Seit dem baulich begründeten Auszug des türkischen Bildungszentrums des TÜGEM e.V. in der Westhoffstraße unweit des Nordmarktes ist dort nichts mehr passiert. Das könnte sich bald ändern. Auf dem 2500 Quadratmeter großen Grundstück in der Nordstadt könnte eine neue Kita errichtet werden – mit einem muslimischen Trägerverein im Boot und in Zusammenarbeit mit der Stadt Dortmund.
Das alte Bildungszentrum ist marode und muss abgerissen werden
In den vergangenen Jahren gab es verschiedene Ideen für die Nutzung des Grundstücks, welches einer Verwaltungsgesellschaft der DITIB in Köln gehört. Die Türkisch-Islamische Union der Anstalt für Religion e.V. – wie der Verband offiziell heißt, ist Dachverband für rund 900 Moscheen in Deutschland.
Die DITIB, die auch die Zentralmoschee unweit des Nordmarktes betreibt, hatte schon mehrere eigene Ideen bezüglich des Grundstücks. Dazu gehörten studentisches Wohnen und auch der Bau einer Kita. Daraus wurde nichts – ebenso wenig wie ein Neubau des Bildungszentrums. Weil es massive statische Probleme in dem schmucklosen Gebäude gab und gibt, musste der TÜGEM e.V. seine Bildungseinrichtung nach Eving in ein Provisorium umziehen lassen. Die Einrichtung würde aber lieber heute als morgen in die Nordstadt zurückkehren.
Die Stadt Dortmund hat auch schon seit geraumer Zeit ein Auge auf das Grundstück geworfen und würde es gerne kaufen. Man würde auch den unumgänglichen Abriss übernehmen. Denn das Areal würde genügend Platz für eine Kindertagesstätte mit fünf bis sechs Gruppen bieten. Doch die Kölner Grundstücksgesellschaft wollte nicht verkaufen. Die Stadt war abgeblitzt – „aber nur so halb“.
Entsteht eine Gemeinschaftseinrichtung von Stadt und Moscheeverband?
Jetzt steht ein neuer Vorschlag im Raum: Die DITIB würde gerne in Zusammenarbeit mit der Stadt eine Kita bauen und betreiben. Als Blaupause dient die Stadt Mannheim. Dort wurde 2013 eine Kooperationskindertagesstätte eröffnet, die einen muslimischen Kindergarten und eine städtische Krippe unter einem Dach vereint.
Es handelt sich laut der Stadt um ein zumindest 2013 „bundesweit einzigartiges interkulturelles Pilotprojekt zur Förderung von Toleranz und Offenheit“. Dort hat die Stadt Mannheim die Betreuung von zwei Krippengruppen übernommen, der „Verein zur Gründung und Erhaltung muslimischer Kindergärten“ betreut zwei Kindergartengruppen im Ganztagesbetrieb.
Die beiden Einrichtungen haben eine enge fachliche Kooperation vereinbart. Neben der Unterbringung beider Einrichtungen in einem Gebäude teilen sich die Erzieher:innen beider Einrichtungen gemeinsame Personalaufenthaltsräume, um den Austausch untereinander zu vereinfachen. Die Krippen- und Kindergartenkinder nutzen gemeinsam das Außengelände.
Bautechnisch stünde einer Kita nichts im Weg – FABIDO soll mit ins Boot
Sowohl Stadt als auch DITIB könnten sich in Dortmund auch eine gemeinsame Einrichtung vorstellen. Wie genau das aussehen könnte, ist aber noch völlig offen – das gilt sowohl für die Konstruktion, die Trägerschaft als auch die Arbeitsteilung. Klar ist nur, dass die DITIB nicht selbst Betreiberin würde. Dies würde eine entsprechende muslimische Organisation sein, die schon die Expertise und Erfahrung mitbringt, beim Paritätischen Wohlfahrtsverband organisiert und anerkannter Träger der freien Jugendhilfe ist. Diese Kita stünde, wie auch die katholischen, evangelischen oder jüdischen Kitas, unabhängig von der Religionszugehörigkeit allen Familien offen.
„Bautechnisch ist alles besprochen, die Bauvoranfrage wurde gestellt und positiv beschieden“, berichtet Stadtdirektor Jörg Stüdemann, der als Liegenschaftsdezernent in die Verhandlungen involviert war. Nun müsse der organisatorische und finanzielle Rahmen geklärt werden. Dazu wird auch die Kommunalpolitik eingeschaltet, weil die Idee im Raum steht, die städtische Kita-Gesellschaft FABIDO in diese Kooperation einzubinden.
Zu erwarten sind kontroverse Diskussionen. Denn der DITIB schlägt schon länger Skepsis entgegen, weil sie direkt aus der Türkei gesteuert wird und auch die Imame direkt aus der Türkei entsendet werden. Die Religionsbehörde machte u.a. Schlagzeilen, weil sie ihren Imamen angeblich befohlen haben soll, nach dem gescheiterten Putsch gegen Erdogan ihre Mitglieder und Kritiker:innen auszuspionieren.