Schlechte Nachrichten für die heimische Industrie: Die Betriebsräte (BR), IG Metall und Belegschaften der Caterpillar-Standorte in Lünen, Wuppertal und Dortmund wurden heute informiert, dass das Unternehmen beabsichtigt, alle drei Werke mit rund 1.100 Mitarbeiter*innen zu schließen. Allein in Dortmund sind rund 620 Beschäftigte betroffen.
Es gab keinerlei Anzeichen für eine Schließung des Dortmunder Werks
In der nächsten Woche will das Unternehmen gegenüber den Arbeitnehmervertreter*innen erste konkretere Pläne darlegen. Die Nachricht über die beabsichtigte Schließung hat die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer im Werk Dortmund völlig unerwartet getroffen. ___STEADY_PAYWALL___
„Es waren im Vorfeld keinerlei Anzeichen erkennbar, die eine solche Entscheidung vermuten ließen“, kommentierte der stellvertretende BR-Vorsitzende Markus Schlegel die schlechte Nachricht.
„Wir werden nun gemeinsam mit den betrieblichen Interessenvertretern die Situation analysieren und Konzepte zum Erhalt der Arbeitsplätze am Standort Dortmund erarbeiten“, kündigte Olaf Kamhöfer von der IG Metall in Dortmund an. „Für die bereits geplante Betriebsversammlung am 16. März 2020 wird die Geschäftsleitung schon die bis zu diesem Zeitpunkt aufgeworfenen Fragen beantworten müssen.“
Und Fragen gibt es viele. Denn anders als die seit Jahren kriselnde Bergbausparte in Lünen – hier wird Technik für Untertage gebaut – sind die Auftragsbücher im Baggerbau in Dortmund noch recht gut gefüllt. Hier entstehen vor allem riesige Bagger, die u.a. weltweit im Tagebau zum Einsatz kommen.
In Lünen sollen in diesem Jahr die Lichter ausgehen, in Dortmund in zwei Jahren
„Lünen war schon länger am Taumeln. Über Jahre gab es Personalabbau, Sozialpläne etc. – „im Gegensatz zu Dortmund. Hier war Caterpillar kein Patient auf der Intensivstation. Er war noch nicht mal im Wartezimmer des Hausarztes“, versucht Kamhöfer Entwicklung und Lage einzuordnen.
Entsprechend überraschend kam die Entscheidung aus den USA, von denen – so zumindest die Einschätzung des Gewerkschafters – auch die heimische Geschäftsführung überrascht worden war. Wie es nun weitergehen soll und bis wann, darüber wurde noch wenig bekannt.
Anders als in der nur wenige Minuten dauernden Aufsichtsrats-Telefonkonferenz und der Unterrichtung der Betriebsräte wurde in den Belegschaftsversammlungen mitgeteilt, dass Dortmund binnen von zwei Jahren abgewickelt werden solle. In Lünen soll der Betrieb demnach schon dieses Jahr schließen.
Ob es noch Alternativen dazu gibt, wollen Gewerkschaft und Betriebsräte in den nächsten Wochen eruieren. Dabei wissen die Akteure die Stadt Dortmund an ihrer Seite. OB Ullrich Sierau will sich miteinbringen – wohl wissend, dass es ein Kampf „David gegen Goliath“ sein könnte.
Die Stadt will sich für die Beschäftigten und den Standort in Dortmund einsetzen
Allerdings sieht der OB für das Werk am Standort in Dorstfeld Perspektiven. Und sollte dies nicht gelingen, dann sehr wohl für einen anderen Maschinenbauer, der mit Sicherheit auch Bedarf an qualifiziertem Personal habe, sagte Sierau. Der Dorstfelder Standort soll ein industrieller bleiben.
„Der Dortmunder Standort ist in der Tat kerngesund, profitable und hoch produktiv. Er soll einer globalen Gesamtstrategie des Konzerns zum Opfer fallen. Das ist vollkommen inakzeptabel“, kommentierte der städtische Wirtschaftsförderer Thomas Westphal die Ankündigung des Unternehmens.
„Was immer jetzt auch wirklich geschieht, wir stehen an der Seite der Beschäftigten. Wir helfen wo wir können, sowohl für den Erhalt als auch bei einer möglichen Suche nach einer neuen Beschäftigung.“
Nach der Schließung von HSP nun die nächste schlechte Nachricht für Dorstfeld
Wie eine Bombe schlug die Nachricht auch bei der Bezirksvertretung der Innenstadt-West ein: „Nach der langwierigen Schließung von HSP ist dies die nächste schlechte Nachricht für Dortmund und unseren Stadtbezirk“, betont Bezirksbürgermeister Ralf Stoltze.
Neben den Arbeitsplätzen sei die Bevölkerung direkt mit dem Schicksal der wechselnden Nutzungen dieses wichtigen Geländes für Dorstfeld verbunden. „Ich hoffe auf eine beschäftigtengerechte Lösung und eine sinnvolles Folgekonzept“, so der SPD-Politiker.
In der Bezirksvertretung – diese hat(te) die Hoheit zur Nennung von Straßen und Plätzen – war seinerzeit die Benennung der Straße nach einer US-amerikanischen Firma kontrovers diskutiert worden. Kritiker hatten u.a. gefragt, was denn passiere, wenn das Unternehmen schließe. „Leider haben damit auch die Skeptiker Recht bekommen, die zum Glück nur eine kurze Straße am Werksgelände nicht nach dem Firmennamen benennen wollten“, erinnerte Stoltze.
HINTERGRUND:
- Seit 1895 werden am Dorstfelder Standort von „Orenstein & Koppel“ (kurz O&K) Großbagger gebaut. Das Werk in Dortmund-Dorstfeld hatte in Spitzenjahren rund 2000 Beschäftigte.
- Das Schwergewicht der Fertigung lag ab 1949 im Waggonbau und bei Baumaschinen, insbesondere Baggern. 1961 fertigte O&K erstmals in Europa serienmäßig vollhydraulische Bagger.
- Über 55.000 Hydraulik-Bagger wurden laut Wikipedia bisher gefertigt, davon mehr als 700 Geräte über 100 Tonnen Dienstgewicht, dabei auch der größte Hydraulikbagger der Welt RH 400 (seit 2012 CAT 6090) mit 980 Tonnen Dienstgewicht, einer Motorleistung von 3280 Kilowatt (4400 PS) und einem Schaufelfassungsvermögen von knapp 45 Kubikmetern.
- Seit 1998 wechselte mehrfach der Besitzer – 2010 übernahm es Caterpillar.
Reader Comments
Wilhelm Schulte-Coerne
Mit Erschütterung las ich, dass Caterpillar das Werk in Dortmund-Dorstfeld schließen will.
Unbegreiflicherweise verlieren 650 Mitarbeiter ihren Arbeitsplatz und in Dorstfeld geht ein Stück traditionsreicher Industriegeschichte zu Ende.
Es ist ein Alarmzeichen, dass vernünftig bezahlte Industriearbeitsplätze in Dortmund nicht mehr sicher sind.
Firmen, die Spitzentechnologie herstellen, aber aus technischen Gründen manchmal laut und dreckig sein müssen und Schwerverkehr, CO2 und Feinstaub verursachen, sehen ihre Zukunft nicht mehr in Dortmund. Den Preis dafür zahlen wir in der Zukunft.
Ist es Zufall, oder besteht sogar eine Verbindung zu einer auf ehemaligem Caterpillar-O&K-Zechen-Gelände in unmittelbarer Nachbarschaft geplanten Ansiedlung großer Logistikfirmen durch die Firma aroundtown? Mit der Schließungsankündigung von Caterpillar erhält das Bild, welches sich im Hinblick auf die angeblich illegalen Mieter am Iggelhorst und Auf dem Brümmer ergeben hat, ganz neue Dimensionen. Mit Mitbürgern wird unakzeptabel umgegangen. Was läuft da hinter den Kulissen eigentlich ab? Sind Ämter der Stadt Dortmund mit den Plänen von aroundtown befasst?
Aroundtown ist eine Schwesterfirma der Hannibal II- Eigentümer. Als Dorstfelder fehlt einem da jedes Vertrauen und jede Hoffnung auf gute neue Arbeitsplätze.
Es ist dringend an der Zeit, dass die Stadt Dortmund sich erklärt.
Wilhelm Schulte-Coerne
Vorsitzender der CDU-Ortsunion Dorstfeld
Hannes Zappes
US-POTUS Trump’s Wirtschaftsembargo gegen die EU-DSSR. „Make America great again.“
Das sind die Realfolgen!