„Zukunft #MINT“
Fachveranstaltung zur Gewinnung weiblicher Talente in MINT-Berufen stieß auf großes Interesse
Für viele Unternehmen wird es immer schwieriger, geeignete Fachkräfte im MINT-Bereich zu gewinnen. Vor allem weibliche Talente werden für die auch heute noch eher männerdominierten Branchen noch zu wenig in den Blick genommen.
Die Regionalagentur Westfälisches Ruhrgebiet, das Kompetenzzentrum Frau & Beruf Westfälisches Ruhrgebiet und die Gleichstellungsbüros der Städte Dortmund, Hamm und des Kreises Unna sehen hier dringenden Handlungsbedarf und luden Unternehmen aus dem MINT-Sektor, aber auch Multiplikator*innen und Vertreter*innen aus dem Bildungsbereich sowie aus der Politik für den 13. September zu einer Fachtagung in die Zeche Hansemann ein.
Zentrale Frage der Veranstaltung war, an welchen Stellschrauben gedreht werden muss, um das Interesse von Mädchen und Frauen für entsprechende Berufsfelder zu wecken. Abgerundet wurde die Tagung mit einem bunten Markt der Möglichkeiten, auf dem sich Bildungseinrichtungen präsentierten, die ihre Angebote zur Gewinnung weiblicher Talente vorstellten und mit den Teilnehmenden in einen regen Austausch kamen. Mehr als 100 Gäste nutzten die Chance, um sich auf der Zukunft #MINT zu informieren und sich mit regionalen Initiativen und Institutionen auszutauschen. Thomas Schäfer, Geschäftsführer des Handelsverbandes NRW Westfalen-Münsterland und Vorsitzender des Facharbeitskreises Westfälisches Ruhrgebiet, betonte in seiner Begrüßungsrede, dass die Wirtschaft gerade in Zeiten des Fachkräftemangels dringend auf das weibliche Potential angewiesen sei, und freute sich über das hohe Interesse an der Veranstaltung.
Karin Ressel vom Technikzentrum Minden-Lübbecke zeigte in ihrem interaktiven Vortrag, dass es bereits beim Heranführen an technische Berufe an den Arbeitsmitteln scheitert. „Viele Werkzeuge sind so konzipiert, dass sie für junge Frauen unhandlich sind“. Auch konnte sie aus ihrer Praxiserfahrung berichten, dass Mädchen und Frauen den Sinn ihrer Tätigkeit vielmehr hinterfragen, als Jungen und Männer, und es wichtig sei, diesem Aspekt Rechnung zu tragen.
Erfrischend ehrlich berichtete Vivien Emily Schiller von adesso SE über die Aktivitäten in ihrem Unternehmen, um mehr Frauen für IT-Berufe zu begeistern sowie deren Anteil in den Führungsetagen zu steigern. Mit der Kampagne „She for IT“, die 2019 startete, konnten mit zielgerichteter Ansprache und attraktiven (Qualifizierungs-)Angeboten bereits erste Erfolge erzielt werden. Sie ging aber auch darauf ein, dass auch immer wieder nachjustiert werden musste, um die Akzeptanz im Unternehmen zu erhalten. Ihre wichtigste Botschaft lautet: „Es geht nur, wenn die oberste Führungsebene hinter den Zielen steht und die Maßnahmen explizit unterstützt.“
Aus Sicht von Romy Mlinzk, Inhaberin einer Agentur für Social Media & Digitale Kommunikation sowie Vortragende zum Thema „Digitales Personalmarketing“, müssen Mädchen und junge Frauen zudem verstärkt in den sozialen Medien angesprochen werden. Ganz nach dem Motto „der Köder muss dem Fisch schmecken“ seien Formulierungen, Sprache und Bilder sehr wichtig, um überhaupt Interesse an verschiedenen Berufsperspektiven zu wecken.
Auch in dem hochkarätig besetzten Podiumsgespräch, an dem neben Karin Ressel und Vivien Emily Schiller Dr. Jens Stuhldreier vom Ministerium für Arbeit, Gesundheit und Soziales des Landes NRW, Dr. Marcus Mundry vom Heisenberg-Gymnasium und Magdalena Hein, Projektleiterin von zdi.NRW miteinander diskutierten, wurde deutlich, dass es bereits sehr gute Angebote gibt, um Mädchen Einblicke in MINT-Berufe zu geben, aber eine engere Verzahnung aller Akteur*innen notwendig ist, um das volle Potential auszuschöpfen. Denn: geschlechterbezogene Rollenstereotype halten sich hartnäckig und können nur mit frühzeitigen und zielgerichteten Ansätzen und Projekten aufgebrochen werden. Hier seien neben Schule und Wirtschaft auch außerschulische Angebote und die Einbindung der Eltern gefragt, da diese ihren Töchtern auch heute noch vielfach zu den klassischen Frauenberufen raten. Oft fehle es in der Gesellschaft und in den Medien an weiblichen Vorbildern. „Dies gilt es endlich zu durchbrechen und neue Wege zu gehen. Junge Frauen haben viele Talente und Kenntnisse, wissen es aber oft nicht“, betonte Karin Ressel. Schulen seien gefordert, praktische Angebote zu entwickeln, die es Mädchen ermöglichen, ihre Fähigkeiten zu entdecken und Interesse zu wecken – und zwar ohne, dass im Hintergrund eine Bewertung durch eine Schulnote erfolgt, so ein Fazit aus der Diskussion. Auch Unternehmen wären in der Verantwortung, Mädchen gezielter anzusprechen und konkret auf deren Bedürfnisse einzugehen. Auf Grund der durchweg positiven Resonanz aller Beteiligten zieht André Deutschmann, Leiter der Regionalagentur Westfälisches Ruhrgebiet, ein positives Fazit. „Wir werden an diesem Erfolg anknüpfen und weitere Vernetzungsangebote entwickeln.“