Von Joachim vom Brocke
„Die Erschütterungen im Kulturleben sind so gravierend, wie wir sie noch nie gekannt oder erlebt haben“, sagte Kulturdezernent Jörg Stüdemann auf der Pressekonferenz zum Thema „Corona und Kultur in Dortmund“ im Rathaus. Dabei ging es über den Umgang mit der Krise und die Auswirkungen auf Theater, Konzerthaus, auf die Einrichtungen der städtischen Kulturbetriebe sowie über Unterstützungsmöglichkeiten für die freien Kulturzentren und Kulturschaffenden.
Die Corona-Pandemie wird auch in Dortmund vieles verändern
Es sei täglich ein „unbekanntes Arbeiten in die Situation hinein“, so Stüdemann, die mit großer Disziplin bewältigt werde. Zumindest etwas zufrieden stimmte den Kulturdezernenten die „positive Wertschätzung des Kulturlebens im Land NRW“. Von Beginn an seien die kulturellen Einrichtungen mitgenommen worden; finanzielle Hilfen des Landes gebe es auch für Künstler, die nach Corona keine Auftritte mehr haben und demzufolge kein Geld verdienen. ___STEADY_PAYWALL___
Jörg Stüdemann empfahl einen stärkeren Dialog zwischen den Städten im Land, auch um vorausschauend tätig zu werden. Gefordert wurde eine Soforthilfe für Künstler*innen nach dem Vorbild des Landes Baden-Württemberg. Schon jetzt sollten mögliche Exit-Strategien für die Nach-Corona-Zeit entwickelt werden.
„Vieles verändern wird die Corona-Pandemie“, ist sich Dr. Stefan Mühlhofer, geschäftsführender Direktor der Kulturbetriebe Dortmund, gewiss. Bereits schon jetzt habe man sich stark auf die aktuelle Situation eingestellt. Die Musikschule und die Volkshochschule setzen in einem Teil des Kursangebotes stark auf digitale Technik, um so den Unterrichtsbetrieb ein wenig weiter laufen zu lassen.
Weitere Strategien seien erforderlich, so zum Beispiel für die Bibliothek und die Museen. Museen bereiten sich auf die Wiedereröffnung mit Zugangsbeschränkungen und Wegeführungen vor. Doch die Entscheidung über den Zeitpunkt der Wiedereröffnung liege beim Land.
Mit Streaming-Angeboten soll der Kontakt zum Publikum gehalten werden
Hendrikje Spengler, Leiterin des Kulturbüros Dortmund, ist mit ihren Mitarbeiter*innen Ansprechpartnerin für die freie Kulturszene. Bei etlichen Gesprächen seien neue Ideen entstanden, die umgesetzt werden sollen.
Bereits bewilligte Förderungen würden nicht grundsätzlich zurückgefordert, auch wenn sie ausgefallen sind oder abgesagt wurden. Claudia Schenk, Sprecherin der freien Kulturzentren, vermutet, dass sich die aktuelle Situation noch weitere Wochen hinziehen werde.
Zwar gebe es inzwischen kostenlose Streaming-Angebote, die den Zweck haben, weiter im Gespräch zu bleiben. Ihre Befürchtung: „Wie wird es in den kommenden Jahren weitergehen, vor allem mit den Zuschüssen?“
Theater möchte ab 1. September schrittweise den Betrieb wieder aufnehmen
„Wir hatten eine so tolle Spielzeit mit Rekordergebnissen auf der Besucher- und Erlösseite“, freute sich Tobias Ehinger, geschäftsführender Direktor des Theater Dortmund. Doch dann brachte Corona den gesamten Ablauf völlig durcheinander. Inzwischen hat das Theater die Spielzeit vorzeitig beendet, erst nach der Sommerpause geht es weiter.
Im Theater selbst läuft der Betrieb im Bereich Technik und Gewerke zur Vorbereitung der Spielzeit 2020/2021 weiter. Online-Konzerte und Lesungen gab es, ein möglicher Online-Spielplan sei in Vorbereitung, kündigte Ehinger an.
Der geschäftsführende Direktor hofft, einen schrittweisen Vorstellungsbetrieb ab dem 1. September aufnehmen zu können. Die Theater seien in der Lage, Stückauswahl, Inszenierungen und das Besucher*innenmanagement so anzupassen, dass sie den medizinischen und hygienischen Vorgaben entsprechen.
Suche nach größtmöglicher Sicherheit für alle Beteiligten
Geschlossen ist seit dem 11. März auch das Konzerthaus an der Brückstraße. Intendant Raphael von Hoensbroech ist mit seinen Mitarbeitern auf der Suche nach dem Stein der Weisen, wie es demnächst weitergeht.
Beachtliche und kreative Leistungen seien mit Streaming-Konzerten vollbracht worden, die aber einen Livebesuch von Konzerten niemals ersetzen können. Im Konzerthaus befasse man sich mit allen möglichen Szenarien, um bei Wiederaufnahme des Spielbetriebes größtmögliche Sicherheit für Publikum, Künstler*innen und Mitarbeiter*innen zu gewährleisten.
Wie geht es jetzt weiter? Was findet statt und was nicht?
So geht es weiter: Die für den 7. Juni geplante Eröffnung des Naturmuseums am Fredenbaum fällt aus. Das Museum öffnet nach dem Umbau mit einer neuen Dauerausstellung voraussichtlich im September.
Das Dortmunder U kann die ab 14. August geplante Ausstellung „Studio 54“ in diesem Jahr nicht mehr zeigen.
Die Schau über den legendären Nachtclub in New York läuft am Brooklyn Museum länger als geplant. Das Festival „Sommer am U“ sowie das Programm zum zehnten Geburtstag des U mit dem „Kleinen Freitag“ laufen (wieder) ab Mitte Juli – möglicherweise unter angepassten Bedingungen oder in digitaler Form. Die für den 7. Juni geplante Geburtstagsparty fällt aus.
„Robin Hood“ bleibt im MKK bis September / Talk im DKH Anfang Juni online
Das Museum für Kunst und Kulturgeschichte verlängert seine Familienausstellung „Robin Hood“, die bis Mitte April geplant war, bis 20. September. Das Kindermuseum Adlerturm kann nicht öffnen, so lange die Abstandsregelungen gelten.
Ebenso die Bibliothek des deutschen Kochbuchmuseums, die aber weiterhin für Anfragen zur Verfügung steht. Das Hoesch-Museum beteiligt sich an den Vorbereitungen zur Wiedereröffnung; die Entscheidung darüber trifft der Trägerverein der Freunde des Hoesch-Museums.
Das Micro!Festival, das traditionell am letzten Wochenende der Sommerferien stattfindet, fällt in diesem Jahr aus, ebenso wie das Schul- und Jugendtheaterfestival Wechselspiel. Beruflich relevante Weiterbildungen werden bei der VHS zeitnah nachgeholt. Die Volkshochschulen haben für die Schulabschlusslehrgänge einen Antrag beim zuständigen Ministerium gestellt, dass der Unterricht für die Prüfungslehrgänge wieder aufgenommen werden kann.
Im Programm des Dietrich-Keuning-Hauses fallen ersatzlos aus: die Flash-Dance-Week im April mit mehr als 150 jungen Tänzer*innen aus ganz Deutschland, das gemeinsame Fastenbrechen am 29. April sowie das Internationale Tanzfestival „TanzFolk“ am 16. Mai. Der geplante „Talk im DKH“ mit Michel Friedmann zum NSU-Jahrestag wird Anfang Juni online stattfinden.
Viele Angebote werden ins Digitale verlagert
Viele Einrichtungen haben ihre Angebote ins Digitale verlagert und sind mit ihren Zielgruppen online in Kontakt geblieben. Beispiele: Sprachkurse an der VHS finden online statt, auch die Integrationskurse und die berufliche Deutschförderung laufen online. Vorträge werden teilweise als Webinare abgehalten. Der Unterricht an der Musikschule findet online statt.
Auf dem YouTube-Kanal der UZWEI geben die Workshop-Leiter ausgefallener Kurse Online-Tutorials. Das Kindermuseum Adlerturm hat einen Instagram-Kanal gestartet, das Museum Ostwall, MKK und der Comic-Schauraum haben für Social Media mehrere Videos mit Kurzführungen produziert. Das Keuning-Haus sendet zweimal wöchentlich auf seinem YouTube-Kanal ein Online-Kulturprogramm. Die städtische Galerie Torhaus Rombergpark verwandelt sich in eine virtuelle Galerie.
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Theater Dortmund fordert den Einstieg in die Wiederaufnahme des Vorstellungsbetriebes zum 1. September 2020 (Pressemitteilung)
Theater Dortmund fordert den Einstieg in die Wiederaufnahme des Vorstellungsbetriebes zum 1. September 2020
Das Theater Dortmund fordert die politischen Akteure im Land und Bund auf, einen realistischen und zügigen Zeitplan zur Wiederaufnahme des Vorstellungsbetriebes der Theater zu erarbeiten und dafür in einen direkten und fruchtvollen Dialog mit den Kulturschaffenden zu treten. Ziel dieses Dialoges muss es sein, den Vorstellungsbetrieb ab dem 1. September 2020 wiederaufzunehmen. Die Theater sind in der Lage, Stückauswahl, Inszenierungen und das Besuchermanagement so anzupassen, dass diese den medizinischen und hygienischen Vorgaben entsprechen.
Das Theater Dortmund erkennt die hohe gesellschaftliche Verantwortung, die die Theater als Ort sozialer Begegnungen für die Pandemie-Eindämmung haben, ausdrücklich an. Ebenso akzeptiert das Theater Dortmund den grundsätzlichen Vorrang medizinisch gebotener Notwendigkeiten vor wirtschaftlichen und künstlerischen Überlegungen. Dies gilt ausdrücklich auch für eine verantwortungsvolle Exit-Strategie. Gleichzeitig weist das Theater Dortmund auf die massive, in vielen Fällen existenzielle Betroffenheit besonders der freien Künstlerinnen und Künstler durch die behördlich angeordneten Einschränkungen hin. Es ist daher zwingend erforderlich, einen Fahrplan zur zügigen Aufnahme des Vorstellungsbetriebes zu erarbeiten, um einerseits individuelle soziale Härten abzuwenden und gleichzeitig die Grundlagen für eine weiterhin erfolgreiche Entwicklung des Kulturstandortes Deutschland mit seiner weltweit einzigartigen Theaterlandschaft zu erhalten.
Aus Sicht des Theater Dortmund sollten daher, neben dem bereits genannten Primat medizinischer Notwendigkeiten, im Sinne einer geordneten Aufnahme des Vorstellungsbetriebes folgende Prinzipien beachtet werden:
– Klarheit der Entscheidungen
Das Theater Dortmund hält eine bundesweite Abstimmung der Regelungsgrundlagen und ihrer Kommunikation für zwingend erforderlich.
– Gleichbetrachtung von Kultur, Sport, Religionsgemeinschaften und Wirtschaft
Strenge Hygiene- und Abstandsregeln können auch bei Kulturveranstaltungen umgesetzt werden. Es besteht ein ausreichendes Repertoire für variable Besetzungen in den Bereichen Oper, Ballett, Konzert und Schauspiel. Eine Gleichbetrachtung des Vorstellungs- bzw. Konzertbetriebes von Theatern und Konzerthäusern mit Gottesdiensten ist daher zwingend. Das Theater Dortmund plädiert deshalb dafür, strikt medizinisch zu begründen, welche Schutzmaßnahmen beachtet werden müssen – unabhängig davon, ob sie z.B. von einem Gotteshaus oder Theater umgesetzt werden.
– Einheitlichkeit der Regelungen
Schutzmaßnahmen sollten gleich behandelt werden. Dies betrifft insbesondere medizinisch begründete Schutzmaßnahmen wie z.B. Abstandsregelungen, Mundschutz-Pflicht, Personenzahl-Begrenzung für soziale Kontakte im öffentlichen Raum.
– Akzentuierung auf das medizinisch begründet Notwendige
Das Theater Dortmund plädiert für eine Akzentuierung auf medizinisch begründete Schutzmaßnahmen, die unabhängig von Personenkapazität einer Örtlichkeit Anwendung finden sollten.
– Planungssicherheit für die nahe Zukunft
Theater müssen täglich zwischen professioneller Vorbereitung für eine erfolgreiche Durchführung und den Risiken einer drohenden Absage abwägen. Es ist daher dringend geboten, eindeutige Kriterien und klare Rahmenbedingungen in Bezug auf die zügige Aufnahme des Vorstellungsbetriebes zu erarbeiten.
– Ausreichende Vorlaufzeiten
Es gibt in Deutschland 425 Theater unterschiedlichster Art und Größe. Diese Vielfalt macht in normalen Zeiten den Reiz der deutschen Theaterlandschaft aus. Vor diesem Hintergrund hält das Theater Dortmund eine intensive Kommunikation und eine ausreichende Vorlaufzeit von zehn Wochen zwischen Ankündigung und Inkrafttreten von Lockerungen bestehender Einschränkungen, für notwendig.
Der Geschäftsführende Direktor, Tobias Ehinger: „Zur Überwindung der Krise halten wir gleichzeitig einen schrittweisen Vorstellungsbetrieb ab dem 1. September 2020 für dringend geboten. Die Theater sind in der Lage, Stückauswahl, Inszenierungen und das Besuchermanagement so anzupassen, dass diese den medizinischen und hygienischen Vorgaben entsprechen. Gerade in Krisenzeiten müssen auch die nichtwirtschaftlichen Aspekte des gesellschaftlichen Lebens ihren verdienten und notwendigen Stellenwert erhalten. Die Geschichte der Krisen zeigt, dass gerade Kunst und Kultur einer Gesellschaft Kraft und Trost spenden und Zusammengehörigkeit sowie Identität stiften. Mit Kunst werden wir das Virus nicht eindämmen. Aber mit Kunst werden wir die seelischen Verletzungen und Nöte der Menschen lindern können.“
Interview mit dem Leiter des Dortmunder Gesundheitsamtes beim Online-Talk-im-DKH am 1. Mai (Pressemitteilung)
Interview mit dem Leiter des Dortmunder Gesundheitsamtes beim Online-Talk-im-DKH am 1. Mai
Nun geht auch endlich unser allseits bekannter und beliebter „Talk im DKH“, moderiert von Aladin El-Mafaalani, online. Schon übermorgen geht es los und zwar mit einem absolut brisanten Thema:
Wie ist es, wenn man an COVID-19 erkrankt – und ausgerechnet der Leiter des Dortmunder Gesundheitsamtes ist? Bei der ersten Ausstrahlung der Reihe „Talk im DKH…online“ hat das Dietrich-Keuning-Haus Dr. Frank Renken zu Gast.
Im Interview mit dem Moderator Aladin El-Mafaalani spricht der Leiter des Gesundheitsamts über die Pandemie, den Shutdown und die Lockerungen, aber auch über Verbesserungsmöglichkeiten im öffentlichen Gesundheitsschutz. Außerdem verrät er, warum Dortmund im Vergleich so wenige Infizierte hat.
Das Gespräch wurde im Keuninghaus aufgezeichnet und ist ab Freitag, 1. Mai, 19 Uhr auf dem YouTube-Kanal „Keuninghaus to Go“ zu sehen.
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Online-Kurs der VHS: Denkwelten erkunden – denkfit bleiben (Pressemitteilung)
Denkwelten erkunden – denkfit bleiben: Online-Kurs der VHS
Schon vor 2000 Jahren erkannte der römische Staatsmann Marcus Tullius Cicero: „Das Gedächtnis nimmt ab, wenn man es nicht übt“. Die VHS Dortmund lädt dazu ein, auf mentale Entdeckungsreisen zu gehen, um das Gehirn leistungsfähig zu erhalten. Denn das Gehirn denkt zwar immer, bleibt allerdings nur fit, wenn es gefordert wird. In einem Online-Kurs (Webinar) erfahren die Teilnehmerinnen und Teilnehmer von Dozentin Monika Richhardt, wie das Gehirn beweglich bleibt und wie man Einfluss auf die Aufmerksamkeit und auf die Konzentration nimmt.
Das Webinar findet an drei Terminen ab dem 8. Juni jeweils montags von 10 bis 10.45 Uhr online statt. Die Kosten betragen 19,80 Euro.
Anmeldungen unter Angabe der Veranstaltungsnummer (201-14902W) unter http://www.vhs.dortmund.de. Weitere Infos bei Programmbereichsleiterin Nurten Altunbas-Alpaslan, Tel. (0231) 50-29584.
„Care-Pakete“ für Kultur: Landesprogramm „Kulturrucksack“ versorgt Kinder und Jugendliche mit Bastelideen
„Care-Pakete“ für Kultur: Landesprogramm „Kulturrucksack“ versorgt Kinder und Jugendliche mit Bastelideen
Kinder- und Jugendtreffs sowie Kultureinrichtungen sind derzeit geschlossen – doch die Arbeit in den Einrichtungen geht weiter. In diesen Tagen werden „Kultur Care Pakete“ in den Dortmunder Stadtbezirken verteilt, um Kinder und Jugendliche vor Ort mit kreativen Ideen zu versorgen, auch wenn sie keinen Zugang zu den bereits auf digitalem Wege verteilten Angeboten haben. Die Pakete enthalten Anleitungen zum Basteln und das dafür benötigte Material.
Acht Jugendfreizeitstätten geben die Pakete an die Kinder und Jugendlichen kostenlos und kontaktlos heraus. Sie sind erhältlich
am Abenteuerspielplatz Scharnhorst,
an der Jugendfreizeitstätte Schüren,
am Kinder- und Jugendtreff Winkelriedweg,
an der Jugendfreizeitstätte Marten,
an der Jugendfreizeitstätte Rahm,
an der Jugendfreizeitstätte Lütgendortmund,
an der Jugendfreizeitstätte Hörde und
an der Jugendfreizeitstätte Eichlinghofen.
Hinter jedem Care Paket steht eine Künstlerin mit ihrer liebevollen ausgearbeiteten Gestaltungsidee. Feedback ist erwünscht: Die Kinder und Jugendlichen werden gebeten, ihre Ergebnisse zu fotografieren und mit dem Hashtag #kulturrucksackdortmund in den sozialen Medien zu teilen oder per E-Mail zu senden:
Facebook.com/kulturrucksackdortmund
Instagram: kulturrucksackdortmund
http://www.kulturrucksack-dortmund.de
shenning@stadtdo.de
Die Kultur Care Pakete ist eine Initiative der LAG Kunst und Medien. Das Projekt wird gefördert durch das Landesprogramm Kulturrucksack NRW im Kulturbüro Dortmund und das Ministerium für Kinder, Familie, Flüchtlinge und Integration des Landes Nordrhein Westfalen.
Auf ein Neues! Kinder- und Jugendtheater Dortmund stellt Spielplan 2020/21 vor (Pressemitteilung)
Auf ein Neues! Kinder- und Jugendtheater Dortmund stellt Spielplan 2020/21 vor
Das Kinder- und Jugendtheater Dortmund startet mit neun Neuproduktionen und neun Wiederaufnahmen in die neue Spielzeit 2020/21. Außerdem gibt es viele Extras wie die Open Stage. Als Motto hat sich KJT-Direktor Andreas Gruhn mit seinem Team den „Freien Fall“ gesetzt. In einer Welt, in der politische Systeme ins Wanken geraten und die Natur zunehmend aus dem Gleichgewicht gerät, scheint sich die Abwärtsspirale immer schneller zu drehen. Aus dem Unglück des Fallens können aber auch ungeahnte Möglichkeiten wachsen, wie für Evelyn in „Playing from the Heart“ oder Alice, die in ein Kaninchenloch stolpert, in die Tiefe stürzt und so ins Wunderland gelangt.
Die erste Premiere im Kinder- und Jugendtheater ist „Viele Grüße, Deine Giraffe“ für Kinder ab vier Jahren nach einem Bilderbuch von Megumi Iwasa am 11. September 2020. Die poetische Erzählung wurde mit dem Deutschen Jugendbuchliteraturpreis 2012 ausgezeichnet und erzählt von der ungewöhnlichen Brieffreundschaft einer Giraffe mit einem Pinguin. Regie führt Jana Vetten. Am 18. September feiert „Playing from the Heart“ in der Regie von Antje Siebers Premiere. Das Stück von Charles Way erzählt auf mitreißende Weise, wie die junge Evelyn nach einem Schicksalsschlag ihren Traum, professionelle Musikerin zu werden, begraben muss – oder vielleicht doch nicht? Auch in „All das Schöne“ versucht die Protagonistin, dem Schicksal etwas entgegenzusetzen und schreibt eine Liste mit alldem, was schön ist an der Welt. Und sie hofft, dass ihre Mutter diese Liste liest und dadurch ihre Depressionen vergisst. Peter Kirschke inszeniert den Monolog, Premiere ist am 1. Oktober 2020.
Von der Sckellstraße geht es für das Weihnachtsmärchen wieder ins Schauspielhaus am Hiltropwall. In diesem Jahr bearbeitet Andreas Gruhn die bekannte Erzählung „Alice im Wunderland“ von Lewis Carroll für die Bühne und ein junges Publikum ab sechs Jahren. Auf die phantastische Reise geht es mit der Uraufführung am 27. November, der fast 50 Vorstellungstermine folgen.
Als erste Premiere im neuen Jahr zeigt das Kinder- und Jugendtheater Kristo Šagors „Ich lieb dich“ für Kinder ab acht Jahren am 12. Februar 2021. Bert Geurkink führt Regie bei dem preisgekrönten Stück, in dem Julian und Lia der Liebe auf den Grund gehen wollen. Für Jugendliche ab 16 Jahren und Erwachsene kommt Andreas Gruhns Fassung „Nathan“ frei nach Gotthold E. Lessing am 26. Februar auf den Spielplan. Der Stoff hat nichts von seiner Aktualität eingebüßt, „Nathan“ erzählt von religiösem Fanatismus, von humanem Handeln und gelebter Toleranz.
Die Jugendclubproduktion beschäftigt sich in der kommenden Spielzeit mit den gemeinsamen Wurzeln, die sich der europäische Kulturraum teilt. Die jungen Teilnehmer_innen forschen in „Idomeneus“ auf der Textgrundlage von Roland Schimmelpfennig im Rahmen der Strategischen Partnerschaft Trust Tour mit den europäischen Partnertheatern, wie man gemeinsam Vertrauen aufbauen kann, wenn jeder sich selbst der Nächste ist. Premiere ist am 5. März 202. Regie führen Lioba Sombetzki und Linda Thaller.
Wie „Idomeneus“ richtet sich auch das Stück „Kein leichter Fall“ von Daniel S. Craig an ein Publikum ab 14 Jahren. Johanna Weißert inszeniert den Text über Daniel, der in die Wohnung einer alten Dame einbricht und verwüstet und nun zum Täter-Opfer-Ausgleichsgespräch muss. Was kann entstehen, wenn man einfach miteinander redet? „Kein leichter Fall“ feiert am 16. April Premiere. Die letzte Premiere der Spielzeit knüpft mit „Ich, Ikarus“ wieder an das Motto „Freier Fall“ an. Basierend auf der antiken Geschichte hat Oliver Schmaering ein neues, musikalisches Stück geschrieben, eine Geschichte über Vernunft und Adrenalin und über die Freiheit, den eigenen Weg zu wählen. „Ich, Ikarus“ hat am 23. April in der Regie von Annette Müller Premiere.
Der aktuelle Stand entspricht dem, wie er vor dem Lockdown geplant war. Da die weitere Entwicklung der Corona-Krise noch nicht prognostizierbar ist, kann es ggf. zu Anpassungen kommen. Der Termin für den Vorverkaufsstart wird gesondert bekanntgegeben.
Die Printversion des Spielplans finden Sie unter http://www.tdo.li/tdo2021
und das Video mit Andreas Gruhn unter http://www.theaterdo.de/publikationen/videos
Run auf elektronische Angebote der Bibliothek – auch Filme und Serien nun kostenlos online verfügbar (PM)
Run auf elektronische Angebote der Bibliothek – auch Filme und Serien nun kostenlos online verfügbar
Sechs Wochen lang konnten Kundinnen und Kunden der Stadt- und Landesbibliothek nichts mehr ausleihen – zumindest keine gedruckten Bücher, CDs oder DVDs. „Unsere Angebote der Digitalen Bibliothek sind in dieser Zeit sehr gut angenommen worden und haben uns hohe Zugriffe beschert“, bilanziert Dr. Johannes Borbach-Jaene, Direktor der Stadt- und Landesbibliothek.
So hat sich die Nutzung der Zeitungs- und Zeitschriftenportale seit der corona-bedingten Schließung vervierfacht. Die elektronischen Bilderbücher wurden sogar zehnmal so oft genutzt, so dass die Bibliothek weitere Lizenzen hinzukaufen musste. Etwa doppelt so groß war die Nachfrage nach E-Audios, E-Books und E-Zeitschriften, die von den Nutzerinnen und Nutzern insbesondere für die Aus-, Fort- und Weiterbildung genutzt wurden.
Neu im Angebot: über 2000 Filme
Ab sofort ergänzt das Filmportal „filmfriends“ das elektronische Angebot: Mit dem Bibliotheksausweis erhalten die Kundinnen und Kunden Zugriff auf über 2000 Filme. Der Streamingdienst verfügt über deutsche Klassiker und anspruchsvolle Dokumentationen bis zu internationalen Arthouse-Kinofilmen und Kinderserien. Zu entdecken sind neuere Filme und Serien, aber auch bewährte Schätze und Lieblinge des nationalen und internationalen Fernsehens und Kinos. Der Pool wird ständig erweitert.
Die Filme können auf dem heimischen Computer, am Smart-TV, Tablet oder Handy kostenfrei abgerufen werden. Mit der Anmeldung auf der Plattform wird die Altersfreigabe für Kinder automatisch geprüft. „Filmfriends“ ist werbefrei und hat keine Laufzeitbegrenzung – die Filme sind ständig verfügbar.
NRW-Wirtschaftsminister und NRW-Kulturministerin haben Lösungen für die Soforthilfen in Bezug auf März und April gefunden (Pressemitteilung des Kulturrats NRW)
NRW-Wirtschaftsminister und NRW-Kulturministerin haben Lösungen für die Soforthilfen in Bezug auf März und April gefunden (Pressemitteilung des Kulturrats NRW)
Wir freuen uns, dass unser ständiges Drängen zu einem Erfolg geführt hat: Die Entscheidung der Landesregierung läuft nun darauf hinaus, dass 2.000 Euro an Künstlerinnen und Künstler für März bis April in irgendeiner Form gezahlt werden. Wer im März und April die „NRW Soforthilfe 2020“ aus dem Wirtschaftsministerium erhalten hat, darf davon 2.000 Euro für Lebenshaltungskosten verwenden, wer bei der Kultur-Soforthilfe, die schnell erschöpft war, einen Antrag gestellt hatte und leer ausgegangen ist, kann jetzt noch 2.000 Euro erhalten. Das ist ein Anfang, aber das Problem der Grundsicherung ist damit nicht gelöst.
Die Ankündigung von Kulturministerin Isabel Pfeiffer-Poensgen, dass der Etat für das Kultur-Soforthilfeprogramm für Künstlerinnen und Künstler auf 32 Millionen aufgestockt wird, begrüßen wir. Die bei den Bezirksregierungen liegenden 13.000 unbeschiedenen Anträge können damit abgearbeitet werden. Doch neue Anträge sind nicht möglich.
Das heißt aus unserer Sicht: Wir haben eine Lösung für die Monate März und April, wir haben zudem ein Plus an Rechtssicherheit, aber nun brauchen wir eine Lösung für die Monate Mai und folgende.
Die Unsicherheit bezüglich der Verwendung der „NRW Soforthilfe 2020“ ist damit geklärt, die zu sehr vielen Anfragen auch an den Kulturrat NRW und seine Berater geführt hat. Allerdings müssen die soloselbständigen Künstlerinnen und Künstler 7.000 Euro von den 9.000 Euro zurückzahlen, wenn keine Betriebskosten nachweisbar sind.
Solo-Selbstständige, Freiberufler und Einzelunternehmen, die März bis April bereits das Arbeitslosengeld II bezogen haben oder eine Förderung aus der Kultur-Soforthilfe erhalten haben, sind von der Anerkennung der Lebenshaltungskosten und von dem aufgestockten Programm des Kulturministeriums ausgenommen. Das kritisieren wird. Zu beanstanden ist auch, dass jetzt der Bezug von Arbeitslosengeld II angerechnet werden soll. Und diejenigen, die erst im Mai den Antrag an die „NRW Soforthilfe 2020“ gestellt haben, können keine Lebenshaltungskosten aus ihr bestreiten. Es gibt hier also keine Sicherung des Lebens über zwei Monate hinaus. NRW bleibt damit hinter anderen Ländern zurück.
Die Grundsicherung ist aber nur eines der Probleme, die gelöst werden müssen. Der Kulturrat NRW wird einen Vorschlag zu einem Stipendien- und Projektförderprogramm vorlegen, das künstlerische Tätigkeit stimuliert und absichert und wird sich an den Beispielen von Hessen und dem Saarland orientieren. Auch andere Maßnahmen, die über die Grundsicherung hinausgehen, müssen erfolgen. Kultur muss umfassender gefördert werden.
Wir werden im Kulturausschuss im Landtag am Donnerstag auf der Grundlage unserer bisherigen Initiativen einen umfassenden Vorschlag zur Kulturförderung vorlegen.
Gerhart Baum, Vorsitzender des Kulturrats NRW
NRW braucht einen kulturpolitischen Gesamtplan. Die bisherigen Entscheidungen können nicht das letzte Wort sein. (Kulturrat NRW im Kulturausschuss des Landtages – PM)
NRW braucht einen kulturpolitischen Gesamtplan. Die bisherigen Entscheidungen können nicht das letzte Wort sein. (Kulturrat NRW im Kulturausschuss des Landtages – PM)
Der Ausschuss für Kultur und Medien des Landtags NRW beschäftigte sich am 14. Mai mit der Situation der Kultur in NRW in der Corona-Krise. Der Kulturrat war mit Gerhart Baum und Reinhard Knoll zu der Sitzung eingeladen. Es wurden zunächst die bekannten Argumente ausgetauscht. Es hat sich nicht viel bewegt, doch zeichneten sich einige Zukunftsperspektiven ab. Kulturministerium Pfeiffer-Poensgen erläuterte die Entscheidungen der Landesregierung und weitere bekannte Maßnahmen der Landesregierung. Wir trugen die Positionen vor, die wir in den letzten Tagen kommuniziert haben. Im Einzelnen:
SOFORTHILFE
Der Abbruch der Soforthilfe habe zu großer Enttäuschung in der Kulturszene geführt. Die Vertreter des Landes verwiesen darauf, dass der Bund seiner Verantwortung nicht gerecht geworden sei. Es wurde noch einmal deutlich, dass das Land seine Position nicht ändern werde. Wir haben erneut bemängelt, dass die Betroffenen ab 1. Mai auf Arbeitslosengeld angewiesen sind. Staatsekretär Klaus Kaiser erklärte, dass er in Kontakt mit der Regionaldirektion der Bundesagentur für Arbeit stehe, um die starren, nicht künstlergerechten Voraussetzungen zum Bezug von Arbeitslosengeld zu verändern. Diese Position wurde auch von den Abgeordneten unterstützt. Wir begrüßten diese Initiative. Wir werden sehen, welches Ergebnis auf Regionalebene erzielt werden kann. Möglicherweise liegt der Schlüssel für tragfähige Änderungen beim Bundessozialminister: eine kulturfreundliche Nachbesserung ist notwendig.
Was die Umsetzung der Landesentscheidungen angeht, haben wir auf die offenen Fragen hingewiesen und darum gebeten, über Einzelheiten, so über die Anrechnungsregeln noch zu verhandeln. Unser Beratungsdienst wurde gelobt. Das Land hat einer Verlängerung um einen Monat zugestimmt. Der Kulturpolitische Sprecher der SPD berichtete, dass der Antrag der SPD-Fraktion, eine Regelung für die Lebenshaltungskosten der Künstlerinnen und Künstler für Mai zu finden, gerade im Haushalts- und Finanzausschuss gescheitert war. Wir kritisieren das. Die Kulturpolitischen Sprecher der Regierungsfraktionen machten deutlich, dass eine Nachbesserung für alle Soloselbständigen gelten müsse, das koste pro Monat 200 Mio. Euro und dafür seien „die Schultern des Landes zu schmal“.
NEUE FÖRDERUNGSPERSPEKTIVE
Unabhängig vom unzureichend gelösten Probleme der Soforthilfe haben wir einen umfassenden Plan für die Entwicklung der Kultur in der Krise eingefordert. Wir vermissen ein Programm, dass die Maßnahmen des Landes bündelt und erweitert und Perspektiven entwickelt. Wir appellierten an die politisch Verantwortlichen, sich jetzt u.a. einer projektbezogenen Förderung von Gruppen und Einzelpersonen zu öffnen. Förderung wird an künstlerische Aktivitäten geknüpft. Auf diesem Wege erfolgt auch eine unmittelbare und mittelbare Künstlerförderung. Wir haben nachdrücklich dafür geworben, die Programme anderer Bundesländer zum Vorbild zu nehmen. Hessen fördert mit 5o Mio., Bayern mit 2oo Mio. solche Programme. Für das einwohnerstarke NRW müssen höhere Summen kalkuliert werden. Der allgemeine Rettungsfonds des Landes müsste dazu herangezogen werden.
Dieser Vorschlag wurde nicht im Einzelnen diskutiert. Dennoch hatten wir den Eindruck, auch nach der Reaktion der Ministerin, dass Bereitschaft besteht, über diesen Vorschlag weiter zu diskutieren. Die Ministerin hat auch darauf hingewiesen, dass die Umsetzung der Förderzusagen, auch wenn Veranstaltungen ausfallen, ein Volumen von 120 Mio. umfasst. Das kann nicht übersehen werden, aber ist nicht der Schlüssel für die Lösung der Corona-Probleme. Auch andere Länder verfahren so und legen dennoch die genannten Zusatzprogramme auf den Tisch.
WEITERENTWICKLUNG
Eingefordert haben wir erneut die Unterstützung für bauliche Veränderungen, die durch Corona Auflagen notwendig werden; und eine Förderung der privaten Kultureinrichtungen nach dem Vorbild von Hessen. Begrüßt haben wir das 4,4 Mio. Programm zur Unterstützung der soziokulturellen Zentren als einen Anfang.
BUNDESSTRUKTURFONDS
Gesprächsgegenstand waren die zu erwartende; in der Diskussion befindliche Förderung des Bundes. Stichwort: Bundesstrukturfonds. Hier zeichnet sich nach jüngsten Äußerungen von Kanzlerin und Bundesfinanzminister ab, dass die Kultur im Rahmen des Konjunkturpakets berücksichtigt werden soll, das für Anfang Juni angekündigt ist. Im Ausschuss bestand Einigkeit darüber, dass die besorgniserregende Situation der Gemeinden, Rettungsmaßnahmen erfordert. Wir haben keine Kenntnis, wie dieses Programm ausgestaltet wird und welche Wirkung es auf unser Land haben wird.
DIALOGE
Die Kulturministerin kündigte an, mit allen kulturellen Sparten in Gespräche einzutreten. Wir begrüßen diese Absicht.
FAZIT
Die Grundlage für weitere Gespräche zu den genannten Themen ist gelegt. Das Treffen im Landtag hat erneut den Willen zum Ausdruck gebracht, durch gemeinsame Anstrengungen die Kultur durch die Krise zu bringen. Nachdrücklich forderten wir: Die bisherigen Entscheidungen können nicht das letzte Wort sein.
Gerhart Baum, Vorsitzender des Kulturrats NRW
Reinhard Knoll, Stellvertretender Vorsitzender