Von Nora Lemjimer und Alexander Völkel
„Das größte Sicherheitsrisiko ist nicht steigende Kriminalität, sondern sind Rechtsextremisten und Rechtspopulisten, die immer wieder Ängste schüren, um Demokratie und Rechtsstaat zu diskreditieren und dem Rechtsstaat das Vertrauen zu entziehen, was wir so dringend brauchen“, sagte der Dortmunder Polizeipräsident Gregor Lange bei der Vorstellung der Polizeilichen Kriminalstatistik für 2019. Der Trend der Vorjahre setzt sich fort: Die Kriminalität in Dortmund geht weiter zurück, die Aufklärungsrate steigt. Doch im Netz werde jenseits von objektiven Fakten Angst geschürt, kritisiert der Polizeichef.
61.727 Straftaten im vergangenen Jahr in Dortmund – Aufklärung bei fast 60 Prozent
Im Jahr 2019 ist die Gesamtzahl der Straftaten auf den niedrigsten Stand seit mehr als zehn Jahren gesunken. Insgesamt wurden in Dortmund 61.727 Fälle registriert (-6,98 Prozent). Die Aufklärungsquote liegt mittlerweile bei fast 60 Prozent (58,4 Prozent).
In nahezu allen Kriminalitäts-Feldern sinken die Zahlen – insbesondere in jenen, die das Sicherheitsgefühl der Menschen betreffen – also bei Delikten im öffentlichen Raum wie auch den eigenen vier Wänden. Sie sind besonders wichtig für das subjektive Sicherheitsempfinden der Bürger*innen einer Stadt.
Die Gewaltkriminalität ist in Dortmund um 2,54 Prozent zurückgegangen (von 2679 auf 2611 Fälle), Diebstähle um 10,52 Prozent (von 25.936 auf 23.208 Taten), Straßenkriminalität um 13,2 Prozent (von 15.747 auf 13.668) und Straftaten gegen die sexuelle Selbstbestimmung um 4,06 Prozent (von 789 auf 757 Taten).
Trotz großer Rückgänge in den Vorjahren ist auch 2019 der Wohnungseinbruchdiebstahl erneut um 25,44 Prozent (von 1584 auf 1181 Fälle) zurückgegangen.
Bemerkenswert: Der Anteil der versuchten, aber letztendlich gescheiterten Einbruchsversuche steigt. Fast jede zweite Einbruch scheiterte mittlerweile (45,73 Prozent), da immer mehr Eigentümer*innen in bessere Sicherungstechnik für Türen und Fenster investieren. Die Polizei berät dazu regelmäßig.
Die Angriffe auf Polizist*innen und Ordnungshüter nehmen in Dortmund weiter zu
Zugenommen haben hingegen erneut der Widerstand gegen und tätliche Angriffe auf Vollstreckungsbeamt*innen und „gleichstehende Personen“. 760 (2018: 727) Übergriffe gab es – ein Zuwachs um 4,5 Prozent.
„Das ist unseren Kolleg*innen nicht zumutbar. Wir wollen, dass die Leute mit Respekt gehandelt werden“, kritisierte Lange. Auch hier wurden Ermittlungsanstrengungen gebündelt.
Gestiegen sind auch die als „Angriffe gegen das Leben“ gewerteten Straftaten – hier werden auch Versuche mitgezählt. Gab es 2018 noch zwölf Vorfälle, waren es im vergangenen Jahr 18.
Zudem gibt es im Bereich der Dortmunder Polizei mehr Fälle von Verbreitung, Erwerb, Besitz und Herstellung kinderpornographischer Schriften, was allerdings an den umfangreichen Verfahren unter anderem nach den Vorfällen in Lüchte begründet ist.
Das Polizeipräsidium in Dortmund hat – wie auch andere Dienststellen in Nordrhein-Westfalen – zur Entlastung der betroffenen Polizeidienststellen einen Teil der Ermittlungen übernommen.
„Es gibt wahrscheinlich nicht mehr Fälle – wir bringen nur Licht ins Dunkelfeld“, versucht Walter Kemper, Leiter der Direktion Kriminalität, die Zahlen einzuordnen, ohne die Fallzahlen (53 statt 37) zu relativieren. Jede Tat sei eine zu viel.
Die Polizei bündelt ihre Kräfte – höhere Aufklärungsquote und Druck auf Banden in Dortmund
Die sinkenden Zahlen und die gestiegene Aufklärungsquote machen sie unter anderem an der Arbeit der eingesetzten Ermittlungskommissionen fest, die die Ressourcen gebündelt und auch durch verbesserte Tatortanalysen insbesondere Banden in Sachen Einbruch und Taschendiebstahl das Leben deutlich schwerer gemacht hätten.
Dies alles habe dazu beigetragen, dass Dortmund im Ranking der gefährlichsten Städte – Dortmund war hier über Jahre in der Top 5 – mittlerweile nicht mehr unter die ersten zehn Plätze kommt. Anders als beim Fußball ist man mit dieser „hinteren Platzierung“ im Dortmunder Polizeipräsidium sehr zufrieden…
Die guten Entwicklungen gäben allerdings keinerlei Anlass ,,sich zurückzulehnen’’, sondern seien viel mehr ein Ansporn für die polizeiliche Weiterentwicklung von Mitteln und Methoden, macht Lange deutlich.
Polizei will mit stärkerer Öffentlichkeitsarbeit gegen Falschmeldungen im Netz anarbeiten
Dazu gehört auch die verstärkte Öffentlichkeitsarbeit: Denn trotz des niedrigsten Kriminalitätsniveaus in Dortmund seit mehr als zehn Jahren ist das Netz voll von Darstellungen, dass in Dortmund alles immer schlimmer werde – Polizei und Rechtsstaat seien nicht handlungsfähig.
„Das genaue Gegenteil ist der Fall“, ärgert sich Gregor Lange über die Darstellungen. „Die Ängste werden gezielt von Rechtsextremisten und Rechtspopulisten geschürt. Dem gefährlichen Trend wollen wir mit Fakten und Aufklärung dem gefährlichen Trend entgegen wirken“, betonte der Polizeipräsident und appellierte schlussendlich, man solle es „mal wieder mit Fakten statt mit Hetze versuchen“.
Um die Menschen über die richtigen Zahlen zu informieren, wurde die Pressekonferenz mit den Zahlen und Fakten erstmals live bei Facebook gestreamt. Alle Zahlen und Daten sind zudem im Internet abrufbar.
Hier gibt es alle Zahlen und Fakten als PDF zum Download: PKS_Dortmund_2020
Reader Comments
Gemeinsame Pressemeldung der Staatsanwaltschaft Dortmund und der Dortmunder Polizei
Bandenkriminalität: Durchsuchungen der Dortmunder Polizei
Gemeinsame Pressemeldung der Staatsanwaltschaft Dortmund und der Dortmunder Polizei
Die Dortmunder Polizei hat heute Morgen (3. März) insgesamt sechs Objekte in zwei Ruhrgebietsstätten und im Münsterland durchsucht.
Grund für die Durchsuchungsmaßnahmen der Ermittlungskommission „EK Balkan“ waren die Umsetzungen mehrerer Haftbefehle innerhalb der ermittelten Bandenstrukturen. Deren Mitglieder – überwiegend serbischer Nationalität – sollen für zahlreiche Wohnungseinbrüche in Nordrhein-Westfalen und Niedersachsen verantwortlich sein.
Bis zum Einsatzende heute Mittag gegen 13 Uhr, hat die Dortmunder Polizei insgesamt neun Personen festgenommen. Gegen acht der Männer lagen bereits Haftbefehle vor. Einen weiteren Tatverdächtigen entdeckten die Polizeibeamten bei den Durchsuchungen und nahmen ihn fest. Er wird morgen einem Haftrichter mit dem Ziel des Erlasses einer Untersuchungshaft vorgeführt.
Bei den polizeilichen Maßnahmen stellten die Polizeibeamten umfangreiches Beweismaterial und zwei Autos sicher.
„Die Ermittlungen enden nicht mit den Durchsuchungen und Festnahmen am heutigen Tag“, betonte Polizeipräsident Gregor Lange. „Die akribische Arbeit der Ermittler hat es uns ermöglicht, Bandenstrukturen zu erkennen, Tatverdächtige zu identifizieren und sie hinter Schloss und Riegel zu bringen. Ich bin sehr erfreut über diesen Verlauf – jetzt stehen weitere Ermittlungen im Vordergrund, um die anstehenden Strafverfahren beweissicher zu gewährleisten.“