Von Joachim vom Brocke
Seit 15 Jahren gibt es den DEW21-Kunstpreis. Bildenden Künstler*innen aus der Region bietet das Energieversorgungsunternehmen die Möglichkeit, sich und ihre Werke einer breiten Öffentlichkeit zu präsentieren. Im Verlauf der Jahre hat sich diese Chance in der Kunstwelt herumgesprochen. „Die Teilnehmerzahl wird immer größer“, freut sich Kuratorin Antje Hassinger. Dafür die Vorauswahl auch immer schwieriger. Diesmal hat eine Jury aus Fachleuten und Vertreter*innen von DEW21 aus 200 Bewerbungen 14 Kunstschaffende für den Kunstpreis 2020 nominiert.
Vom 14. Juli bis 4. Oktober auf Ebene 6 im Dortmunder U zu sehen
Vom 14. Juli bis 4. Oktober sind die Arbeiten auf Ebene 6 im Dortmunder U zu sehen. Gezeigt werden Fotografie, Installationen, Videobeiträge, Klangskulpturen, Malerei und Bildhauerei. Der Eintritt zu diesen Präsentationen im Dortmunder U ist frei. Eine weitere Jury wird aus den Nominierten einen Förderpreis und einen Hauptpreisträger ermitteln. ___STEADY_PAYWALL___
Die Preisverleihung ist für den September 2020 vorgesehen. Den Künstler*innen winkt ein Bargeldpreis über 2.500 Euro, plus eigener Ausstellung im U und der Druck eines eigenen Kataloges. Alles zusammen werden es so etwa 10.000 Euro sein.
Beim Rundgang durch die Ausstellung gibt es zunächst ein Wiedersehen mit Joel Roters, dem DEW21-Kunstpreisträger von 2019. Er zeigt in riesigen Räumen 130 neue kleinformatige Arbeiten, die Figur und Grund, Form und Textur, Oberfläche und Material thematisieren. Aus einfachen Baumarktmaterialien erarbeitet Roters labyrinthische Geflechte, Kippfiguren und rhythmische Zeichenfolgen.
Christoph Knechts gewaltiges „Europa“ besteht aus 1.800 Fliesen
Gleich um die Ecke werden die Besucher*innen beinahe „erschlagen“. Der Künstler Christoph Knecht stellt hier seine Serie „Europa“ vor. Ein gewaltiges Gesamtmaß von etwa 450 x 880 Zentimeter hängt an der Wand. Sein opulentes „Europa“ besteht aus 1.800 Fliesen
Christoph Knecht setzt sich mit der eigenen Kultur und Geschichte und dem Wandel durch aktuelle gesellschaftspolitische, kulturelle und politische Einflüsse auseinander, was zu einer näheren und längeren Betrachtung einlädt.
Direkt gegenüber ein ebenfalls großformatiges Werk von Malte Frey aus Bochum. In seiner raumgreifenden Wandmalerei kombiniert Frey malend Motive aus dem privaten und öffentlichen Leben, kombiniert mit Szenerien aus Computerspielen. Andreas Drewer interessiert die Wirkung persönlicher und kultureller Prägungen auf den Wahrnehmungsprozess. Seine Videoinstallation „early days of animation“ ist eine rauschhafte Videomalerei, die sich durch eine spezielle Spiegelbox ins Skulpturale erweitert.
Klang und Licht aus der Tiefe des Reviers präsentiert Denise Ritter
Die Klang-Licht-Installation „Revier“ präsentiert Denise Ritter. Die Klangkünstlerin befasst sich seit Jahren mit dem Steinkohlenbergbau, war mehrmals unter Tage, um die Abbauprozesse akustisch aufzuzeichnen.
In der Tiefe hört sie auch das Zirpen der Grillen, die mit dem Grubenholz in die Stollen gelangten. Denise Ritter war bereits 2016 für den Kunstpreis nominiert. Eine Serie ihrer Malerei zeigt Helena Biermann.
Nicola Göres und Stella Rossié sind mit einer 30-minütigen Videoarbeit dabei. „Daisy Choupette“ entstand in diesem Jahr. Ausgangspunkt der filmischen Handlung ist eine Vielzahl populärer Verschwörungsmythen, die bei radikalen Vertreter*innen häufig in absonderlichen Beweisstrategien und Argumentationen münden.
Beide haben bereits 2015 den Förderpreis erhalten. Kai Richters Installation verwandelt nicht nur Rohmaterialien aus dem Bau (zum Beispiel Doka-Balken, Gerüststangen, Montageschaum oder Beton) in Kunstwerke, sondern auch und vor allem den Raum, der sie umgibt. Im U zeigt er zwei große Wandskulpturen und eine Bodenarbeit.
Videos und filmische Arbeiten von Beate Gerdes, Katrin Esser und Sarah Veith
Beate Gerdes zeigt die Videoarbeit „stripes x1“. Sie basiert auf einer sich selbst generierenden Musikkomposition und ist als Rauminstallation konzipiert. Das Video lässt schwarze und weiße Rechtecke, Streifen und Linien endlos an einer Wand mäandern. Christian Gode hat über eine Ecke im Oberlichtsaal eine raumgreifende Wandmalerei in den Raum gestellt und verrückt so die Wahrnehmung des Raumes.
Katrin Esser zeigt zwei filmische Arbeiten, die zusammen mit Sarah Veith entstanden sind. In seiner abstrakten Erzählungsform verwebt sich „Reloaded“ zu einem Science Fiction Musical über eine Produktionskette. Der Film „a returning course of movement“ beschäftigt sich mit der Entstehung von Idealen und den Möglichkeiten ihrer Konservierung.
Musicalinstallation von Jana Kerima Stolzer und Lex Rütten
Nina Nowak setzt sich in ihren Arbeiten mit der Frage auseinander, wie der Grenzbereich zwischen Leben und Tod definiert wird.
Die in Dortmund gezeigte Variante der raumgreifenden Installation „Circadian Rhythms“ bildet mit einem Rohrsystem, Schläuchen und Skulpturen aus Lindenholz diesen Kreislauf ab. Jens Kothe arbeitet mit einem breiten Spektrum an Materialien, die von Holz, Beton, Glas und Fliesen über Silikon bis hin zu Textilien reichen.
Jana Kerima Stolzer und Lex Rütten aus Dortmund werfen ihre Installationen aus Schwerlastregalen, Monitoren und Halogenlampen wie ein Bühnenbild in den Raum. Sie haben mit der Musicalinstallation ein eigenes Genre geschaffen. In den Videos performen drei animierte Charaktere jeweils einen Song, der einen kleinen Aspekt beleuchtet.
Schließlich noch Mohamed Altoum, Künstler, Fotograf und Kameramann aus dem Sudan. In seinen Fotos und Videos verarbeitet er seine Wahrnehmung der Welt und seine persönlichen Erfahrungen und kombiniert ausgewählte visuelle Eindrücke mit Storytelling. 2017 wurde Mohamed Altoum für den „Contemporary African Photography Prize“ nominiert.
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