Von Susanne Schulte
Milena Rethmann hätte viel zu meckern, tut es aber nicht. Die Gastronomin des Grünen Salons am Nordmarkt tat – nachdem der erste Schock überwunden war – während der Monate der erzwungenen Schließung gemeinsam mit ihren Mitarbeitenden genau das, was sie immer tut, ließ Essen kochen und arrangieren, es auf vorteilhafte und gut anzusehende Weise präsentieren, ließ es fotografieren und die Rezepte aufschreiben und alles in einem Kochbuch zusammenfassen. Das kommt am 6. Februar aus der Druckerei und kann von den Stammgästen des Lokals und denen, die es werden wollen, gekauft werden. 127 Vorbestellungen hat sie bereits für das 208 Seiten umfassende Werk, in dem die Lieblingsrezepte der Kundschaft zu sehen und die Zubereitungen nachzulesen sind.
Kochbuchprojekt war keine Beschäftigungstherapie: „Wir wollen damit Geld verdienen“
Das Projekt ist keine Beschäftigungstherapie für sie und ihr Team: „Wir wollen damit Geld verdienen“, sagt die Wirtin. Denn ihre Angestellten – das sind Fabian Bentrup, Mona Laiser, Alina Andraczek, Caro Tolkemit, Pascal Kornatz, Joline Olivia Harff und Bernd Gröning – allesamt Student*innen kreativer Fachbereiche wie Journalistik und Grafik, Tondesign und Fotografie, sollten weiter ihre Minijob-Gehälter bekommen. ___STEADY_PAYWALL___
„Das ist uns gelungen.“ Dafür haben die sieben Frauen und Männer auch geackert. Die Köch*innen haben weiter gekocht, Kellner*innen haben die Texte geschrieben, lektoriert und fotografiert, Reinigungskräfte machten das Konzept und das Layout. So ist das Buch – bis auf den Druck – vollständig in Eigenarbeit entstanden. „Nur ich hatte dabei nichts zu tun. Ich war die Praktikantin“, sagt die Frau, die sonst die Chefin ist.
Nur das Blättern soll schon Spaß machen – Idee überzeugte beim Unternehmenswettbewerb „Heimvorteil“
Auch wer nicht selbst kochen möchte, wird Spaß beim Blättern haben: Pastagerichte sind im Baum arrangiert, der Apfelkuchen liest ein Buch. Dazu unterhalten Anekdoten aus vier Jahren Grüner Salon bei der Lektüre.
Die Stammgäste erkennen das grüne Sofa und die Tür zur Küche, den Brownie Cheese Cake und die Zitronen-Petersilien-Carbonara, die Bowls und die Suppen. So ist das Kochbuch mit seinen fast 100 Rezepten auch ein Heimatbuch über das Wohnzimmer vieler Nordstadtbewohner*innen.
Von dem Erfolg der Idee und deren Ausführung war auch die Dortmunder Wirtschaftsförderung überzeugt. Milena Rethmann reichte Ende des letzten Jahres das Vorhaben zum Wettbewerb „Heimvorteil“ ein und freute sich mit ihren Beschäftigten sehr über die Gewinnbenachrichtigung.
Noch mehr würde sie sich freuen, wenn die 500 Exemplare der ersten Auflage sich gut verkauften. Zu reservieren ist das Buch, das 39,90 Euro kostet, bereits jetzt online (Link im Anhang des Artikels). Abzuholen ist es am 6. und 7. Februar von 9 bis 12 Uhr im Grünen Salon oder in der folgenden Woche von montags bis samstags von 14 bis 20 Uhr im Weinladen Stachelschwein an der Bornstraße 142. Und hier folgt die Vorstellung des zweiten Projekts von Milena Rethmann.
Dürfen wieder Gäste in die Lokale, lädt Milena Rethmann auch in eine neue Weinbar ein
Sie selbst sei Weintrinkerin, sagt sie, und machte den Tropfen in der Vergangenheit auch ihren Gästen durch entsprechende Feste und ihrer Belegschaft durch entsprechende Schulungen schmackhaft. Eine Weinbar in der Nordstadt zu eröffnen, war ein Wunsch, der sich bald erfüllt.
Bevor sie, zusammen mit dem Nordstädter Immobilieneigentümer Christian Schmitt, den Umbau der ehemaligen Gaststätte „Altes Schloss“ an der Ecke Bornstraße mit der Mallinckrodtstraße begann, wollte sie testen, wie Wein denn so in der Nordstadt ankommt. Das Testergebnis: „Es läuft super.“
Vor allem vor Weihnachten hätte die Kundschaft in dem kleinen, zwölf Quadratmeter großen Lädchen neben der Gaststätte viel gekauft. Es sei eine andere Klientel als die Stammgäste des Grünen Salons, die meisten ebenfalls aus der Nachbarschaft, aber eben aus der eher östlichen. So sieht sie der Eröffnung der Weinbar mit Optimismus entgegen. „Projekte sind wichtig. Da hat man eine Perspektive. Das ist auch besser fürs Team.“
Jetzt ist die Küche im Grünen Salon wieder warm – am Wochenende werden Pinchos-Pakete ausgeliefert
Die Zwischenzeit – das Kochbuch ist im Druck, die Weinbar noch im Umbau – überbrücken Milena Rethmann und ihre Truppe mit der Zubereitung und Auslieferung von Snackpaketen. „Pinchos-Party“ nennen sie den Service, mit dem sie Fleisch-, Fisch- und Gemüsespieße – in der Salon-Küche frisch zubereitet – zu den Gästen bringen, Wein inklusive – wenn gewünscht.
Seit dem vergangenen Wochenende können sich die Kund*innen ihr Wunschessen für zwei Personen freitags, samstags und sonntags bringen lassen oder es auch abholen – am besten schon einen Tag vorher bestellen.
Ja, auch sie möchte ihre Gäste wieder im und vor dem Lokal bedienen, aber erst, wenn es sicher scheint, dass die nächste Schließung nicht Wochen später angeordnet wird. Sie rechnet nicht mit einer Öffnung der Gaststätten vor Ostern. Bis dahin müssen die Stammgäste ihr Lieblingsrezept aus dem Grünen Salon selbst zuhause kochen.
Weitere Informationen:
www.gruener-salon-am-nordmarkt.de
Grüner Salon – Das Kochbuch
Verlag: Aus dem Pott
Herausgeberin: Grünen Salon c/o Rethmann Gastro GmbH
Preis: 39,90 Euro
ISBN: 987-3-94-5322-21-5