Die weltweiten Kriege und innerstaatlichen Konflikte bringen immer mehr Flüchtlinge und Asylbewerber nach Deutschland. Nach einem Schlüssel werden diese auf die Kommunen verteilt – auch nach Dortmund. Doch die Zahl ist so stark gestiegen, dass mittlerweile der Raum zur Unterbringung knapp wird. Daher wird die Stadt schon in der kommenden Woche eine Notunterkunft eröffnen.
Nur noch neun von 1900 Plätzen sind frei – Notunterkunft soll helfen
In der ehemaligen Abendrealschule in der Adlerstraße (Innenstadt-West) sollen schon in der kommenden Woche die ersten Flüchtlinge unterkommen, da die bisherigen 1900 Plätze – darunter 1500 in Wohnungen – volllaufen.
Durchschnittlich 30 bis 40 Flüchtlinge pro Woche bekommt die Stadt zugewiesen. Nur noch 30 freie Plätze hat die Stadt. 22 neue Flüchtlinge sind von der Bezirksregierung für Freitag angekündigt. Ab der kommenden Woche hätte Dortmund damit keine Plätze mehr zur Verfügung.
Bezirksvertretung Innenstadt-West wurde informiert – Viel Verständnis
In der Bezirksvertretung Innenstadt-West warb der kommissarische Sozialamtsleiter Jörg Süshardt daher für Unterstützung und Verständnis. Die Räume müssen allerdings noch „ertüchtigt“ werden. 40 bis 50 Menschen sollen im Erdgeschoss des Gebäudes untergebracht werden.
Zwei weitere Etagen wären perspektivisch nutzbar. Zu Beginn müssen noch zwei Duschcontainer auf dem ehemaligen Schulhof aufgestellt werden – mit Sichtschutz und überdachtem Zugang. Die Einrichtung soll allerdings nicht dauerhaft bleiben, sondern nur so lange, bis der Zustrom abebbt und die regulären Kapazitäten wieder ausreichen.
Unterbringung in Wohnungen bleibt erklärtes Ziel
Zur Zeit hat Dortmund 1930 Asylbewerberinnen und -bewerber aufgenommen. 1500 Menschen sind in Mietwohnungen untergebracht. „Es bleibt unser erklärtes Ziel, Menschen in einer eigenen Wohnung mit eigenem Vertrag unterzubringen“, verdeutlichte Sozialdezernentin Birgit Zoerner.
400 Menschen wohnen in kommunalen Objekten. Der überwiegende Teil ist in der einzigen zentralen kommunalen Unterkunft im Grevendiecksfeld (ZKU) in Lütgendortmund untergebracht. Die restlichen Menschen in Räumen, die eigentlich für die Wohnungslosenhilfe bestimmt waren.
Allerdings sind diese Kapazitäten erschöpft, weshalb die Stadt nun temporär eine Notunterkunft einrichten will. Unter allen Umständen will sie vermeiden, Menschen in Turnhallen unterzubringen.
Große Ungewissheit über ankommende Menschen – kurzfristige Ankündigung
Wie viele Menschen kommen, kann bei der Stadt niemand wissen. Maximal eine Woche Vorlauf bekommt die Stadt. Und auch dann erfahren sie nur, wie viele Menschen kommen, über die Struktur wird nichts gesagt. „Kommen 40 einzelne Männer oder fünf große Familien? Das sind ganz unterschiedliche Voraussetzungen“, verdeutlicht Zoerner die Probleme. Die Stadt kann also kaum planen.
Wohnungs-Akquise läuft auf Hochtouren
Die Wohnraum-Akquise läuft unterdessen weiter auf Hochtouren. 60 Wohnungen für 180 Menschen sind bereits hinzugekommen. 29 weitere Wohnungen sind gerade in der Anmietung. Die Wohnungsunternehmen zeigen sich sehr kooperativ.
Immer mehr Privatleute bieten ihre Wohnungen an – Hotline geschaltet
Auch immer mehr private Wohnungseigentümer meldeten sich und böten Wohnungen an, freut sich Zoerner über das bürgerschaftliche Engagement. Normalerweise sollen die Flüchtlinge selbst anmieten. Aber die Stadt bietet an, auch selbst als Mieter aufzutreten und die Wohnungen dann zu belegen. Wer Wohnraum anbieten will, kann sich beim Sozialamt melden: Tel. 0231-50-23295
Auch in der Erstaufnahmeeinrichtung (EAE) des Landes in Hacheney gibt es viele Neuigkeiten. Wir berichten noch.
Mehr zum Thema und den Problemen gibt es auf Nordstadtblogger.de:
- Mehr Personal, mehr Kapazitäten und neuer Wachschutz: In Flüchtlingsfragen stellt Dortmund auf „Krisenmodus” um
- Flüchtlingssituation: Dortmunder Ratsmitglieder üben scharfe Kritik an NRW-Innenminister Ralf Jäger (SPD)
- Ehemalige Abendrealschule wird zur Notunterkunft für Asylbewerber und Bürgerkriegsflüchtlinge
Reader Comments
Horst
Was ist denn mit dem ehemaligen AOK Gebäude am Königswall? Fünf Etagen, leerstehend und teilweise mit kompletten Wohnungen und renovierten Bädern.
Oliver Krauß, Geschäftsführer BV I-West
Die Bezirksvertretung hat sich einstimmig für eine Bürgerdialog in den nächsten Tagen ausgesprochen und unterstützt das Vorhaben, um den aus Kriegs- und Krisengebieten nach Dortmund geflüchteten Menschen zu helfen. In der Veranstaltung soll gemeinsam mit dem Sozialamt und weiteren Vertretern der Stadt offen mit den Bürgern über die Pläne diskutiert werden. Wir folgen damit den guten Erfahrungen, die Lütgendortmund mit diesem Verfahren gemacht hat. Mitglieder des dortigen Dialogforums sollen über ihre Erfahrungen berichten. Zeit und Ort der Veranstaltung werden so schnell wie möglich geklärt.
Oliver Krauß, Geschäftsführer BV I-West
Am Donnerstag Bürgerdialog zur Notunterkunft für Flüchtlinge - Neonazis haben keinen Zutritt
Die Bezirksvertretung Innenstadt-West lädt alle interessierten Anwohner und Bürger zum Bürgerdialog ein.
Die Stadt Dortmund beabsichtigt, kurzfristig Flüchtlinge in der ehemaligen Abendrealschule an der Adlerstraße 44 unterzubringen.
Es ist der politische Wille der Bezirksvertretung, diese Flüchtlinge willkommen zu heißen und alle betroffenen Anwohner schnellstmöglich umfassend aus erster Hand zu informieren.
Dazu lädt die Bezirksvertretung Innenstadt-West am Donnerstag, den 6. November um 19.30 Uhr zum Bürgerdialog in den Gemeindesaal (Fischerhaus) der katholischen Suitbertus-Gemeinde an der Annenstraße 14-16 ein.
Neben Herrn Bezirksbürgermeister Friedrich Fuß und Bezirksvertretern werden Frau Stadrätin Zoerner und der Leiter des Sozialamtes, Herr Süshardt, Vertreter des Verbundes sozial-kultureller Migrantenvereine DO e.V. und weitere Fachleute Fragen der Anwohner beantworten.
Auch Mitglieder des Dialogforums in Lütgendortmund („Grevendicks Feld“) werden von ihren Erfahrungen berichten.
Bitte beachten Sie, dass die Bezirksvertretung es sich vorbehält, von ihrem Hausrecht Gebrauch zu machen und Personen, die rechtsextremen Parteien oder Organisationen angehören, der rechtsextremen Szene zuzuordnen sind oder bereits in der Vergangenheit durch rassistische, nationalistische, antisemitische oder sonstige menschenverachtende Äußerungen in Erscheinung getreten sind, den Zutritt zur Veranstaltung zu verwehren oder von dieser auszuschließen.