Am zweiten Tag der Besetzung ermöglichen die Besetzer und Besetzerinnen nordstadtblogger.de einen Blick hinter die denkmalgeschützte Fassade der Kirche Sankt Albertus Magnus in der Enscheder Straße.
Aus Sankt Albertus Magnus soll soziales Zentrum Avanti werden
Am späten Freitag Abend wurde die Kirche besetzt, nordstadtblogger.de berichtete. 2007 wurde nach einem letzten Gottesdienst die Kirche profaniert, sprich entweiht. Seit dem steht sie leer.
Pläne für die Einrichtung eines soziokulturellen Zentrums oder für eine Waldorfschule in der Nordstadt scheiterten an den Kosten für die Wiederherstellung des Baus. Nun haben junge Aktivisten aus der linken Szene Initiative ergriffen und planen die Errichtung eines sozialen Zentrums namens „Avanti“
Erste Renovierungsarbeiten sind im Gange: Überall wird repariert und geputzt
Nach dem ereignisreichen Samstag mit einer Demo der rechtsextremen Nazi-Partei „Die Rechte“ in unmittelbarer Nähe im Oestermärsch, organisiert sich das Leben im Haus.
Genutzt werden zur Zeit der große Saal im Keller, der vormals der Kirchengemeinde für Festlichkeiten und Versammlungen diente und die beiden Türme mit den Wohnungen in denen die Besetzer schlafen.
Der Gottesdienstraum, in dem zur Zeit wertvolle Kirchenbänke gelagert werden, wird nach Absprache mit dem Eigentümer, der katholischen Kirche nicht genutzt. Ein reges Treiben herrscht auf dem Hof der Kirche. Über all wird gefegt, Unkraut gejätet und die Mauer zum Nachbargrundstück vom Bewuchs befreit.
Erste Renovierungsarbeiten finden statt. Die Mauer zieren mittlerweile Bilder mit den Aufschriften „Nicht alles ist Unkraut“ oder „Mach was! Pflanz was!“. Blumentöpfe dafür stehen bereit.
Bei Kerzenlicht und ohne Strom und Wasser wird das Leben organisiert
Zu tun gibt es genug in dem Gebäude, das lange Jahre dem Verfall ausgesetzt war.
Im Kellersaal finden Plenumssitzungen statt, an einer Wand steht ein Infotisch für die jeweiligen Arbeitsgruppen: AG Infrastruktur, AG Nachbarschaft, AG Sicherheit, AG Veranstaltung und vieles mehr – alles, was man so braucht, um das Leben in einem besetzten Haus ohne Strom und Wasser aufrecht zu erhalten.
Darüber hinaus wird ein Konzept für die zukünftige Nutzung der Räumlichkeiten als soziales Zentrum erarbeitet. Die Kommunikation in den Gruppen wird mit alten Schubladen in die man Zettel legt, organisiert.
Die „Spachtelbrigade“ versorgt Besetzer mit warmen Mahlzeiten
Die Kommunikation in den Gruppen wird mit alten Schubladen, in die man Zettel legt, organisiert.
Ein paar Meter weiter steht im Kerzenlicht der Tisch der „Spachtelbrigade“, die dort ein Buffet aufgebaut hat.
Hier werden die fleißigen Besetzer mit den nötigen Kalorien versorgt. Zwar gibt es einen benzingetriebenen Generator, aber der wird nur für besondere Zwecke eingeschaltet, wenn ein Werkzeug benutzt wird das Elektrizität benötigt.
„Weil Sprit teuer ist und aus Rücksicht auf die Nachbarschaft, wegen der Lautstärke“, ergänzt Michael Grüning von der AG Presse.
Die Resonanz der Nachbarschaft auf die Besetzung ist „neutral bis positiv“
Die Resonanz der Nachbarschaft bezeichnet Grüning als „neutral bis positiv.“ Man hat Flugblätter mit Informationen zur Besetzung und einer Telefonnummer, über die die Besetzer zu erreichen sind, in die Briefkästen der näheren Umgebung verteilt. „Viele sehen das positiv, dass das leerstehende Gebäude nun genutzt wird“ erzählt der Aktivist.
„Wir haben auch schon Wasser und Strom über ein Kabel aus der Nachbarschaft zur Verfügung gestellt bekommen“, freut er sich über die Solidarität aus der unmittelbaren Umgebung. In der nächsten Woche will man die Anwohner zu einem Treffen einladen. „Das ein Gebäude so lange leersteht ist verwerflich“, findet Michael Grüning.
Vieles zum alltäglichen Leben und für die Instandsetzung wird benötigt
Draußen auf dem Hof hängt an einer Tür ein Zettel mit benötigten Materialien. „Wir brauchen vor allen Dingen Wasser, nicht nur zum Trinken, sondern auch als Brauchwasser, um die vorhanden Toiletten zu spülen.
Kerzen, Baumaterialien, Werkzeuge, Lebensmittel…, die Liste ist lang. Kulturelle Abwechselung gibt es auch schon: Am Samstag Abend fand eine Disco statt und am Sonntag Abend gab es Kino.
Info auf Nordstadtblogger.de zur Besetzung und zur Kirche Sankt Albertus Magnus
Info zum Sozialen Zentrum Avanti