Von Gerd Wüsthoff
It´s time for a fashion revolution! Ein neuer und nützlicher „Fair Fashion Shopping Guide“ für das Ruhrgebiet und Dortmund. „Fair Fashion“ ist weit mehr als nur gerecht bezahlte NäherInnen, sondern auch ökologisch produzierte Kleidung (Fashion). Ökologisch, also mit einem möglichst geringen „Carbon Footprint (der ökologische Fußabdruck)“, produzierte Fashion-Grundprodukte, müssen zudem nicht „unbezahlbar“ sein. Man muss keine Baumwollfelder in Wüsten anlegen und zur Bewässerung ganze Seen, wie den Aralsee austrocknen. Oder wie in Monokulturen üblich, massenweise Chemie einsetzen. Flüsse, wie Citarum auf Java, müssten nicht mit Chemie überbelastet werden. Über 15.000 Liter werden für eine Jeans verbraucht. Kombiniert man eine Trainingsjacke und ein T-Shirt dazu liegen wir bei über 23.000 Liter Wasser.
Buy Good Stuff: Seien Sie dabei – it´s time for a fashion revolution!
Nun ist es soweit: Der erste öko-faire Ratgeber für das Ruhrgebiet hat das Licht der Welt erblickt! „Buy Good Stuff“ ist von einer umweltfreundlichen Druckerei gedruckt und dann druckfrisch in die Stadtverwaltungen, Stores, Weltläden und Büros verschickt worden.
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Das Projekt ist eine Kooperation des Netzwerks Faire Metropole Ruhr, der AMD Akademie Mode & Design Düsseldorf, dem Seminar für Kulturanthropologie des Textilen (TU Dortmund) und von Engagement Global.
Das kostenlose Printmagazin macht das große Angebot öko-fairer Mode im Revier sichtbar. Zahlreiche ModedesignerInnen, Labels und InhaberInnen von Concept Stores aus dem Ruhrgebiet kommen in redaktionellen Beiträgen zu Wort.
„Buy Good Stuff“ ist ein Einkaufsratgeber für ökologische und faire Mode aus den Concept Stores des Ruhrgebiets und natürlich in Dortmund. Er wurde im Union-Gewerbehof in Dortmund vorgestellt. Wer produzierte meine Kleidung? Die Frage stellen immer mehr VerbraucherInnen, auch „Fashion Victims“.
Wie fair geht es zu in meinem Kleiderschrank? Unter welchen Bedingungen wurde das T-Shirt produziert, in dem ich unbeschwert die ersten Sonnentage genieße oder die Jeans, die mir so perfekt passt? Immer mehr Menschen fragen nach – sie wollen wissen, wie und wo ihre Kleidung hergestellt wurde. Selbst „Influencer“ gehen mittlerweile auf das Thema ein. „Buy Good Stuff“, der erste Fair Fashion Shopping Guide im Ruhrgebiet gibt Antworten auf diese Fragen.
Nicht nur Modekatalog sondern auch Informationen zu Produktion und nachhaltigem Konsum
Der Fair-Fashion-Shopping-Guide „Buy Good Stuff“ ist eine Reihe, die seit 2014 als Studierendenprojekt an der AMD Akademie Mode & Design erscheint. Bislang gibt es Ausgaben für die Städte und Regionen Düsseldorf, Köln, Berlin, Ruhrgebiet und demnächst auch für München (2019). Die im Anhang des Artikels aufgeführte Internetseite bündelt diese Informationen alle zu öko-fairer Mode.
Dazu wurden in den vergangenen Monaten 395 inhabergeführte Modegeschäfte zwischen Dinslaken und Dortmund, sowie ca. 200 Modefilialisten zu ihrem Sortiment befragt. Sie zeigen die Möglichkeiten fairer und ökologischer Produktion und die verschiedenen Facetten nachhaltigen Konsums, inklusive einer attraktiven Fotostrecke mit fairer Mode.
Es ist die Verantwortung der KonsumentInnen, für Veränderung zu sorgen
Die Modeindustrie ist der zeitgrößte Umweltsünder der Welt. Doch die großen Markenhersteller scheinen das Thema weitgehend zu ignorieren. Also müssen die KonsumentInnen für Veränderung sorgen. Die Produktion der „Fast Fashion“ mit bis zu 52 Kollektionen pro Jahr hat die Investigativreporterin Stacey Dooley in einer BBC Produktion offengelegt – „Dirty Fashion – Die Geheimnisse der Modeindustrie“. Vor allem die großen Ketten.
Zu Beginn der Industriellen Revolution und lange danach war das Problem in Europa. Aber mit der wachsenden Globalisierung ist das Umweltproblem, nach dem Sinnspruch: „Aus den Augen, aus dem Sinn“, in die Dritte Welt und die Schwellenländer outgesourct worden … Damit das 50ste T-Shirt für einen Euro im Schrank liegt.
Der Citarum auf Java in Indonesien ist dank der Textilfabriken, die ihre Abwässer ungeklärt entsorgen, mit Schwermetallen belastet. Die AnwohnerInnen sind gezwungen, das mit Quecksilber und Blei belastete Wasser zu trinken, sich damit zu waschen und ihre Reisfelder damit zu bewässern. Der Citarum ist nur ein Teil des gigantischen Textilindustrie-Systems, das unsere Welt als zweitgrößter Umweltverschmutzer belastet.
Der Aralsee und der Citarum auf Java sind die prägnantesten Opfer der Fashionindusstrie
Durch die hohe Belastung von Industrieabfällen und der durchgängigen Entsorgung von Hausabfällen in den Citarum, gilt er heute als einer der am stärksten verschmutzten Flüsse der Welt. Seit November 2011 wird versucht, den Fluss von seiner Verschmutzung zu befreien und ihn wieder vollständig wiederherzustellen. Für dieses Vorhaben hat die Regierung von Indonesien umgerechnet 3,5 Milliarden Euro zur Verfügung gestellt.
Der Aralsee ist fast ausgetrocknet und verändert nicht nur das lokale Klima (heißere Sommer und kältere Winter), sondern der frei liegende, trockene Seeboden wird durch die verstärkten Winde, aus dem All zu sehen, über die Region verteilt. Dabei werden die Düngemittel und Gifte verteilt, die die Menschen neben ihrer steigenden Armut auch krank machen.
Beteiligt an dem Fair Fashion Guide sind neben den im Führer genannten Modehäusern und DesignerInnen, die sich um ökologische und faire Mode bemühen und solche produzieren, auch die Akademie Mode & Design, Dortmund, Engagement Global, Seminar für Kulturantropologie des Textilen, die Technische Universität Dortmund und das Bundesministerium für Wirtschaftliche Zusammenarbeit.
Weitere Informationen:
Buy Good Stuff – Fair Fashion Shopping Guide Metropole Ruhr
Adresse: Netzwerk Faire Metropole Ruhr, Eine Welt Zentrum Herne, Overwegstr. 31, 44625 Herne
Telefon: 02323/99497-10, 0163-2187021
E-Mail: mode@faire-metropole.ruhr
www.buygoodstuff.de
www.faire-metropole.ruhr,
www.amdnet.de
Film-Link zum Thema: „Dirty Fashion – Die Geheimnisse der Modeindustrie“, das Video ist bis 23.07.2019 in der ZDF Mediathek verfügbar.
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Aus für Billigmode: Jugendprojekt „Exit Fast Fashion“ startet mit PC-Spiel für nachhaltige Kleidung (PM MÖWe)
Ein neues Jugendprojekt „Exit Fast Fashion“ will das System Fast Fashion, also der Billigmode, durchbrechen. Es zeigt Wege zum Ausstieg auf und richtet sich vor allem an junge Menschen. Auf einer eigenen Homepage wirbt das Projekt des Amtes für Mission, Ökumene und kirchliche Weltverantwortung/MÖWe der Evangelischen Kirche von Westfalen zum Mitmachen. Zum 1. September startet das Projekt mit einem Online Escape Game „Die letzte Chance“.
Das kostenlose Computerspiel macht Jugendliche zu Ermittlerinnen und Ermittlern. Sie sollen stellvertretend für eine Umwelt-Aktivistin nach Beweisen für die Probleme suchen, die für Mensch und Umwelt durch die Fast Fashion-Industrie entstehen. Denn immer schneller und immer billiger werden enorme Mengen an Kleidung produziert – mit massiven Folgen: Müllberge aus Altkleidern wachsen, kostbares Wasser wird verschmutzt und ist nicht mehr trinkbar, (Mikro-)Plastikmüll gelangt ins Meer, Menschen werden ausgebeutet und auch der Klimawandel wird so angeheizt.
Vor allem junge Menschen will das Projekt motivieren, sich für eine nachhaltige, umweltfreundlichere und gerechtere Modeproduktion einzusetzen. Dabei sollen sie ihren eigenen Kleider-Konsum überdenken und selbst aktiv werden für eine „Fashion for Future“.
Das Projekt koordiniert Miriam Albrecht im Amt für MÖWe. Auch die 24-Jährige lernt beim Thema selbst dazu, wie sie sagt. Mit Aktionen und in Workshops mit Jugendlichen sowie Multiplikatorinnen und Multiplikatoren in der Jugendarbeit will sie sich für den Ausstieg aus der Billigmode stark machen.
Es gibt viele Möglichkeiten für einen „Exit Fast Fashion“ und „jede und jeder kann dazu etwas beitragen“, sagt die Projektkoordinatorin. „Wir alle können weniger neue Mode kaufen, Kleidung länger tragen und nachhaltige Textilproduktionen unterstützen.“ Es gehe darum, anderen von den Problemen zu erzählen und praktische Lösungen aufzuzeigen, damit sie mitmachen. Auch die Politik und Modeunternehmen seien aufgefordert, die Billigmode zu stoppen.
Das Projekt lädt ein, aktiv zu werden: zu Hause, in der Jugendgruppe, in der Öffentlichkeit. Zahlreiche Aktionsideen, wie ein Kleiderschrank-Check, ein Kleiderberg oder eine Fashion for Future-Challenge gibt es auf der Projekt-Homepage. Gruppen, die mitmachen wollen, werden beraten und bekommen Unterstützung.
Das Projekt wird getragen vom Amt für Mission, Ökumene und kirchliche Weltverantwortung/MÖWe (Dortmund) der Evangelischen Kirche von Westfalen. Es wird gefördert von der Stiftung Umwelt und Entwicklung NRW.
Internet: http://www.exit-fast-fashion.de