In der kommenden Woche startet die neunte Auflage in der Nordstadt

„Djelem Djelem“ ist viel mehr als ,nur‘ ein Roma-Festival für Kunst und Kultur in Dortmund

Auf dem Nordmarkt fand das Djelem-Djelem-Familienfest statt.
Auf dem Dortmunder Nordmarkt findet erneut ein Kinder- und Familienfest statt. Foto: Alexander Völkel für nordstadtblogger.de

Bereits zum neunten Mal findet vom 3. bis 21. August 2022 das Roma-Kulturfestival „Djelem Djelem“ in Dortmund statt.  Es ist allerdings nicht nur ein Kunst- und Kulturfestival, das seit 2014 ein Mal jährlich in Dortmund veranstaltet wird. Die Einzigartigkeit der Veranstaltung liegt in den von Anfang an stattfindenden Fortbildungen für Fachkräfte, Lesungen, Workshops und Fach-Symposien. „Djelem Djelem“ ist ein wichtiges Signal für Dortmund und für die unterschiedlichen Roma-Communities. 

Willkommenskultur vermittelt durch Aufklärung und Austausch

Eine Besonderheit ist die digitale Flagge am U, sie „weht“ vom U-Turm auf die Stadt Dortmund herab,“ berichtet Ricarda Erdmann, Leiterin der Migrationsdienste der AWO Dortmund. „Das Festival wächst und gedeiht.“ 

Ein besonders starkes Zeichen: Die Roma-Flagge "weht digital" auf dem U-Turm.
Ein besonders starkes Zeichen: Die Roma-Flagge „weht digital“ auf dem U-Turm. Foto: Alexander Völkel für nordstadtblogger.de

Im Gegegensatz zu anderen Kulturfestivals steht im „Djelem Djelem“ der Austausch im Fokus. Alle Menschen feiern, lachen und lernen miteinander. Integrationsarbeit wird durch interessante Vorträge, Diskussionen und Gesprächspartner vollbracht, aber auch mit viel Spaß vermittelt.

Die Idee für das Kulturfestival entstand 2013/2014, als die Zuwanderung der Roma zunahm. Ricarda Erdmann entwickelte gemeinsam Sami Dzemailovski (Vorstand des Internationalen Roma-Kultur- und Sportvereins Carmen e.V.) und Berthold Meyer (ehemals Leiter des Theaters im Depot) die Idee, der ausschließlich negativen und angstbesetzten Berichterstattung entgegenzuwirken und eine Art Willkommenskultur zu etablieren.

Stüdemann: Das Festival ermöglicht Perspektiven und neue Blickwinkel

Djelem Djelem, das 9. Roma Kulturfestival
Michael Doerrer (DKH), Elena Preduca (Romano Than), Ricarda Erdmann (AWO), Stadtdirektor Jörg Stüdemann, Roxanna-Lorraine Witt (save space), Öykü Özdencanli (Stadt), Sandro Constantin, Beatris Ana Maria Preduca, Stefan Blank (Grünbau) und Jan Deeken. Foto: Carolin Ulrich für Nordstadtblogger.de

Dabei wurden sie von Anfang an von Stadtdirektor und Kulturdezernent Jörg Stüdemann unterstützt „Djelem Djelem ist aber nicht nur ein Festival“, betont Jörg Stüdemann. Im Laufe der Jahre hat die Veranstaltung für viel Aufklärung gesorgt, Beratungsangebote geschaffen und Hilfestellungen gegeben. Es ermöglicht Perspektiven und neue Blickwinkel. 

Entstanden ist dabei zum Beispiel der Verein Romano Than e.V. („Haus der europäischen Roma“). 2016 als Selbsthilfeorganisation in Dortmund gegründet, bietet der Verein in eigener Sprache, Romanes, mehr als nur Sozialberatung für Zugewanderte an.

Er organisiert das soziale Leben der Gemeinde und versteht sich als Instanz, über eine seit Jahrhunderten vorurteilsbehaftete Ethnie aufzuklären, dazu das Engagement gegen Diskriminierung und Xenophobie in der Stadt zu stärken. Der Verein ist eine Migrant:innen-Selbstorganisation. Auch eine Tanzgruppe ist aus dem Verein heraus unter Leitung von Elena Pruca (Romano Than e.V.) entstanden. Trainiert wird zweimal wöchentlich. 

Ein Programm voller Kunst, Musik und Geschichte der Roma

Ab dem 3. August beginnt am Mittwoch das Programm des Kulturfestivals. Leider stehen die Arbeiten der Künstlerin Malgorzata Mirga-Tas nicht zur Verfügung, weshalb diese Ausstellung auf das nächste Jahr verschoben werden muss. Eine gute Alternative bietet aber die fotografische Arbeit von Gilda-Nancy Horvath. Die Ausstellung findet im Superraum, Brückstraße 64, statt.

Auf dem Nordmarkt fand das Djelem-Djelem-Familienfest statt.
Foto: Alexander Völkel für nordstadtblogger.de

Am Folgetag findet ein Panelgespräch auf dem Vorplatz der Reinoldikirche zwischen 17 und 19 Uhr statt. Der Diskurs beschäftigt sich sowohl mit dem strukturellen Rassismus gegen Roma:nja und und Sinte:zze-Gemeinschaften, als auch dessen Folgen.

Am Donnerstag findet das Familienfest auf dem Nordmarkt zwischen 14 und 18 Uhr statt. Die Familien erwartet ein abwechslungsreiches, internationales Bühnenprogramm und ein buntes Spielangebot für die Kinder. Auch Integrationsangebote werden werden auf dem Familienfest vorgestellt.

Am Samstag (13. August) steht das Outdoor Sport-und Spielfest am Dietrich-Keuning-Haus in der Leopoldstraße 50 – 58 an. In diesem Jahr sogar um einen Bolzplatz und mehrere BMX-Räder erweitert. Auch die Fahrradwerkstatt für Kinder hat geöffnet, sodass Kinder ihre eigene Fahrräder reparieren können.

Kinderarmut und schlechte Arbeitsverhältnisse: Ausweg durch Hilfsangebote

Nach dem FIFA-Turnier am Sonntag geht es am Montag mit einem Podiumsgespräch, welches die Arbeitssituations der Roma:nja und Sinte:zze thematisiert, weiter. Die Digitalwerkstatt wird am Montag und Dienstag veranstaltet und beinhaltet  Roboter, Drohnen und Co.

Ebenfalls am Dienstag findet die Fachtagung „Kinderarmut bekämpfen – Kinderrechte stärken –  Chancengerechtigkeit herstellen – Ansätze für die pädagogische Arbeit” statt. Sie richtet sich an alle, die interessiert sind.

Nach dem Workshop “Ich mache mir meinen guten Weg” am Mittwoch, und der Eröffnung des Nordtreffs am Donnerstag, folgt um 18 Uhr am Donnerstag (18. August) ein Panelgespräch zum Thema: Terror aus der Mitte, indem der Sicherheitsaspekt der Roma in den Fokus gestellt werden.

Frauenpower ist am Freitag gefragt. Workshops im Bereich der Kunst und Organisation werden ab 14 Uhr im Dietrich-Keuning-Haus angeboten. Die Geschichte des Boxers Johann Rukeli Trollmann, welcher in einem KZ ermordet wurde, wird am Sonntag im Kino im Dortmunder U durch ein Dokudrama erzählt. Den Abschluss der Veranstaltung bildet am 20. und 21.September 2022 das „Rom*nja IN Power Theaterkollektiv“: Sie zeigen das Stück „Rom*njaCity reloaded – Stadt befreiter Menschen. Auf der Suche nach einer möglichen Welt”.

Mehr Informationen: Hier gibt es das Programm als PDF zum Download: Djelem_Djelem 2022

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  1. Einladung: „Terror aus der Mitte: Radikalisierung im Kontext digitaler Räume und Gaming Communities“ (PM)

    NSU, Halle, Hanau, Christchurch, El Paso, Utøya – die Liste von Anschlägen ist so lang, wie die Manifeste, in denen die Täter menschenfeindliche, antisemitische, antimuslimische und rassistische Ideologien als Motivation ihrer Taten aufzählen.

    Auffällige Gemeinsamkeiten in den Täterbiografien ergeben sich oftmals nicht mehr durch Mitgliedschaft in verbotenen Vereinigungen oder dem auffälligen Tragen von verbotenen Symbolen, sondern etwa durch die Nutzung der gleichen Medien zur Verbreitung von Hass-Schriften: Einschlägige Boards und Communities im Netz, deren Codes, ideologische Tonalität und Ästhetiken sich in den Manifesten und Anschlägen übergreifend identifizieren lassen.

    Wie erkennen wir Radikalisierungspotentiale, wenn die Orte nicht mehr Rechtsrockkonzerte, sondern Foren im Netz sind? Wie verhindern wir, dass Spiele und die dazugehörigen Communities von Tätern als Resonanzräume für demokratiefeindliche Ideologien missbraucht werden?

    Im Rahmen der Veranstaltung „Terror aus der Mitte“ stellen Matthias Quent (in einem Videovortrag), Veronika Kracher, Christian Huberts und Roxanna-Lorraine Witt ihre Analysen mit Blick auf die Radikalisierung von Täter*innen aus der zivilgesellschaftlichen Mitte vor. Im Anschluss diskutiert das Panel darüber, was es braucht, um Gewaltorgien und Terror zu verhindern und demokratische Werte auch im digitalen Raum zu stärken.

    „Terror aus der Mitte: Radikalisierung im Kontext digitaler Räume und Gaming Communities“
    18. August 2022, 18:00 – 20:00 Uhr
    Kino im Dortmunder U (Leonie-Reygers-Terrasse, 44137 Dortmund)

    Wir bitten um Ihre Anmeldung bis spätestens 17. August 2022: vielfalt@dortmund.de

    Wir laden Sie und Euch herzlich dazu ein, gemeinsam mit uns im Rahmen eines Panelgesprächs über die o.g. Fragestellungen, Handlungsoptionen und Funktionsweisen zu diskutieren.
    Die Veranstaltung ist als Präsenzveranstaltung geplant. Es gelten die aktuellen Infektionsschutzmaßnahmen.

  2. „Lass maro Tschatschepen!/ Wir wollen Gerechtigkeit“ (PM)

    Zwischen Verletzung und Zorn, Heilung und Versöhnung – Ein perspektivischer Diskurs um Erinnerung und Zukunft. Im Frühjahr 2021 überreichte die Untersuchungskommission „Antiziganismus“ nach mehr als zwei Jahren intensiver Forschung der Bundesregierung ihren Abschlussbericht.

    Unter dem Titel „Nachholende Gerechtigkeit“ wurden nicht nur umfassende Ergebnisse zum Ist-Zustand des strukturellen Rassismus gegen Sinte:zze und Rom:nja und seinen Folgen für die von rassistischer Gewalt Betroffenen festgehalten, sondern aus unserem demokratischem Werteverständnis abgeleitete Forderungen aufgestellt, die sich an Regierung, Politik und Zivilgesellschaft richten.

    „Lass maro Tschatschepen!/ Wir wollen Gerechtigkeit“
    04. August 2022, 17:00 – 19:00 Uhr
    Vorplatz Reinoldikirche
    Eintritt frei!

    Gilda Horvath und Serçe Berna Öznarçiçeği haben an einer der wichtigsten Grundlagen des Berichts mitgewirkt, der „Empowerment“-Studie. Als Expertinnen, die die Arbeit der Kommission eng begleitet haben, diskutieren sie gemeinsam mit Betroffenen und Expert:innen aus der Zivilgesellschaft, was nachholende Gerechtigkeit bedeutet.

    Die Panel Teilnehmerinnen:

    Gilda Horvath, Journalistin und Vorstandsmitglied des European Roma Institute for Arts and Culture.
    Serçe Berna Öznarçiçeği, Mitgründerin des feministischen Kollektiv IniRromnja.
    Kati Stüdemann, Dipl. Soziologin, Leiterin des Bildungswerk Vielfalt des VMDO in Dortmund.
    Roxanna-Lorraine Witt leitete das Bildungsreferat im Dokumentations- und Kulturzentrum Deutscher Sinti und Roma und ist Vorsitzende von save space e.V. – Verein für Intersektionalität, Inklusion, Digitalisierung und Empowerment.

    Wir laden Sie und Euch herzlich dazu ein, gemeinsam mit uns im Rahmen eines Panelgesprächs über die o.g. Fragestellungen, Handlungsoptionen und Funktionsweisen zu diskutieren.
    Die Veranstaltung ist als Präsenzveranstaltung geplant.

  3. Fachtagung „Kinderarmut bekämpfen – Kinderrechte stärken – Chancengerechtigkeit herstellen – Ansätze für die pädagogische Arbeit“ (PM)

    Die Integrationsagentur und die Migrationsdienste der AWO Unterbezirk Dortmund möchten Sie gemeinsam mit safe space e.V., Carmen e.V., den Falken UB Dortmund und der Stadt Dortmund ganz herzlich zu unserer Fachtagung „Kinderarmut bekämpfen – Kinderrechte stärken – Chancengerechtigkeit herstellen – Ansätze für die pädagogische Arbeit“ einladen, die im Rahmen des Roma-Kulturfestivals Djelem Djelem 2022 stattfinden wird.

    In der UN-Kinderrechtskonvention sind die Rechte der Kinder festgelegt. Rechte, die allen Kindern dieser Welt ein gesundes und glückliches Leben garantieren sollen. Doch viele Kinder, auch in Deutschland, sind von extremer Armut betroffen und in ihrem Alltag mit gewaltvollen Anfeindungen und Stigmatisierung konfrontiert. Die Gewährleistung der Rechte von Kindern auf soziale Teilhabe hängt häufig von ihrem sozialen Status, ihrem Geschlecht, ihren Fähigkeiten, ihrem Aussehen, ihrem familiären Hintergrund und ihrer Migrationsgeschichte ab.

    Gemeinsam möchten wir der Frage nachgehen, wie die vernachlässigten Rechte von Kindern, insbesondere aus Rom*nja-Familien, auf Bildung, Beteiligung, Förderung, Gesundheit und Schutz etabliert werden können und wie wir Kinder in ihrem Selbstvertrauen stärken können. Wir freuen uns, Prof. Dr. Silke Tophoven und Roxanna-Lorraine Witt als Referentinnen begrüßen zu dürfen.

    Wann? Dienstag, 16. August 2022, 9.00 – 15.30 Uhr
    Wo? Dietrich-Keuning-Haus, Leopoldstraße 50-58, 44147 Dortmund

    Anmeldungen bitte unter Angabe der Institution bis zum 12. August per E-Mail: j.wenzel@awo-dortmund.de

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