Entgegen dem Trend der letzten Jahre war in den ersten Frühlingsmonaten 2023 kein Aufschwung am Arbeitsmarkt sichtbar. Nun scheint nach Ansicht der Arbeitsverwaltung die Schwächephase überwunden und der Arbeitsmarkt bekommt wieder leichten Auftrieb. Im Mai ist die Arbeitslosigkeit erstmalig in diesem Jahr zurückgegangen.
Herausforderung: Angebot und Nachfrage wieder ins Gleichgewicht zu bringen
„Rund 300 Männer und Frauen weniger haben sich bei der Arbeitsagentur in diesem Monat aus einer Beschäftigung heraus arbeitslos gemeldet. Das ist zunächst einmal sehr erfreulich. Doch obwohl die sozialversicherungspflichtige Beschäftigung in Dortmund weiter zugenommen hat, fällt es arbeitslosen Menschen zunehmend schwerer, eine neue Stelle zu finden“, kommentiert Arbeitsagenturchefin Heike Bettermann die Lage auf dem Dortmunder Arbeitsmarkt.
„Neben der schwächelnden Konjunktur bremst das Ungleichgewicht von Qualifikation und Anforderung an Bewerberin und Bewerber die Entwicklung am Arbeitsmarkt. Wir stehen hier aktuell vor großen Herausforderungen. Wir werden Antworten finden müssen auf die Frage, welche Möglichkeiten es gibt, Angebot und Nachfrage wieder ins Gleichgewicht zu bringen“, so Bettermann.
„Erfreulicherweise verzeichneten wir im Mai eine positive Tendenz bei den Arbeitslosenzahlen im Bereich der Grundsicherung. Im Jobcenter Dortmund waren 148 Menschen weniger arbeitslos gemeldet als noch im Vormonat. Mit 206 Personen noch deutlicher gesunken ist die Zahl der langzeitarbeitslosen Menschen“, ergänzt Marcus Weichert,
„Ob es sich hierbei bereits um die lang erwartete Belebung des Arbeitsmarktes handelt, die gemeinsam mit den günstigeren Witterungsbedingungen eingetroffen ist, werden die kommenden Wochen zeigen“, betont der Geschäftsführer des Jobcenter Dortmund.
Erstmaliger Rückgang in diesem Jahr – Unterbeschäftigung steigt aber an
Im Mai wurden 36.221 Menschen in Dortmund arbeitslos gezählt. Davon waren 7.780 Personen bei der Arbeitsagentur und 28.441 Menschen beim Jobcenter Dortmund gemeldet. Damit ist die Gesamtzahl der Arbeitslosen in der Stadt im Vergleich zum Vormonat um 297 Personen oder 0,8 Prozent gesunken, sie liegt gegenüber dem Vorjahr um 8,1 Prozent (+2.716 Personen) höher. Die Arbeitslosenquote für alle bei Agentur und Jobcenter gemeldeten Arbeitslosen sinkt um 0,2 Prozentpunkte auf aktuell 11,2 Prozent (Mai 2022: 10,4 Prozent).
Arbeitslosigkeit ist kein starrer Block. Vielmehr herrscht durch die Zu- und Abgänge in bzw. aus Arbeitslosigkeit viel Bewegung. In der Stadt Dortmund wurden im Mai 5.149 Männer und Frauen erstmals oder erneut arbeitslos registriert. 1.370 Personen davon kamen aus einer Beschäftigung am 1. Arbeitsmarkt.
Das sind 270 Personen weniger als im Vormonat. 5.477 meldeten sich im Mai bei der Arbeitsagentur und dem Jobcenter aus der Arbeitslosigkeit ab. Von ihnen beendeten 1.142 Menschen ihre Arbeitslosigkeit wegen der Aufnahme einer Beschäftigung am 1. Arbeitsmarkt. Das sind 181 Personen mehr als im Vormonat.
Doch diese Zahlen bilden nicht die gesamte Wirklichkeit ab: In der Unterbeschäftigung werden zusätzlich zu den registrierten Arbeitslosen auch die Personen erfasst, die nicht als arbeitslos gelten, weil sie beispielsweise wegen der Teilnahme an Qualifizierungs-, Trainings- oder Beschäftigungsmaßnahmen, wegen Krankheit oder vorruhestandsähnlicher Regelungen nicht als arbeitslos gezählt werden. Die Unterbeschäftigung ist in diesem Monat sogar leicht angestiegen. Insgesamt sind im Mai 48.694 Personen in der Unterbeschäftigung registriert. Das sind im Vergleich zum Vormonat 99 Personen mehr. Die Unterbeschäftigungsquote liegt aktuell bei 14,6 Prozent. Der Anteil der Arbeitslosigkeit an der Unterbeschäftigung sinkt im Mai leicht auf 74,4 Prozent.
Zahl der Ukrainer:innen in der Grundsicherung leicht gesunken
Seit Juni 2022 haben alle geflüchteten Ukrainerinnen und Ukrainer die Möglichkeit, in den Jobcentern einen Antrag auf Grundsicherung für Arbeitssuchende zu stellen. Im Berichtsmonat Mai waren im Jobcenter Dortmund 1.653 Ukrainerinnen und Ukrainer arbeitslos gemeldet. Im Vormonat waren es 1.690 Personen.
Ukrainische Geflüchtete bringen nach Einschätzung der Arbeitsverwaltung gute Voraussetzungen mit, um erfolgreich auf dem deutschen Arbeitsmarkt anzukommen und nachhaltige Beschäftigungen zu finden. Sie verfügen zu mehr als 70 Prozent über ukrainische Berufsabschlüsse und Berufserfahrung und sind relativ jung.
Dennoch braucht ein Berufseinstieg Zeit. Das liegt vor allem daran, dass auf dem Arbeitsmarkt in Deutschland gute Deutschkenntnisse von großer Bedeutung sind.
Gute Englischkenntnisse, über die viele der Geflüchteten verfügen, reichen nicht aus. Gerade in qualifizierten Tätigkeiten ist daher nach einem Integrationskurs häufig noch eine berufsbezogene Sprachförderung erforderlich. Außerdem darf nicht vergessen werden, dass parallel die Anerkennung von Schul-, Studien- und Berufsabschlüssen verfolgt werden muss, um eine qualifikationsadäquate Beschäftigung in Deutschland zu ermöglichen.
Jugendarbeitslosigkeit steigt wieder an – wenig Bewegung bei Arbeitskräftenachfrage
Die Jugendarbeitslosenquote verharrt im Vergleich zum Vormonat unverändert bei 9,1 Prozent. Im Mai waren 3.145 junge Menschen unter 25 Jahren arbeitslos gemeldet. Das sind 103 Personen mehr als im Vormonat.
Im Mai bewegt sich die Nachfrage der Unternehmen nach Arbeitskräften im Vergleich zum Vormonat weiter auf niedrigem Niveau. Der Agentur für Arbeit wurden im aktuellen Berichtsmonat 509 neue Stellen gemeldet. Das sind 60 Stellen weniger als im April dieses Jahres und 826 weniger Stellenmeldungen als im Vorjahresmonat. Der aktuelle Stellenbestand sinkt im Vergleich zum Vormonat marginal um 7 Stellen auf 3.987 offene Stellen.
Im Jahresvergleich liegt er mit einem Minus von 1.683 Stellen auch deutlich niedriger als im Mai des Vorjahres. Die meisten der Agentur für Arbeit gemeldeten offenen Stellen entfallen auf die Berufsgruppen Lagerwirtschaft, Verkauf, Gesundheits- und Krankenpflege sowie Altenpflege.
Alle Zahlen und Infos als PDF zum Download: Arbeitsmarktreport_Dortmund_Mai_2023
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