Ein Beitrag von Laila Kaddah
Mit dem Ziel, Geflüchtete auf lokaler Ebene zu stärken, sie in die Gemeinschaft zu integrieren und Chancengerechtigkeit zu fördern, fand im Haus der Vielfalt in Dortmund bereits zum siebten Mal eine Dialog-Konferenz statt. Organisiert wurde sie vom Verband der Sozial Kulturellen Migrantenvereine in Dortmund e.V. (VMDO) und dem Netzwerk „GLEICH teilhaben“, das an 17 Standorten bundesweit lokale Unterstützung und Begleitung für Flüchtlinge anbietet.
Stimmen und Bedürfnisse von Frauen hervorheben
Die Konferenz brachte rund 30 Teilnehmende zusammen und ermöglichte es, verschiedene Stimmen zu Gehör zu bringen. Sie begann mit eröffnenden Worten der Moderatorin Laura Wohne, die betonte, dass diese Dialogkonferenz dazu diene, Menschen mit vielfachen Fluchterfahrungen und besonderem Unterstützungsbedarf aus der Isolation zu holen und einen Anfang zu finden.__STEADY_PAYWALL___
Besonderes Augenmerk wurde dabei auf die Frauen gelegt, die zu den vulnerablen Gruppen gehören, die besonders mit Diskriminierung aufgrund von Rassismus, Sexismus und Klassismus konfrontiert sind.
„Diese Frauen tragen bereits eine erhebliche Last, da sie täglich viele Verantwortlichkeiten haben, Kinder erziehen und ältere Familienmitglieder begleiten“, erklärte Wohne. Zudem engagierten sie sich ehrenamtlich in der lokalen Gemeinschaften.
„Und diese Frauen sind stark und haben das Bedürfnis zu sprechen, doch sie erhalten selten die Gelegenheit dazu, und wenn sie sprechen, werden sie oft nicht gehört“, so Wohne weiter. Die Dialog-Konferenz beabsichtige, diesen Frauen die Möglichkeit zu geben, ihre Bedürfnisse auszudrücken und es wurde hervorgehoben, dass dieser Dialog auf Augenhöhe geführt werden muss.
Solidarität und Kooperation sind auf lokaler Ebene erforderlich
Im ersten Beitrag wies Şaziye Altundal-Köse, Geschäftsführerin des VMDO, darauf hin, dass Flüchtlinge nicht nur während der Jahre 2015 bis 2016, sondern auch im Jahr 2022 aufgrund des Ukraine-Konflikts in die Region kamen.
Sie betonte die Wichtigkeit vor Ort Unterstützung und gemeinsame Lösungen sowohl für langjährige Gemeindemitglieder als auch für Neuankömmlinge zu bieten und unterstrich die Bedeutung von Dialogformaten, um gesellschaftliche Veränderungen auf allen Ebenen zu fördern.
Altundal-Köse ist überzeugt: „Migrantenorganisationen haben zwar nicht immer direkten Zugang zu bestimmten Strukturen, können aber als Interessengemeinschaft einen zunehmenden Einfluss ausüben. Durch enge Zusammenarbeit können wir Veränderungen erreichen.“
„Frauen erziehen die nächste Generation und repräsentieren unsere Zukunft“
Die Konferenz beinhaltete außerdem einen Vortrag von Elaine Yousef, Projektkoordinatorin im VMDO und einen Impuls von Dr. Andrés Otálvaro von der Initiative „GLEICH teilhaben“. Beide machten darauf aufmerksam, wie wichtig Zusammenarbeit und Solidarität in den lokalen Gemeinschaften sind.
„Es ist unsere Aufgabe, Frauen dabei zu unterstützen, ihren Platz in der Gesellschaft zu finden“, betonte Yousef, die seit acht Jahren Geflüchtete betreut. Frauen seien ein integraler Teil der Gesellschaft, denn „sie erziehen die nächste Generation und repräsentieren unsere Zukunft.“
Eine Arbeit, die Netzwerkbegleiter Dr. Andrés Otálvaro von „GLEICH teilhaben“ unterstützen will: „Flüchtlinge stehen vor Schwierigkeiten beim Zugang zu Wohnraum, Arbeit und Bildung sowie vor Herausforderungen, die durch Rassismus in der Region verursacht werden. Wir müssen mit örtlichen Unternehmen kooperieren, um diese Hindernisse gemeinsam zu überwinden.“
Individuelle Bedürfnisse und Fähigkeiten erkennen
Im Anschluss an die Referate teilten Ehrenamtliche ihre Erfahrungen im Umgang mit Geflüchteten und zum Beispiel im Unterrichten von Deutsch für vulnerable Gruppen.
„Es ist wichtig die deutsche Sprache zu erlernen, um sich in die deutsche Gesellschaft zu integrieren, jedoch das ist nicht einfach für alle Menschen, weil nicht alle über die gleichen Qualifikationen verfügen“, spricht Rabia Sprenger von der Initiative marokkanischer Frauen aus Erfahrung.
Vielfältigen Faktoren beeinflussen das Lerntempo und jede:r hat eigene Fähigkeiten. Keine einfache Aufgabe, insbesondere für vulnerable Gruppen, denn einige Menschen stammen aus Ländern, die über einen längeren Zeitraum hinweg von bewaffneten Konflikten gezeichnet waren, was zu erheblichen Schäden in der Infrastruktur und im Bildungssystem führte.
Kommunikation und Integration auf dem Arbeitsmarkt sind dringend
Im Anschluss sprachen die geflüchteten Frauen selbst über ihre Erfahrungen und Bedürfnisse. Sie wünschen sich mehr Kontakte mit Leuten zu knüpfen, um ihre Sprachkenntnisse zu verbessern und zu üben. Viele betonten, dass ihr Hauptproblem die soziale Isolation sei, da sie keinen wirklichen Kontakt zur lokalen Gemeinschaft herstellen können.
Dies führe dazu, dass sie nicht regelmäßig die Möglichkeit haben, die deutsche Sprache zu sprechen. Darüber hinaus möchten die Frauen ihre Qualifikationen verbessern, um bessere Chancen zu haben und in den Arbeitsmarkt einzutreten. Alle Ideen und Wünsche wurden auf der Pinnwand gesammelt und sollen bearbeitet werden.
Die Dialog-Konferenz endete mit mitgebrachten köstlichen Speisen, arabischer Live-Musik und vielen angeregten Gesprächen zwischen den Teilnehmer:innen.