Nach Ankündigung der Caterpillar-Werksschließung: Stadt will sich für Erhalt des Standortes Dorstfeld einsetzen

Monströse Tradition in Dortmund-Dorstfeld – seit 1895. Die Zukunft allerdings ist ungewiss.

Nach der unerwarteten Ankündigung des US-Konzerns Caterpillar, seine Betriebe in Dortmund-Dorstfeld, Lünen und Wuppertal zu schließen, formiert sich langsam Widerstand. Einfach hinnehmen möchte die Dortmunder Stadtspitze eine Werksschließung nämlich nicht. „Wer kämpft, kann verlieren; wer nicht kämpft, hat schon verloren“, gibt OB Ullrich Sierau die Handlungsrichtung vor. Wirtschaftsförderer Thomas Westphal sekundiert: der Standort solle unbedingt erhalten bleiben. Mit oder ohne Caterpillar.

Herstellung von Großbaggern in Dortmund-Dorstfeld ist durchaus profitabel

Böse Überraschung in der vergangenen Woche, zumindest in Dortmund: der US-Hersteller schweren Geräts kündigt die Schließung seiner drei Standorte in NRW an. In Lünen war die Maßnahme erwartet worden: dort werden Großmaschinen für Untertage hergestellt. Ergo für einen Markt, der zusehends kleiner wird. Seit längerem wurde dort deshalb bereits Kurzarbeit geschoben.

Während Wuppertal zuliefert, werden in Dortmund Groß-Hydraulik-Bagger für den weltweit Einsatz Übertage produziert. ___STEADY_PAYWALL___

Auf besonderes Unverständnis stößt die geplante Schließung aus einem weiteren Grund: der Dortmunder Standort arbeite produktiv und ist profitabel, wie Thomas Westphal, Wirtschaftsförderer der Stadt, noch einmal betont. Doch in der US-Zentrale spielen offenbar andere, strategische Erwägungen eine Rolle.

Dort habe man auf die eigene Produktlinie weltweit geschaut, erklärt Westphal weiter. Hergestellt werden die Caterpillar in Indonesien und in Dortmund-Dorstfeld. Aus den Vereinigten Staaten werden Ersatzteile geliefert. Nun habe die Konzernführung beschlossen, die Fertigung zu konzentrieren. Und sich für Indonesien als exklusiven Herstellungsstätte entschieden.

Statt Abwicklung: 620 Arbeitsplätze für hochqualifiziertes Personal sollen erhalten bleiben

Das Motiv des Managements jenseits des Teichs liegt auf der Hand: Asien kann vorteilhaftere Produktionsbedingungen gewährleisten. Die relativ zu Indonesien mutmaßlich höheren Lohnkosten in Dortmund lassen damit – geht es nach dem Willen der Geschäftsführung – den Caterpillar-Standort in Dorstfeld mit seiner langen Tradition des Maschinenbaus absehbar zur Geschichte werden.

Der Rest wäre Abwicklung. Jetzt befände sich die US-Konzernspitze in einer Art „Nachdenkphase“, macht der Wirtschaftsförderer klar: „Wie setzen wir das um?“ – Doch noch ist es nicht soweit. Man wolle dafür kämpfen, dass die Produktion in Dortmund unbedingt erhalten bliebe, so Westphal.

Einig weiß er sich natürlich mit den Gewerkschaften. Und auch NRW-Wirtschaftsminister Andreas Pinkwart hat bereits seine Unterstützung signalisiert, den Standort zu retten. Immerhin geht es um an die 620 Arbeitsplätze in der Stadt. Hinzukommt: für hochqualifiziertes Personal in der Branche.

Großes Qualifikationsreservoir zur Fertigung von Großbaumaschinen in Dortmund

eit 1895 werden am Dorstfelder Standort von „Orenstein & Koppel“ (kurz O&K) Großbagger gebaut. Foto: Sammlung Klaus Winter
Seit 1895 wurden bei „Orenstein & Koppel“ Großbagger gebaut. Foto: Sammlung Klaus Winter

Was sicher kein Nachteil ist. Denn: Sollte es nicht gelingen, die US-Amerikaner von den Vorteilen Dortmunds als einem Standort für hochwertigen Maschinenbau zu überzeugen, stünden angesichts des vorhandenen Qualifikationsreservoirs vor Ort vermutlich die Chancen nicht schlecht, dass sich ein anderer Investor hier ansiedelt.

Jedenfalls gehört auch ein solches Szenario selbstverständlich zu den Planspielen der Stadt, wie aus dem Verwaltungsvorstand zu hören war. Um in Dortmund-Dorstfeld auch weiterhin auf hohem Niveau Baumaschinen zu produzieren. So wie seit über hundert Jahren.

 

Weitere Information:

  • Seit 1895 wurden am Dorstfelder Standort von „Orenstein & Koppel“ (kurz O&K) Großbagger gebaut. Das Werk in Dortmund-Dorstfeld hatte in Spitzenjahren rund 2000 Beschäftigte.
  • Das Schwergewicht der Fertigung lag ab 1949 im Waggonbau und bei Baumaschinen, insbesondere Baggern. 1961 fertigte O&K erstmals in Europa serienmäßig vollhydraulische Bagger.
  • Über 55.000 Hydraulik-Bagger wurden laut Wikipedia bisher gefertigt, davon mehr als 700 Geräte über 100 Tonnen Dienstgewicht, dabei auch der größte Hydraulikbagger der Welt RH 400 (seit 2012 CAT 6090) mit 980 Tonnen Dienstgewicht, einer Motorleistung von 3280 Kilowatt (4400 PS) und einem Schaufelfassungsvermögen von knapp 45 Kubikmetern.
  • Seit 1998 wechselte mehrfach der Besitzer – 2010 übernahm Caterpillar.

 

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