Mit einer neuen Attraktion möchte der Schultenhof in Dortmund aufwarten. Die AWO-Einrichtung möchte ein Generationen-Karussell anschaffen. Doch das inklusive Spielgerät für Menschen jeden Alters kostet 20.000 Euro. Dafür werden noch Spenden benötigt.
Angebot für Jung und Alt auf dem Areal des früheren Streichelzoos
Nachdem der Bauernhof, das Wohnhaus und der Hofladen im vergangenen Jahr an der Umgebungsqualität und der attraktiveren Gestaltung des Spielplatzes gearbeitet haben, steht nun ein weiterer Meilenstein an. Denn das Karussell wäre eine echte Bereicherung. „Wir haben uns überlegt, was ergänzend interessant sein könnte und wie wir alle Menschen mitnehmen, Jung und Alt, mit und ohne Beeinträchtigung“, erklärt Wohnhausleiterin Nadine Somer.
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Die Spielplatzexpert*innen Monika und Gerd Mlynczak – sie engagieren sich seit Jahren ehrenamtlich am Schultenhof – haben dafür das Generationen-Karussell ins Gespräch gebracht. Denn sowohl Bewohner*innen des Hauses, Beschäftigte des Hofs, Kund*innen des Ladens und Nutzer*innen des Spielplatzes könnten das Angebot nutzen.
Errichtet werden soll es auf dem Gelände des früheren Streichelzoos. Damit würden der stark frequentierte Spielplatz entzerrt und zusätzliche Nischen geschaffen, erklärt Gerd Mlynczak. Schon jetzt werde der Spielpunkt hinter dem Wohnhaus auch von Externen genutzt, auch wenn es eigentlich zum Wohnhaus gehöre.
Inklusion und Barrierefreiheit als Ziel des neuen Karussells
Doch die Gäste sind willkommen, weil sie Begegnungen von Menschen mit und ohne Beeinträchtigungen ermöglichen. Genau das ist auch das Ziel des neuen Karussells: „Es wäre für alle Menschen zugänglich. Das wird ein öffentlicher Spielort“, erklärt Monika Mlynczak.
Für Schultenhof-Landwirtin Anne Hülsen ist die Barrierefreiheit ein wichtiges Argument. Es ermöglicht den Zugang für verschiedene Gruppen. „Es bietet Inklusion und Barrierefreiheit in verschiedener Hinsicht“, erklärt Klaus Hermansen, Leiter der Eingliederungshilfe. Ob mit Rollstuhl oder Rollator – auch ohne Assistenz wäre das Gerät nutzbar. „Das passt zum Schultenhof“, betont Somer.
Wenn auch keine Assistenz, braucht und fördert das Gerät die Kommunikation. Denn auch wenn es barrierefrei ist, gibt es keinen Schwungkranz in der Mitte. Hier können die Rolli-Fahrer*innen stehen. Ältere mit ihren Rollatoren hingegen können die Sitzbänke nutzen und die Jüngeren können von außen das Karussell drehen. Das braucht also Kommunikation und Rücksichtnahme – alleine würde es keinen Spaß machen. „Alles, was sich dreht, ist immer kommunikativ“, erklärt Gerd Mlynczak.
Um das Spielgerät anschaffen zu können, muss die AWO insgesamt 20.000 Euro sammeln. Einige Anträge bei Institutionen der Eingliederungshilfe und Gebietskörperschaften sind gestellt. Doch ohne Spenden von Ortsvereinen und Privatpersonen wird es nicht gehen. Die erste größere Zusage liegt bereits von der Seniorengruppe des AWO-Ortsvereins Süd-Weststadt vor – die Gliederung beteiligt sich mit 2.000 Euro. Bis zum Hoffest am dritten September-Wochenende – so die Hoffnung – sollen die Spenden zusammengekommen sein.
INFOBOX:
Spendenkonto Stichwort Generationenkarussell
Sparkasse Dortmund
IBAN: DE03440501990001069691
BIC: DORTDE33XXX
Kontonummer: 001069691
BLZ: 44050199
Bank für Sozialwirtschaft (BfS)
IBAN: DE10370205000006038202
BIC: BFSWDE33XXX
Kontonummer: 6038202
BLZ: 37020500
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Reader Comments
blub
Zur AWO, die AWO Werstätten arbeiten so wie man es aus den 60 ziger Jahren kennt. Verpackungsarbeiten, leichte Montierarbeiten, Gartenbau usw. Leider ist die AWO noch nicht im 20 Jahrhundert angekommen und hat auch noch nicht gemerkt das es auch andere Menschen mit Behinderung gibt als geistig behinderte Menschen. Für diejenigen wie Autisten ist es eine Quahl dort diese so einfach zu tätigen Arbeiten zu vollziehen. Daran arbeitet die AWO aber nicht. Es könnten doch auch Jobs geschaffen werden im Bürobereich oder im PC Bereich. Mein Sohn war dort und fühlte sich als Aspie Autist mit normaler Schulbildung und guten Zeugnissen extrem Unwohl. Auch das Klima dort mochte er nicht. Er wurde oft angeschrien und weinte viel. Ich habe ihm dann eine andere Werkstatt gesucht, wo man auch moderner arbeitet. Er hat dort einen Platz am PC in der Digitalisierung und Verwaltung. Bei der AWO hat er Bezinschläuche im Akkord zusammen gebaut, unter Tränen weil er die Arbeit dort als total stumpfsinnig empfand.
Klaus Hermansen (Werkstätten der Arbeiterwohlfahrt Dortmund)
Stellungnahme der Werkstätten der Arbeiterwohlfahrt in Dortmund
In einem Leserbrief beschreibt ein Vater eines Sohnes, der sich die AWO-Werkstätten in Dortmund angeschaut hat, unsere Werkstatt mit einer deutlichen Kritik. Ich bin Leiter dieser Werkstatt, und deshalb möchte ich gerne Stellung nehmen.
Der Vorwurf des Vaters ist sehr wichtig, weil er deutlich macht, dass Werkstätten sich verändern können und verändern müssen. Offenbar wurden in unserer Werkstatt seinem Sohn lediglich nicht geeignete Arbeiten angeboten, die sich im Prinzip auf industrielle Montagearbeiten beschränkt hätten. Andere Arbeiten, etwa Jobs um PCs, Digitalisierung und Verwaltungstätigkeiten, seien nicht angeboten worden. Dies sei ein Modell einer Werkstatt aus den 1960er Jahren.
Wenn dies tatsächlich so geschehen ist – und wenn dies in den letzten Jahren passierte – dann hat unsere Werkstatt tatsächlich einen Fehler gemacht. Da ich den Einzelfall nicht kenne – gerne würde ich natürlich recherchieren, was falsch gelaufen ist – kann ich nur sagen, welche Arbeits- und Bildungsangebote unsere Werkstatt hat, weil wir nicht im letzten Jahrhundert stehen bleiben wollen: Wir haben eine Arbeitsgruppe IT-Dienstleistungen, die sich genau mit PCs, Digitalisierung und Verwaltung beschäftigt.
In fast allen Arbeitsbereichen wird mit IT gearbeitet, teilweise mit komplexen Programmen: Stickerei, Werbeatelier, Druckbereich steuern die Fertigung digital, im Lager wird seit Jahren ein komplexes Programm eingesetzt, das gleiche gilt für die Industriewäscherei. Ebenso gibt es seit Jahren arbeitsbegleitende Bildungsmaßnahmen auch zur Arbeit an PCs und seit 18 Monaten auch einen Computer-Club, in dem sich Spezialistinnen und Neueinsteiger treffen.
Wir haben ein offenes 3-D-Druck-Projekt „Selfmade“ und sind regelmäßig Kooperationspartner etwa der Uni, wenn es um IT-Nutzung geht. Und wir bemühen uns, ausgelagerte Arbeitsplätze in Unternehmen zu finden und unseren Mitarbeiter*innen anzubieten.
Insofern glaube ich, dass die Erfahrungen des Vaters ein Zeichen dafür sind, dass hier im Einzelfall etwas sehr schief gelaufen ist, was mir Leid tut. Gerne will ich dies auch mit ihm besprechen, damit wir lernen können. Insgesamt aber glaube ich sagen zu können: Wir sind im 20. Jahrhundert angekommen.
Klaus Hermansen
Werkstatt der WAD (Werkstätten der Arbeiterwohlfahrt Dortmund)