Von Joachim vom Brocke
Entdeckt hat die Zeichenstudie „Liegende“ des Malers Max Beckmann ein Mitglied des Freundeskreises vom Museum Ostwall. Nun wurden alle Hebel in Bewegung gesetzt, diese Zeichnung in den Bestand des Museums zu bekommen. „Mit weiterer, vor allem finanzieller Unterstützung ist dies gelungen“, freute sich bei der Präsentation Dr. Stefan Mühlhofer, geschäftsführender Direktor der Kulturbetriebe.
Wichtige historische Quelle zur Deutung und Erforschung des Gemäldes „Afternoon“
Bei der Zeichenstudie „Liegende“ freut sich das Museum über eine wertvolle Erweiterung der Sammlung. Sie ist von Beckmann 1945 mit Tusche und Bleistift auf Papier gezeichnet und 33 x 35,9 Zentimeter groß. ___STEADY_PAYWALL___
Für Regina Selter, der stellvertretenden Direktorin des Museums Ostwall im Dortmunder U, sei die Neuerwerbung eine „wichtige historische Quelle für die Deutung und zur weiteren Erforschung des Gemäldes „Afternoon“, das Max Beckmann 1946 malte und welches sich im Museumsbesitz befindet und zur weiteren Erforschung des Gemäldes“.
Das Museum Ostwall im Dortmunder U ist bereits im Besitz von Vorzeichnungen verschiedener bedeutender Kunstwerke aus seinem Sammlungsbestand. Beispiele sind August Mackes Studie zum Gemälde „Großer Zoologischer Garten“ (1912) und Mark Dions Zeichnung zu seiner Installation „Frankenstein in the Age of Biotechnology“ (1991).
Forschen rund um den Entstehungsprozess eines Kunstwerks
Doch um auf lange Sicht wissenschaftlich fundierte Ausstellungen konzipieren zu können und dem wissenschaftlichen Vermittlungsauftrag eines Museums gerecht zu werden, spiele die Erforschung des eigenen Sammlungsbestandes eine zentrale Rolle.
Dazu zähle auch der Ankauf von Zeichenstudien zu Kunstwerken in der Sammlung, die das Forschen rund um den Entstehungsprozess fördern, heißt es von der Museumsleitung. Max Beckmann (1884 bis 1950) zählt zu den herausragendsten Künstlern des 20. Jahrhunderts. Neben seinem „Selbstbildnis mit Zigarette“ aus dem Jahr 1947 gehört auch das ein Jahr zuvor entstandene Gemälde „Afternoon“ von 1946 zum Sammlungsbestand.
Wie Regina Selter erläuterte, hat Max Beckmann dieses farbige Bild auf einem Bettlaken gemalt – Leinwand war zu jener Zeit Mangelware. Die Bilder von Beckmann sind stark geprägt von seinen Erfahrungen während des Zweiten Weltkrieges. Gezeigt werden mitunter gewaltsame, mehrdeutige Szenen.
Bei „Afternoon“ wurde die gezeigte Szene als Hinweis auf eine Vergewaltigung gedeutet. Bei der neu angekauften Zeichnung handele es sich um eine zentrale Studie eben zu „Afternoon“ und diese verweise auf den bildnerischen Entstehungsprozess. Damit sei sie eine wichtige kunsthistorische Quelle für die Deutung des Gemäldes und eine wertvolle Erweiterung des Sammlungsbestandes im Museum Ostwall erworben worden.
Im Werk von Max Beckmann nimmt das Medium Zeichnung eine herausragende Rolle ein. Es könne als das grundlegende formale und thematische Ideenrepertoire seines Werks angesehen werden. Es sei Motivsammlung und Kompositionsskizze zugleich. Eine aufschlussreiche Analyse, die belegt, welche Rolle die erworbene Studie für die Deutungsmöglichkeit des Gemäldes spielt, wurde von Lothar Adam verfasst und ist auf der Webseite www.ausstellungskommentare.de erschienen.