Das Thema struktureller Rassismus in Behörden ist nicht neu. Die Debatte wurde aber durch die Fälle von Polizeigewalt in den USA und die Bewegung „Black Lives Matter“ neu befeuert. Verschiedene Gruppen auch in Dortmund kritisieren seit Jahren u.a. rassistisches Profiling insbesondere in der Nordstadt. Außerdem beklagen sie, dass die Polizei zu oft auf dem rechten Auge blind sei, wenn es um Ermittlungspannen und falsche Verdächtigungen wie bei den NSU-Morden geht. Diese Vorwürfe stehen auch im Mittelpunkt einer Veranstaltung, die am Freitag (24. Juli 2020) um 19 Uhr auf dem Vorplatz der St. Joseph-Kirche, Münsterstr. 54, stattfindet. Dann stellt sich u.a. die „Initiative Amad Ahmad“ aus Velbert vor.
Forderung nach lückenloser Aufklärung der Todesfälle in Dortmund und Geldern
Zu dem Infoabend in der Nordstadt laden Planerladen e.V., Train of Hope e.V. und das Bündnis Tag der Solidarität/Kein Schlussstrich ein. ___STEADY_PAYWALL___
Vor zwei Jahren wurde Amad Ahmad an einem Badesee in Geldern von der Polizei festgenommen. Da er nur eine Sparkassenkarte dabei hatte und sich nicht ausweisen konnte, wurde er, nur mit einer Badehose bekleidet, zunächst auf die Wache nach Geldern gebracht.
Dort begann das, was Polizei, Justizbehörden und Politik immer noch als „tragische Verwechslung“ mit einem per Haftbefehl gesuchten Mann aus Mali zu inszenieren versuchen und für Amad tödlich endete.
Die Initiative aus Velbert prangert den Rassismus der deutschen Behörden an, die sich für einen Geflüchteten nicht die Mühe machten, die Identität ausreichend zu prüfen. Sie fragen: „Wäre das auch einem weiß-deutschen jungen Mann der Mittelschicht so ergangen?“
„Rassismus tötet!“: Forderung nach Gerechtigkeit, Aufklärung und strukturellen Wandel
„Anstatt sich der Verantwortung zur lückenlosen Aufklärung der extralegalen Inhaftierung und den Umständen seines Todes zu stellen, ist den Behörden die Abwehr jeglicher Kritik, jeglicher Verantwortung und die Wahrung ihres Korpsgeist wichtiger“, kritisieren die Aktiven der „Initiative Amad Ahmad“ aus Velbert.
Sie fordern daher Gerechtigkeit, Aufklärung und strukturellen Wandel – und sehen sich da im Einklang mit den Dortmunder Veranstalter*innen des Infoabends unweit des Tatortes der Ermordung von Mehmet Kubaşık durch den NSU am 4. April 2006. Zwischen dem Umgang mit der Tat und der Aufarbeitung der damaligen Ermittlungspannen (wenn es denn Pannen waren und kein Vorsatz) sehen sie durchaus Parallelen.
„Die vielfältigen Stimmen derjenigen, die schon zu lange nicht ernst genommen wurden, müssen gemeinsam laut werden und endlich angehört werden. Vor allem wollen wir gemeinsam die Stimmen für diejenigen erheben, die nicht mehr für sich selbst sprechen können, weil sie durch diese rassistischen Strukturen bereits ihr Leben verloren haben. Wir fordern Gerechtigkeit, wir fordern Aufklärung, wir fordern strukturellen Wandel! Denn: Rassismus tötet!“, heißt es in dem Aufruf der Initiative.
Weitere Informationen:
- Der Info-Abend findet am Freitag (24. Juli 2020) um 19 Uhr auf dem Vorplatz der St. Joseph-Kirche, Münsterstr. 54, statt.
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