Im Wettbewerb hat das öffentliche Gesundheitswesen zu kämpfen:

Zusätzliche Anreize zur Gewinnung und Bindung von Fachärzt*innen in Dortmund

Im Gesundheitsamt werden die Corona-Abstriche untersucht. Foto: Alex Völkel
Bundesweit haben die Gesundheitsämter im Rahmen des öffentlichen Gesundheitswesens massiv zur Bekämpfung der Pandemie und zum Schutz der Bevölkerung beigetragen. Durch die Konkurrenz zur Privatwirtschaft fällt es Ihnen jedoch schwer, Fachpersonal zu gewinnen. Foto: Alex Völkel für nordstadtblogger.de

Die Corona-Pandemie hat gezeigt, dass das öffentliche Gesundheitswesen von zentraler Bedeutung für die medizinische Versorgung und den gesundheitlichen Schutz der Bevölkerung ist. Doch durch die Konkurrenz zur privaten Wirtschaft haben es die öffentlichen Dienste schwer, Fachkräfte zu gewinnen, da die Arbeitgeber:innen hier an tarifliche Gehaltsstrukturen gebunden sind. Der Verwaltungsvorstand der Stadt Dortmund hat sich mit dem Problem befasst und spricht die Empfehlung aus, die Arbeitgeberrichtlinie der Vereinigung der kommunalen Arbeitgeberverbände (VKA) vom April 2018 zur Gewinnung und Bindung von Fachkräften bei der Stadt Dortmund für Fachärzt*innen des Öffentlichen Gesundheitsdienstes grundsätzlich weiter anzuwenden.

Durch Konkurrenz zur privaten Wirtschaft kaum Anreize für Fachpersonal

Dortmunds Personaldezernent Christian Uhr Foto: Alex Völkel für nordstadtblogger.de

Dies bedeutet, dass sowohl neu einzustellende Fachärzt*innen als auch die Bestandsärzt*innen des Öffentlichen Gesundheitsdienstes im Gesundheitsamt weiterhin für den Zeitraum der Anwendbarkeit der Richtlinie – derzeit bis zum 31. Dezember 2022 – die Fachkräftezulage in Höhe von 500,08 Euro bei Vollzeitbeschäftigung (bei Teilzeitbeschäftigung wird die Zulage anteilig gewährt) erhalten. 

„Die Zulage wird derzeit an 26 Ärzte in Dortmund ausgezahlt. Dabei geht es ja nicht nur darum, neues Fachpersonal zu gewinnen, sondern vor allem auch darum Mitarbeiter*innen zu halten, denn ärztliches Personal ist ein hohes Gut“, erläutert Dortmunds Personaldezernent Christian Uhr die Situation. Verwaltungsintern werde auch über einen Pakt des öffentlichen Gesundheitswesens diskutiert. In Zukunft müsse man jedoch genauer schauen, wo Bedarfe vorhanden seien und entstehen, um diese Bereiche dann gezielt zu stärken.

Die Pandemie habe gezeigt, dass der öffentliche Gesundheitsdienst von zentraler Bedeutung für die Versorgung der Bevölkerung ist. Daher benötige dieser Bereich vor allem Arbeitsplätze mit attraktiven Bedingungen, meint Dortmunds Oberbürgermeister Thomas Westphal. Die Entscheidung für die vom Verwaltungsvorstand ausgesprochene Empfehlung sei nicht aus einer Tarifüberlegung heraus entstanden, sondern es ginge um grundsätzliche Entwicklungsfragen, die man sachlich debattiere, um die Funktions- und Organisationsfähigkeit des öffentlichen Gesundheitswesens zu gewährleisten.

Wer Verantwortung übernimmt, soll dafür auch entlohnt werden

Auch im Kiosk der Diakonie leistet die aufsuchende medizinische Hilfe wichtige Arbeit. Foto: Alex Völkel
Die Einsatzorte sind vielfältig: Medizinische Sprechstunde des Gesundheitsamtes im Kiosk der Diakonie für Wohnungslose. Foto: Alexander Völkel für nordstadtblogger.de

Darüber hinaus hat der Verwaltungsvorstand empfohlen, die Fachkräftezulage für Ärzt*innen in Leitungsfunktionen (ärztliche Teamleitung und Bereichsleitung) finanziell zu erhöhen. Die Arbeitgeberrichtlinie der VKA zur Gewinnung und Bindung von Fachkräften sieht eine Zulagengewährung bis zu 1000 Euro vor. Dieser Rahmen wurde seitens der Stadt Dortmund bislang nicht ausgeschöpft. 

Es ergebe sich somit die Notwendigkeit, ärztlichem Personal in Führungsfunktionen einen besonderen Anreiz zu bieten. Ein Anpassungsbedarf werde auf der Ebene der ärztlichen Team- und Bereichsleitungen gesehen.

Fachärzt*innen sind in der Entgeltgruppe 15 (Tarifvertrag öffentlicher Dienst) eingruppiert. Dies stellt bereits die höchstmögliche Eingruppierung im Rahmen des Tarifgefüges dar. Die Führungsstellen beinhalten die gleiche Bewertung.

Zulage für Fachkräfte in Führungspositionen soll ab Januar 2022 folgen

Der Weg aus den Schulden ist zu lang. Die Verbraucherzentrale Dortmund wirbt für verkürzte Privatinsolvenz. Foto: NSB-Archiv
Für Fachkräfte in leitenden Positionen soll die Zulage erhöht werden. Nordstadtblogger-Redaktion | Nordstadtblogger

Ein Anreiz, für das gleiche Entgelt zusätzlich die Verantwortung einer Führungskraft zu übernehmen und den Organisationsbereich zu verantworten, sei in keiner Weise gegeben. Dementsprechend sei es schwierig, für die Übertragung von Führungsfunktionen, fachlich versierte Kolleg*innen zu gewinnen. 

Um die Funktionsfähigkeit des Gesundheitsamtes aufrechterhalten zu können und das vorhandene ärztliche Personal zu binden, soll die Fachkräftezulage für diesen Personalbereich ab dem 1. Januar 2022 wie folgt finanziell angehoben werden: 

  • ärztliche Teamleitungen erhalten die Fachkräftezulage in Höhe von 750,00 Euro (statt 500,08 Euro) 
  • ärztliche Bereichsleitungen erhalten die Fachkräftezulage in Höhe von 1.000,00 Euro (statt 500,08 Euro). 

Betroffen von dieser Regelung sind zurzeit sieben tariflich beschäftigte Ärzt*innen. Nach aktuell vorliegenden Informationen befasst sich die VKA derzeit mit einer möglichen Verlängerung der Fachkräfterichtlinie. Angestrebt wird die Anwendbarkeit für einen längeren Zeitraum. Die Vorlage wird nun an die politischen Gremien weitergeleitet – der Rat hat darüber zu entscheiden.

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