In der Bezirksvertretung wurde der Stand der Planungen vorgestellt

Geht die Nordstadt baden? Die BV diskutiert die Zukunft von Freibad Stockheide und Nordbad

Ab dem heutigen Freitag öffnet das Freibad Stockheide. Fotos: Alex Völkel
Ein Bild aus früheren Tagen: Das Freibad Stockheide im Hoeschpark ist seit letztem Jahr geschlossen. Foto: Alexander Völkel für Nordstadtblogger.de

Die Zukunft des Freibads Stockheide und die Sanierung bzw. der Neubau des Nordbads beschäftigen abermals die Bezirksvertretung Innenstadt-Nord. Von Sportdirektor André Knoche ließen sie sich den aktuellen Sach- und Planungsstand berichten. Denn beide Maßnahmen sind noch nicht in trockenen Tüchern. Mit dem Baubeschluss für das Freibad wird im Frühjahr 2023 zu rechnen sein – dann liegt der detaillierte Plan mit allen Kosten auf dem Tisch.

Der Rat hatte die Sanierungsplanung für das Freibad Stockheide beschlossen

Der Stadtrat hatte im März 2022 mit großer Mehrheit beschlossen, auf eine weitere Machbarkeitsstudie zu verzichten und gleich die Sanierung für das denkmalgeschützte Traditionsbad im Hoeschpark in Auftrag zu geben. Gleichzeitig wurde der Beschluss des Ausschusses für Kultur, Sport und Freizeit aufgehoben, dass es eine temporäre Ertüchtigung geben soll. Daher fand in diesem Sommer kein Badebetrieb statt – und auch in den nächsten Sommern wird es keinen geben.

Immer wieder hatte es Aktionen zum Erhalt des Bades gegeben – letztendlich erfolgreich. Foto: Alexander Völkel für Nordstadtblogger.de

Mittlerweile ist die tiefergehende Sanierungsplanung beauftragt worden, die Klarheit über die Möglichkeiten und Kosten der Sanierung des Freibads Stockheide bringen soll. Klar ist nur, dass es teuer wird. Wie teuer, dass muss die Prüfung ergeben.

Die erste Kostenschätzung ging von sieben Millionen Euro aus. Doch diese konkrete Zahl ist mehr als drei Jahre alt. „Man kann davon ausgehen, dass es durch die Steigerung der Baukosten mindestens 20 Prozent mehr werden“, berichtet André Knoche.

Doch das dürfte nicht das Ende der Fahnenstange sein – denn ein Baubeginn ist noch nicht in Sicht. Die Maßnahme muss wegen des Volumens europaweit ausgeschrieben werden. „Verschiedene Planungsbüros sind interessiert und geben in den nächsten Wochen die Angebote ab. Dann kann das Beschaffungsamt auswerten. Schon jetzt laufen verschiedene vorbereitende Untersuchungen zu den Gutachten, um Zeit zu sparen“, so Knoche.

Der Zeitplan sieht vor, noch in diesem Jahr ein Büro zu beauftragen. Die Planungsphasen sollen dann im Frühjahr vorliegen. „Es gibt dann eine sehr konkrete Kostenschätzung. Dann ist der Rat noch mal gefordert, um den sogenannten Baubeschluss zu fassen. Bisher eigentlich eine Willenserklärung zur Sanierung“, machte der Sportdirektor in der Nordstadt-BV deutlich. „Dann muss der Rat das Geld auf den Tisch legen. Zeitdruck bis dahin gibt es nicht, weil der Haushalt nicht im Dezember, sondern erst im Februar beschlossen werden soll. Das passt sehr gut“, so Knoche.

Freibad soll künftig ohne fossile Energieträger betrieben werden

„Das war mehr als ich erwartet habe. Ich bin sehr erfreut, was sie berichten“, betonte Franz-Josef Ingenmey als Vertreter des Seniorenbeirats – aber auch als Vorsitzender der Freunde des Hoeschparks. Dieser macht sich Gedanken, wie künftig die Energieversorgung im Bad laufen soll: „Sollen sich die Büros auch Gedanken zur Warmwasser-Erzeugung und Energieversorgung machen? Das ist ja ein zentrales Zukunftsthema. Werden auch Geothermie, Fernwärme, Photovoltaik etc. geprüft?“, wollte Ingenmey wissen.

Die alten Schulmeister- und Sanitätshäuschen werden nicht mehr benötigt.
Das Freibad Stockheide ist schon lange eine große Baustelle. (Archivbild) Foto: Alexander Völkel für Nordstadtblogger.de

„Wir sind klar auf dem Weg weg von fossilen Energieträgern. Auch ein neues Bad wird zukünftig Energieträger haben, die zukunftssicher sind. Wir müssen in der Detailplanung prüfen, ob Photovoltaik in Zusammenhang mit Wärmespeicherung nutzen kann“, so Knoche.

„Ich freue mich schon auf Vorlage und Baubeschluss“, sagte Marco Unterauer (Grüne). „Sind die Dachflächen für Photovoltaik zu nutzen und wie sieht es mit dem Personal aus“, wollte er wissen. Denn das Freibad Stockheide selbst hat kein Personal – die Stadt hat (bisher) nur welches in den städtischen Hallenbädern. 

In Bezug darauf äußerte Knoche: „Wir haben uns am Ende eines Personaldienstleisters bedient. Wir müssen bereit sein, Personal zu gewinnen. Aber der Markt ist absolut leergefegt. Auch die Sportwelt hat Probleme. Das ist ein ganz großes Thema.“ Denn überzähliges städtisches Personal, wenn das Westbad als Neubau im Revierpark Wischlingen wiedereröffnet wird, gibt es dann wohl nicht mehr. Durch Krankheit, Vorruhestand und Wechsel ins Südbad bleiben wahrscheinlich keine Beschäftigten mehr übrig. 

Das Freibad könnte künftig ein Kaltwasserbad werden

Ein Rohrbruch im Freibad Stockheide sorgt für eine vorrübergehende Schließung des Bades
Kein Wasser im Bad. Das wird noch eine ganze Weile so bleiben. Die Sanierung lässt auf sich warten. Klaus Hartmann | Nordstadtblogger

„Welche Alternativen für das Bad haben wir mit Blick auf den Denkmalschutz? Was ist da möglich? Oder baden wir kalt?“, wollte Brigitte Jülich (SPD) wissen. Probleme bei der Installation von Photovoltaik gebe es seitens des Denkmalschutzes nicht, so Knoche. Doch das werde nicht reichen, sollte man damit das Bad heizen wollen. Darüber lasse sich nur Strom erzeugen, aber keine Wärme. Das wäre unwirtschaftlich. 

Allerdings soll das Bad künftig ausschließlich regenerativ betrieben werden. Zur Prüfung gehört dann auch die Frage, ob überhaupt eine Wassererwärmung benötigt wird. „Das ist dann eine politische Entscheidung“, sagte der Sportdirektor mit Verweis auf Naturfreibäder, wo es auch keine Regulierung der Wassertemperaturen gibt. 

Ob perspektivisch Photovoltaik, Solarthermie, Erdwärme, Fernwärme oder andere Techniken zum Tragen kommen, darüber soll sich das Ingenieurbüro Gedanken machen: „Es ist deren Auftrag, die Energietechnik mitzuplanen, die unabhängig von fossilen Energieträgern ist“, betont Knoche.

Sanierung oder Neubau? Die Zukunft des Nordbades ist ungewiss

Thema in der Bezirksvertretung war auch die Zukunft des Nordbades. Anders als das Freibad Stockheide ist dies noch in Betrieb. Die Frage, die die BV-Mitglieder umtreibt, ist die, ob das Bad auch während einer Sanierung oder eines Neubaus weiter betrieben werden kann. Denn ein Wegfall aller Wasserflächen im kinderreichsten Stadtteil Dortmunds wäre ein gravierender Einschnitt. 

Sportdirektor André Knoche von den Sport- und Freizeitbetrieben hält das Nordbad (im Hintergrund) und das Freibad Stockheide für „abgängig“. Foto: Alex Völkel
Sportdirektor André Knoche von den Sport- und Freizeitbetrieben berichtete über das Nordbad (im Hintergrund) und das Freibad Stockheide. Archivfoto: Alexander Völkel für Nordstadtblogger.de

Sportdirektor André Knoche machte keinen Hehl daraus, dass seiner Meinung nach eine Sanierung keinen Sinn mache. „Aber wir warten das Gutachten ab“, zeigte er sich diplomatisch. Schon früher hatte er einen kombinierten Neubau von Hallen- und Freibad an einem anderen Standort favorisiert. Doch diese Idee wurde durch den Ratsbeschluss zur Sanierung des Freibads Stockheide ad acta gelegt. Nun dreht sich alles um die Frage, ob eine Sanierung in Frage kommt, ein Neubau an der selben oder einer benachbarten Stelle oder an einem ganz anderen Standort. 

Denn eine Sanierung im Bestand würde die Schwimmaktivitäten für rund drei Jahre stoppen. Daher ist eine der Ideen, ob man einen Neubau nebenan errichten kann, bevor der Altbau abgerissen wird. Dafür gibt es nicht ausreichend Platz – wohl aber für den Anbau eines Lehrschwimmbeckens südlich des Bades. 

Zumindest der Lehrschwimmbetrieb könnte dann aufrecht erhalten werden. „Doch das hilft den Vereinen und der Öffentlichkeit nicht weiter“, betonte Knoche. Zumindest stünde im Anschluss deutlich mehr Wasserfläche zur Verfügung, was den Schulen im Dortmunder Norden sehr helfen würde.

Für einen möglichen Neubau werden mehrere Standorte geprüft

Wenig Begeisterung würde eine Sanierung nach Ansicht des städtischen Sportdirektors beim benachbarten Dietrich-Keuning-Haus auslösen. Durch die Bauarbeiten würde das Stadtteil- und Kulturzentrum der Nordstadt mindestens über Monate (wenn nicht sogar länger) beeinträchtigt. Denn die Technik ist komplett verbunden – auch das DKH würde (erneut) zur Baustelle.

Das Nordbad ist ebenfalls marode - ein Neubau oder eine Sanierung ist laut Stadt überfällig.
Das Nordbad ist ebenfalls marode – ein Neubau oder eine Sanierung ist laut Stadt überfällig. Foto: Alexander Völkel für Nordstadtblogger.de

Daher favorisierte Knoche einen „optimierten Neubau“. Auch dafür würden im Zuge der Machbarkeitsprüfung mögliche Standorte geprüft. In Frage kämen neben einem Neubau an gleicher Stelle (nach einem Abriss) auch ein Neubau in der unmittelbarenNachbarschaft – zum Beispiel im Keuningpark oder am Standort der jetzigen Skaterhalle. 

Aber auch der ehemalige Rolandsportplatz an der Schützenstraße sowie der Türkspor-Sportplatz neben der Mendesportanlage sind Optionen. Auch ein Standort nördlich des Freibads neben dem Betriebshof im Hoeschpark soll geprüft werden.

Spätestens im Frühjahr sollen der Politik die Vorschläge auf dem Tisch liegen. Dann muss über Sanierung oder Neubau entschieden werden. Klar ist bisher nur, dass das neue Nordbad kein Sportbad mit einem 50-Meter-Becken würde, sondern „nur“ mit einem 25-Meter-Becken. Auch Alternativen für Lehrschwimmen und Familien soll es geben. 

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  1. Nordbad schließt bis Weihnachten – dafür öffnet das Westbad in dieser Zeit wieder (PM)

    Das Nordbad an der Leopoldstraße muss wegen Reparaturarbeiten am Beckenboden von Montag, 12. Dezember bis zum 23. Dezember schließen. In dieser Zeit steht das Westbad in Dorstfeld (Kortental 15) wieder für den öffentlichen Badebetrieb zur Verfügung, außerdem hat das Südbad an der Ruhrallee 30 geöffnet. Über die Weihnachtsfeiertage sind alle städtischen Hallenbäder vom 24. Dezember bis einschließlich 1. Januar 2023 geschlossen.

  2. Stadt erhält 2,4 Mio. Bundesförderung für die Sanierung des Freibades Stockheide (PM)

    Der Verwaltungsvorstand befasste sich mit der Finanzierung der beabsichtigten Sanierung des Freibads Stockheide. Die Stadt Dortmund erhält für diesen Zweck gut 2,4 Mio. Euro Bundesmittel. Das Gremium beschloss heute – vorbehaltlich der Zustimmung der politischen Gremien – die Bereitstellung des Eigenanteils von rund 4,17 Mio. Euro für das weitere Antragsverfahren zum Bundesförderprogramm.

    Auf Grundlage einer Kostenschätzung aus dem Jahr 2020 hatte sich die Stadt Dortmund im September 2022 beim Bundesprogramm „Sanierung kommunaler Einrichtungen in den Bereichen Sport, Jugend und Kultur (SKJ 2022)“ um eine Förderung der Sanierung des Freibads Stockheide beworben. Auf Beschluss des Deutschen Bundestages im Dezember 2022 erhielt sie die Zusage in Höhe von 2,422 Mio. Euro.

    „Dabei handelt es sich um die Maximalförderung. Mit dieser Summe würden etwa 37 Prozent von den rund 6,6 Mio. Euro Gesamtkosten vom Bund finanziert“, erläutert Sport- und Freizeitdezernentin Birgit Zoerner.
    Zurzeit läuft die tiefergehende Sanierungsplanung an deren Ende eine genaue Kostenplanung stehen wird. Es ist davon auszugehen, dass sich durch die seit 2020 gestiegenen Baukosten und die besonderen Anforderungen an die Klimaneutralität des Vorhabens der städtische Anteil erhöhen wird.

    Über die genaue Kostensituation kann der Rat der Stadt voraussichtlich zum Jahresende informiert werden, so dass er dann den konkreten Baubeschluss fassen kann.

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