Im Jahr 2021 kann das jüdische Leben in Deutschland auf eine wenigstens 1700-jährige Geschichte zurückblicken: Im Jahr 321 erließ Kaiser Konstantin ein Edikt, das Juden den Zugang zu Ämtern in der Kurie und der Stadtverwaltung Köln erlaubte. Dies ist die früheste schriftliche Quelle zur Existenz von Jüdinnen und Juden nördlich der Alpen. Bundesweit wird in diesem Jahr daran erinnert, auch in Dortmund – unter anderem mit einer neuen Internetseite, die schlaglichtartig das jüdische Leben in Dortmund seit dem Mittelalter vorstellt.
In einer eigenen Kategorie werden die Stolpersteine in Dortmund vorgestellt
Die Seite juedisches-dortmund.de soll über das Aktionsjahr hinaus erhalten bleiben und weiter wachsen. Ziel ist es, die jüdische Geschichte in Dortmund nachhaltig zu dokumentieren. Vom Mittelalter über die frühe Neuzeit bis heute beleuchten zahlreiche Fotos und Beiträge das jüdische Dortmund in Vergangenheit und Gegenwart.
Auf der Startseite werden Besucher*innen mit einem großen Foto der Alten Synagoge empfangen, die 1938, noch vor der Reichspogromnacht, zerstört wurde. „Das Gebäude steht für die Blütezeit des jüdischen Lebens in Dortmund, das mit dem Nationalsozialismus ein jähes Ende nahm“, sagt Markus Günnewig, Leiter der Gedenkstätte Steinwache.
In einer eigenen Kategorie werden die Stolpersteine in Dortmund vorgestellt – hinter jedem Stein steht die Geschichte eines Opfers des Nationalsozialismus. Diese Liste wird weiter ergänzt. Neben einer alphabetischen Liste der auf den Stolpersteinen genannten Menschen bietet die Webseite auch einen topographischen Zugang zu den Stolpersteinen über eine interaktive Karte.
Stationen jüdischer Geschichte und Gegenwart werden auf der Internetseite sichtbar
Über die Karte sind Stationen jüdischer Geschichte und Gegenwart sichtbar, etwa jüdische Friedhöfe, ehemalige jüdische Kauf- und Geschäftshäuser, der Standort der ehemaligen „Judenturms“ am heutigen Ostwall oder die heutige jüdische Grundschule. Alle Stationen werden in Text und Bild vorgestellt.
Die Webseite führt auch zu zahlreichen Veranstaltungen, die im Jubiläumsjahr 2021 in Dortmund stattfinden, von Ausstellungen und Konzerten über Vorträge und Lesungen bis zu Exkursionen. Die Internetseite ist ein Projekt des Historischen Vereins für Dortmund und die Grafschaft Mark in Zusammenarbeit mit dem Stadtarchiv und der Gedenkstätte Steinwache.
Link: juedisches-dortmund.de
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Einblicke in jüdisches Leben in Dortmund: Ein Abend der Begegnung (PM)
Einblicke in jüdisches Leben in Dortmund: Ein Abend der Begegnung
Seit 1700 Jahren ist jüdisches Leben in Deutschland nachweisbar. Auch in Dortmund gibt es heute eine Jüdische Gemeinde mit vielfältigen Angeboten für Menschen jeden Alters. Doch noch immer gibt es gegenüber den Menschen in der jüdischen Gemeinde Vorbehalte. Anfeindungen gegenüber Jüdinnen und Juden nehmen mancherorts wieder zu, sogar antisemitische Drohszenarien sind zu beobachten.
Verständnis und Sympathie füreinander entstehen in der Regel dann, wenn man sich persönlich kennenlernt und ein Bild von den jeweiligen Lebensweisen verschaffen kann. Daher laden der Evangelische Kirchenkreis und die Jüdische Kultusgemeinde Dortmund gemeinsam ein zu einem Abend der Begegnung in den Räumlichkeiten der Jüdischen Kultusgemeinde.
Gastgeberin Rosa Rappoport wird einen Einblick in die religiösen, kulturellen und sozialen Aktivitäten der jüdischen Gemeinde geben und auch über ihr alltägliches Leben erzählen. Rosa Rappoport, arbeitet als Religionslehrerin und ist Koordinatorin des Jüdischen Religionsunterrichts für den Landesverband der Jüdischen Gemeinden von Westfalen-Lippe.
Vortrag und Begegnungsabend finden statt am Dienstag, 22. Juni um 19 Uhr in den Räumlichkeiten der Jüdischen Kultusgemeinde, Prinz-Friedrich-Karl-Straße 9. Eingeladen sind alle interessierten Dortmunderinnen und Dortmunder, Neugier und Offenheit genügen.
Eine vorherige Anmeldung beim Evangelischen Kirchenkreis ist erforderlich, die E-Mailadresse lautet: rgv@ekkdo.de. Am Abend selbst müssen Besucher*innen für den Einlass ihren Personalausweis bereithalten.
Schalom-dortmund de ist ab sofort online: Jüdisches Leben in Dortmund in Stadtrundgängen (PM)
Auf Initiative der Auslandsgesellschaft ist die Die Web-App schalom-dortmund.de entstanden. Sie zeigt Orte jüdischer Geschichte und Gegenwart in Dortmund. Im Rahmen von GPS-basierten Stadtrundgängen lernen die Nutzer jüdisches Leben vor Ort kennen: An ausgewählten historischen und gegenwärtigen Gebäuden, Straßen und Plätzen informiert schalom-dortmund.de mit Bildern und Texten über die Bedeutung für die Geschichte Dortmunds und deren Prägung durch Jüdinnen und Juden. Jüdisches Leben ist selbstverständlicher Bestandteil des Stadtbilds. Die Web-App wird am 16. September (Jom Kippur) veröffentlicht unter http://www.schalom-dortmund.de. Mitgewirkt haben: Geschichtsmanufaktur, K4 Projektraum, Dr. Rolf Fischer (Stadtarchiv Dortmund). Das Projekt wird gefördert durch #2021 JLID – Jüdisches Leben in Deutschland e.V. aus Mitteln des Bundesministeriums des Inneren für Bau und Heimat.
1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland: Literarischer Kammermusikabend mit Roman Knižka in St. Reinoldi (PM)
„Ich hatte einst ein schönes Vaterland …“ Unter dieser Überschrift steht ein literarischer Kammermusikabend am Donnerstag, 14. Oktober, 19 Uhr in der Stadtkirche St. Reinoldi. Mit dabei sind das Bläserquintett „Ensemble OPUS 45“, Mezzosopranistin Pia Liebhäuser und Schauspieler Roman Knižka. Anlässlich des Festjahres „1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland“ veranstaltet die Landeszentrale für politische Bildung NRW den Abend in Kooperation mit dem Verband der Bibliotheken NRW (vbnw).
Zu hören ist Musik von Felix Mendelssohn Bartholdy, Jacques Offenbach, Gustav Mahler, Viktor Ullmann, Jacques Ibert und vielen mehr. Die Rezitation übernimmt Roman Knižka: Er liest Texte jüdischer Autor*innen deutscher Sprache. Neben literarischen Werken werden auch autobiographische Texte von in der Öffentlichkeit unbekannten deutschen Juden aus dem 19. und 20. Jahrhundert vorgetragen, die aus dem Alltagsleben jüdischen Lebens berichten.
Der Eintritt ist frei, Anmeldung erforderlich unter veranstaltungenZB@stadtdo.de. Es gelten die 3G-Regeln.
Tango – die Kunst zu Überleben in der Ev. Stadtkirche St. Petri Dortmund (PM)
28.10.2021, 19.30 Uhr, Ev. Stadtkirche St. Petri Dortmund / Westenhellweg (ggü. Hbf), 44137 Dortmund
Eintritt 15 Euro
Karten an der Abendkasse, Kartenreservierung: buero@stpetrido.de oder Tel. 0231-7214173
http://www.tango-die-kunst-zu-ueberleben.de
Eine hochkarätig besetzte Kultur-Abendveranstaltung in Kirchen und Synagogen mit Gesang und Tanz – eigens produziert im Rahmen des Festjahres „1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland“.
Gesang: Sharon Brauner (Berlin)
Tanz: Rosalie Wanka (München)
Veranstaltungsdauer: gut 60 Minuten
Die jüdische Sängerin und Schauspielerin Sharon Brauner (Berlin) und die Tänzerin Rosalie Wanka (München) begegnen sich und erzählen von der Kunst – zu überleben. Anhand von jiddischen Liedern wird Sharon Brauner – deren CD „Lounge Jewels“ auf Platz 2 der Amazon Charts landete – erzählen, was typisch jüdisch und allzu menschlich ist. Das ist der Humor und die Mutter, die man sein Leben lang nicht loswird. Das ist die jiddische Sprache und der jüdisch geprägte argentinische Tango. Den tanzt Rosalie Wanka seitdem sie dreizehn ist. Dabei hat sie zunächst Ballett und zeitgenössischen Tanz studiert. Nach ihrem Studium gründet sie in Buenos Aires eine Tanzkompanie und versteht erst hier, was es heißt in der Diaspora zu leben und warum der Tango ihr Zuhause ist.
Es geht an dem Abend, um die Kunst zu überleben. Als bedrohtes Volk, das die Juden von jeher waren, aber auch um individuelle Formen existenzieller Bedrohung. Und um den Tango, eine Überlebensstrategie für Musiker, Tänzer und Zuschauer. Der Ort, an dem Menschen sich selbst begegnen, ihren Ängsten und gleichsam Trost erfahren, sich ihrer selbst vergewissern angesichts der sie umgebenden Fremdheit und Bedrohung. Tango, das sind die drei Minuten, die einen versöhnen mit sich selbst und anderen; die einen überleben lassen. Zwei Ausnahmekünstlerinnen, die uns mit ihrem Gesang und Tanz tief berühren. Denn: Wir alle wollen überleben. Begleitet werden die Künstlerinnen am Klavier von Harry Ermer (Renaissance Theater Berlin).
Die etwa einstündige Performance geht im Rahmen des Festjahrs „1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland“ auf Deutschlandtournee und gastiert in Dortmund in der Ev. Stadtkirche St. Petri.
Eine Veranstaltung des Evangelischen Forums Bonn
Idee und Realisation: Sabine Steinwender-Schnitzius
Gefördert wird das Projekt durch das Bundesministerium des Innern, für Bau und Heimat im Rahmen des Festjahres „1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland“.
Hommage an einen fast vergessenen Musiker: Ein Tag zu Ehren Felix Wolfes im MKK und Orchesterzentrum (PM)
Vor 50 Jahren starb der Dirigent und Komponist Felix Wolfes (1892-1971), eine der wichtigsten Musikerpersönlichkeiten des Ruhrgebiets und ehemaliger Operndirektor in Dortmund. Dass er heute trotz Wertschätzung von Kollegen wie Richard Strauss oder Hans Pfitzner kaum mehr bekannt ist, liegt auch an den Restriktionen des nationalsozialistischen Systems, von denen er gravierend betroffen war.
Am Sonntag, 7. November findet in Dortmund ein Gedenktag zu seinen Ehren statt: Unter dem Titel „Im Eis des Mondes wandern wir“ gibt es Begegnungen mit Leben und Werk des Musikers. Dafür kooperieren Museum für Kunst und Kulturgeschichte, Folkwang Universität der Künste, Orchesterzentrum | NRW und die Stiftung Lichterfeld.
Der Tag beginnt ab 11 Uhr im MKK: Den ganzen Tag über präsentieren Musik- und Schausiel-Studierende der Folkwang Universität der Künste in den Räumen des Museums Texte und Lieder rund um Felix Wolfes. In der Rotunde werden zu jeder vollen Stunde 15 Minuten lang Auszüge aus dem 150 Lieder umfassenden Oeuvre des Komponisten live vorgetragen. Anschließend kann das Publikum die Räume der Dauerausstellung durchwandern und in verschiedenen Räumen Lesungen aus Korrespondenzen und Tagebüchern von Wolfes hören.
Um 18 Uhr beschließt ein Festakt im Orchesterzentrum|NRW (Brückstraße 47) den Gedenktag mit Liedern von Wolfes sowie kammermusikalischen Werken von Hans Pfitzner und Richard Strauss, eingebettet in Lesungen aus Briefen an und von Wolfes. Es musizieren Studierende der Folkwang Universität der Künste, das Kammermusikensemble des Orchesterzentrums sowie die OZM|Soloists.
Der Eintritt zu allen Veranstaltungen ist frei. Es gelten die 3G-Regeln. Aufgrund der begrenzten Platzzahl im Orchesterzentrum wird für die Abendveranstaltung um Anmeldungen gebeten: verena.dueren@orchesterzentrum.de.
Zwischen den Veranstaltungen lädt die aktuelle Ausstellung „Menschen, Bilder, Orte – 1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland“ im Studio des MKK dazu ein, die Geschichte, Alltagswelten, Religion und Kunst und Kultur jüdischer Menschen in Deutschland zu entdecken.
Felix Wolfes
Nach ersten musikalischen Studien bei Max Reger in Leipzig wechselte Felix Wolfes in die Klassen von Richard Strauss und Hans Pfitzner, zu deren engerem Schülerkreis in Straßburg er sehr bald gehörte. Er sollte prägend werden für die Kulturszene seiner Zeit im Ruhrgebiet: So wirkte er am Stadttheater in Essen, unterrichtete nebenher an der damaligen Folkwangschule. 1931 ging er als Operndirektor der Städtischen Bühnen nach Dortmund, wo er aufgrund seiner jüdischen Herkunft jedoch nicht lange bleiben durfte. Ein nationalsozialistischer Übergriff während einer Tosca-Aufführung im Stadttheater zwang Felix Wolfes im März 1933 zur Flucht. Er verbrachte den Rest seines Lebens im Ausland, zunächst in Frankreich, dann in den USA. Den Kontakt zu seiner deutschen Heimat, vor allem zu musikalischen Freunden und Kollegen, hielt er weiterhin, kehrte jedoch nie wieder zurück.
Die Kooperationsveranstaltung wird gefördert von der Stiftung Lichterfeld. Der Felix-Wolfes-Tag sowie die Ausstellung „1700 Jahre jüdisches Leben“ sind zwei von 24 Projekten in Westfalen-Lippe, die von der LWL-Kulturstiftung anlässlich des bundesweiten Themenjahres „#2021JLID – Jüdisches Leben in Deutschland“ gefördert werden. Alle Informationen zum Förderprogramm unter: http://www.lwlkulturstiftung.blog
http://www.2021jlid.de/felix-wolfes
Vortrag: Rabbinisches Wirken in Deutschland … und sein Einfluss auf das heutige Judentum von Rabbiner Avraham Yitzchak Radbil (Konstanz)
Seit 1700 Jahren betreuen Rabbiner die jüdischen Gemeinden in Deutschland. Sehr viele wichtige rabbinische Persönlichkeiten durften einst Deutschland als ihre Heimat bezeichnen. Das Wirken von Rabbinern wie Rabenu Gerschom, Raschi, Maharam von Rottenburg oder Rabbiner Hirsch reichte weit über die deutschen Grenzen hinaus und hat bis heute einen enormen Einfluss auf das moderne Judentum.
Ein Vortrag über bedeutende deutsche Rabbiner, über ihr Leben, ihre Abenteuer sowie ihre zeitbezogenen Herausforderungen und kreative Lösungen. Eine Zeitreise anhand der Biographien rabbinischer Persönlichkeiten durch unterschiedliche Zeitabschnitte des tausendsiebenhundertjährigen jüdischen Lebens in Deutschland.
Rabbiner Avraham Yitzchak Radbil, 1984 in der Ukraine geboren, Studium in Deutschland, England, USA und Israel, ist einer der ersten zwei in Deutschland ausgebildeten orthodoxen Rabbiner. Nach Tätigkeiten in Köln, Freiburg und Osnabrück arbeitet er seit 2020 als Ortsrabbiner der Synagogengemeinde Konstanz.
Dienstag, 3. Mai 2022,19.00 Uhr
Jüdische Kultusgemeinde, Prinz-Friedrich-Karl-Str. 9 Eintritt: kostenfrei
Anmeldung unter: ralf.lange-sonntag@ekvw.de
In Kooperation: Jüdische Kultusgemeinde Groß-Dortmund, Evangelische Kirche von Westfalen, Landesverband der jüdischen Gemeinden von Westfalen-Lippe K.d.ö.R.