Spaß ist die einzige Voraussetzung für die Teilnahme am Projekt „Mädchen an den Ball”, das am Mittwoch (19.April) auf dem Vereinsgelände des VfL Hörde startete. Ohne Teambindung oder Kosten lädt das Projekt alle Mädchen im Alter von sechs bis 16 Jahren herzlich ein, sich am Fußballspielen zu versuchen.
Projektstart auf dem Vereinsgelände des VfL Hörde e.V.
Die Auftaktveranstaltung eröffnete die Dortmunder Dezernentin für Arbeit, Soziales, Sport und Freizeit Birgit Zoerner. Neben Bezirksbürgermeister Michael Depenbrock gab es vor allem eine Gästin, die die Mädchen besonders überraschte: BVB-Spielerin Mia Macarena Bedarf, die ein kleines Probetraining anleitete.
Das Projekt „Mädchen an den Ball“ wurde 2007 vom gemeinnützigen Verein „Bildung und Kultur“ (BiKu) e.V. in München ins Leben gerufen und vor vier Jahren neu aufgelegt. Dort hatte das Konzept großen Erfolg und ist bereits mit 17 verschiedenen Standorten in 16 Stadtteilen vertreten.
Gefördert wird das Projekt in Dortmund in erster Linie durch die Stadt. Projektleiterin Anna Seliger hofft, dass die Finanzierung durch öffentliche Gelder dazu beiträgt, „Mädchen an den Ball“ dauerhaft in Dortmund verwirklichen zu können. Sie freut sich auch über Unterstützung durch Kooperationspartner:innen.
Der Mannschaftssport Fußball soll die Mädchen rundum stärken
„Es gibt kaum Angebote, die Mädchen im öffentlichen Raum sichtbar machen. Und deswegen ist „Mädchen an den Ball“ ein wichtiges Angebot für alle Mädchen”, erklärt Projektleiterin Anna Seliger. Abgesehen von dem Spaß am Fußballspielen soll das Projekt vor allem eins bewirken: Das Selbstbewusstsein der Mädchen schon im jungen Alter zu fördern.
Denn vor allem beim Fußballspielen lerne man Zielstrebigkeit, Teamwork, aber auch mit Niederlagen und Konflikten umzugehen. Der Sport soll den Mädchen helfen soziale, interkulturelle und kreative Kompetenzen zu entwickeln.
Der Organisatorin liegt fiel daran, dass die jungen Mädchen sicher und selbstgewiss durch den Alltag gehen. Eine positive Bilanz zieht sie aus den vorangegangenen Projekten: „Wir erleben jetzt in München, dass die Mädchen stolz und selbstbewusst mit ihren Freund:innen mit einem Ball unter dem Arm auf den Fußballplatz marschieren und sagen ‘jetzt möchten wir auch mal spielen’”.
Das Konzept: Offen, locker und ungezwungen
Mindestens zwei der vier professionellen Trainer:innen werden mittwochs vor Ort sein, um die Mädchen beim Fußballspielen zu begleiten. Neben der sportlichen Begleitung wird es aber auch eine pädagogische Anleitung geben.
Der Ablauf der Einheiten soll zudem locker erfolgen: Die Mädchen können ohne Anmeldung innerhalb der zwei Trainingsstunden jederzeit dazu stoßen und ohne Druck austesten, ob ihnen Fußball gefällt. Vereinsbindungen, Punktspiele und Turniere gibt es keine.
Anna Seliger versteht das Projekt als Basis für einen eventuellen Weg in die Fußballwelt: „Bei „Mädchen an den Ball“ geht es um Spaß und Freude am Ball. Das heißt, wir sind die erste Station. Die zweite Station – wenn es den Mädchen gefällt – ist der Fußballverein.”
Das Training richtet sich an Mädchen im Alter von sechs bis 16 Jahren und findet jeden Mittwoch von 16.00 bis 18.00 Uhr an der Goystraße 1 statt. Mädchen ab dem 16. Lebensjahr können selbst als Coach mitwirken und bekommen dafür ein Honorar.
Fernab von Barrieren: Fußball ist die Sprache, die jede:r versteht
Für Mädchen mit Migrationshintergrund kann die Sprachbarriere ein großes Hindernis zur Teilnahme an sportlichen Aktivitäten darstellen. Vor allem in Hörde ist der Anteil von Menschen mit Migrationshintergrund besonders hoch, betonte Bezirksbürgermeister Michael Depenbrock.
„Fußball ist international. Er ist eine eigene Sprache auf der ganzen Welt, egal ob ich nach Südafrika, oder Nordamerika gehe. Es ist der Ball, es sind die gleichen Regeln und die Mädchen verständigen sich nonverbal”, erklärte Projektleiterin Seliger.
Sie hofft auch kulturelle Barrieren und Scheu zu durchbrechen. Dabei orientiert sich die Pädagogin an Projekten in ihrer Heimatstadt München. Dort gebe es teilweise eine Migrationsquote von 85 Prozent. Um dort alle Mädchen zu erreichen arbeitet Seliger dort eng mit Schulen zusammen, die die Flyer der Projekte auslegen. Auch der Kostenfaktor helfe, Barrieren abzubauen.
Dem Stereotyp „Fußball ist Jungs-Sache” entgegenwirken
Stereotype haben beim Projekt „Mädchen an den Ball“ keinen Raum, ganz im Gegenteil. Sozialpädagogin Anna Seliger findet: „Fußball ist eine Sache für alle Geschlechter. Egal ob männlich, weiblich oder divers.
Außerdem hätten Mädchen ungeheuer viel Potential, da sie sozial und kommunikativ seien und sehr früh schon strategisch denken könnten. Wissenschaftlich nachgewiesen sei die Tatsache, dass Mädchen diese Eigenschaften frühzeitig im Vergleich zu Jungen bereits ab sechs Jahren entwickeln können, so die Projektleiterin.
Auch Birgit Zoerner, Dezernentin für Arbeit, Soziales, Sport und Freizeit, sieht die Geschlechter-Stereotype problematisch. Es sei für fußballinteressierte Mädchen und Frauen aufgrund eben dieser Vorurteile schwierig, überhaupt eine Frauenmannschaft zu finden.
„Früher galt Fußball als Jungs-Sport und heute ist es immer noch so“, so Zoerner. „Mädchen an den Ball“ sei daher eine „prima Möglichkeit“ diese Situation zu verändern und weitere Wege für den Mädchenfußball zu ebnen.
Projektleiterin Anna Selinger rät: „Einfach mal vorbeikommen, ausprobieren, den Ball in die Hand nehmen, zugucken, mitspielen, Freund:innen treffen, Freund:innen kennenlernen und sehen, dass das ein ganz tolles Spiel ist, das besonders bei Mädchen in der Gruppe wunderbar funktioniert.“