Evinger Geschichtsverein und die Historie des Bergbaus im Ruhrgebiet – 700 Jahre Bergbau in 70 Minuten

Der luftdruckgetriebene Abbauhammer wurde von dem Dortmunder Gustav-August Middelmann um 1920 erfunden. Der Hammer erleichterte den Kohleabbau, erhöhte die geförderte Kohlenmenge, aber brachte durch den dabei in größeren Mengen freigesetzten feinsten Kohlenstaub für viele Bergleute eine Silikoseerkrankung („Staublunge“) mit sich, die erst Jahre später von den damaligen Ärzten erkannt wurde. Foto: Evinger Geschichtsverein

Sicher spannend wird es nach dem mit vielen historischen Bildern versehenen Vortrag von Dr. Schacke am 14. Oktober 2019, ab 18.30 Uhr im Evinger Geschichtsverein im Wohlfahrtgebäude, Nollendorfplatz 2, wenn gefragt wird, ob mit dem Bergbau auch eine historische Epoche endet, die geprägt war durch große Betriebe, heftige Konflikte, einflussreiche Gewerkschaften, Kompromisse sowie durch die Integration von angelernten Arbeitern und Zuwanderern.

Steinkohlegewinnung nahm erst zu, als Holz allmählich zur Mangelware wurde

Gesucht werden MigrantInnen, die wegen des Bergbaus ins Ruhrgebiet gekommen sind. Foto: Martin Frank/ LWL
Im Kohlebergbau fanden viele MigrantInnen einen Arbeitsplatz. Foto: Martin Frank/ LWL

Einen Überblick über die Geschichte der Kohle gibt Dr. Volker Schacke im Evinger Geschichtsverein. „Geschichtlich gesehen begann der Steinkohlebergbau im Ruhrgebiet in Dortmund-Schüren. Im Jahr 1296 wurde erstmals der Kohlengräbersohn „Conradus“ geschichtlich erwähnt“, sagt Dr. Schacke. 

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Zwar hat kein anderer Stoff die Geschichte Europas so geprägt wie die Steinkohle, jedoch so groß war das Interesse an der Kohle zunächst nicht. Bevorzugt wurden Holz und Holzkohle, weil sie weniger Ruß, Rauch und Staub bei der Verbrennung freisetzten. Erst als die Wälder vor etwa 500 Jahren weitgehend abgeholzt waren, setzte sich die Steinkohle durch und der staatliche Einfluss auf die Kohlegewinnung nahm schnell zu. 

Mit der Industrialisierung und dem Einsatz von Dampfmaschinen weitete sich der Steinkohlebergbau aus, sowohl nach Norden als auch in die Tiefe. Es entstanden große Tiefbauzechen, wie beispielsweise in Eving die Schachtanlagen Minister Stein, Fürst Hardenberg und Königsmühle, die Tiefen von bis zu knapp 1200 Meter erreichten. Die Fördertürme änderten schnell das Aussehen der einst landwirtschaftlich geprägten Region. 

Kohle- und Stahlindustrie als „High-Tech-Region-Ruhr“ um 1900

Was einst als innovativer Fortschritt galt, ist heute zum Problem geworden. Foto: Leopold Achilles

Die Zuwanderung und Integration von Arbeitern ließ große Städte entstehen. Das Verkehrsnetz verdichtete sich. Wolfgang Skorvanek, stellvertretender Vorsitzender des Evinger Geschichtsvereins: „Durch eine bisher unbekannte Freisetzung von Kapital, das vorwiegend in modernste Technik investiert wurde, bildeten Kohle- und Stahlindustrie in der Zeit um 1900 die europäische „High Tech – Region“ an der Ruhr.“ 

Gleichzeitig war der Kohlenbergbau von zahlreichen Auseinandersetzungen zwischen Bergarbeitern und Unternehmern geprägt, bei denen die Bergleute durch ihre große Zahl ebenso ein starkes Druckmittel besaßen wie durch die zentrale Bedeutung der Kohle für den Staat und die starke Bergbaugewerkschaft.

1958 erreichten Fördermengen und Beschäftigtenzahlen ihren Höhepunkt. In den kommenden Jahren ging die Förderung langsam zurück, „immer noch von Hoffnungen begleitet, wenn das Öl knapp und teuer wurde, Alternativen zur Kernenergie gefragt waren, Regierungswechsel Erwartungen weckten oder die Energiewende Kohlekraftwerke benötigte, um die Versorgung zu sichern“, blickt die Vorsitzende des Geschichtsvereins Wiltrud Lichte-Spranger zurück. 

Die letzte Kohle wurde in Dortmund vor 32 Jahren auf der Zeche Minister Stein gefördert

Zahlreiche Proteste und Streiks verhinderten jedoch nicht die Schließung der Dortmunder Schachtanlagen Die letzte Kohle wurde auf der letzten Dortmunder Zeche Minister Stein 1987 gefördert. 2018 ging mit der Stilllegung der letzten Zeche im Ruhrgebiet der Steinkohlebergbau unwiderruflich zu Ende.

„Genau deshalb ist es wichtig, sich mit dem Zeitalter der Kohle zu befassen, seine Vorzüge und Nachteile zu untersuchen und daraus die richtigen Schlussfolgerungen zu ziehen“, gibt Wolfgang Skorvanek zu bedenken.

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