„Africa Positive“ und Veye Tatah – seit 20 Jahren als Brückenbauer zum bunten Kontinent Afrika im Einsatz

Veye Tatah, Africa Positive
„Africa Positive“ in und aus Dortmund: Verein und Magazin bestehen seit 20 Jahren. Foto: Klaus Hartmann

Von Gerd Wüsthoff

Das katastrophal dunkle, ja schwarze, euro-zentristisch-koloniale Bild vom bunten Kontinent Afrika war der Anlass für die Gründung des Vereins „Africa Positive“ durch Veye Tatah, Vereinsvorsitzende und Gründerin und ihrer MitstreiterInnen. Das gleichnamige Magazin stand dabei im Mittelpunkt der anfänglichen Aufgaben. Seit 1998 hat sich vieles getan und der Verein und die Aufgabenfelder sind gewachsen. Der Verein und das Magazin sorgen für ein anderes, positiveres Bild von Afrika. Afrika ist nicht ein Land oder eine Insel ist sondern ein riesiger Kontinent mit 54 Staaten, mit willkürlich gezogenen kolonialen Grenzen, weit mehr Volksgruppen, Ethnien und Sprachen.

Aus einer kleinen Initiative mit viel Einsatz zu einer festen Größe als verbindende Kraft

Afrika Positive Gründerin Veye Tatah
„Africa Positive“ Gründerin Veye Tatah

„Africa Positive“ ist heute kraftvoller Träger zahlreicher interkultureller und verbindender Aktivitäten. Der Verein ist engagiert in der Medienarbeit, Entwicklungspolitik, Integration, Wissenschaft und Bildung. Ein Teil des Vereins-Engagements wird in dem neu gegründeten „Africa Institute for Media, Migration and Development“ (AIMMAD) gebündelt.

Der Verein ist längst über eine kleine Initiative mit der Hilfe und der Einsatzbereitschaft der haupt- und ehrenamtlichen Mitglieder hinaus gewachsen. „Africa Positive“ ist zu einer festen Größe geworden.

Das war nicht ohne die Einsatzbereitschaft der vielen Freiwilligen, der Projektpartner, Förderer und anderer UnterstützerInnen, auch durch ihr Vertrauen in die Arbeit und Integrität des Vereins möglich.

„Besonderen Dank möchte ich der Stadt Dortmund und dem Erich-Brost-Institut aussprechen“, sagt Veye Tatah bei ihrer Begrüßung der Jubiläumsgäste. Der folgende Abend wurde nicht nur genutzt, um verdiente MitstreiterInnen und Beiräte zu ehren.

Afrika Positive Vorsitzende Veye Tatah und Robert Dölger aus dem Außenamt
„Africa Positive“-Vorsitzende Veye Tatah und Robert Dölger aus dem Außenamt. Fotos: Gerd Wüsthoff

Robert Dölger, Regional-Direktor Sub Sahara Afrika im Auswärtigen Amt, Prof. Dr. Markus Behmer von der Otto-Friedrich-Universität Bamberg, Prof. Dr. Dr. Jacob Emmanuel Mabe, Professor für Philosophie und Gastwissenschaftler am Frankreichzentrum der Freien Universität Berlin, wie auch Oberbürgermeister Ullrich Sierau sprachen zu den Gästen über die Arbeit des Vereins und seine nationale und internationale Bedeutung.

Der Redebeitrag von Mabe betrachtete die moderne Kommunikation mit Internet und Mobilfunk als völkerverbindend und wies mit Augenzwinkern aber ernsthaft auf die Ursprünge der Nachrichtenkommunikation in Afrika über Sprachgrenzen hinweg hin.

Jede/r kannte die Signale und verstand was Trommeln und Tamtam sagten.

Europäische Selbstherrlichkeit zuweilen mit Blindheit gegenüber afrikanischen Kulturen

Aly Keita Trio aus Berlin
Das Aly Keita Trio aus Berlin.

Leider gab Dr. Stephan Holthoff-Pförtner den Seehofer, um trotz Einladung und Zusage, sich sehr kurzfristig zu entschuldigen. Holthoff-Pförtner ist der NRW Minister für Bundes-, Europaangelegenheiten und Internationales des Landes Nordrhein-Westfalen.

Ein Faux-pas, der im Laufe des Abends entsprechend kommentiert wurde. „Ist der Minister nicht gekommen?“ fragte Ullrich Sierau in seiner ihm eigenen bösartig-humoresken Art in das Publikum, das mit Gelächter antwortete.

Für das Musikalische sorgte auflockernd und erfrischend das Aly Keita Trio mit seiner Fusion Music – Afrika für europäische Ohren.

Tatah mit Ptrofessor Mabe
Tatah mit Professor Mabe.

Afrikanische Musik hat einen anderen Klang und Rhythmus, der uns Europäern fremd ist. Genauso fremd und unbekannt ist uns Europäern, in glänzender Selbstherrlichkeit, die Kultur und Geschichte des Kontinents oder seiner verschiedenen Völker.

Wer weiß denn schon, dass das Reich der Asante, in etwa auf dem Staatsgebiet und angrenzenden Gebieten von Ghana, ein Steuersystem hatte, das Reiche stärker besteuerte als den Normalbürger des Reiches?

Wer kennt denn die Geschichte des Königreiches Mali und einer seiner Herrscher? Mansa (König) Musa galt als einer der Reichsten Männer in der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts.

Er, wie seine Vorgänger und Nachfolger, förderte Kultur, Wissenschaft und Bildung und machte Timbuktu zu einem Zentrum nicht nur für Afrika.

Afrika: viele positive und ermutigende Beispiele für Aufbruch und Frieden

Antonia Mundi, die Moderatorin des Festabends
Antonia Mundi, Moderatorin des Abends.

„Africa Positive“ arbeitet seit seinem Bestehen aktiv daran das koloniale Zerrbild von Afrika in der Welt, insbesondere Europa zu verändern. Es gibt leider in den Medien immer wieder reißerische Negativ-Berichte. Aktuell der Bürgerkrieg im Südsudan oder der Terror, den Boko-Haram im Norden Nigerias und den Nachbarstaaten verbreitet.

Die Friedensarbeit nach den Völkermorden in Ruanda und Burundi, die Wahrheits- und Versöhnungskommission in Südafrika sind Initiativen aus Afrika für Afrika. In Äthiopien vollzieht sich gerade ein fantastischer Wandel, nachdem Eritrea und Äthiopien einen Friedensvertrag geschlossen haben.

Ganz nebenbei hat die Airline von Äthiopien wie auch die von Südafrika international ein hohes Renommee. Namibia, Tansania, Angola und Mozambique sind funktionierende Demokratien geworden, wie auch Kenia trotz aller ihrer Probleme.

In Angola und Mozambique tobten lange Bürgerkriege in denen sich die Supermächte USA und damals UdSSR engagiert hatten. Sie waren auch die letzten Kolonien die mit anderen portugiesischen Gebieten (Kolonien) nach der Nelken-Revolution in Portugal endlich selbstständig wurden. Und doch leiden die Staaten Afrikas immer noch unter ihrer kolonialen Vergangenheit. Auf der Kongo-Konferenz 1884 bis 1885 in Berlin, wurden willkürlich Grenzen mit dem Lineal nach den Macht- und Wirtschaftsinteressen der europäischen Mächte über die Köpfe der BewohnerInnen hinweg gezogen.

Europa agiert und denkt immer noch zu sehr in seiner vergangenen kolonialen Überheblichkeit

Tatah und Thomas Mösch
Tatah und Thomas Mösch.

Das europäische Bild auf Afrika und seine Kultur zeigte sich pervertierend in den sogenannten Völkerschauen. Anlässlich dieser in Europa beliebten Veranstaltungen wurden Mitglieder afrikanischer Stämme, menschenverachtend, wie Zootiere vorgeführt. Die Menschenrechte galten zu lange nur für die Weißen. Und auch nach der Kolonialzeit war Afrikapolitik nicht auf Augenhöhe und Wirtschaftspolitik mit der Entwicklungspolitik entwürdigende „Almosenvergabe“.

Frankreich kontrollierte und tut es bis heute seine ehemaligen Kolonien über das System-Elf. Es dient in erster Linie den wirtschaftlichen Interessen Frankreichs und der politischen Kontrolle in den jeweiligen Staaten. Auch die EU tut sich nicht sonderlich positiv hervor. Während einerseits eine breite Mehrheit der Parlamentarier im EU-Parlament und in der europäischen Bevölkerung sich gegen das TTIP Abkommen wehrte und den CETA Vertrag mit Kanada mit Änderung belegte, schließt die EU mit Afrika gleich gelagerte Verträge ab.

Subventionierte EU-Waren, vor allem aus der Landwirtschaft werden nach Afrika exportiert und zerstören die heimische Landwirtschaft. Das EU-Hühnchen ist billiger als das heimische. Das produziert Arbeitslosigkeit und Verelendung und fördert den Migrationswillen in das vermeintlich gelobte Land – Europa.

Auf Augenhöhe begegnen, in der Wirtschaft, im zivilen Leben, überall

„Africa Positive“ setzt genau bei dem Problem der fehlenden Augenhöhe an. Der Verein mahnt und fordert den Respekt gegenüber den Menschen in und aus Afrika ein. „Wirtschaftspolitik darf nicht mehr hierarchisch geschehen, sondern muss auf Augenhöhe passieren“, mahnt Tatah an. „Afrika lebt immer noch mit den Folgen der Kongo-Konferenz. Das gilt auch für die MigrantInnen aus Afrika in Deutschland.“

Afrika Positive Youth Mitglieder tragen ihren Poetry Slam vor
Afrika Positive Youth Mitglieder beim Poetry Slam.

Gerade auch im Bereich der MigrantInnen ist der Verein bemüht, die Integration zu ermöglichen und zu erleichtern. Die Schwierigkeiten von MigrantInnen sprachen in ihrem Poetry Slam „Macht Alter Rassistisch?“ die 15 bis 16 jährigen Mädchen an. „Du wirst nicht als Rassist geboren, sondern dazu gemacht“, war eine der treffenden Aussagen. „Dein Umfeld macht Dich zu dem, wer Du heute bist“, war eine andere treffende Formulierung.

Der Verein mit seinen schulunterstützenden Kursen gibt den Kindern afrikanischer MigrantInnen die Hilfestellung, um sich als selbstbestimmte Individuen in unsere Gesellschaft zu integrieren und nicht zu assimilieren.

Oberbürgermeister Sierau hob den positiven Einfluss, Althergebrachtes neu zu denken, durch „Africa Positive“ in seiner Ansprache hervor. „Der kulturelle Beitrag von `Africa Positive´ für Dortmund ist ein positiver!“ erklärte Sierau. „Die geführten positiven Auseinandersetzungen zur Migration und Integration sind maßstäblich, nicht nur für Dortmund, in der interkulturellen Begegnung. Die afrikanischen MigrantInnen haben in Dortmund eine neue Heimat gefunden.“

Klaus Wegner, Direktor der Auslandsgesellschaft, als Honorar Konsul von Ghana bestätigt

Tatah und Sierau
Tatah und OB Ullrich Sierau.

„Die Arbeit von `Africa Positive´ mit Kindern und Jugendlichen, die ihnen damit einen autonomen Weg in die Gesellschaft ermöglichen, ist vorbildlich“, sagt Erich G. Fritz, Vize-Präsident der Auslandsgesellschaft Dortmund. „Damit wird Integration und nicht Assimilation ermöglicht. „Die Integration kann nicht als ein `Gewähren´ geschehen, oder mit Bedingungen, sie muss bedingungslos sein.“

Ähnlich äußerte sich auch der Direktor der Auslandsgesellschaft, Klaus Wegner, dessen Ernennung zum Honorarkonsul von Ghana im Rahmen des Abends bekannt gegeben wurde. „Africa Positive arbeitet in Dortmund mit hervorragender Kompetenz und hohem Engagement für und mit Dortmund und den Migranten.“

Wegner, Fritz, Tatah, wie die anderen Redner forderten einen Marshallplan auf Augenhöhe für die Staaten in Afrika. „Warum meinen die EU-Staaten bislang immer für und nicht nicht mit den Menschen vor Ort entscheiden zu müssen?“

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