Mehr als 30.000 Besucher:innen feierten ausgelassen und friedlich

Zwei Tage vielfältige Sounds im Dortmunder Westfalenpark – Das Juicy Beats Festival 2024

Main-Act Alligatoah machte Freitagabend Stimmung. Karsten Wickern | Nordstadtblogger

Dortmunder Pflichtprogramm: Das Juicy-Beats-Festival im Dortmunder Westfalenpark lud auch in diesem Jahr am 26. und 27. Juli 2024 zahlreiche Menschen zum Tanzen, Chillen und Feiern ein. Main-Acts wie Cro, Alligatoah, Querbeat und Paula Hartmann rissen – trotz zeitweisem Nieselregen – die Bühnen ab. Neu war in diesem Jahr neben dem Awareness-Team auch das ausschließlich bargeldlose Bezahlsystem. Kritik wurde immer wieder an den Preisen laut.

Die Künstler:innen verzauberten das Publikum mit ihren Performances

Alle Jahre wieder findet Ende Juli das Juicy-Beats-Festival in Dortmund statt und zieht tausende Besucher:innen in den Westfalenpark. In diesem Jahr standen neben Cro und Alligatoah auch Künstler:innen wie Bukahara, Mehnersmoos, Edwin Rosen, Swiss & die andern, Domiziana, Bibiza und Blumengarten auf dem Line-Up.

Dabei reichte das Angebot weit über die vielfältige Musik hinaus: Die bunte Party, organisiert mit städtischer Beteiligung, bot auch Mitmach-Aktionen, Kunst und Kultur aus Dortmund und ein Kinder- und Jugend-Programm. Die Stimmung war sowohl Freitag, als auch Samstag sehr ausgelassen und friedlich. Ein ausführliches Stimmungs-Ranking gibt es hier zu sehen:

 

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Auf der Bühne des Dortmunder Kulturbüros, der „Zitrone“, performten Newcomer aus Dortmunds Musikszene, wie die Deutschrap-Gruppe von Patina-Records. Die Dortmund.Macht.Lauter-Stage bietet seit 2016 Dortmunder Bands die Möglichkeit, sich dem großen Publikum zu präsentieren. ___STEADY_PAYWALL___

Die lokale Musikszene war auch in diesem Jahr stark vertreten

Die Weintrauben-Stage eröffneten die Nachwuchs-Rapper Jaro und Placdo, die ihren Auftritt bei einem Rap Contest im Mai im FZW gewonnen haben. An der „Bring Your Own Beats“-Bühne des Dortmunder Jugendamtes waren weitere junge lokale Künstler:innen anzutreffen, wie der Rapper perry2times, der DJ basicboi Steffen oder der Rapper Shoulda. Kurze Interviews finden sich auf dem Nordstadtblogger Instagram-Account, hier zu erreichen:

 

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An beiden Tagen gab es nach 22 Uhr noch die Möglichkeit, an kleineren Stages die Dancefloors unsicher zu machen, beispielsweise an der „Kirsche“ auf dem „Tabularasa“- Floor, dem „Killing me softly“ Hip-Hop- und RnB-Floor oder dem Weinkeller-Floor mit 2000er Musik an der „Ananas“.

Auffallend war, dass sich in diesem Jahr zahlreiche Künstler:innen – ganz gleich ob Hauptact oder lokal – offen gegen Rechtsextremismus, die AfD, Queerfeindlichkeit, Rassismus und Antisemitismus positionierten.

Offene Positionierungen gegen Rechts – Künstler:innen zeigten Flagge

Am Samstagabend auf der Weinkeller-Stage sangen hunderte Besucher:innen den Song „Schrei nach Liebe“ von den Ärzten, auch gab es zahlreiche Verkaufsstände, die sich offen antifaschistisch und gegen Rechts positionierten. Der Künstler „Ritter Lean“ drohte auf der zweiten Hauptbühne an, Sexist:innen, Rassist:innen und homophobe Personen eigenhändig aus seinem Publikum zu entfernen und machte offen auf den andauernden Sexismus in der deutschen Musik-Industrie aufmerksam.

Zum ersten Mal mit dabei: Das Awareness-Team. Karsten Wickern | Nordstadtblogger

Dabei nannte er auch konkrete Musiker:innen und äußerte seine Fassungslosigkeit über deren andauernden Erfolg im Musikgeschäft. Zudem forderte er alle Männer dazu auf, ihre T-Shirts anzulassen, solange es den weiblichen Fans nicht gestattet ist, sich ebenfalls oberkörperfrei zu zeigen. Swiss & die andern riefen auf der Main-Stage antifaschistische Parolen und das Publikum stimmte lauthals mit ein.

Paula Hartmann bat das Publikum gleich zu Beginn ihres Auftritts, Rücksicht aufeinander zu nehmen und im Falle der Fälle umgehend eine Rettungsgasse für Sanitäter:innen und das Sicherheitspersonal zu bilden.

Diese Sensibilisierung von Seiten der Künstler:innen wurde in diesem Jahr zum ersten Mal auch von einem Awareness-Team unterstützt. Gekennzeichnet mit lilafarbenen Westen dienten sie und ihr „safer-space“-Stand als Anlaufstelle für jede Person, die sich unwohl fühlte, Hilfe oder Unterstützung benötigte und sorgten so für die Sicherheit aller. Ein kurzes Interview findet sich hier:

 

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Eine Bedienungsanleitung zum Bezahlen – innovativ oder doch kontraproduktiv?

Neu war in diesem Jahr auch das innovative bargeldlose Bezahlsystem. An den „Cashless“-Bezahlstationen konnten die Besucher:innen Geld von ihrer Bankkarte auf ihr Armband überweisen. An den Essens- und Getränkeständen konnte ausschließlich mit dem Armband bezahlt werden. Aufladen konnte man das Guthaben zudem auch online, dazu benötigte Mensch allerdings Online-Banking oder eine Kreditkarte. Paypal – eins der gängigsten Online-Zahlmethoden – war keine Bezahl-Option.

Auch an den „Cashless“-Bezahlstationen warteten die Besucher:innen lange. Foto: Paulina Bermúdez

Mit dem neuen Geldsystem wolle man lange Schlangen an den Geldautomaten, die es in den vergangenen Jahren immer gegeben hatte, vermeiden, teilten die Veranstalter:innen mit. Allerdings standen zeitweise auch mehrere hundert Menschen an den „Cashless“-Bezahlstationen an. Zudem wurde bei der ersten Einzahlung eine Gebühr von einem Euro und fünfzig Cent erhoben, so zahlte man 20 Euro ein, der Guthabenstand betrug aber nur 18,50 Euro.

Wurde akut etwas zu trinken oder zu essen benötigt, aber das Guthaben reichte nicht mehr aus, musste erst eine gut besuchte Bezahlstation aufgesucht werden. „Ich habe hundert Euro in bar dabei und kann hier nichts verzehren“, teilte ein Besucher empört mit. Das Juicy-Beats-Festival hatte im Vorfeld auf Instagram einen Info-Post zu dem neuen Bezahlsystem hochgeladen.

Besucher:innen bemängelten steigende Preise stark

„Also wenn es schon eine Bedienungsanleitung zum Bezahlen braucht, sollte man sich fragen, ob das wirklich eine Entlastung für die Besucher ist“, ergänzte der verärgerte 20-Jährige. Ein anderer Feiernder fand: „Das ist total super, so habe ich so gut wie gar kein Geld ausgegeben. Abends hätte ich bestimmt noch an einem Stand etwas zu essen gekauft und anstatt Wasser noch einige Biere getrunken, aber das war mir viel zu umständlich!“

An einigen Toiletten mussten Besucher:innen zusätzlich Geld zahlen – bar. Foto: Paulina Bermúdez

Geld sparen – ein allgegenwärtiges Thema, auch auf dem Juicy-Beats. „Im Moment ist es für die Festivals echt nicht einfach, weil die Leute ihr Geld zusammenhalten“, erklärten die Veranstalter:innen im Rahmen der Pressekonferenz. Gründe: Die Pandemie, Inflation und andauernde Krisen. Man müsse die jungen Menschen erst wieder an Festivals heranführen, das sei ein Prozess von mehreren Jahren, hieß es weiter von Seiten der Veranstaltenden.

Ein junger Erzieher entgegnet: „Die Preise auf dem Festival steigen von Jahr zu Jahr. Und wie kann es sein, dass man 80 Euro für ein Tagesticket zahlt, ein Bier sechs Euro kostet und man trotzdem noch einen Euro an einigen Toiletten zahlen muss? Gleichzeitig ist die Toilettenabdeckung echt dürftig! Mal ganz abgesehen davon, dass Bargeld sonst nirgendwo mehr auf dem Festival zu finden ist.“


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