Diversity und neue Mitstreiter:innen am Donnerstag, 20. April im Studio B

51. Dortmunder Bücherstreit: Von der Kunst der Auseinandersetzung und der Liebe zum Lesen

Foto: Julia Sattler

Am kommenden Donnerstag, den 20. April 2023, lädt die Stadt- und Landesbibliothek zusammen mit den Veranstalter:innen um Moderatorin Julia Sattler wieder zum Bücherstreit. Nach dem 25-jährigen Jubiläum und dem 50. Bücherstreit im Oktober 2022 hieß es Abschiednehmen für die eingefleischte Crew um Autorin und Biographin Marianne Brentzel. Nun heißt es dafür: Bühne frei für aktuelle Bücher und ein neues Team.

Der Bücherstreit richtete sich an ein leseinteressiertes Publikum und die Stadtgesellschaft

Über Bücher streiten die Kritiker:innen im Studio B der Stadt- und Landesbibliothek Dortmund gegenüber dem Hauptbahnhof. Foto: Alexander Völkel für die nordstadtblogger.de

Die umtriebige Bücherstreit-Erfinderin mit Tendenz zur Weltverbesserung, Marianne Brentzel, wurde durch ihr Interesse für „vergessene Frauen“ wie die Stalinistin und welterste Justizministerin Hilde Benjamin oder die im KZ Auschwitz ermordete Nesthäkchen-Erfinderin Else Ury zum Schreiben inspiriert.

Für das Reden über Literatur wollte sie für Dortmund etwas etablieren, das ähnlich funktionierte wie „Das Literarische Quartett“. Zu ihren Literaturgesprächen sollten aber nicht gezwungenermaßen nur Szene-Promis kommen.

Der Bücherstreit richtete sich von Beginn an vor allem an Privatpersonen, ein leseinteressiertes Publikum und die Stadtgesellschaft. Ein Lieblingsort der Dortmunder Kulturpionierin war schon immer die Stadt- und Landesbibliothek Dortmund, die ihr nicht nur ein vielfältiges Archiv für ihre eigenen Bücher bietet, sondern seit jeher auch zentraler Standort für das beliebte Kulturevent ist.

Julia Sattler: „Die Texte sind divers und besonders“

Zweimal jährlich kommen beim Bücherstreit Preisgekröntes und Neuerschienenes, aber auch Übersetztes und Erstlingsromane auf den Kritiker:innentisch. Die 51. Edition des wie gewohnt im Studio B veranstalteten literarischen Quintetts wird mit neuen Gesichtern und einer bewusst diversen Auswahl an Lektüren überraschen.

Auf die Frage, nach welchen Kriterien die Bücher ausgesucht werden, zeigt sich der kritische Spirit des Formats: „Der 2022 erschienene Roman ‚Der junge Mann‘ der neuesten Literaturnobelpreisträgerin Annie Ernaux hat so viele negative Rezension bekommen, dass ich mir einfach selbst ein Bild machen und vor allem auch wissen wollte, was mein Podium darüber denkt. Deshalb habe ich das Buch ins Programm genommen.“ Weil Sattler die Bücher auch gerne „nach Gefühl“ aussucht, können sich die Gäste auf eine vielseitige Diskussion freuen.

Diese und andere Bücher werden am 20.04. im Studio B „bestritten“. Foto: Julia Sattler

Neben der Französin Ernaux werden diese Autor:innen und Texte auf dem Podium diskutiert: Die historische Erzählung der irischen Autorin Claire Keegan Small Things Like These, die 2022 den Orwell Prize für Political Fiction gewann und als Kleine Dinge Wie Diese im selben Jahr beim Göttinger Steidl-Verlag in deutscher Sprache veröffentlicht wurde. Mit Abdulrazak Gurnah hat es gleich einen weiteren Literaturnobelpreisträger. Sein aktueller Roman Nachleben beschäftigt sich mit den kolonialen Traumata des Ersten Weltkriegs aus ostafrikanischer Perspektive.

Von Clare Pollards Gegenwartsroman Delphi fühlt sich Autorin dieses Beitrags besonders angesprochen. Hier versucht eine rastlose Literaturprofessorin, mutlose Ehefrau und planlose Mutter während der Corona-Krise mithilfe von antiken Mythen Antworten auf ihre Gegenwart zu finden. Im Debütroman Hinterher des Studienabbrechers und Wahlberliners Finn Job (Jahrgang 1995) geht es um den Rausch des ‚Erwachsenerwerdens‘ zwischen Kokain und Liebeskummer, Neukölln und Normandie.

Ein Podium mit eigener Meinung: Die neue Crew des Bücherstreits

Julia Sattler ist etabliertes Mitglied und die neue Moderatorin des 51. Dortmunder Bücherstreits

Die Dortmunder Amerikanistin und Lyrikenthusiastin, Julia Sattler, die bereits seit 2015 fester Bestandteil des Podiums ist, hat sich eine starke Crew zusammengestellt. „Wenn man sich die Lebensläufe der neuen Teammitglieder ansieht, könnte man meinen, es ginge da um eine rein wissenschaftliche Debatte – das ist aber gar nicht so“, scherzt die neue Veranstaltungsleiterin.

Dr. Iuditha Balint, Direktorin des Dortmunder Fritz-Hüser-Instituts für Literatur und Kultur der Arbeitswelt, sitzt neben Johannes Borbach-Jaene, Leiter der Stadt-und Landesbibliothek, sowie dem Germanisten und Literaturwissenschaftler Tobias Lachmann von der Dortmunder TU. „Als Germanist hat Tobias einfach ein anderes literarisches Upbringing als ich es mit amerikanischen Texten hatte“, erklärt Sattler. „Er schaut mit ganz anderen Augen auf unsere Autor:innen.“

Zudem soll es zukünftig immer einen wechselnden Gast geben. Besucher:innen können sich daher zunächst auf Karsten Schulz freuen. Der Geschäftsführer des beliebten Dortmunder Bibliotheksdienstleiters und Buchladens „Litfass“ in der Münsterstraße arbeitet schon seit vielen Jahren in enger Kooperation mit den Bücherstreiter:innen zusammen. Am Ende erwartet das Publikum zudem noch eine persönliche Empfehlung seitens der Kritiker:innen. Damit möchten die Veranstalter:innen auch abseits des Romanformats auf andere Literatur-Subgenres wie Lyrik oder Comics hinweisen.

Der Bücherstreit ist eine Kooperationsveranstaltung der Stadt- und Landesbibliothek (0231) 50-1 65 84, des Kulturbüros der Stadt Dortmund (0231) 50-2 54 42, der VHS Dortmund und der Buchhandlung Litfass. Der Bücherstreit wird im Studio B am Max-von-der-Grün-Platz 1-3 „ausgetragen“. Wegen der begrenzten Platzanzahl ist eine vorherige Anmeldung per Mail erwünscht: veranstaltungenzb@stadtdo.de.

Mehr Informationen:

  • 51. Dortmunder Bücherstreit
  • Donnerstag, 20. April 2023, 19.30 Uhr
  • Studio B, Stadt- und Landesbibliothek, Max-von-der-Grün-Platz 1-3
  • Eintritt 4,00 € / erm. 2,50 €
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