Bewegung gibt es beim Quartiersmanagement Nordstadt: Der Verwaltungsvorstand hat heute beschlossen, dass Sozialdezernentin Birgit Zoerner und Planungsdezernent Martin Lürwer mit dem bisherigen Träger über eine „Brückenlösung“ sprechen sollen.
Kritik gegen geplante Lücke beim Quartiersmanagement aus vielen Parteien
Der bisherige Vertrag endet am 31. Dezember und sollte nicht verlängert werden. Ein Nachfolgeregelung wäre aber erst zum 1. Juli 2015 denkbar gewesen. Dagegen gab es Kritik aus fast allen Parteien.
Noch am Morgen hatten die Grünen zu einem Pressetermin vor dem Quartiersmanagement eingeladen, um auf die Notwendigkeit eines nahtlosen Übergangs hinzuweisen. Dies habe der Rat im September 2013 beschlossen und ein Konzept eingefordert, welches bis heute nicht vorliege, kritisierten die Grünen Ingrid Reuter, Ulrich Langhorst und Dirk Logermann.
Nur eine Stunde später verkündete OB Ullrich Sierau die neue Linie, dass es nun doch eine Zwischenlösung geben soll. Noch am Wochenende hatte der OB gegenüber nordstadtblogger.de betont, dass er nicht sehe, „dass die bisherige Arbeit dringend weitergeführt werden müsste“. Dafür hatte es allerdings von CDU, Grünen, Linken, Piraten und Teilen der SPD heftige Kritik gegeben.
Zoerner und Lürwer sollen mit Träger „Brückenformat“ besprechen
Am 25. September sollen die beiden Dezernenten mit der Stadtteilschule und dem Sozialen Zentrum als Träger des Quartiersmanagements über das „Brückenformat“ sprechen.
Dann soll auch geklärt werden, welche der Aufgaben für ein halbes Jahr weitergeführt werden sollen. Als Beispiele nannte Sierau den Hafenspaziergang und die Reihe Musik.Kultur.Picknick, die vorbereitet und gegebenenfalls auch schon durchgeführt werden könnten.
Aber auch klassische Quartiersaufgaben sollen weitergeführt werden: Die Begleitung der „Häuserfrage“ (also von möglichen Problemimmobilien und des Eigentümerforums/ Anm. d. Red.) sei laut Sozialdezernentin Zoerner „konstruktiv und zufriedenstellend verlaufen“, so Sierau weiter.
Zwischenlösung soll auch aus Mitteln für Zuwanderung finanziert werden
In welchem Umfang die Arbeit fortgeführt werden soll, hängt auch vom Gespräch ab. Sowohl für die Zwischenlösung als auch die anschließende Regellösung seien Mittel im städtischen Haushalt eingeplant“, versichere Kämmerer Jörg Stüdemann.
Allerdings hofft man auf Geld aus den Mitteln zur Bewältigung der Zuwanderung aus Südosteuropa. Einen entsprechenden Antrag will Lürwer bis Ende Oktober auf den Weg bringen. „Wir haben begründete Hoffnung, dass das gelingt.“
Neues Quartiersbüro in der Mallinckrodtstraße soll erhalten bleiben
Mit der städtischen Immobilientochter Dogewo solle das Gespräch gesucht werden, dass zumindest das neue Quartiersbüro an der Mallinckrodtstraße auch für die Übergangszeit und gegebenenfalls auch für ein mögliches neues Quartiersmanagement zur Verfügung stehe, kündigte der OB zudem an.
Das Quartiersmanagement war erst im Juli in die neuen Räumlichkeiten eingezogen. Derzeit gibt es noch zwei kleinere Büros am Borsigplatz und im Hafen-Quartier.
Großer Wurf geplant: „Es kann nicht immer nur um die Nordstadt gehen“
Die so gewonnene Zeit soll genutzt werden, um die neuen Anforderungen an das Quartiersmanagement zu formulieren. Dabei machte Sierau erneut deutlich, dass es ihm um einen großen Wurf gehe. Auch in anderen Stadtbezirken gibt es Handlungsbedarf. „Ich werbe um Verständnis bei denen, wo es ordentlich läuft, dass wir die Kräfte im Norden konzentrieren.“
Aber er erwarte auch Verständnis aus der Nordstadt, dass es nicht immer nur um die Nordstadt gehen könne. Das Quartiersmanagement Nordstadt werden in ein komplexes Gebilde eingebettet. Das Programm „Nordwärts“ werde in Kürze weiter konkretisiert.
Soziale und wirtschaftliche Fragen sollen stärker in den Fokus rücken
Klar ist aus Sicht des Verwaltungsvorstands, dass die Aufgaben enger abgestimmt werden sollen. Zudem sollten die „Brot-und-Butter“-Themen stärker in den Fokus: Dazu gehören soziale Fragen, aber auch Aspekte der Wohnungswirtschaft und der Wirtschaftsförderung.
„Zweifellos wird es Reflexionen der bisherigen Arbeit der Quartiersmanager geben. Auch müsse nachgesteuert werden und teilweise auch neu ausgerichtet: „Darüber gibt es in der Politik keinen Streit“, betonte Sierau. Dazu sollen auch die Erfahrungen aus anderen Stadtteilen genutzt werden.
Ziel: Wohnungswirtschaft stärker einbinden
Gerade der Aspekt der Wohnungswirtschaft ist dabei offensichtlich von Bedeutung, weil die Stadt die Wohnungsunternehmen stärker einbinden und auch an der Finanzierung beteiligen will.
In Scharnhorst hatte die Wohnungswirtschaft zuletzt das Quartiersmanagement alleine finanziert. Das Management wurde allerdings eingestellt – die Möbel des Scharnhorster Büros werden bisher im Hafen-Büro des Nordstadt-QM genutzt. In der Nordstadt selbst steuert die Wohnungswirtschaft bisher 40.000 Euro pro Jahr bei, mit dem vor allem das Veranstaltungsprogramm finanziert wird.
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