Von Gerd Wüsthoff
Vernunft: „Kein einziger Begriff“, das ist eine chaotische Annäherung an unsere Vernunft. Jene „Vernunft“, wie wir sie heute kennen und in der Zeit der Aufklärung verinnerlicht haben – oder leider auch nicht. Vernunft bedeutet, die Zusammenhänge und die Ordnung des Wahrgenommenen zu erkennen und sich im Handeln danach zu richten. Oder auch nicht. – Neun Jugendliche aus Dortmund und 14 aus Paris haben eine gemeinsame Inszenierung auf Deutsch und Französisch entwickelt und nähern sich gemeinsam wie performativ dem Thema. Die Werkschau der Jugendclubproduktion ist heute, Donnerstag, den 4. Juli, im Kinder- und Jugendtheater (KJT) ab 20 Uhr zu sehen.
Vernunft setzt den Rahmen unseres gemeinsamen Lebens – zumindest beansprucht sie es
Die SpielerInnen aus Paris (Theatro La Transplanisphére) und Dortmund (KJT) – im Alter von 16 bis 23 Jahren – haben seit Januar 2019 die gemeinsame Inszenierung auf Deutsch und Französisch mit eigenen Texten – bei gegenseitigen Besuchen und über Video Konferenzen – entwickelt und nähern sich gemeinsam performativ dem Thema „Vernunft“ an.
So finden aufklärerische Dramentexte auf der Bühne genauso ihren Raum wie Zitate aus Georg Christoph Lichtenbergs Sudelbüchern.
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„Sei vernünftig“ – das hat garantiert jeder in jedem Alter zu hören bekommen. Sind es Kant und Rousseau, die die Rahmen setzen? Was aber ist „Vernunft“ für den Einzelnen? Kann Risiko vernünftig sein? Ist Anpassung vernünftig? Wer bestimmt letztendlich die Definition für und von „Vernunft“? Vernünftig sein, heißt auch: mündig sein! Was ist Vernunft und gibt es eine universelle Vernunft?
Vernünftig ist es, bei Grün über die Ampel zu gehen. Vernünftig ist, keine Fragen zu stellen. Ist Klimaschutz vernünftig? Krise! Krise? Ist Lügen eine vernünftige politische Strategie? Zwischen Ordnung und Vernunft wird nach einer Alternative gesucht. Chaos! Chaos? Lass uns unvernünftig sein und diszipliniert. Aha! Aha?
Ein tanzender Stern, geboren aus dem Chaos, aber ganz vernünftig – versteht sich von selbst
Lass uns die Unterbrechung der Vernunft suchen. Alles geschieht gleichzeitig und doch nach vernünftigen Regeln. Kann das Publikum der Vernunft der Jugendlichen folgen? „Wir wollen genug Chaos in uns haben, um einen tanzenden Stern zu gebären! – Ganz vernünftig versteht sich.“
Bei der 60- bis etwa 70-minütigen Werkschau im KJT. Die Versuche der Annäherung an unsere Vernunft sind eine
Jugendclubproduktion im Rahmen von europefiction, freigegeben ab 14 Jahren. Die Premiere findet im gemeinsamen Sommercamp der Jugendlichen statt. Dort werden die An- und Einsichten der Jugendlichen ProjektteilnehmerInnen, aus Paris per Video, zu sehen sein.
Sie haben für das Stück in den Ferien gemeinsam ge- und erarbeitet, und einmal in der Woche für die Performance geprobt. Unterstützt werden sie dabei u.a. durch das KJT, das Land NRW, die Stiftung Merkator, Eramus +, das DKJ sowie das Deutsch-Französische Jugendwerk – um nur einige zu nennen.
Weitere Informationen:
- Regie: Miriam Michel
- Theaterpädagogik: Lisa-Maria Heigl
- Regieassistenz: Robin Frank
- Dramaturgie: Lioba Sombetzki
- aus Dortmund mit: Fia Agethen, Anna Bock, Ulrike Breckner, Alina Brode, Selma Dirb, Sören Dirb, Laura Färber, Ahmad Padschah, Tasal Rahimi, Tibor Riedel, Mira Schmidt, Liva Suess, Marlene Unterfenger, Dario Waltschew, Annika Wiebusch
- Webseite: www.theaterdo.de
- Ort: KJT in der Sckellstraße
- Kein einziger Begriff – Eine chaotische Annäherung, Werkschau im Rahmen von europefiction
- Start der Werkschau: 4. Juli 2019
- Beginn: 20 Uhr
- Eintritt frei