verschiedenen Formen seit jeher unter staatlicher Aufsicht

Dabei geht es nicht nur um das Reinheitsgebot. Bier stand in verschiedenen Formen seit jeher unter staatlicher Aufsicht. Schon in Babylon gab es vor 4000 Jahren harte Strafen. So sollten Bierpanscher in ihren Fässern ertränkt oder so lange mit Bier vollgegossen werden, bis sie erstickten.

Im mittelalterlichen Dortmund wurde zunächst wie überall Grut-Bier, eine hustensaftähnlliche, klebrige Flüssigkeit, gebraut. Gebraut wurde mit allem, was die Natur hergab. Im heutigen Fredenbaum  wuchs Sumpfporst, dessen Blätter im Bier zu rauschartigen Zuständen führten. Dem Grut-Bier folgte das Hopfenbier.

Frauen standen unter dem besonderen Schutz des Rates der Stadt

Einst brauten Frauen das Bier. In den 1950er Jahren waren sie Hilfskräfte, wie hier im Flaschenkeller der Dortmunder Union-Brauerei AG. In der Produktion sind sie heute die Ausnahme.
Einst brauten Frauen das Bier. In den 1950er Jahren waren sie Hilfskräfte, wie hier im Flaschenkeller der DAB. In der Produktion sind sie heute die Ausnahme.

Hopfenbiere wurden in Dortmund zunächst überwiegend von Frauen hergestellt. Die Frauen standen unter dem besonderen Schutz des Rates der Stadt und brauten in größeren und kleineren Braustätten, u.a. in Eving.

Die kleineren handwerklichen Brauereien wurden vor dem 1. Weltkrieg durch die sich ausweitende Brauindustrie verdrängt. Aber bald erhielt das Bier Konkurrenz durch Kaffee und Branntweine. Dem traten die großen Dortmunder Brauereien mit der Übernahme von Braustätten in Dortmund und Umgebung entgegen.

Nach dem 2. Weltkrieg wurde Dortmund zur weltweit bedeutenden Bierstadt

Der Zweite Weltkrieg führte schließlich zur weitgehenden Zerstörung der in der Innenstadt gelegenen Brauereien. Gerste, Hopfen und Hefe waren kaum zu bekommen. Zu den fehlenden Grundstoffen kamen Auflagen der Alliierten über einen sehr niedrigen Alkoholgehalt des Biers hinzu. Die Brauereien erholten sich mit dem Erstarken der Kohle- und Stahlindustrie auch.

Dortmund wurde zur weltweit bedeutenden Bierstadt. Seit Mitte der 1960er Jahre verloren die Dortmunder Brauereien wieder an Bedeutung. Gründe für den Verlust der Selbstständigkeit sieht Wolfgang Skorvanek rückblickend in Fehlentscheidungen im Marketing und bei Investitionen. Heute gibt es nur noch zwei Brauunternehmen in Dortmund.

Die Veranstaltung findet am kommenden Montag (16. Oktober 2023) um 18 Uhr beim Evinger Geschichtsverein im „Evinger Schloss“ (Nollendorfplatz 2). Der Eintritt ist frei.

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