Der Evinger Geschichtsverein lädt am 18. September 2023 um 18 Uhr in seine Räume am Nollendorfplatz 2 zu dem Vortrag „Von Würmern, Lokuskübeln und Badebassins im Bergbau“ ein. Für die Veranstaltung konnte der Verein die Historikerin Gabriele Unverferth gewinnen.
Wie war es um die Bergleute vor mehr als 100 Jahren bestellt?
Bei ihrer Arbeit, einige hundert Meter unter der Erdoberfläche, wurden Bergleute nicht nur ständig von Unfallgefahren begleitet, sondern auch vielfältige gesundheitlichen Risiken verbanden sich mit der Arbeit. Die schwere körperliche Arbeit in den oft engen, heißen, nassen, staubbelasteten und teilweise unzureichend mit Frischluft versorgten Gruben führte zu Gelenkschäden, Rheumatismus und Erkrankungen der Haut.
Die Erkrankung der Atemwege war besonders gefürchtet, denn Silikose führte zum qualvollen Siechtum. „Jedoch mit der zunehmenden Größe der Zechen trat eine weitere Krankheit hinzu. Zu den seit Mitte des 19. Jahrhunderts verstärkt auftretenden Krankheiten der Bergleute zählte die Wurmkrankheit“, sagt Wolfgang Skorvanek, der Vorsitzende des Evinger Geschichtsvereins.
Die Historikerin Gabriele Unverferth, stellte bei ihren Forschungsarbeiten fest, dass sich die Wurmkrankheit seit den 1890er Jahren im Ruhrgebiet explosionsartig ausbreitete und zu einem ernsthaften Problem entwickelte. Die Krankheit erreichte 1903 mit rund 30.000 Fällen einen Höhepunkt. Sie erklärt: „Wegen des Produktionsausfalls und des Leids der Bergleute beschäftigten sich sogar der Reichstag und der preußische Landtag mit der Wurmkrankheit. Die Politiker veranlassten Knappschaft, Berufsgenossenschaft, Mediziner, Unternehmer und Bergbehörden bis hinauf zur Ministerialinstanz zum Handeln.“
Historikerin Gabriele Unverferth zu Gast beim Evinger Geschichtsverein
Der Evinger Geschichtsverein ist sehr froh, Gabriele Unverfehrt für den Vortrag gewinnen konnten, denn „die angesehene Wissenschaftlerin und Verfasserin vieler Bücher kann ihre Forschungsergebnisse verständlich und lebensnah vermitteln“, merkt Wolfgang Skorvanek an.
In ihrem Vortrag beim Evinger Geschichtsverein befasst sie sich zunächst mit dem Charakter der Krankheit und den Ursachen für deren epidemische Ausbreitung. Sie berichtet über Maßnahmen zur Bekämpfung des Übels und zur Verbesserung der hygienischen Verhältnisse – unter wie über Tage.
Die Gefahr, sich mit dem Hakenwurm zu infizieren, lauerte aber nicht nur dort, sondern auch nach der Schicht in der Waschkaue. An Hand zahlreicher Beispiele beleuchtet der Vortrag die Entwicklung von Grundrisskonzeption und Architektur, Einrichtung und Ausstattung der Badeeinrichtungen auf den Zechen von den ersten Anfängen bis hin zur modernen Schwarz-Weiß-Kaue, die sich seit den 1930er Jahren zunehmend und nach dem Zweiten Weltkrieg endgültig durchsetzte.
Gabriele Unverferth ist Historikerin und war von 1980 bis 2014 wissenschaftliche Mitarbeiterin beim Westfälischen Wirtschaftsarchiv in Dortmund, für das sie auch weiterhin ehrenamtlich tätig ist. Seit Jahrzehnten beschäftigt sie sich mit der Wirtschafts-, Technik-, Architektur- und Sozialgeschichte des Ruhrbergbaus, gelegentlich auch – wie in ihrem Vortrag – mit etwas „anrüchig“ anmutenden Themen.