Zahl der Einsätze ist abermals deutlich auf über 140.000 gestiegen – Feuerwehr-Chef warnt vor Busbränden

Die Dortmunder Feuerwehr im Einsatz. - Foto: Sascha Rotermund
Die Feuerwehr im Einsatz – doch die meisten Einsätze hat der Rettungsdienst. Foto: Sascha Rotermund

Von Ole Steen

Durchschnittlich alle drei Minuten und 42 Sekunden ging ein Notruf bei der Dortmunder Feuerwehr ein. Dies entspricht der gesamten Einsatzzahl von 140.027 – eine Steigerung von 3,4 Prozent im Vergleich zu den 136.226 Einsätzen im Jahr zuvor. Damit wird die Tendenz der Vorjahre fortgesetzt, dass stetig mehr Feuerwehreinsätze stattfinden.

Die Anzahl der Feuerwehr-Einsätze in Dortmund steigt weiter stetig an

Feuerwehr-Chef Dirk Aschenbrenner stellt den Jahresbericht der Feuerwehr Dortmund vor.
Feuerwehr-Chef Dirk Aschenbrenner stellte den Jahresbericht der Feuerwehr Dortmund vor.

Feuerwehrchef Dirk Aschenbrenner stellte den Jahresbericht der Dortmunder Feuerwehr für das Jahr 2016 in der Feuerwache Eins vor. Es gab zwar nur ein einziges Brandopfer im vergangenen Jahr in Dortmund, doch Aschenbrenner ist besorgt über die Feueranfälligkeit von Bussen.

Die gesamte Anzahl der Einsätze stieg erneut an: Der größte Anteil, 93,4 Prozent, entfällt dabei auf den Rettungsdienst und Krankentransport. 130.833 Mal gab es 2016 Rettungsdienst-Einsätze – ebenfalls ein Anstieg zum Vorjahr. Die Zahlen der Brand- und Hilfeleistungseinsätze sind hingegen rückläufig: 9.194 Einsätze waren zu vermelden, rund 600 Einsätze weniger als 2015.

Dies ist u.a. darauf zurückzuführen, dass das Dortmunder Stadtgebiet größtenteils von extremen Unwetterlagen verschont blieb. Doch insgesamt nimmt die Zahl und die Intensität der Unwetter zu, stellt Aschenbrenner fest. Da diese aber zumeist stark lokal begrenzt sind, schwanken die Zahlen oft. Im Jahr 2014 etwa gab es noch 867 Einsätze wegen extremen Wetterlagen, 2016 nur noch 113.

Positive Nachricht: Im vergangenen Jahr verlor nur ein Mensch bei einem Brand sein Leben

Brand im Hannibal-Komplex
Brand im Hanibal-Komplex – einer von mehr als 9000 Einsätzen der Feuerwehr im vergangenen Jahr.

Positive Nachricht: Nur ein Mensch verlor im vergangenen Jahr sein Leben bei einem Brand. Dortmund liegt damit deutlich unter dem Landesdurchschnitt, der von vier- bis sechsfach höheren Opferzahlen ausgeht, erläutert der Dortmunder Feuerwehr-Chef. Das liege auch an der erfolgreichen Brandschutz-Prävention.

Es werden nicht nur Informations-Kurse für Kinder angeboten, sondern auch die abwehrenden Brandschutz-Maßnahmen seien erfolgreich, so Aschenbrenner. Trotzdem ist der Trend der Einsatzzahlen für 2017 steigend.

Allein im ersten Halbjahr stieg die Zahl der Rettungseinsätze um sechs Prozent, während die Zahl der Brand- und Hilfeleistungseinsätze um 4,5 Prozent stieg. Es handele sich jedoch vor allem um viele kleinere und keine großen und spektakulären Einsätze.

Es wird immer schwieriger, neue qualifizierte Fachkräfte zu finden

Aschenbrenner blickte nicht nur zurück, sondern skizzierte auch die Herausforderungen und Pläne für die Zukunft: Um auf die steigende Anzahl der Rettungsdienst-Einsätze zu reagieren, hat die Feuerwehr erstmals selbst den „Rettungsdienstbedarfsplan“ für das Jahr 2018 aufgestellt, der dann in den politischen Gremien diskutiert und entschieden wurde.

„Ein wichtiger Meilenstein für den Rettungsdienst“, so Aschenbrenner. Das Fazit: Es soll einen Rettungswagen, einen zusätzlichen Notarzt im Dortmunder Stadtgebiet sowie mehr Personal in der Leitstelle geben, um die steigende Zahl der Notrufe entgegennehmen zu können.

Dortmunder Feuerwehr übt mit Kollegen aus anderen Städten den Einsatz neuer Kranwagen
Die Dortmunder Feuerwehr verfügt über neuste Ausrüstung. Doch die Nachwuchsgewinnung ist schwierig.

Eine weitere Herausforderung ist die Überalterung: Viele Feuerwehrleute gehen in den kommenden Jahren in den Ruhestand. Doch es wird immer schwieriger, Nachwuchs zu finden. 24 Stellen für Brandmeister sind ausgeschrieben, doch es gibt abermals einen deutlichen Rückgang der Bewerberzahlen.

Nur noch etwa 200 BewerberInnen sind an einer Ausbildung bei der Dortmunder Feuerwehr interessiert – vor einigen Jahren habe es noch mehr als 700 Bewerbungen auf die gleiche Anzahl Stellen gegeben.

Dirk Aschenbrenner geht bei dieser Bewerberzahl jedoch nicht davon aus, dass alle Stellen besetzt werden können. Etwa 50 Prozent aller AspirantInnen fallen bereits bei der Theorie-Prüfung durch, die darauf folgende Sport-Prüfung halbiert auch diese Zahl wieder. Der Feuerwehr-Chef geht davon aus, dass dieses Jahr kaum genug geeignete KandidatInnen übrig bleiben. Schon bei vorherigen Bewerbungsverfahren mit etwa 700 BewerberInnen, konnten teilweise nicht alle Stellen besetzt werden, erklärt der Feuerwehr-Chef.

Um dem entgegenzuwirken bietet die Feuerwehr-Dortmund unter anderem Duale Ausbildungen an. So könnte etwa ein Informatik-Studium mit der Ausbildung zum Brandmeister gekoppelt werden. Auch die große Dichte an Feuerwehrzentralen im Ruhrgebiet könne ein Problem für das Finden von geeignetem Personal sein, so Aschenbrenner. Doch er ist zuversichtlich, dass die Feuerwehr Dortmund überdurchschnittlich gute Arbeitsbedingungen anbieten kann und so die Attraktivität der Berufe bei der Feuerwehr steigt.

Digitalisierung und Automatisierung der Feuerwehr-Abläufe wird immer wichtiger

Eine weitere Herausforderung – aber auch Chance – der Zukunft ist die Digitalisierung und Automatisierung der Feuerwehr-Abläufe. So sei die „Feuerwehr 4.0“ nötig, um schneller und zuverlässiger Arbeiten zu können als mit Papier.

Die 40 mal 80 Meter große Halle war stark verraucht, weil Plastikabfälle brannten. Foto: Alex Völkel
Die 40 mal 80 Meter große Halle in Lindenhorst war stark verraucht, weil Plastikabfälle brannten.

Wenn benachbarte Feuerwehren bei Großeinsätzen angefordert werden, erhalten die Einsatzkräfte erst vor Ort in Papierform ihre Einsatzbefehle. Es sei aber deutlich effektiver, stattdessen wichtige Informationen direkt online zu übertragen. So könnten Informationen bereits während der Fahrt ausgewertet werden.

„Eine Digitalisierung wird die Qualität des Systems deutlich verbessern“, erklärt der Feuerwehrchef. Wichtig sei auch eine Automatisierung, um Fähigkeitslücken der Einsatzkräfte mit Technik zu schließen. Denn Feuerwehrleute stoßen immer wieder auf Grenzen: Hitze, Witterung oder Gefahrenstoffe können durch bestimmte Maschinen überwunden oder umgangen werden.

Ein Beispiel dafür ist das Projekt „Anchors“ (Anker). Es soll Aufklärungsarbeit in für Menschen nicht zugänglichen Gebieten leisten, etwa bei radioaktiver Verseuchung. Ein nicht bemanntes Fahrzeug wird dafür möglichst weit in das Gebiet gefahren. Von dort aus starten vier Drohnen, die – mit unterschiedlichen Sensoren – ausgestattet, einen Überblick verschaffen.

Das „Anchors“-Projekt wurde von dem Institut für Feuerwehr- und Rettungstechnologien (IFR) der Feuerwehr Dortmund entwickelt. Das IFR trägt sich mit seinen Einnahmen inzwischen fast selbst. Die Ergebnisse der Forschungsgruppe können auch von anderen Kommunen und Feuerwehren genutzt werden. Zudem hat sich die Feuerwehr Dortmund beworben, um ein Kompetenzzentrum für Robotik in der Gefahrenabwehr zu werden.

Feuerwehr Dortmund betreibt erfolgreich einen Twitter- und Facebook Account

Auch bei der Kommunikation mit der Bevölkerung geht die Feuerwehr Dortmund neue Wege: Die Feuerwehr betreibt sowohl einen Twitter-, als auch einen Facebook-Account, um die Dortmunder Bevölkerung direkt und möglichst ohne Zeitverlust erreichen zu können. 14.000 Follower bei Twitter und  10.000 Fans bei Facebook zählt die Dortmunder Feuerwehr aktuell.

André Lüddecke. Foto: Stadt Dortmund
André Lüddecke stellt NINA vor. Foto: Stadt Dortmund

Auch über die Internetpräsenz soll die Vorsorge vor Brandunfällen bei der Bevölkerung vorangetrieben werden. Mit den Mitteln des Internets lässt sich die Bevölkerung deutlich besser in den Einsatz während Krisenszenarien einbinden.

So kann die Feuerwehr effektiver und besser helfen. Dabei hilft auch die kostenlose Warn-App „NINA“, mit der die Feuerwehr die Bevölkerung mit Notfall- und Unwetterwarnungen versorgen kann. Der Name NINA ist die Abkürzung für Notfall-Informations- und Nachrichten-App des Bundesamtes für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK).

Ebenfalls positiv: Die Kampagne „Rettungsgasse rettet Leben“ zeige Wirkung, erklärt Aschenbrenner. Das Bilden einer Rettungsgasse funktioniere immer besser, seitdem verstärkt darauf aufmerksam gemacht wird. Dies würden nur Einzelne ausnutzen, um sich durch den Verkehr zu mogeln. Das sei extrem gefährlich und kann die Rettungskräfte behindern, mahnt der Feuerwehr-Chef.

Ebenfalls rückläufig ist die Zahl der filmenden und fotografierenden „Gaffer“ – nicht zuletzt wegen der Strafandrohung und immer konsequenteren Ahndung. Auch die Zahl der Vorfälle, bei denen Rettungskräfte an der Arbeit gehindert oder tätlich angegriffen werden, ist zum Glück rückläufig.

Am Brandschutz von Bussen muss noch stark gearbeitet werden

Dirk Aschenbrenner, Feuerwehr Dortmund
Dirk Aschenbrenner sorgt sich um den Brandschutz in Bussen und sieht Handlungsbedarf.

Die Prävention von Bränden funktioniere gut, bestätigt Aschenbrenner für Dortmund. So seien nach Prüfung keine brennbaren Fassaden an Dortmunder Hochhäusern vorzufinden. Der bauliche Brennschutz sei im Allgemeinen zuverlässig. Nur die Menschen selbst seien oft zu fahrlässig, wodurch immer wieder Brände entstehen.

Ein großes Sicherheitsrisiko sind dagegen Busse: Diese brennen, im Vergleich zu anderen öffentlichen Verkehrsmitteln wie der Stadtbahn, extrem schnell ab. Die Feuerwehr habe deshalb keine Chance, Menschen aus einem brennenden Bus zu retten, sagt der Feuerwehr-Chef klar.

Es ist ein langwieriger Prozess die Brandschutz-Defizite bei Bussen aufzuarbeiten. Eine Zusammenarbeit von Herstellern, Verkehrsunternehmen und Politik sei sehr schwierig und zeitaufwändig.

Der Dortmunder Feuerwehr-Chef fordert daher eine ganzheitliche Risikoanalyse für Busse, da aktuell noch keine Brandschutz-Maßnahmen getroffen würden und appelliert and den Gesetzgeber, zu handeln und für schützende Maßnahmen zu sorgen.

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