Jüdische Gemeinde betreibt das Beratungs- und Begegnungszentrum

„Mittendrin in Hörde“ setzt auf den sozialen und interkulturellen Zusammenhalt

In dieser Begegnungsstätte sind alle Religionen willkommen - neben dem Adventslicht leuchtet auch der Chanukka-Leuchter.
In dieser Begegnungsstätte sind alle Religionen willkommen – neben dem Adventslicht leuchtet auch der Chanukka-Leuchter. Foto: Alexander Völkel für die nordstadtblogger.de

Das ist eine Besonderheit in Dortmund: Nicht nur der Adventskranz, sondern auch der Chanukka-Leuchter brennt in diesem Beratungs- und Begegnungszentrum: „Mittendrin in Hörde“ heißt die Anlaufstelle  an der Hörder Semerteichstraße 185. Sie entstand in Kooperation mit dem Aktionsplan Soziale Stadt und der Jüdischen Kultusgemeinde Dortmund. Die Angebote richten sich an Kinder, Erwachsene und Senior:innen und reichen von der Sozialberatung über den Schachclub und den Eltern-Kind-Treff bis zum Kommunikationskurs. 

„Wir sind offen für jede Nationalität“

Anke Weiermann (Projektleitung Soziale Stadt Hörde), Lina Romanov (Projektleitung Jüdische Gemeinde) und Marina Sinkevitch (Verwaltungsleitung vor Ort).
Anke Weiermann (Projektleitung Soziale Stadt Hörde), Lina Romanov (Projektleitung Jüdische Gemeinde) und Marina Sinkevitch (Verwaltungsleitung vor Ort). Foto: Alexander Völkel für die nordstadtblogger.de

Die Einrichtung verbindet Menschen unterschiedlicher Herkunft und Religionszugehörigkeit. Sie will gemeinsame Freizeitaktivitäten anbieten, den sozialen und interkulturellen Zusammenhalt stärken und so Barrieren zwischen den Kulturen abbauen.

„Wir sind offen für jede Nationalität“, betont Anke Weiermann, Projektleitung zum Aktionsplan Soziale Stadt für Hörde. „Weil Angebote auf russisch und ukrainisch angeboten werden, haben wir den Vorteil, das vermehrt aus der ehemaligen Sowjetunion zu uns kommen. Wir bieten aber auch Beratung auf englisch an und haben Sprachmittler:innen für alle anderen Sprachen.“

Dass die Jüdische Kultusgemeinde als Kooperationspartner für das Angebot ausgewählt wurde, war naheliegend: „In Hörde haben wir viele Gemeindemitglieder und viele Spätaussiedler:innen, die nach Hörde und auf den Clarenberg gezogen sind“, erklärt Lina Romanov, zuständige Projektleitung der Jüdischen Gemeinde. 

Fast zwei Jahre hatten die Beteiligten nach Räumen gesucht 

Seit dem Fall des „Eisernen Vorhangs“ haben viele Menschen aus der ehemaligen Sowjetunion am Clarenberg ein neues Zuhause gefunden. Foto: Alexander Völkel für die nordstadtblogger.de

Dort gab es auch schon einen Vorläufer von „Mittendrin in Hörde“. Angefangen hatte man mit einem Familiencafé im Nachbarschaftstreff am Clarenberg begonnen, da die Menschen dort Unterstützung brauchten. Als die Räume nicht mehr zur Verfügung standen, machte man sich auf die Suche nach einer Alternative. 

In der Zwischenzeit setzten die Aktiven auf digitale Formate – die Eltern-und Kind-Angebote fanden auf einem Spielplatz statt. „So konnten wir am Ball bleiben“, berichtet Lina Romanov. 

„Fast zwei Jahre hatten die Beteiligten nach Räumen gesucht. Wir haben gedacht, in Corona-Zeiten ein Ladenlokal zu bekommen, wäre einfach. Aber das war es überhaupt nicht“, erklärt Marina Sinkevitch, die Verwaltungsleitung vor Ort, die die praktische Arbeit an der Hörder Semerteichstraße 185 mit Haupt- und Ehrenamtlichen organisiert. 

Angebote von der Krabbelgruppe bis zum „Freizeittreff 60+“

Zehn Ehrenamtliche und Bundesfreiwillige sowie drei Hauptamtliche kümmern sich um die Hilfesuchenden und Gäste.
Zehn Ehrenamtliche und Bundesfreiwillige sowie drei Hauptamtliche kümmern sich um die Hilfesuchenden und Gäste. Foto: Alexander Völkel für die nordstadtblogger.de

Der „Freizeittreff 60+“ richtet sich an Senior:innen. Hier werden Konzerte und Lesungen angeboten, aber auch Fachvorträge, z.B. zum Schwerbehindertenrecht, zu Patientenverfügung oder Pflegeleistungen. 

Der Schachclub „Schach vereint“ ist ein generationsübergreifendes Projekt, bei dem Menschen verschiedener Herkunft und unterschiedlichen Alters zusammenkommen und ihr Hobby pflegen können.

Der Eltern-Kind-Treff für Kinder bis zum Kindergarteneintritt bietet Eltern und Kindern Kontakt zu anderen Familien. Geplant ist auch eine Hausaufgabenbetreuung für die Fächer Deutsch, Englisch und Mathematik.

Sprachangebote helfen bei der Alltagsbewältigung

Foto: Alexander Völkel für die nordstadtblogger.de

Ein Kommunikationskurs richtet sich an Menschen mit Migrationshintergrund, die die deutsche Sprache vertiefen und ihr Vokabular erweitern wollen. Für alle in Hörde lebenden Menschen und Neuzugewanderten bietet die Jüdische Kultusgemeinde Dortmund (JKGD) Sprechstunden und Begleitung zu Institutionen, in Notfällen auch zu Ärzten an. 

Die Sprechstunde unterstützt und berät z.B. zu ALG II, zu Sozialhilfe und Grundsicherung, zur Beantragung von sozialen Leistungen, hilft beim Ausfüllen von Formularen oder beim Briefeschreiben. 

Neuzugewanderte erhalten Hilfe bei der Wohnungssuche, bei Bewerbungen oder der Suche nach Arbeits- und Ausbildungsstellen, Familien bei der Anmeldung im Kita-Portal, Senior:innen bei Fragen rund um das Leben und Wohnen im Alter. 

Offizielle Eröffnung als Zeichen der Wertschätzung

 Bezirksbürgermeister Michael Depenbrock, eonid Chraga (Geschäftsführer Jüdische Kultusgemeinde), Rabbiner Avigdor Nosikov und Sozialdezernentin Birgit Zoerner kamen zur offiziellen Eröffnung.
Bezirksbürgermeister Michael Depenbrock, Leonid Chraga (Geschäftsführer Jüdische Kultusgemeinde), Rabbiner Avigdor Nosikov und Sozialdezernentin Birgit Zoerner kamen zur offiziellen Eröffnung. Foto: Alexander Völkel für die nordstadtblogger.de

Auch wenn das Zentrum seit über eine Vierteljahr geöffnet hat, wurde es erst in dieser Woche in Anwesenheit von Bezirksbürgermeister Michael Depenbrock und Sozialdezernentin Birgit Zoerner sowie Rabbiner Avigdor Nosikov und Leonid Chraga von der der Jüdischen Kultusgemeinde feierlich eröffnet. 

„Seit September ist das Zentrum in Betrieb. Aber es war uns wichtig, noch ganz offiziell eine Eröffnung zu machen – das bedeutet ja auch eine Wertschätzung“, sagte Sozialdezernentin Birgit Zoerner. „Der Aktionsplan Soziale Stadt soll alle mitnehmen. Man kennt sich und schafft Vertrauen, wenn man sich begegnet und unterhält“, machte sie die Notwendigkeit deutlich.

Es gehe dabei auch um ein interkulturelles Verständnis. Daher sei es gut, dass vor Ort so viele Partner:innen kooperierten und Angebote machten. Zehn Ehrenamtliche und Bundesfreiwillige sowie drei Hauptamtliche kümmern sich um die Hilfesuchenden und Gäste. „Danke ans Team, welches die Einrichtung mit Leben füllt und sich engagiert“, so Zoerner.

Kontakt und weitere Infos: jg-dortmund.de/de/mittendrin-in-hoerde

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