Zum Gedenken an den zehnten Todestag von Mehmet Kubasik, des von Mördern des NSU (Nationalsozialistischer Untergrund) heimtückisch erschossenen Kiosk-Besitzer versammelten sich an der Mallinckrodtstraße 400 Menschen.
Ein breites Dortmunder Bündnis hat zur Gedenkveranstaltung aufgerufen
Ein breites Bündnis von 30 Vereinen, Parteien Institutionen und Organisationen hatte zum „Vierten Tag der Solidarität“ und dem Gedenken an die Opfer des NSU-Terrors aufgerufen.
Wie jedes Jahr ist dieser Tag ein schwerer Tag für die Angehörigen des Mordopfers. Am Gedenkstein an der Mallinckrodtstraße spielten sich daher erneut traurige Szenen ab.
Viele Tränen flossen, als dort Blumen niedergelegt wurden. Aus der Türkei und der Schweiz sind auch die Geschwister von Mehmet Kubasik zum Gedenken an ihren Bruder angereist.
Zusammen mit den Dortmunder Familienangehörigen führten sie den Demonstrationszug zur Auslandgesellschaft an der Steinstraße an. Um die Ecke wurde die Leibnizstraße provisorisch in Kubasik-Straße umbenannt.
Redner und Rednerinnen verlangen Aufklärung und Gerechtigkeit
Im Kern der Reden am Gedenkstein für die Opfer des rechten Terrors am Nordausgang des Hauptbahnhof stand die Kritik an den Ermittlungsbehörden, die Forderung nach Aufklärung und Gerechtigkeit.
„Mehmet Kubasik war ein rechtschaffender Bürger unserer Stadt,“ betonte Dortmunds Oberbürgermeister Ullrich Sierau in seiner Rede.
„Die Aufgabe unseres Staates wäre gewesen, ihn vor rechtsextremen Terrorbanden zu beschützen. Dies ist nicht geschehen“, so Sierau.
Die Fehler von beteiligten Behörden müssten eingestanden werden. „Auch die Rolle des Verfassungsschutzes bedarf der kompletten Aufklärung“, so das Stadtoberhaupt weiter.
Die Opfer-Familie Kubasik wurde jahrelang zu Unrecht verdächtigt
Schärfer fällt die Kritik der Redner und Rednerinnen des Bündnisses aus.
„Jahrelang wurde die Familie zu Unrecht verdächtigt“, skizziert Dennis vom Bündnis zum Tag der Solidarität, die fehlerhaften Ermittlungen der Polizei.
„Es reicht darum nicht aus, den Behörden nur technisches Versagen vorzuwerfen.“ Der Vorwurf des institutionellen Rassismus schwebt weiter im Raum.
„Auch heute kann man polizeilichen Rassismus nahezu an jedem Tag in der Nordstadt erleben“, so der junge Mann und fordert als Konsequenz unter Applaus, sich nicht blind auf die Behörden zu verlassen.
„Wir müssen auch denen besser zuhören, die vom Rassismus betroffen sind“, fordert Rednerin Jette Knepper, in Erinnerung an die, von den Behörden nicht wahrgenommenen Bedenken, vieler, die schon früh auf einen rassistischen Hintergrund der Mordserie verwiesen haben.
Die Ombudsfrau für die Opfer der NSU-Morde: „Ich bitte sie beunruhigt zu bleiben“
Barbara John, die Ombudsfrau für die Opfer der NSU-Terrorzelle, war aus Berlin angereist und überbrachte Grüße von Bundeskanzlerin Angela Merkel.
„Viel zu Viele haben versagt, Menschen zu beschützen vor einer mörderischen Idee“, so John.
Sie wirft den ermittelnden Behörden vor, dass „deren Ideen nicht auf Respekt gerichtet waren. Sie waren auf alte Bilder, auf ihrer persönliche Vorstellungen gerichtet. Das war ein tödlicher Fehler“, so John.
„Ich bitte sie beunruhigt zu bleiben. Das ist eine Verpflichtung“, so ihr Appell an die Versammelten.
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