Thomas Westphal nimmt Arbeit als neuer Oberbürgermeister der Stadt auf – erste PK im Volkswohl-Provisorium am Südwall

Hinter dem eher spartanisch wirkenden Schreibtisch im bereits eingerichteten Arbeitszimmer in der 4. Etage hängt ein von Thomas Westphal selbstgemaltes Bild.
Hinter spartanisch wirkendem Schreibtisch: der neue Oberbürgermeister Dortmunds. Fotos (4): Thomas Engel

Ein neu gewählter Oberbürgermeister gibt seine erste Pressekonferenz in dieser seiner Funktion. Thomas Westphal ist kein Wirtschaftsförderer, kein Sozialdemokrat mehr – in erster Linie. Sondern bekleidet von nun an, endlich – und voraussichtlich für die nächsten fünf Jahre – das höchste Amt in der Stadt. Da darf Presse nicht fehlen.

Wegen Sanierung des Rathauses: Pressekonferenz des neuen OB in Verwaltungsgebäude auf Zeit

Friedensplatz, Stadtgarten und Rathaus von oben - dabei kommt das Grün gut zur Geltung. Archivbild: Alex Völkel
Friedensplatz, Stadtgarten und Rathaus aus der Vogelperspektive. Archivbilder (2): Alex Völkel

Erster offizieller Arbeitstag des Dortmunder Oberbürgermeisters Thomas Westphal im provisorischen Rathaus, das gerade am Südwall 21 bezogen wird. Das einschlägige Stammpersonal vom Friedensplatz ist dabei, das vormalige Bürogebäude der Volkswohl Bund-Versicherung in Beschlag zu nehmen, die es einen Block weiter an die Ecke zur Hohen Straße gezogen hat. Die Räumlichkeiten am Wall – schräg gegenüber dem Stadthaus – wurden seitens der Stadt angemietet. ___STEADY_PAYWALL___

Zwei Jahre soll es dauern, bis das in die Jahre gekommene Rathaus grundsaniert sein wird – um dann endlich den modernen Ansprüchen dieser Zeit, vor allem, was ökologische Standards betrifft, zu genügen. Ende 2022, so der Plan, geht es nach der zwischenzeitlichen vollständigen Entkernung dorthin zurück.

Das vorübergehende Arbeits- und Dienstzimmer des neuen OB ist schon eingerichtet, es kann losgehen, die Amtsgeschäfte rufen. Hinter dem eher spartanisch wirkenden Schreibtisch in der 4. Etage hängt ein von Thomas Westphal selbstgemaltes Bild.

Büro von Thomas Westphal am Dortmunder Südwall ist bereits eingerichtet

Thomas Westphal (l.): erster Termin als neuer OB – zusammen mit Stadtsprecher Frank Bußmann.

Was es mit seinen kräftigen wie bunten Farben aussagen soll, bleibt freilich dem Auge und der Interpretation geneigter Betrachter*innen überlassen, deutet er an. Auch im Vorzimmer zu seinem Büro, wo Gäste warten, hängen zwei Bilder aus malerischer Hand – Szenen des stadtbekannten Dortmunder Fußballs in Schwarz-Gelb aus einem Spiel gegen die lieben Nachbarn von nebenan.

Es riecht quasi noch nach Umzug. Alles ist frisch, genauso, wie der just erst abgeschlossene Streit um das höchste Amt in der Stadt. Der vergangene Wahlkampf, er war sicher auch ein wenig zermürbend, jedenfalls hat er Spuren hinterlassen. Doch ein Wirtschaftsförderer, auch einer von der SPD, wäre keiner, dächte er nicht positiv. Jetzt wird er (voraussichtlich) für die nächsten fünf Jahre an der Spitze der Dortmunder Zivilgesellschaft stehen.

Damit ist er Oberbürgermeister für alle, Sozialdemokrat nur noch in zweiter Linie. Und das mit der Wirtschaft sollte auch nicht mehr ganz oben unangefochten auf der Prioritätenliste politischen Handelns stehen. Was hat der ehemalige Juso-Vorsitzende – der während des Wahlkampfes bei einer Veranstaltung im Dietrich-Keuning-Haus andeutete, er hätte seinen Marx gründlich gelesen, und der nun erster Bürger der Stadt ist – eigentlich konkret vor?

Statt 100-Tage-Programm: Glücksbringer und weitere Erinnerungen an den Wahlkampf

Das dürfte von vielen mit Spannung erwartet werden. In die Karten schauen lassen, will er sich augenblicklich jedenfalls nicht. Noch nicht. Anders als seine vormalige Mitbewerberin um die Stadtspitze, Daniela Schneckenburger. Die hatte bereits während des Wahlkampfes ihr 100-Tage-Programm vorgestellt (wir berichteten). Davon möchte Westphal auch jetzt nichts wissen.

„Das ist jetzt nicht gleich der Tag, an dem ich verkünden möchte, was in den nächsten 100 Tagen pro Tag passiert“, machte der frisch gebackene OB auf seiner ersten Pressekonferenz analog klar. – Wer könnte das auch schon, für jeden Tag? Allein, das täuscht nicht darüber hinweg, dass er aktuell und metaphorisch eigentlich nur Kekse im Gepäck hat. Erinnerungen an die gerade überstandene Stress-Zeit, gewendet zum Blick in die Zukunft. Die der Stadt.

Da ist eine Figur aus der japanischen Kultur – ein Glücksbringer, den er von Udo Tillmann von der Dortmunder HWK geschenkt bekommen hätte. Die mitgebrachte Daruma-Puppe kommt ebenso aus der buddhistischen Tradition und repräsentiert – Gelassenheit. „Eine gute Maxime für das, was ansteht“, erklärt Westphal die bekannte stoische Kategorie aus der Spätantike zu einem seiner Handlungsregulative. Und: Die Figur sei so gebaut – und passte insofern gut zu Dortmund –, dass es sich um ein Stehaufmännchen handele. Findet immer wieder zurück auf die eigenen Füße, stellt ergo Kampfgeist dar.

Anvisierte Tugenden der zukünftigen DO-Elite: Gelassenheit, Mut, Nase-Abputzen

Dezidierte politische Inhalte sind zur Gelegenheit bei der PK indes Mangelware. Stattdessen verlautbart der neue OB mit Blick aufs Mitbringsel: Wenn man es geschenkt bekäme, dürfe man sich was wünschen, ohne es jemandem zu sagen. Dabei würde ein Auge mit einem schwarzen Stift ausgefüllt. Erfüllt es sich, kann in der Folge das andere Auge ausgefüllt werden.

Anschließend müsste die Puppe eigentlich verbrannt werden, worauf Westphal aber verzichtet. Immerhin: Vielleicht bräuchte er in fünf Jahren wieder so einen Glücksbringer, „wenn es in die nächste Runde geht“, heißt es aus der Perspektive des Wahlsiegers.

Was ihm wichtig ist: „Für die Amtszeit ist es auch nicht so schlecht, dass man die täglichen Geschäfte, die man macht, auch unter einer solchen Idee führt, nämlich Gelassenheit, Mut, Wiederaufstehen. Das wird durchaus auch prägend sein für das, was wir zu tun haben.“

Was er zur PK noch mitgebracht hat: einen Wimpel vom Bezirksligisten VFL Kemminghausen, dem 1925 gegründeten Dortmunder Vorstadtclub aus dem Norden. Gute Arbeit, tolle Mannschaft, motivierter Trainer, einfach „ehrlicher Fußball“, sagt er. Wenn’s mit Corona besser wird, will er unbedingt ein Spiel besuchen.

Ein Amt, Arbeit – der Alltag eines Oberbürgermeisters beginnt sich zu formieren

Während der Rathaus-Sanierung sind viele der Bediensteten um den OB an den Südwall umgezogen.
Während der Rathaus-Sanierung sind viele der Bediensteten um den OB an den Südwall umgezogen.

Schließlich, zum Dritten. Ein schwarz-gelber Reinigungsschwamm von der EDG: Das Logo „Glanzleistung“ ziert ihn und Westphal möchte das auf den Wahlkampf bezogen wissen, aber auch darauf, „was man jetzt hinlegen muss, in der Arbeit als Oberbürgermeister, alle zusammen im Rat für das Gelingen dieser Stadt – wie es immer so schön heißt: Für die Stadt das Beste“, erklärt er seine tiefere Motivation.

Dafür müssten alle eben eine Glanzleistung hinlegen. Dafür wolle er mitarbeiten. Insgesamt, so lässt er durchblicken: Das seien drei Punkte aus dem Wahlkampf gewesen, die ihn bewegt hätten, nicht mehr losließen. Menschlich, ach zu menschlich. Seine erste Amtshandlung am Morgen: zusammengesessen und ein paar Dinge besprochen – im Zusammenhang mit der aktuellen Lage in Sachen Pandemie.

Dann habe er die 4. Digitale Woche Dortmund eröffnet. Deren Besonderheit: sie ist das erste Mal so richtig digital: und zwar vollständig – ohne Veranstaltungen, ohne physische Präsenz, ein besonderes Format, das er mit einer Videobotschaft adressiert hatte, in aller Früh. 7:30 Uhr war er vor Ort: Und die Uhrzeit, die wolle er auch in Zukunft beibehalten, illustriert er.

 

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