Ein schwerer Verkehrsunfall in Kabul hatte vor zwei Jahren die Kindheit des achtjährigen Mohammad abrupt beendet. Tagelang lag er im Koma, sein gebrochener Oberschenkelknochen wurde nicht ausreichend versorgt. Der Knochen wuchs in einer starken Fehlstellung zusammen, die das Laufen für Mohammad fast unmöglich machte.
In Afghanistan gibt es weder Materialien noch Möglichkeiten für eine richtige Versorgung
Über die Initiative „Kinder brauchen uns“ (KBU) wurde der Jungen nach Deutschland gebracht und am Klinikum Dortmund operiert. Dr. Katrin Rosery, Oberärztin der Kinderorthopädie, und ihr Team konnten die Fehlstellung korrigieren und Mohammad eine neue Zukunft ermöglichen.
„Wir mussten die Knochen wieder in ihre ursprüngliche Position bringen“, sagt Dr. Rosery, die unter anderem Spezialistin für Hüft-OPs bei Kindern ist. „Solche Fehlstellungen nach Unfällen sieht man bei uns normalerweise nicht.“
In Afghanistan gebe es weder die Materialien noch die Möglichkeiten für eine richtige Versorgung. Dort drohte wegen einer Knochenentzündung sogar die Amputation des Beins.
Schwierige Trennung von der Familie: „Er wusste, dass das seine einzige Chance ist.“
Im Juni wurde die Fehlstellung in einer mehrstündigen Operation korrigiert. Nach der Röntgenkontrolle gab es nun endlich grünes Licht für den achtjährigen Mohammad: Zum ersten Mal seit der OP im Juni durfte er sein verletztes Bein voll belasten und ohne Hilfsmittel gehen.
„Es war toll, diese ersten Schritte zu sehen“, sagt Dr. Katrin Rosery. „Der Junge hat über das ganze Gesicht gestrahlt.“ Wenn alles weiterhin gut verläuft, werden Platte und Schrauben im November oder Dezember entfernt, und Mohammad könnte Ende des Jahres zu seiner Familie nach Kabul zurückkehren.
Bis dahin lebt er bei einer Gastfamilie in Essen. „Mohammad ist ein sehr tapferer und intelligenter Junge“, sagt seine Gastmutter. In Kabul habe er sich selbst um die Reise zur OP nach Deutschland bemüht. „Er wusste, dass das seine einzige Chance ist.“ Die Trennung von seinen Eltern und zwölf Geschwistern habe er gut verkraftet, so die Pflegemutter. Er esse sehr gern und liebe es, zu kochen.
„Später will er Koch werden. Und Profi-Fußballer“, sagt sie lachend. Erst einmal freut sich Mohammad aber darauf, in seiner Heimat wieder zur Schule gehen zu können – auf seinen beiden Beinen und ohne Hilfsmittel. Das Klinikum Dortmund behandelt den Jungen zum Selbstkostenpreis. Diese Kosten übernimmt der spendenbasierte Verein „Löwenstarke Kinderhilfe“.