Die Asche von Ermordeten wurde am Rennweg beigesetzt

Das Ehrenfeld auf dem Hauptfriedhof Dortmund erinnert an die Pogromnacht von 1938

Ehrenfeld auf dem Hauptfriedhof, Rennweg
Ehrenfeld auf dem Hauptfriedhof, Rennweg Foto: Klaus Winter für nordstadtblogger.de

Von Klaus Winter

Der westlich des Rennwegs gelegene Teil des Hauptfriedhofs ist in weiten Teilen ein Zeugnis der Gräuel des nationalsozialistischen Deutschlands. Die Massengräber der russischen, polnischen und jugoslawischen Kriegsgefangenen und Zwangsarbeiter mit ihren Denkmalen legen davon Zeugnis ab. Das historische jüdische Gräberfeld rechts und links des Weges vom Haupteingang zum russischen Ehrenmal offenbart gleichfalls Einblicke in die Schrecken des sogenannten Dritten Reichs.

Neben der Trauerhalle befindet sich ein Ehrenfeld

Gedenkstein auf dem Ehrenfeld des Hauptfriedhofes
Gedenkstein auf dem Ehrenfeld des Hauptfriedhofes Foto: Klaus Winter für nordstadtblogger.de

Ein besonderes Mahnmal ist das kleine Ehrenfeld an der Trauerhalle. Hier steht mehr als nur ein großer Stein, der mit seiner Inschrift auf die Bedeutung des Feldes hinweist. ___STEADY_PAYWALL___

Das Ehrenfeld ist in erster Linie die letzte Ruhestätte jüdischer Mitbürger*innen, die in der Pogromnacht 1938 ermordet oder in den dann folgenden Jahren in Konzentrationslagern ihr Leben verloren.

Der große, mit einem Davidstern verzierte Gedenkstein, verrät die Namen der Mordopfer nicht – auf den ersten Blick. Denn auf seiner Vorderseite werden sie nicht genannt. Um sie zu erfahren, muss man sich die Rückseite des Steins ansehen. Hier stehen die Namen nach Todesjahren geordnet aufgelistet.

Auch finden sich einige wenige Steinplatten mit Namensinschriften auf der Fläche des Ehrenfeldes. Bodendecker überwachsen sie aber immer wieder.

Namen der Ermordeten auf der Rückseite des Gedenksteins – drei Todesopfer stammen aus Lünen

Gedenkstein (Rückseite) auf dem Ehrenfeld des Hauptfriedhofes
Gedenkstein (Rückseite) auf dem Ehrenfeld des Hauptfriedhofes Foto: Klaus Winter für nordstadtblogger.de

In Lünen erreichte der Terror der Pogromnacht einen brutalen Höhepunkt: Drei Morde an Juden geschahen in der Nacht in der Stadt.

Trotz aller Misshandlungen, die sich in der Nacht vom 9. auf den 10. November 1938 im Deutschen Reich ereignet haben, gab es an keinem Ort so viele Todesopfer noch während der Exzesse.

Die Kaufleute Siegmund Kniebel und Albert Bruch, deren Geschäfslokale in der Pogromnacht zerstört wurden, wurden in Lünen-Süd von dem Ortsgruppenleiter der NSDAP erschossen. Kniebel erlitt einen Bauchschuss, Bruch wurde in den Kopf geschossen.

 

Auch eine Steinplatte trägt die Namen der Opfer aus Lünen

Steinplatte mit den Namen der Pogromnacht-Opfer aus Lünen
Steinplatte mit den Namen der Pogromnacht-Opfer aus Lünen Foto: Klaus Winter für nordstadtblogger.de

Der zuvor bereits schwer misshandelte Kaufmann Waldemar Elsoffer wurde gezwungen, die Lippe schwimmend zu durchqueren. Dabei ertrank er.

Die Namen der drei ermordeten Bürger aus Lünen befinden sich nicht nur auf dem Gedenkstein, sondern auch auf einer Steinplatte des Ehrenfeldes an der Trauerhalle.

Opfer aus Borghorst wurden ebenfalls in Dortmund beigesetzt

Steinplatte für Norbert und Moritz Hertz aus Borghorst
Steinplatte für Norbert und Moritz Hertz aus Borghorst Foto: Klaus Winter für nordstadtblogger.de

Eine Platte auf dem Ehrenfeld ist Moritz und Norbert Hertz gewidmet. Die Brüder betrieben ein Manufakturwaren-Geschäft in Borghorst, heute ein Ortsteil von Steinfurt im Münsterland. Am Tage nach dem Pogrom 1938 wurden beide in das Konzentrationslager Sachsenhausen geschafft.

Dort fanden sie den Tod. Ihre Leichen wurden verbrannt und in Urnen nach Dortmund geschickt. So fanden die Borghorster ihre letzte Ruhestätte hier.

Zwölf Opfer waren Dortmunder Bürger

Steinplatte für Fritz Rosenberg aus Dortmund
Steinplatte für Fritz Rosenberg aus Dortmund Foto: Klaus Winter für nordstadtblogger.de

Soweit ersichtlich waren alle anderen Opfer, deren Namen auf dem Gedenkstein des Ehrenfeldes stehen, Dortmunder Bürger gewesen. Sie starben sämtlich zwischen 1940 und 1943 in Konzentrationslagern: Buchenwald, Dachau, Mauthausen, Sachsenhausen.

Die in Dortmund eintreffenden Urnen wurden zunächst an unterschiedlichen Stellen auf dem Friedhof am Rennweg beigesetzt. Erst 1962 schuf man das Ehrenfeld und setzte die Urnen um.

Das Ehrenfeld steht nicht im Mittelpunkt großer Gedenkveranstaltungen. Aber es darf nicht vergessen werden. Deshalb ist es auch für ein Forschungsprojekt des Historischen Vereins für Dortmund und die Grafschaft Mark e. V. von großem Interesse.

Hintergrund:

  • Der Historische Verein für Dortmund und die Grafschaft Mark e. V. (gegr. 1871) ist Träger des Projekts „Jüdische Identität, jüdisches Leben und jüdische Friedhöfe in Dortmund“.
  • Ausgehend von einer wissenschaftlich fundierten Bestandsaufnahme aller historischen jüdischen Friedhöfe im Stadtgebiet sollen neue Erkenntnisse über das Leben und Wirken jüdischer Mitbürger gewonnen und dokumentiert werden.
  • Das Projekt wird gefördert mit Mitteln aus dem Ministerium für Heimat, Kommunales, Bau und Gleichstellung des Landes Nordrhein-Westfalen („Heimatzeugnis“).
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  1. Spaziergang über den Jüdischen Friedhof am Hauptfriedhof (PM)

    Um das jüdische Leben, die Kultur, die unterschiedlichen Traditionen und auch die Friedhofskultur geht es bei einem Spaziergang über den Jüdischen Friedhof am Hauptfriedhof. Los geht es am Sonntag, 20. März, 14 Uhr am Eingang zum Jüdischen Friedhof, Rennweg 119. Die Führung übernimmt Marco Prinz. Mitzubringen ist eine Kopfbedeckung.

    Tickets (8 Euro, ermäßigt 4 Euro) gibt es an der Kasse des Museums für Kunst und Kulturgeschichte (Hansastraße 3) oder online unter http://www.dortmunder-museen.de/kunst-im-oeffentlichen-raum.

    Die Dortmunder Spaziergänge und Radtouren zur Kunst im öffentlichen Raum können auch separat gebucht werden, zum Beispiel für eine Geburtstagsfeier, einen Betriebsausflug oder für externe Gästegruppen. Infos unter Telefon (0231) 50- 24876.

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