Bodo, Gast-Haus und Wärmebus kritisieren Ratsbeschluss zu ihrem Wohnungslosen-Projekt „Bett statt Schlafsack“

In einem innerstädtischen Hotel stehen zunächst zehn Einzel- und Doppelzimmer zur Verfügung, um besonders vulnerable Menschen unterzubringen, die für die bestehenden Unterbringungsformate nicht in Frage kommen.
In einem City-Hotel stehen zunächst zehn Einzel- und Doppelzimmer zur Verfügung, um besonders vulnerable Menschen unterzubringen, die für die bestehenden Unterbringungsformate nicht in Frage kommen. Foto: Sebastian Sellhorst

Von Susanne Schulte

Was gut gemeint war, kommt bei den Aktiven gar nicht gut an: Der Ratsbeschluss von vor zwei Wochen, das Projekt „Bett statt Schlafsack“ von der Stadt Dortmund finanzieren zu lassen, wird von den drei in der Obdachlosenhilfe arbeitenden Trägern – das sind der Verein Bodo, das Gast-Haus und der Wärmebus – kritisiert. Gunther Niermann, Geschäftsführer der Dortmunder Kreisgruppe des Paritätischen, in dem die genannten Träger Mitglied sind, las gestern im Sozialausschuss deren Stellungnahme vor.

„Es gab keine Absprachen, die Träger wurden nicht gefragt“

„Es gab keinerlei Initiative in Richtung der beteiligten Fraktionen, es gab keine Absprachen, die Träger wurden vor der Ausarbeitung des Antrags nicht gehört. Die Finanzierung war bereits bei Projektstart gesichert, eine öffentliche Finanzierung war nicht angestrebt, der Antrag geht darüberhinaus von einem falschen Projektzeitraum aus. Der Antrag entspricht damit nicht den Beschlusslagen bei den einzelnen Trägern, der zuständige Fachausschuss wurde nicht gehört“, heißt es unter anderem darin. ___STEADY_PAYWALL___

Wir bieten eine niedrigschwellige und unbürokratische Unterbringungsmöglichkeit. Diese fachlichen Diskussionen führen wir gerne im Unterarbeitskreis Wohnungslosenhilfe, steuern gerne unsere Erfahrungen aus dem Modellprojekt bei und würden uns eine entsprechende Debatte auch im ASAG (Ausschuss für Soziales, Arbeit und Gesundheit) wünschen – der Ratsbeschluss hat das eher erschwert.“

Alle drei Vereine und Initiativen wurden von Antrag überrascht

Protest vor dem Rat. Foto: Leopold Achilles

Wie ausführlich berichtet, hatten die Fraktionen von Bündnis 90/Die Grünen, CDU und Die Linke+ kurz vor der Ratssitzung am 11. Februar den Antrag formuliert, das genannte Projekt „Bett statt Schlafsack“, das aus Eigenmitteln und Spenden der Träger bezahlt wird, über den geplanten Zeitraum hinaus mit Geld aus der Stadtkasse zu finanzieren und das Angebot an Hotelzimmern zu erweitern.

Von diesem Antrag erfuhren die Verantwortlichen von Bodo, Gast-Haus und Wärmebus einen Tag vor der Ratssitzung und waren völlig überrascht.

Nicht nur, dass überhaupt so ein Antrag gestellt werden sollte, sondern auch dass der Antrag den selben Titel trug wie das Projekt und damit den Eindruck erwecken konnte, man habe sich an die drei Fraktionen gewandt. Bastian Pütter von Bodo verwunderte auch, dass die Dauer des Pilotprojekts falsch beschrieben wurde: Ende Februar statt Ende März.

Bastian Pütter: „Wir wollen kein politischer Spielball werden“

Denn bis Ende März sind die zehn Einzel- und Doppelzimmer in einem Dortmunder Hotel bezahlt, in dem Erwachsene ohne Obdach wohnen, die sonst keinen Zugang zu Übernachtungsstellen haben. „Wir gucken erst, ob wir Geld haben, bevor wir etwas beginnen“, so Pütter im Gespräch mit Nordstadtblogger. „Wir machen Dinge nicht, damit die Stadt uns Geld gibt.“

Mit diesem Pilotprojekt wolle man Hilfe geben, aber auch Erfahrungen sammeln, ob und wie es gelingen könne, dass sich die Menschen wieder zwischen vier Wänden zurechtfänden. Und über diese Erfahrungen hätte man im Frühjahr dann auch während der Ausschuss-Sitzungen, Netzwerktreffen und Arbeitskreis-Besprechungen den anderen dort Tätigen berichtet. „Wir wollen kein politischer Spielball werden, sondern unabhängig bleiben.“

Weder Bodo noch Wärmebus wurden über das Vorhaben informiert

Ein neues Angebot haben Bodo, Gast-Haus und Wärmebus geschaffen und Hotelzimmer angemietet. Foto: Sebastian Sellhorst
Die Initiativen haben zehn Hotelzimmer für Obdachlose angemietet. Foto: Sebastian Sellhorst

Weder mit Bodo noch mit dem Wärmebus hätten die Antragsteller*innen vorher gesprochen, so Pütter. Geschweige denn, dass man sich ausdrücklich für den Antrag bedankt hätte, wie Utz Kowalewski (Die Linke+) in der Ratssitzung gesagt habe.

Julian Jansen (Bündnis 90/Die Grünen) zog nach der Schelte durch die von Niermann vorgetragene Stellungnahme auch noch ein Fazit: „Es ist doch noch etwas Gutes herausgekommen: Es gibt jetzt eine politische Mehrheit, Obdachlosigkeit zu bekämpfen.“

Die von Bastian Pütter betonte Unabhängigkeit schließt die Zusammenarbeit mit Stadtverwaltung und anderen Vereinen und Initiativen seit Jahren nicht aus. Sollten die Träger von „Bett statt Schlafsack“ für die nächste Sitzung des Sozialausschusses am 13. April als Referent*innen eingeladen werden, würde ihn das sehr freuen.

Zur nächsten Sitzung des Sozialausschusses gibt es eine ausführlich Vorlage

Für diese Sitzung will das Dezernat, so Birgit Zörner, eine ausführliche Vorlage zur Situation der Wohnungslosen und zur Wohnungslosenhilfe vorbereiten lassen. Dann werden auch viele Anträge zu diesem Komplex, deren Beratung gestern gefragt war, diskutiert. Wie es der Ausschussvorsitzende Ulrich Langhorst (Bündnis 90/Die Grünen) formulierte: „Das Thema schreit nach Kommunikation.“

 

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