Konzertabbruch und „dicke Luft“ beim „Sommer am U“: Die beliebte Reihe fand am vergangenen Mittwochabend, am 11. August 2021, ein jähes Ende, bevor der „laute“ Part überhaupt begann. Schon die Ein-Mann-Band „Los placeres de la calle“ alias Gregorio Godoy Baez – konnte ihren Auftritt nicht beenden. Um kurz nach 20 Uhr war Schluss. Die Fans von „Los Dos Cerrados“ aus Dortmund und ihrem „Minimal-Surf“ schauten ganz in die Röhre. Das Dortmunder Duo durfte gar nicht erst auf die Bühne. Ihr Konzert hätte eigentlich bis 22 Uhr gehen dürfen.
Das Umweltamt hatte Kontrollmessungen gemacht – Abbruch mitten im Konzert
Was war passiert? Das Dortmunder Umweltamt hatte bei Kontrollmessungen an diesem 11. August festgestellt, dass die zulässigen Dezibelwerte erheblich überschritten wurden. Die Auftritte zweier Bands waren geplant; die Messungen fanden beim Auftritt der ersten statt.
Das Dortmunder U als Veranstalter hat das Konzert dann für beendet erklärt, weil die Lautstärke nicht auf ein zulässiges Maß hätte reduziert werden können. Dafür gab es bei den Gästen und den Musikern wenig Verständnis – denn das Konzept und die Lautstärke war genauso wie bei dutzenden anderen Konzerten in den vergangenen Wochen und Jahren.
Gregorio Godoy Baez – sein Auftritt wurde abgebrochen – hatte bereits vor zwei Jahren mit seiner Band „The Chukukos“ beim „Sommer am U“ begeistert. Jetzt wollte er sein Solo-Projekt präsentieren. Und Carlos Del Fuera und Diego Ropa hatten vergeblich gehofft, einige Stücke ihrer neuen LP „Nikita“ vorzustellen. Entsprechend harsch waren die Online-Kommentare.
Der Auftritt der Punkrocker von „Dead Years“ aus Bielefeld und „The Dead Kids“ aus Leipzig und Dresden am heutigen Freitag um 19.30 Uhr muss allerdings nicht ausfallen: Ihr Konzert findet im Kino im Dortmunder U statt.
Die Regelungen des Freizeit-Lärmerlasses NRW behindern die Veranstaltungsreihe
„Wie es in den nächsten Wochen bis zum 27. August ausschaut, wird in der nächsten Woche geklärt“, berichtet Stadtsprecherin Katrin Pinetzki auf Nachfrage von Nordstadtblogger. „Unmöglich sind Konzerte am U ja nicht – es ging konkret um diesen Abend, an dem es nachweislich zu laut war.“ (Anm.d.Red.: Das hätte allerdings wohl auch für alle anderen Konzerte gegolten, wäre denn gemessen worden…)
Für den „Sommer am U“ gelten die Regelungen des Freizeit-Lärmerlasses NRW. Danach müssen Musikveranstaltungen an den nächstliegenden Wohnungen bestimmte Immissionsrichtwerte einhalten. Dies sind in einem Kerngebiet werktags 60 dB(A). Dieser Wert gilt aber nur bis 20 Uhr.
In der Zeit von 20 bis 22 Uhr muss es nach dem Freizeit-Lärmerlass noch leiser zugehen, denn diese Zeit gilt als Ruhezeit. Die für Musikveranstaltungen zulässigen Lärmpegel werden in diesem Zeitraum auf 55 dB(A) reduziert. An Sonn- und Feiertagen sind ganztägig die Ruhezeitenpegel von 55 dB(A) einzuhalten.
Für Einzelveranstaltungen können in besonderen Fällen Ausnahmegenehmigungen nach dem Landes-Immissionsschutzgesetz erteilt werden. In diesen Fällen tritt der Anwohnerlärmschutz zurück. „Aus rechtlichen Gründen darf eine Ausnahme jedoch nicht für die gesamte Veranstaltungsreihe des Sommer am U erfolgen, die über zwei Monate lang stattfindet“, so Pinetzki. Nur für zwei Veranstaltungstage seien Ausnahmegenehmigungen bis 24 Uhr erteilt worden.
Reader Comments
Dustin Sander
Das ist echt lächerlich! Der Kultur wird in der Pandemie sowieso schon mit am Meisten zugemutet und jetzt legt man am Ende des Tages noch wegen absurden Grenzwerten den Künstler*innen weitere Steine in den Weg.
Warum absurd? Jedes vorbeifahrende Auto, von Motorrädern gar nicht zu reden, erzeugt mehr Lautstärke Emissionen als diese Veranstaltungsreihe.
Ruhestörungen an den Leonie-Reygers-Terrassen – Platzverweise und Ingewahrsamnahme (PM Polizei)
Ruhestörungen an den Leonie-Reygers-Terrassen – Platzverweise und Ingewahrsamnahme
In der Nacht zu Sonntag (15. August) haben mehrere Zeugen Ruhestörungen aus dem Bereich der Leonie-Reygers-Terrassen gemeldet. Die Polizei erteilte Platzverweise und nahm eine Person in Gewahrsam.
Um kurz nach 1 Uhr gingen gleich mehrere Notrufe bei der Polizei ein, deren Mitteiler Angaben zu Ruhestörungen machten. Vor Ort trafen die alarmierten Beamten auf etwa 400 Personen. Aus einer Gruppe heraus nahmen die Polizisten laute Musik war, die das gesamte Umfeld beschallte.
Mehr als die Hälfte der Personen entfernte sich als die Beamten den Platz mit dem Fernlicht ihrer Streifenwagen ausleuchteten. Lautsprecherdurchsagen begleiteten die polizeilichen Maßnahmen. Die Beamten sprachen Platzverweise aus, dem der Großteil auch nachkam. Lediglich eine Person zeigte sich uneinsichtig und musste durch Beamte zur Durchsetzung des Platzverweises in Gewahrsam genommen werden.
Michael Reiners
Es ist schlicht bedauerlich, dass es gerade im Innenstadtbereich unzumutbar sein soll, bis 22 Uhr laute Musik zu produzieren. Wer um 22 Uhr vor dem Fernseher oder im Bett sein will, wäre angeraten, in ein Wohngebiet oder einen Vorortstadtteil zu ziehen oder vom Vermieter ROllOS und Doppelfenster zu verlangen.
Ich interessiere mich beispielsweise auch nicht für Fußball und werde trotzdem von Fans jedweder Region immer wieder persönlich verbal und – ganz selten – auch körperlich belästigt. Am Suff und Frustrationslevel der Passanten erkenne ich oft sogar das Endergebnis und/oder ob es ein Heimspiel war. In so einer Stadt muss ich das eben aushalten.
Warum stellt man nicht einfach Kopfhörer oder Lärmschutzstöpsel für die Geschädigten zur Verfügung?
Bei dieser Diskussion fällt es mir zunehmend schwer, sachliche Argumente zu formulieren. Am Ende sind wir alle irgendwann tot und dann gibts nur noch Stille – wer zieht in der Summe dann wohl den Kürzeren?
Daniel
Seltsamer Kommentar. Die sachlichen Argument liegen doch unmittelbar auf der Hand: Die gesetzlichen Regelungen. Und die sind grundsätzlich sicherlich vernünftig und niemand muss irgendwas aushalten, was diesen Regelungen widerspricht. Ganz unabhängig vom Wohnort. Wenn man innenstadtnah outdoor eine Partymeile betreiben möchte (für ein paar Monate), darf man da halt keine Wohnungen vermieten. Ganz easy.
Komiker Kolja Fach beim „Kleinen Freitag“ im Dortmunder U (PM)
Komiker Kolja Fach beim „Kleinen Freitag“ im Dortmunder U
Immer donnerstags feiert das Dortmunder U den „Kleinen Freitag“ mit besonderen Veranstaltungen im ganzen Haus. In dieser Woche (Donnerstag, 19. August) ist der Komiker Kolja Fach zu Gast: Ab 19 Uhr tritt er unter dem Titel „Schund und Bühne“ im Kino im U auf.
In Kolja Fachs Soloshows vermischen sich humoristische Kurzgeschichten mit Stand-Up Comedy und Satire zu einem Programm, das sich um vermeintlich ganz alltägliche Begegnungen und Phänomene dreht und ihre teils himmelschreiende Absurdität entlarvt:
Warum trifft man in der Sauna immer die falschen Menschen? Warum benehmen sich Eltern auf Elternabenden wie Kinder? Warum erklären Guido Reil und Andreas Gabalier Frauen, was sexistisch ist? Wieso ertrinkt in jedem Lied der Amigos ein spanischer Fischer? Und warum denken Klima-Skeptiker, dass ein Gefühl genau so viel zählt wie ein Fakt? Fragen, die nicht immer beantwortet, aber auf jeden Fall gestellt werden müssen.
Die aktuelle Show wurde im März 2020 mit dem Kleinkunstpreis „Lüsterklemme“ in Lüdenscheid ausgezeichnet. Im Herbst 2020 erschien das Buch „Schund und Bühne“ mit gesammelten Texten aus dem Programm im Lektora Verlag.
Wegen begrenzter Teilnehmer*innenzahl bittet das Dortmunder U um Anmeldung: kleinerfreitag@stadtdo.de. Weitere Infos gibt’s nach der Anmeldung.
„Sommer am U“ geht in die letzte Runde – neue technische Vorkehrungen für besseren Lärmschutz (PM)
„Sommer am U“ geht in die letzte Runde – neue technische Vorkehrungen für besseren Lärmschutz
Der „Sommer am U“ geht in die letzte Runde: Noch fünf Termine, dann ist die beliebte Veranstaltungsreihe bei freiem Eintritt und unter freiem Himmel für dieses Jahr vorbei. Noch bis zum 27. August stehen Poetry Jam, Jazz, Folk und Disco-Sounds auf dem Programm.
Um die Lautstärke zu reduzieren, die in der vergangenen Woche für den Abbruch eines Konzerts gesorgt hatte, hat das Dortmunder U nun technische Vorkehrungen getroffen: Ein zusätzlicher Lärmschutz aus Containern soll die Schallwellen brechen, so dass die gesetzlich vorgeschriebene Lautstärke eingehalten werden kann. Sollte das Wetter es zulassen, werden die letzten Veranstaltungen in diesem Sommer am U also open air stattfinden.
Das Finale-Programm
Mittwoch, 18. August, 19.30 bis 22 Uhr: Poetry Jam, präsentiert vom Subrosa: Ob Krimi oder Tagebucheintrag, ob Live-Hörspiel oder dadaistisches Geräuschexperiment, ob Liebeslyrik oder kreative Einkaufszettel: Nachwuchspoet*innen und Möchtegern-Storyteller dürfen sich ganz ohne Wettbewerbsdruck vor einem aufgeschlossenen Publikum ausprobieren. Jam-Master und Moderator ist „Christofer mit F“.
Freitag, 20. August, 19.30 bis 00.00 Uhr: Das Dortmunder U lädt zu einem Studio 54-Eventabend und entführt auf eine Zeitreise in die goldene Ära der Discomusik. Die DJs Dilara, D:U:C, Micha der Koch und Dr Feelgood schmeißen die Turntables an und präsentieren das Beste aus Disco, Soul, Funk, Boogie und Hi-NRG. Präsentiert von Speicher 100.
Sonntag, 22. August, 17 bis 19 Uhr: Die Initiative „Pro Jazz“ präsentiert Jazz vom Feinsten.
Mittwoch, 25. August, 19.30 bis 22 Uhr: Ruhrfolk-Konzert, präsentiert von DEW21. Den Anfang macht moderner Folk aus Deutschland mit „Die Feuersteins“: glaubwürdige und ansprechende Musik für die Gegenwart aus dem kulturellen Schmelztiegel Ruhrgebiet. Hohe Aussagekraft, große musikalische Kompetenz – einfach gute Musik! Anschließend folgt die Paul McKenna Band um Singer-Songwriter Paul McKenna – einer der gefragtesten Acts der schottischen Szene, der weltweit große Erfolge feiert.
Freitag, 27. August, 19.30 bis 22 Uhr: DJ Steve Bascom legt zum Abschluss des Sommer am U Disco-Sounds auf – präsentiert vom Dortmunder U und der Ausstellung „Studio 54“.
Weitere Infos unter sommer-am-u.de