Im Zuge der Ermittlungen zu einem weiteren Haar, das am letzten Verhandlungstag im November durch einen Beweisantrag der Verteidigung zum Prozessgegenstand wurde, sind weitere Asservate aufgetaucht, die in den kommenden Wochen untersucht werden sollen. Es handelt sich um insgesamt 18 Haare die sich auf Folienträgern befinden, die von der Leiche der 1993 ermordeten Nicole-Denise Schalla genommen wurden. Um Vergleichsmaterial für die rechtsmedizinische DNA-Untersuchung der Haare zu bekommen, wird weiteres Probematerial des Angeklagten 54-jährigen Ralf H. aus Castrop-Rauxel benötigt, zu dessen Abgabe er sich am heutigen, mittlerweile 27. Verhandlungstag, freiwillig bereit erklärte.
Akten mit Inhalten aus 26 Jahren geben neue Asservatenliste preis
Auch wenn es dubios erscheint, dass nach einem Jahr Prozessführung neue Asservate auftauchen, die es zu berücksichtigen gilt, ist dies doch aufgrund der 26 Jahre, die seit dem Tathergang vergangen sind, nachvollziehbar.
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Es haben sich dicke Aktenordner angesammelt, die es zu sichten gab und gibt und im Laufe der Jahre waren unzählige unterschiedliche Beamte und Angestellte der verschiedenen Behörden, die zu den Ermittlungsarbeiten beigetragen haben, mit dem Fall betraut. Auf die heute thematisierte Asservatenliste sei man laut Richter Peter Windgätter durch einen Akteneintrag aus dem Jahr 2007 gestoßen.
Um Vergleichsmaterial für die anstehenden Untersuchungen der Objektträger zu bekommen, erklärte sich der Angeklagte nach kurzer Besprechung mit seinem Wahlverteidiger Christian Dreier zu einer weiteren Probeentnahme bereit. Je nachdem in welchem Zustand sich die damaligen Beweismittel befinden, können die Haare auf Zellkern- oder mitochondriale DNA untersucht werden.
Prozess wird bis mindestens Ende Januar fortgesetzt
Der Angeklagte stelle sich jedoch die Frage, warum die Spurenträger bis heute nicht näher untersucht worden seien und die Ermittlungsarbeit im Prozess erst so spät begonnen habe. Wiederholt brachte er zum Ausdruck, dass er die Prozessführung für eine Farce halte.
Auch Anwalt Dreier sprach von dubiosen Umständen angesichts des neuen Beweismaterials. Sowohl Dreier als auch der Angeklagte verkündeten, dass auch sie sich eine Verfahrensbeschleunigung und somit einen baldigen Urteilsspruch wünschen würden.
Richter Peter Windgätter entgegnete, dass auch er nicht glücklich über die Entwicklung sei. Er bat auch die Mutter des Opfers, Sigrid Schalla, um eine weitere Speichelprobe zum Abgleich, wozu diese sich umgehend bereit erklärte. Durch die neue Sachlage wurden weitere Verhandlungstermine bis Ende Januar 2020 vereinbart. Es bleibt abzuwarten, ob zum nächsten Verhandlungstermin am 20. Dezember bereits erste Ergebnisse der angeordneten Untersuchungen der Beweismittel vorliegen werden.
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