Von Thomas Engel
Was ist eigentlich Energie – woher kommt sie und wofür brauchen wir sie? Diesen und vielen anderen Fragen geht das gemeinnützige Projekt „BildungsBande – mit Energie in die Zukunft“ spielerisch nach. In dem Peer-Education-Ansatz lernen unter anderem die SchülerInnen dreier Dortmunder Grundschulen spielerisch von eigens dafür ausgebildeten jugendlichen Schülercoaches der Anne-Frank-Gesamtschule etwas über nachhaltige Energien. Beschäftigen sich mit grundlegenden naturwissenschaftlichen Zusammenhängen von Energiegewinnung und -nutzung und deren Bedeutung für unseren heutigen Lebensstandard.
Ein Projekt zur Energiewende, in dem Kinder spielerisch lernen können
Manche Menschen glauben nur, was sie sehen. Aber wie der Strom nicht zu sehen ist, der dafür sorgt, das eine Lampe leuchtet, ist jede Form von Energie eine unsichtbare Kraft, die gleichwohl unser Leben maßgeblich bestimmt. Zugleich hat sich mit der Energiewende unser Verhältnis zu Energiefragen geändert und wird sich weiter ändern. Schon jetzt ist der Begriff der „Nachhaltigkeit“ in aller Munde.
Um sich selbstbewusst in die neuen Gestaltungsmöglichkeiten beim Umgang mit Energie einbringen zu können, brauchen Menschen neben einem Basiswissen auch möglichst frühzeitig Lernangebote. Dies betrifft insbesondere die jüngeren Generationen, da die Energiewende gerade für sie ein Zukunftsprojekt ist.
Es ist deshalb wichtig, losgelöst von Formeln und starren Berechnungsansätzen aus dem Schulunterricht, Kinder frühzeitig und spielerisch an das Thema Energie mit all seinen inhaltlichen Bezügen (Mobilität, Energiegewinnung, Emissionen, Wärmeerzeugung, Landwirtschaft, Lebensmittelproduktion, Ernährung, usw.) heranzuführen. Denn bereits in der ersten Lernphase in der Grundschule können Kinder Bezüge zwischen Phänomenen und Abläufen herstellen und tragfähige Vorstellungen entwickeln, die das weitgehend intuitive Weltbild ergänzen und vertiefen.
Annäherung an technisch-naturwissenschaftliche Fragen als angeleitete Rasselbande
Daraus ableitend, soll zu einem bewussten Umgang mit Energie motiviert und über die Lust an der Erkundung des lebensnahen Themas das grundsätzliche Interesse geweckt werden, sich mehr mit dem naturwissenschaftlich-technischen Bereich in unserer Gesellschaft auseinanderzusetzen.
Durch das Peer-Education-Projekt „BildungsBande – mit Energie in die Zukunft“, das im Winter 2014 in den Städten Dortmund, Hagen und Düsseldorf startete, lernen Grundschulkinder untereinander und unter Anleitung von Tutoren von weiterführenden Schulen. Sie bilden also gewissermaßen eine „Bande für einen guten Zweck“. Eine Rasselbande auf den Spuren energetischer Zusammenhänge und Phänomene, sozusagen.
Die Schülercoaches stammen jeweils aus den Jahrgangsstufen 8-12. Seither sind an dem Projekt schon 656 Kinder und Jugendliche beteiligt gewesen, davon etwa 50 Prozent mit Migrationshintergrund. Über die Zusammenarbeit der Kindern mit den jugendlichen Couches baut sich über ein halbes Jahr lang idealtypisch Vertrauen auf beiden Seiten auf. Die Tutoren erleben, wie es ist, gebraucht zu werden, und die kleinen Kinder erkennen in ihnen verlässliche Vorbilder. So können sich Persönlichkeiten gegenseitig entwickeln.
Wer anderen etwas beibringen möchte, muss selbst erst mal was lernen
Die älteren Schülercoaches für die einzelnen Gruppen werden natürlich zuvor von Fachleuten pädagogisch auf ihre Aufgaben vorbereitet. Sie lernen, was genau auf sie zukommt, wie sie am besten mit den jüngeren Kindern umgehen und ihnen etwas beibringen können. Und sie müssen sich selbstverständlich fachliche Kompetenzen aneignen, deren Grundlagen aus dem Physikunterricht entstammen.
Beispielsweise souverän Antworten geben können auf die Frage, wie denn der Strom in die Häuser gelangt. Und sich zusätzlich die Fähigkeit aneignen, den GrundschülerInnen relativ komplexe Zusammenhänge mit einfachen Worten zu vermitteln. Zweieinhalb Tage dauert diese Vorbereitung auf ihre spätere Tutorentätigkeit.
In dieser Zeit der Vorbereitung lernen sie verantwortungsvolles Handeln und erfahren sich in ihrer Selbstwirksamkeit. Stärken damit ihr Selbstbewusstsein. Um darauf gegenüber den jüngeren SchülerInnen die Rolle einer Bezugsperson einnehmen zu können, der sie vertrauen.
Förderung von Kreativität und Forscherdrang bei den Kleinen durch praktische Experimente
Über ein halbes Jahr treffen sich die BildungsBanden in den Klassenräumen jeweils einmal in der Woche. Die kompetenten Bildungscoaches der neunten und zehnten Klasse der Anne-Frank-Gesamtschule kommen im Dortmunder Norden parallel zur Libellen-Grundschule in der Burgholzstraße, in die Evinger Herderschule und die Albrecht-Brinkmann-Schule an der Münsterstraße.
Hier ging es zum Beispiel um so spannende Sachen, wie aus einer Kartoffel oder einer Zitrone eine Batterie gebaut werden kann. In vielen Experimenten setzen sich die SchülerInnen aus der Primarstufe auch mit Fragen regenerativer Energien auseinander.
Systematisch ist das Projekt in zehn Module aufgeteilt. Nach einem Kennenlernen und der Klärung der Problems, was denn eigentlich Energie ist, beschäftigen sich die TeilnehmerInnen mit Strom als Alltagsphänomen, versteckten Energien und ob man Energie selber machen kann. Danach geht es experimentell um die Erzeugung von Strom aus Wasser, Wind und (solarer) Wärme, und darum, wie er gespeichert werden kann.
Unterstützung durch die Stiftung „ProFiliis“ und der Elektrizitätswerke Schönau
Die Mittel für die Abdeckung der Materialkosten für die gesamte Projektlaufzeit von anderthalb Jahren werden von der 2008 ins Leben gerufenen Dortmunder Stiftung zur Förderung von Kindern und Jugendlichen „ProFiliis“ bereitgestellt.
Im vergangen Jahr hatte die Stiftung mit geographischem Förderschwerpunkt in Dortmund schon Förderzusagen für insgesamt 53 Projekte aus unterschiedlichen Bereichen (u.a.: Bildung, Sport, Kultur, Freizeit und Humanitärhilfe) in einem Gesamtumfang von über 160.000 Euro zugesagt.
Der Hauptförderer des Projekts sind die Elektrizitätswerke Schönau (EWS). Hervorgegangen sind die Versorger mit Ökostrom aus einer Bürgerinitiative, die sich nach der Reaktorkatastrophe von Tschernobyl 1986 gegründet hat. Das Ziel war und ist immer noch der weltweite Ausstieg aus der Atomkraft und der Umstieg auf Erneuerbare Energien.
Projektträger ist die wert-voll ggmbh aus Dortmund. Sie engagiert sich für die Förderung der Entwicklung vor allem von Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen, ihrer Erziehung, ihrer gesellschaftlichen Teilhabe und Toleranz auf allen Gebieten der Kultur. Die gemeinnützige GmbH ist anerkannter Träger der freien Jugendhilfe, Mitglied des Paritätischen Wohlfahrtverbandes NRW und des Paritätischen Jugendwerkes NRW sowie der GLS Treuhand e.V. Ihre Arbeit wurde 2012 mit dem Jugendkulturpreis NRW ausgezeichnet.