Es ist kein April-Scherz: Am heutigen Freitag (1. April 2022) findet in Doha/Katar die Gruppenauslosung zur FIFA-WM statt. Mit einer Protestaktion haben der Osnabrücker Künstler Volker-Johannes Trieb sowie die Verbände AWO International und der AWO-Bezirk Westliches Westfalen vor der FIFA-Zentrale in Zürich ein deutliches Zeichen gegen die menschenverachtenden und grausamen Bedingungen der Arbeitsmigranten:innen in Katar gesetzt.
„Weltgewissen, du bist ein Fleck der Schande“
„Auf Kosten der Fußballweltmeisterschaft sind in Katar beim Bau der Stadien viele tausend Menschen gestorben. Sie wurden wie Sklaven behandelt und sind an Hitze, an Erschöpfung oder wegen mangelnder Sicherheitsvorkehrungen gestorben.
Das wurde sowohl von der FIFA als auch von der Regierung in Katar in Kauf genommen. Das darf an einem Tag wie heute nicht verschwiegen werden“, so Volker-Johannes Trieb, der die Aktion ins Leben gerufen hat.
Sinnbildlich für die vielen Opfer, deren Zahl Amnesty International mittlerweile mit 15.000 beziffert, wurden 6.500 mit Sand gefüllte Fußbälle vor der FIFA-Zentrale abgeladen: Bedruckt mit dem Zitat „Weltgewissen, du bist ein Fleck der Schande“, begleitet von einem Requiem des Cellisten Willem Schulz.
Die aufsehenerregende Aktion wurde vom AWO-Bezirksverband in Dortmund organisiert und orchestriert. Mit den Fußbällen sind im Laufe des WM-Jahres noch weitere Aktionen geplant. Nach dem Endspiel am 18.12.2022 werden die 6.500 Exemplare abgegeben. Gleichzeitig werden Spenden gesammelt, die den Menschen in den Ländern der Getöteten zu Gute kommen.
„Das Leben von Menschen, ihre Arbeitsbedingungen und ihre Freiheit zählen mehr als Profit“
„Wir setzen uns seit vielen Jahren für die Rechte von Arbeitsmigranten und deren Familien ein, die oft in den ärmsten Ländern der Welt zurückbleiben und von dem Geld leben, das ihre Angehörigen schicken. Diese arbeiten meist unter katastrophalen Bedingungen. Die Schicksale der vielen Migranten in Katar sind für uns inakzeptabel und entsetzliche Beweise dafür, dass moderne Sklaverei existiert“, so Ingrid Lebherz, Geschäftsführerin von AWO International.
„Es ist für uns als Arbeiterwohlfahrt nicht akzeptabel, dass Menschenrechte mit Füßen getreten werden. Auch die Unterdrückung der Frauen in Katar prangern wir an. Das Leben von Menschen, ihre Arbeitsbedingungen und ihre Freiheit sind unverhandelbar und zählen mehr als jeder Profit. Deshalb werden wir uns immer dafür engagieren, dass hohe soziale Standards und demokratische Strukturen in den Ländern gelten, an die lukrative Großereignisse vergeben werden“, ergänzt Michael Scheffler, Vorsitzender des AWO Bezirks Westliches Westfalen.
Umfangreiches Material zur Kampagne „Weltgewissen, du bist ein Fleck der Schande“ sowie Informationen zu den Aktionspartnern gibt es auf der Internetseite www.weltgewissen-katar.de
Reader Comments
Manni Breuckmann
Sehr schöne Aktion! Das darf nicht aufhören und muss die Begleitmusik für diese unsägliche WM sein.
Annette
Tolle Aktion, hat es sogar in die Nachrichten geschafft: Tagesthemen vom 1.4.2022 ab Minute 25:
https://www.daserste.de/information/nachrichten-wetter/tagesthemen/videosextern/tagesthemen-19004.html
Studie zu Erwartungen an Fußball-WM in Katar: Wenig Fan-Begeisterung für das sportliche Großereignis (PM FH Dortmund)
Die Ausrichtung der Fußball-Weltmeisterschaft 2022 in Katar sorgt weiterhin für Kritik. Im Fokus stehen dabei sowohl die Menschenrechtssituation im Gastgeberland als auch die Arbeitsbedingungen für Gastarbeitende. Eine aktuelle Studie, an der auch Prof. Dr. Axel Faix vom Fachbereich Wirtschaft der Fachhochschule Dortmund konzeptionell beteiligt war, zeigt nun ernüchternde Meinungen und Erwartungen bei den Fans.
Zum Auftakt einer ganzjährigen Studienreihe zur Fußball-Weltmeisterschaft hat die Kölner Online-Plattform „FanQ“ bundesweit mehr als 4.000 Fußballfans befragt. Von WM-Euphorie kann bei einem Großteil der Teilnehmenden keine Rede sein: Die wenigsten werden die WM live verfolgen. Bei den 16- bis 19-Jähgrigen sind es immerhin 37,2 Prozent, die doch medial dabei sein wollen, bei den 50- bis 59-Jährigen sind es hingegen nur 25,1 Prozent.
Bemerkenswert: Ausgerechnet eigentlich besonders fußballaffine Menschen wenden sich von der WM- in Katar ab. Von allen befragten Stadion-Besuchenden geben 89,4 Prozent an, dass sie im Vergleich zu früheren Weltmeisterschaften deutlich weniger Vorfreude auf die jetzige WM verspüren. Von ihnen lehnen sogar 70,9 Prozent ab, die WM live zu verfolgen. Die geringste Vorfreude auf die WM im Vergleich zu vergangenen Weltmeisterschaften zeigen die Stehplatz-Zuschauenden (87,4 Prozent).
Download: Weitere Umfrage-Ergebnisse und Details bietet die kostenlos zugängliche Studienauswertung als PDF-Datei: http://www.fanq-app.com/ergebnisse/studien
„Die Causa Katar“ am 21.09. in der BVB-Gründungskirche (PM)
Ende 2022 steht die Weltmeisterschaft im Wüstenstaat Katar an. Viel Kritik an der Vergabe hat es bereits gegeben und immer wieder gibt es auch Boykottaufrufe. Nun lädt cominghome09, das pastorale Fußballprojekt an der Dreifaltigkeitskirche in Dortmund, unter dem Titel „Die Causa Katar“ am 21. September um 19:09 zu einem Vortragsabend in die BVB-Gründungskirche, Flurstraße 10, ein.
Der bekannte Journalist Dietrich Schulze-Marmeling hat ein Buch über die anstehende WM geschrieben und beleuchtet an diesem Abend die Geschehnisse, erklärt Hintergründe und möchte die Besucherinnen und Besucher sensibilisieren.
Dietrich Schulze-Marmeling gehört zu den führenden Sach- und Fußball-Buchautoren in Deutschland. Er lebt mit seiner Familie in Altenberge bei Münster und ist als gebürtiger Kamener Mitglied beim Bundesligist Borussia Dortmund. 2011 wurde sein Werk „Der FC Bayern und seine Juden“ zum Fußballbuch des Jahres gewählt.
VHS-Vorträge zur Verkehrswende und zur WM in Katar (PM)
Die VHS Dortmund bietet in der kommenden Woche zwei Vorträge zu aktuellen Themen:
„Eine Reise von Kuwait bis Oman anlässlich der WM 2022“:
Im November 2022 findet eine der umstrittensten Fußball-Weltmeisterschaften erstmals im Orient statt. Das Gastgeberland Katar liegt als Insel inmitten des Persischen Golfs, einer kulturell-religiös, wirtschaftlich und geopolitisch überaus sensiblen Region im Mittleren Osten. Der Referent, Orientreisender aus Leidenschaft seit 1972, hat die Anrainerstaaten am Golf sieben Mal besucht und führt das Publikum am Montag, 24. Oktober, 19.30 Uhr in der Kampstraße 47 anhand zahlreicher Fotos von Kuwait bis zum Golf von Oman, besucht berühmte Emirate wie Abu Dhabi (mit dem neuen Louvre) sowie das Mini-Königreich Bahrein. Und natürlich Katar, eines der reichsten Länder der Welt, mit recht zweifelhaftem Ruf. Anmeldungen unter http://www.dortmund.de/vhs (Veranstaltungsnr. 22-51305), Kosten: 7 Euro
„Verkehrswende jetzt gemeinsam in die Hand nehmen“:
Am Donnerstag, 27. Oktober, 18 Uhr ist der Aktivist, freie Dozent und Autor Tobi Rosswog zu Gast an der Kampstr. 47. In seinem Vortrag geht es um die Mittel und Möglichkeiten zur Erzwingung der Verkehrswende: Er spricht über Fahrraddemos, Gehzeug, selbst gemalte Fahrradstreifen, Bahnfahren zum Nulltarif, Waldbesetzungen und vieles mehr – immer mit Blick auf die Frage: „Wie kann eine Verkehrswende gemeinsam gelingen? Der Eintritt ist frei, Anmeldung unter http://www.dortmund.de/vhs (Veranstaltungsnr. 22-50410).