Eving ist ein Vorort, der durch viele gut erhaltene und neue Siedlungen geprägt ist. „Eigentlich“, sagt Wolfgang Skorvanek, der Vorsitzende des Evinger Geschichtsvereins, „könnte dies ein Image für Eving werden: Eving – Stadtteil der Siedlungen“. Darüber will der Geschichtsverein mit dem Evinger Quartierskoordinator Didi Stahlschmidt am 19.Juni 2023 diskutieren und zuvor mit Interessierten einen Rundgang durch die Alte Kolonie unternehmen.
Die Führung des Geschichtsvereins beginnt an „Evinger Schloss“
Der Evinger Geschichtsverein lädt Interessierte zu einem von Vereinsvorstand Dr. Volker Schacke begleiteten Rundgang durch die Alte Kolonie ein. Der Rundgang beginnt am Wohlfahrtsgebäude am Nollendorfplatz – dem Mittelpunkt der Alten Kolonie.
Das Gebäude, wegen seines Aussehens von vielen Evingern liebevoll „Evinger Schloss“ genannt, markierte 1906 zugleich den Beginn der Werksfürsorge der Bergwerksgesellschaft.
„Badehaus, Kleinkinderverwahrschule, Werkskonsum, Bücherei, Haushaltsschule, später auch Sonderschule Chor- und Rundfunkakademie sowie Sitz des Geschichtsvereins, das Gebäude hat schon viele Aufgaben erfüllt“, erklärt Dr. Schacke.
Ohne Wohnungen keine Bergleute – Ohne Bergleute keine Kohle
Die Alte Kolonie entstand in zwei Bauabschnitten und 1901 wurde die letzte Wohnung der 470 Wohnungen in 125 Häusern an eine Bergmannsfamilie übergeben. Fast 3 Millionen Mark hatte der Siedlungsbau gekostet, stellte der Geschichtsverein bei seinen Forschungen fest.
Trotz der hohen Kosten, es wurde gebaut. Denn Wohnungen waren im Ruhrgebiet zum Beginn der Industrialisierung knapp, weil die Industrie wuchs und einen immer größer werdenden Arbeitskräftebedarf hatte.
Zur Anwerbung von Arbeitskräften und um eine zuverlässige Stammbelegschaft zu erhalten, sahen sich die Zechen gezwungen, in ihrer ländlichen Umgebung werksnahe günstigen Wohnraum zu schaffen.
Hochwertige Siedlungen mit fließendem Wasser und Ofenheizung
Nach den damaligen Maßstäben entstanden hochwertige Siedlungen mit fließendem Wasser und Ofenheizung. Jede Wohnung verfügte über einen kleinen Schuppen und einen eigenen Eingang.
Die Häuser der Alten Kolonie waren nach englischen Vorbildern von Gärten umgeben. Die Siedlung galt deutschlandweit als musterhaft und die Dortmunder Zeitung schrieb am 13. Oktober 1900: „Die Gemeinde Eving steht im Zeichen des Fortschritts. Das sieht man an der Zechen-Colonie.“
Nachdem im 2. Weltkrieg etwa ein Drittel der Siedlung zerstört wurde, erfolgten Wiederaufbauarbeiten mit einfachen Mitteln.
Widerstand gegen den Abriss formierte sich nicht nur in der Alten Kolonie
In den 70er Jahren galt im landesweiten Städtebau die Maxime: „Altes abreißen – Neues bauen!“ Der Alten Kolonie blieb der Abriss aufgrund des Widerstands einer Mieterinitiative größtenteils erspart. Der Widerstand gegen den Abriss formierte sich aber nicht nur in der Alten Kolonie. Im ganzen Ruhrgebiet entstanden sogenannte Arbeitermieterinitiativen, die sich in einem Netzwerk zusammenschlossen.
Bernd Süselbeck, heute Vorstandsmitglied im Geschichtsverein, arbeitete damals selbst in der Mieterinitiative Alte Kolonie mit und sagt: „Rückblickend traten die Initiativen gut vernetzt überwiegend erfolgreich für den Erhalt der Siedlungen ein. Aber ihr basisdemokratischer Anspruch veränderte auch die Parteienlandschaft nachhaltig.“
Die Evinger Mieterinitiative erreichte den weitgehenden Erhalt und die Sanierung der Häuser in der Alten Kolonie durch Stadt und Wohnungsbaugesellschaft mit der Unterstützung der damaligen Landesregierung. Heute gilt die Alte Kolonie als städtebauliches Schmuckstück.
Mehr Informationen:
- Das Treffen des Evinger Geschichtsverein, findet am 19. Juni 2023 um 18 Uhr am Nollendorfplatz 2.
- Die Teilnahme an der Begehung und der anschließenden Diskussion mit Quartierskoordinator ist kostenlos.