Die Neonazis wollten es der Dortmunder Zivilgesellschaft mal wieder zeigen und deren Akteure verschleißen. Doch sie fuhren mit ihren Dauermahnwachen in Eving nur selbst eine Schlappe ein. Auch ihr erneuter Versuch, vor die Flüchtlingsunterkunft zu ziehen, scheiterte. Was ist passiert? Eine Chronologie der Ereignisse.
Fortgesetzte Aktionen in den Stadtteilen gegen angeblichen Asylmissbrauch
Seit Wochen machen die Neonazis in verschiedenen Stadtteilen „Mahnwachen“ gegen angeblichen Asylmissbrauch. Vor allem Eving haben sie dabei im Visier. Dies liegt daran, dass die Neonazis der Splitterpartei „Die Rechte“ hier Unterstützung von ehemaligen Aktivisten der „Nationalen Front Eving“ erhalten.
Schon bei der Bürgerversammlung hatten sie in Eving einen anderen Kurs gefahren, weil ihre früheren Versuche, die Bürgerinnen und Bürger mit falschen Informationen und Vorurteilen aufzuhetzen, erfolglos blieben. Also setzten sie in Eving auf Einschüchterung – die Situation eskalierte.
Zudem waren sie vor einem Monat bei einer nicht angemeldeten Aktion mit Fackeln und Pyrotechnik vor die Notunterkunft für Asylbewerber und Flüchtlinge gezogen. Die Aktion endete für 13 Teilnehmer der Neonazis im Polizeigewahrsam.
Sie verließen – offensichtlich gedemütigt – in Einweganzügen und auf Socken das Polizeigewahrsam, weil ihre Kleidung aus Gründen der Spurensicherung einbehalten wurde.
Neonazis gerieten bei „Mahnwachen“ personell in die Defensive
Bei ihren „Mahnwachen“ geraten sie – wenn sie diese offiziell angemeldet haben – regelmäßig in die Defensive. So auch in Eving, wo die Redner der Partei nicht gegen die Sprechchöre der Bürger und der Antifa durchdringen konnten.
Dort hatte die SPD – wie auch an diesem Freitag – eine Kundgebung gegen die Neonazis angemeldet. Und auch BlockaDO, das antifaschistische Blockade-Bündnis, hatte mehrfach zum Protest aufgerufen. Daher waren die Neonazis bei den wöchentlichen Aktionen zahlenmäßig deutlich unterlegen.
Tägliche „Mahnwachen“ sollten die Demokraten verschleißen – doch sie trafen nur sie selbst
Offensichtlich frustriert wollten sie nun den Demokraten zeigen, wer die Straße „beherrscht“. Daher meldeten sie statt wöchentlicher Kundgebungen nun täglich „Mahnwachen“ an. Von Dienstag bis Donnerstag gab es keinen Protest mehr dagegen.
Was die Neonazis als Erfolg feiern, war eigentlich eine Schlappe: Die Zivilgesellschaft zeigte ihnen die kalte Schulter und ließ sie unbeachtet in der Evinger Mitte stehen.
Dieses Ignorieren war von Erfolg gekrönt: Die „Mahnwachen“ waren die pure Langeweile für die „erlebnisorientierten“ und teilweise gewaltbereiten Neonazis. Protest ist für sie das Salz in der Suppe. Und ignoriert zu werden schmeckt ihnen nicht.
Das lässt sich an den Teilnehmerzahlen ablesen: Am Montag – hier gab es noch Protest gegen sie – waren es 51 Neonazis. Am Dienstag kamen 26, am Mittwoch noch 20 und am Donnerstag sogar nur noch elf (!) Teilnehmer, die den Dauerprotest und die immergleichen Reden ertragen wollten.
Kurswechsel am Freitag: Versuchte Attacke gegen Demokraten
Daher musste am Freitag offensichtlich ein Kurswechsel her: Die Neonazis hatten mutmaßlich schon vorher geplant, nach der Kundgebung erneut zur Flüchtlingsunterkunft zu ziehen.
Daher war am Freitag die Zahl wieder auf rund 50 Neonazis angestiegen – schließlich gab es auch dieses Mal wieder zwei angemeldete Gegenveranstaltungen – es gab doppelt so viele Protestierer wie Neonazis.
Gegen Ende der Veranstaltung versuchten eine Gruppe von Neonazis die SPD-Kundgebung zu stören, was die Polizei erfolgreich verhinderte. Die Aktivisten der Partei „Die Rechte“ flohen daher nicht nur sprichwörtlich mit wehenden Fahnen über die Deutsche Straße.
Aktion vor dem Flüchtlingsheim wurde verhindert – Spontandemo auch
Die Neonazis versuchten auf diesem Wege, die Notunterkunft zu erreichen. Allerdings war die Polizei – auch wenn es für die Teilnehmer der Protestkundgebung anders aussah – vorbereitet.
Mehrere Einsatzfahrzeuge waren im Bereich der Notunterkunft präsent. Auch die Einrichtungsleitung war informiert: Mitarbeiter und Wachschutz warteten vor dem Gebäude, um die Situation im Blick zu haben. Unterkunftsleiter Ulrich Hoffmann von den Johannitern stand dabei im ständigen Kontakt mit der Polizei, wie er im Gespräch mit den Nordstadtbloggern bestätigte.
Evinger Flüchtlingsnotunterkunft wurde von der Polizei abgeschirmt
Doch bis dahin kamen die Neonazis nicht: Sie wurden in der Preußischen Straße von einem großen Polizeiaufgebot gestoppt, mussten ihre Banner und Fahnen einrollen und wurden gegen ihren Willen zurück zur Evinger Mitte geführt.
Dort wurden sie in die Stadtbahn verfrachtet und von der Polizei in Richtung Hauptbahnhof begleitet. Und sie durften auch nicht zur Katharinentreppe, wo sie – mal wieder – eine Spontandemo gegen „Polizeiwillkür“ machen wollten.
Am Hauptbahnhof wurden sie in eine S-Bahn nach Dorstfeld verfrachtet und von der Polizei bis „nach Hause“ begleitet.
Neuer Versuch der Neonazis am Montag in Hörde
Es war mal wieder kein gelungener Abend für die Neonazis. In der kommenden Woche geht es übrigens nicht in Eving, sondern in Hörde weiter: Am Montagabend wollen sie von 19 bis 21 Uhr im Bereich Hörder Brückenstraße/ Ecke Benninghofer Straße erneut demonstrieren.
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