Fraktionsübergreifende Zustimmung zum Weihnachtsmarkt und sogar zum Weihnachtsbaum: Wenn es die dann gültige Coronaschutzverordnung zulässt, soll Dortmund seinen Weihnachtsmarkt bekommen. Der Ausschuss für Bürgerdienste und öffentliche Ordnung jedenfalls hat sich mit großer Mehrheit dafür ausgesprochen, weil man den Schausteller*innen um Patrick Arens auch in Sachen Einhaltung von Hygiene- und Abstandsregeln volles Vertrauen schenkt. Die Stadt will dafür sogar – auch ein Novum – die kompletten Kosten für den Weihnachtsbaum auf dem Hansamarkt übernehmen, um das Risiko der Markthändler*innen zu minimieren.
Stadt kann nicht auf die Gebühren verzichten, aber den großen Weihnachtsbaum bezahlen
Patrick Arens stellte im Ausschuss das Konzept für den Corona-tauglichen Weihnachtsmarkt vor – über die Planungen hatte Nordstadtblogger bereits berichtet. Mehrere Fraktionen hatten Vorschläge gemacht und Anträge gestellt, um den Schausteller*innen und Markthändler*innen zu helfen, da diese besonders von den Einschränkungen durch Corona betroffen sind. ___STEADY_PAYWALL___
Doch durch den Vorschlag, auf die Sondernutzungsgebühren in diesem Jahr zu verzichten, sah Ordnungsdezernent Norbert Dahmen große rechtliche Probleme auf die Stadt zukommen, weil diese dem Gleichbehandlungsgrundsatz widersprechen würden. Es geht um rund 150.000 Euro.
Daher verständigte sich der Ausschuss darauf, stattdessen die gesamten Kosten, die die Aufstellung des Weihnachtsbaums aus 1.700 Fichten ausmacht, einmalig von der Stadt zu übernehmen. Dieser schlägt mit rund 280.000 Euro zu Buche, von denen die Stadt bisher immer 80.000 Euro übernommen hatte. Dies müsste der Rat in der kommenden Woche noch beschließen.
Die teilnehmenden Schausteller*innen sind sich des finanziellen Risikos bewusst
Der Grund für den Vorschlag: Das Risiko der teilnehmenden Schausteller*innen und Markthändler*innen würde minimiert. „Alle wissen, dass es keine Garantie für die Durchführung des Weihnachtsmarktes geben kann und dieser auch kurzfristig und vorzeitig enden kann“, sagte Arens.
Dieses Risiko würden sie tragen wollen. Allerdings würde es die Teilnehmenden massiv entlasten, wenn zumindest die finanzielle Bürde des Baumes wegfalle – unabhängig von der Durchführbarkeit des Marktes.
Dass trotz guten Konzeptes – die Planungen für den temporären Freizeitpark FunDOmio in den Sommerferien gingen voll auf – trotzdem wirtschaftliche Probleme kommen könnten, sahen Arens Kollegen in Hamm. Dort musste wegen der sprunghaft angestiegenen Infektionszahlen – Auslöser war eine Familienfeier – ein PopUp-Freizeitpark abgebrochen werden. „Und die Kollegen dort hatten auch alles richtig gemacht“, zeigte Arens das Risiko der Schausteller*innen auf.
Der Vorschlag, auf den Baum zu verzichten, um mehr Platz für Buden und Stände zu haben, wurde zurückgezogen. Der Vorschlag, stattdessen unter anderem die Kampstraße miteinzubeziehen, wurde begrüßt. So sollen zusätzliche Flächen gewonnen werden, um die Angebote zu entzerren.
Die Fraktionen wollen den Markt und auch den Baum als „Draußen-Event“
Daher gab es auch den großen Zuspruch – und zumindest Friedu Fuß von den Grünen sprang über seinen Schatten und gab die „Grüne Fundamentalopposition“ gegen den Baum auf. Keine der anderen Fraktionen wollte auf ihn verzichten.
Letztendlich auch deshalb, weil dieser eine Bedeutung als Wahrzeichen des Dortmunder Weihnachtsmarktes habe. Markt und Baum seien seit Jahrzehnten ein Aushängeschild und auch Besucher*innenmagnet. Dies sei auch für den Einzelhandel wichtig, betonte Friedrich-Wilhelm Weber (CDU).
Dirk Goosmann (SPD) war es wichtig, „dass wir an der Seite der Schaustellerfamilien stehen und besonderen Wert drauf legen, dass der Markt stattfindet. Das ist die Kernbotschaft.“ Aber auch die finanziellen Anstrengungen seien gerechtfertigt, „wenn man in die Augen der Kinder guckt, macht das die Mühe wett“.
Svenja Noltemeyer (Grüne) hielt den Markt für wichtig, nicht um Leute nach Dortmund zu holen, sondern den Menschen in Dortmund ein „harmonisches Draußen-Event zu bieten, wo man ein Glitzern in den Augen hat“, während ansonsten durch Corona die Vereinsamung und die Beschränkungen zunähmen.
Auch die AfD wollte nicht „auf diese Traditionsveranstaltung verzichten“ und sie daher unterstützen. Beim Baum meldete Peter Bonhof Zweifel an: Dieser sei der Magnet für das Ausland. Auch in diesen Zeiten solle man „kleiner denken und beschaulicher und sind daher ganz selten mal bei den Grünen“, sagte Bonhof mit Blick auf den Antrag, auf den Baum zu verzichten. Der wurde aber – nicht (nur) wegen der AfD-Unterstützung, zurückgezogen.
Das Weihnachtsdorf, die Bühne und das Kinderweihnachtszelt müssen wegfallen
Dennoch wird Dortmund auf viele liebgewonnene Punkte verzichten müssen: So kann es kein Weihnachtsdorf für Kinder geben, wo sich ansonsten immer viele Ehrenamtliche engagieren und wohin Schulen in den Vorjahren immer Ausflüge organisiert hatten. Auch die Bühne und das Kinderweihnachtszelt können nicht aufgebaut werden, weil man dort die Abstände nicht einhalten kann.
„Wir glauben aber, dass wir dennoch einen Weihnachtsmarkt hinstellen können, der unter den gegebenen Umständen attraktiv ist. Wir konnten mehr Handwerker verpflichten, weil andere Märkte bereits aufgegeben wurden. Damit können wir einiges ausgleichen“, so Arens.
Er untermauerte den Anspruch, in diesem Jahr einen Weihnachtsmarkt nur für Dortmund und die Region zu machen. Daher habe man auf die Werbung in Holland, England und Polen verzichtet. „Das passt nicht in die Zeit, auch wegen der Nachverfolgbarkeit“, so Arens.
Der „Boulevard Kampstraße“ soll zusätzliche Laufwege zur Entzerrung mit Buden schaffen
Er kündigte an, dass keiner der Reihen schmaler als sechs Meter sein wird. Insbesondere auf der Kleppingstraße und an der Reinoldikirche will man entzerren. Stattdessen wollen die Schausteller*innen im Vorgriff auf den Boulevard Kampstraße die Strecke von der Nordseite der Reinoldikirche bis zur Katharinenstraße nutzen – damit wäre viel Lauffläche gewonnen. Entsprechende Vorbereitungen für die Planungen liefen.
Auch der Hansaplatz wird – auch mit Baum – viel großzügiger gestaltet. Geplant wird mit einer gesteuerten Zugangskontrolle. Alle Glühweinstände werden eingefriedet, damit der bisherige Thekenbetrieb ausgeschlossen wird. Stattdessen gibt es fest zugewiesene Plätze. „Das sind die Punkte, wo es sonst unkontrollierte Ströme gäbe.“
Um die Besucher*innen zu freien Sitzplätze zu leiten, wird gerade an einer App gearbeitet, die via Handy über freie Plätze informiert. Gearbeitet wird zudem mit Vorbestellungen. „Wir wollen das Thema Registrierung positiv besetzen, damit nicht nur Lucky Luke und Marilyn Monroe auf der Gästeliste stehen. Wir wollen den Weihnachtsmarkt so sicher wie möglich machen“, versprach Arens.
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