Jedes Jahr zum Jahreswechsel haben die Feuerwehren mit einer erheblichen Anzahl von Verletzungen, Verbrennungen und Wohnungsbränden zu tun. Dieses Jahr gilt es noch mehr als sonst, beim Abbrennen von bereits gekauften Böllern auf sich und seine Mitmenschen zu achten. Die Stadt Dortmund appelliert eindringlich an alle Bürger*innen, am besten auf das Abbrennen von Böllern komplett zu verzichten. Die derzeit angespannte Situation in den Krankenhäusern aufgrund der Versorgung der an Corona erkrankten Personen erfordert es, dass vermeidbare Verletzungen ausgeschlossen werden.
Nach Explosion von illegalen Böllern: Erstes Opfer mit schwersten Verbrennungen im Klinikum
Bereits am Montag hat die Klinik für Unfall-, Hand- und Wiederherstellungschirurgie des Klinikums Dortmund ein erstes Opfer durch illegale Böller gemeldet. Ein junger Mann wurde aufgrund einer Garagen-Explosion mit Verbrennungen dritten Grades auf die Schwerbrandverletzten-Station des Klinikums Nord eingeliefert.
„Er hat sich diese schlimmen Verbrennungen gleich auf einem Viertel seiner Körperoberfläche zugezogen. Es wird Monate brauchen, um das zu behandeln. Und der Mann wird sein Leben lang Narben behalten“, erklärt Dr. med. Fatma Topcuoglu, Fachärztin für Orthopädie und Unfallchirurgie sowie Notfallmedizin.
Auslöser der Explosion waren offenbar illegale Böller, die den Sicherheitsstandards in Deutschland nicht genügten und meist im Ausland gekauft werden. „Wir befürchten, dass in diesem Jahr die Zahl der Böller-Verletzten steigt, da der offizielle Verkauf von Silvesterfeuerwerk in Deutschland ja für dieses Jahr abgesagt wurde und sich nun viele mit illegalen Böllern eindecken“, erklärt Dr. Jens-Peter Stahl, Direktor der Klinik für Unfall-, Hand- und Wiederherstellungschirurgie im Klinikum Dortmund. Insbesondere in der für Kliniken angespannten Corona- Situation könne jeder durch Verzicht auf Feuerwerk dazu beitragen, dass die Krankenhäuser nicht auch noch zusätzlich mit Böller-Opfern belastet werden.
Seit Jahren warnen Dr. Stahl und sein Team vor Silvesterknallern. Doch jedes Jahr kommt es zu verheerenden Schäden an Leib und Leben. „Wir können nur immer wieder auf die Gefahren hinweisen, die illegales Feuerwerk sowie der nicht sachgemäße Umgang mit zugelassenem Feuerwerk verursachen kann“, so Dr. Stahl. Seine Tipps: Immer genügend Abstand zum Feuerwerk halten; nie in großen Menschenmengen abfeuern; Feuerwerk (z.B. Raketen) niemals in der Hand zünden; Böller gehören auf den Boden, Raketen in eine Glasflasche. Wenn das Feuerwerk nicht explodiert ist oder gezündet hat, nicht noch einmal versuchen, es zu zünden.
Oberbürgermeister und Polizeipräsident appellieren in Videobotschaft: „Seien Sie vernünftig“
Vor dem Silvesterabend im Zeichen des Corona-Virus haben sich der Oberbürgermeister der Stadt Dortmund, Thomas Westphal, und der Dortmunder Polizeipräsident Gregor Lange, noch mal mit einer Videobotschaft an die Bürgerinnen und Bürger in Dortmund gewandt.
In dem Video appellieren die beiden Behördenchefs an die Vernunft der Menschen, den diesjährigen Silvesterabend unter Einhaltung strenger Kontaktbeschränkungen zu verbringen und jegliche unnötige Zusammenkunft zu vermeiden. Nur so komme man als Gesellschaft durch diese Pandemie.
Bereits zwei Tage vor Heiligabend hatten Stadt und Polizei mit einer Pressemitteilung Einblick in die Vorbereitungen zur Silvesternacht gegeben. Es gibt etwa umfangreiche Einschränkungen im Rahmen der Corona-Schutzverordnung, unter anderem gibt es auch drei statt bisher zwei Verbotszonen in der Dortmunder Innenstadt zum Abbrennen und Verwenden von Feuerwerk.
Hinweise der Feuerwehr Dortmund zum Umgang mit Feuerwerkskörpern
Wer dennoch nicht darauf verzichten will, seine bereits gekauften Böller abzubrennen, soll bitte diese Hinweise der Feuerwehr Dortmund beachten:
- Achten Sie bei Ihrem Silvester-Feuerwerk auf die BAM-Zulassung (Bundesamt für Materialforschung und –prüfung; www.bam.de). Verwenden Sie keine Grau- oder Billigimporte!
- Bewahren Sie Ihre Feuerwerkskörper in einem sicheren geschlossenen Behälter (Umverpackung) auf, damit diese nicht durch Irrgänger entzündet werden können.
- Schließen Sie alle Türen und Fenster und entfernen Sie brennbare Gegenstände von Balkonen, damit diese durch verirrte Raketen nicht entzündet werden können.
- Lesen und beachten Sie immer die Gebrauchsanweisung!
- Verwenden Sie Feuerwerkskörper nur im Freien. Für spezielle Tischfeuerwerke benutzen Sie eine feuerfeste Unterlage und achten darauf, dass Sie nicht in der Nähe von leicht entzündbaren Stoffen abgebrannt werden.
- Raketen immer senkrecht starten. Dies gelingt am besten mit einer hohen Flasche, die zum Beispiel in einem Flaschenkasten steht. Achtung: Raketen niemals aus der Hand starten.
- Bitte nicht mehrere Knaller bündeln oder auf irgendeine Art mit Feuerwerkskörpern experimentieren.
- Feuerwerkskörper am besten am Boden zünden und sich schnell entfernen. Zündkörper mit Anreißfläche nach dem Zünden sofort wegwerfen, niemals auf Menschen oder Tiere richten und immer einen ausreichenden Sicherheitsabstand einhalten.
- Vorsicht bei Blindgängern. Diese auf keinen Fall ein zweites Mal zünden. Nähern Sie sich einem Blindgänger nicht sofort; warten Sie rund fünf Minuten und übergießen Sie ihn dann mit zuvor bereitgestelltem Wasser.
- Feuerwerkskörper gehören nicht in Kinderhände. Schützen Sie Ihre Kinder durch geeignete Kleidung (Baumwolle) und setzen Sie ihnen eine geeignete Schutzbrille auf. Lassen Sie die Kinder keine Sekunde aus den Augen und sprechen Sie mit ihnen im Vorfeld über die Gefahren. Achten Sie besonders auf unkontrolliert herumspringende Feuerwerkskörper wie Knallfrösche, Kreisel, etc.
Übrigens: Nach erhöhtem Alkoholkonsum gilt stets: Finger weg vom Feuerwerk. Sollte es zu einem Brand kommen, verlassen Sie so schnell wie möglich ihre Wohnung und schließen möglichst die Türen zum Brandraum. Warnen Sie Ihre Mitbewohner und alarmieren Sie umgehend die Feuerwehr über den Notruf 112. Löschen Sie nur selber, wenn keine Gefahr für die eigene Gesundheit besteht.
Hier gibt es die gemeinsame Videobotschaft auf Facebook
Mehr zum Thema bei nordstadtblogger.de: