Arbeiten muss ja irgendwie jede:r – aber kaum eine:r denkt darüber nach, was das eigentlich bedeutet und keine:r möchte in seiner Freizeit auch noch darüber lesen. Oder? Ist Lesen denn Freizeit – oder ist es auch Arbeit? Und was ist zum Beispiel mit diesem Text?
Von der regionalen Privatsammlung zum international anerkannten Fachinstitut
Arbeit und Literatur gehören im Fritz-Hüser-Institut seit 50 Jahren zusammen. 1973 übergab der damalige Leiter der Dortmunder Stadtbücherei Fritz Hüser seine private Sammlung von „Werken schriftstellerisch tätiger Arbeiter“ und zahlreiche historische Dokumente an die Stadt. Aus seiner eher regional geprägten Sammlung wurde ein international anerkanntes Institut mit Spezialbibliothek und Archiv.___STEADY_PAYWALL___
Über 40.000 Bände zur Literatur der Arbeitswelt, etwa 120 Vor- und Nachlässe bzw. Sammlungsbestände von Autor:innen, bildenden Künstler:innen und literarischen Gruppen sind aktuell im Hüser-Institut versammelt. Und die Sammlung wächst weiter und verändert sich – so wie die Arbeitswelt. Denn auch wenn das Institut auf dem Gelände der Zeche Zollern – dem „Schloss der Arbeit“ – seinen Sitz hat, die Arbeit im Bergbau ist hier nicht (mehr) das vorrangige Thema. „Wir haben bei diesem Thema sicher eine große Expertise, aber es geht uns um mehr,“ erklärt Dr. Iuditha Balint, die das Institut seit 2018 leitet.
Die Arbeitswelt verändert auch die Literatur: Neue Themen und Technologien halten Einzug
Die ersten Dokumente im Archiv beschreiben die bäuerliche Arbeit, es folgen Dokumente wie der „Briefsteller“ aus dem 17. Jahrhundert, die Auskunft darüber geben, wie man damals in der Arbeitswelt korrespondierte – heute werden auch E-Mails gesammelt, denn neue Technologien bringen auch neue literarische Formen hervor.
War Fritz Hüser noch angetreten, um den Themen der Arbeiter:innen Gehör zu verschaffen und kooperierte vor allem mit den Gewerkschaften, wurde die programmatische Ausrichtung 1973 erweitert. Der neue Name „Institut für Literatur und Kultur der Arbeitswelt“ bringt diesen Wandel zum Ausdruck.
Die Themen der Angestellten wurden Teil der Forschungsarbeit, Aspekte wie Armut und Arbeitslosigkeit kamen hinzu. Heute schreiben auch bürgerliche Autor:innen über Arbeit und die Biografie von Porsche-Manager Wendelin Wiedeking steht ebenfalls im Regal.
„Unsere Sprache ist bereits Ausdruck, wie wir über Arbeit denken“
Wie sich der Begriff der Arbeit und ihre Bewertung verändert haben, ist eine eigene Kulturgeschichte. War Arbeit früher meist körperliche Arbeit, stets Mühe und diente dem Broterwerb, wurde sie ab dem 18. Jahrhundert als sinnstiftend für das Leben betrachtet.
„Wenn wir heute über Arbeit sprechen, geht es nicht mehr um Berufe“, berichtet Balint, „unsere Sprache ist bereits Ausdruck, wie wir über Arbeit denken und es ist spannend zu sehen, wie bestimmte Phänomene Einzug halten und unser Denken und Sprechen prägen.“
So taucht der Ausdruck „Burnout“ in einem Romantitel bereits 1960 auf, 1974 wird er dann in der Psychologie verwendet, „aber eine Beschreibung des Phänomens, finden wir auch schon 1901 bei den ‚Buddenbrooks‘ von Thomas Mann.“
Nach dem „Burnout“ ist vor der „Work-Life-Balance“ und während früher noch klar war, wann und wo wir arbeiten, ist mit dem Aufkommen des Internets als Massentechnologie Arbeit überall möglich. Mehr noch: Arbeit weitet sich in den Alltag aus, die Grenze zur Freizeit verschwimmt. Jetzt ist es an uns der Arbeit Grenzen zu setzen. Ein ganzes Feld der Literatur zum Thema „Achtsamkeit“ trägt diesem Bedürfnis Rechnung.
Neue Generation der Autor:innen diskutiert im Rahmen der Jubiläumsfeier
Wie geht es weiter? Was gibt es Neues? Auch darauf hat Iuditha Balint eine Antwort. Wenn am 28. Oktober das Jubiläum gefeiert wird, blickt sich nicht zurück, sondern nach vorn.
Auf dem Podium ist dann eine neue Generation von Autor:innen versammelt, die auch für einen neue, spannende Perspektive auf die Arbeitswelt stehen. Dinçer Güçyeter zum Beispiel, der mit „Unser Deutschlandmärchen“ gerade den Preis der Leipziger Buchmesse gewonnen hat und auch als Gabelstaplerfahrer gearbeitet hat, um seinen Lebensunterhalt zu finanzieren.
„Autor:innen deren Eltern oder Großeltern als Arbeitsmigrant:innen nach Deutschland gekommen sind, reflektieren jetzt ihre Geschichte. Sie erzählen meist biografisch und über verschiedene Generationen und Länder. Das sind Aufstiegsgeschichten, die nicht mit den früheren Bildungsromanen vergleichbar sind“, findet Balint.
Die Auseinandersetzung mit Klassenverhältnissen, Erfahrungen mit Rassismus und Diskriminierung, aber auch Gedichte und Lieder aus den Herkunftsländern prägen diese Literatur: „Kulturen und Motive vermischen sich und ermöglichen uns ganz neue Entdeckungen“, ist Balint überzeugt. Sie ist dankbar für diese neuen Impulse und empfindet sie als Bereicherung.
Weitere Autor:innen der Podiumsdiskussion „Neue Literatur der Arbeitswelt“ sind Elisa Aseva und Martin Becker. Die Jubiläumsfeier findet am 28. Oktober auf der Zeche Zollern statt und beginnt um 17 Uhr. Der Eintritt ist frei. Anschließend gibt es ein Buffet und Party mit DJ Razzmatazz.
Anm.d.Red.: Haben Sie bis zum Ende gelesen? Hat es Spaß gemacht oder war es Arbeit? Oder beides? Nur zur Info: Die Nordstadtblogger arbeiten ehrenamtlich. Wir machen das gern, aber wir freuen uns auch über Unterstützung!
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Podiumsgespräch und Feier am 28. Oktober auf Zeche Zollern (PM)
Seit 50 Jahren wird in Dortmund die Literatur der Arbeitswelt gesammelt und erforscht: Das Fritz-Hüser-Institut für Literatur und Kultur der Arbeitswelt (FHI) ist das einzige wissenschaftliche Institut im deutschsprachigen Raum mit diesem Sammlungsschwerpunkt.
Zum runden Jubiläum richtet das FHI den Fokus auf die neue Literatur der Arbeitswelt: Unter dem Titel „Kritik & Zärtlichkeit“ lädt das Institut am Samstag, 28. Oktober, 17:00 Uhr in das Magazin des LWL-Museums Zeche Zollern zu einem Podiumsgespräch mit anschließender Feier.
Nach einer Einführung durch die Institutsleiterin Dr. Iuditha Balint gibt es Grußworte von Oberbürgermeister Thomas Westphal, Kulturdezernent Jörg Stüdemann und Dr. Kerstin Baumann, Leiterin der LWL-Museen für Industriekultur.
Fokus auf die neue Literatur der Arbeitswelt
Heute über Arbeit zu schreiben bedeutet, sich mit hochaktuellen Themen auseinanderzusetzen: Es geht dabei um Digitalität und Künstliche Intelligenz, um Rassismus, Kolonialismus und Klassismus, um Fragen der Migration und Postmigration, Klimawandel oder Care-Arbeit. „Die neue Literatur der Arbeitswelt betrifft Gesellschaft und Individuum gleichermaßen. Sie übt Systemkritik, begrüßt Solidarität und Zusammenhalt, und sie möchte etwas in der Welt verändern“, sagt Dr. Iuditha Balint, Direktorin des FHI Dortmund.
Welche Rolle spielt die Arbeitswelt in der aktuellen Literatur? Wer erzählt über Arbeit – und aus welcher Perspektive? Wie entwickelt sich die Literatur der Arbeitswelt? Darüber spricht Dr. Iuditha Balint mit den Autor*innen Elisa Aseva, Martin Becker und Dinçer Güçyeter. Im Anschluss gibt es eine Party mit dem international gefeierten DJ razzmatazz. Der Eintritt ist frei, Anmeldung unter fhi@stadtdo.de.
Fritz-Hüser-Institut
Am Fritz-Hüser-Institut werden deutschsprachige Literaturen der Arbeitswelt gesammelt, erschlossen, untersucht und zugänglich gemacht – also Literatur, deren Inhalte sich im weitesten Sinne um die Themen Arbeit und Arbeitswelt formieren. Das Institut arbeitet in den vier Bereichen Forschung, Bibliothek, Archiv und Literaturvermittlung.
Entstanden ist das FHI aus der Privatsammlung Fritz Hüsers (1908 bis 1979). Hüser, Leiter der Dortmunder Stadtbücherei und Mitbegründer der Dortmunder Gruppe 61, übergab seine Sammlung 1973 der Stadt Dortmund. In den letzten knapp 50 Jahren ist die Sammlung beachtlich gewachsen, und die Tätigkeitsbereiche des Instituts haben sich ausdifferenziert.
Die Spezialbibliothek umfasst inzwischen über 40.000 Bände zu Literaturen der Arbeitswelt seit dem 16. Jahrhundert und wird laufend ergänzt. Das Archiv beinhaltet etwa 120 Vor- und Nachlässe bzw. Sammlungsbestände von Autor*innen, bildenden Künstler*innen und literarischen Gruppen bzw. Vereinigungen seit dem 19. Jahrhundert.
dortmund.de/fhi
Von Bergarbeitern zu Clickworker*innen: Dortmunder Institut erforscht Literatur der Arbeitswelt 50 Jahre Fritz-Hüser-Institut (PM)
Seit 50 Jahren wird in Dortmund die Literatur der Arbeitswelt gesammelt und erforscht: Das Fritz-Hüser-Institut für Literatur und Kultur der Arbeitswelt (FHI) ist das einzige wissenschaftliche Institut weltweit mit diesem Sammlungsschwerpunkt. Zum Jubiläum ein Gespräch mit Dr. Iuditha Balint, die das FHI seit 2018 leitet und über Literatur der Arbeitswelt promoviert hat.
Womit beschäftigt sich das Fritz-Hüser-Institut?
Das Institut erforscht, wie Arbeit in der Literatur reflektiert wird, was überhaupt an Arbeit darin vorkommt und welche Alternativen die Literatur zu den realen Arbeitswelten bietet. Literatur ist ja nicht der Wahrheit verpflichtet. Sie kann den Arbeitswelten, die sie beschreibt, affirmativ begegnen, aber auch kritisch. Beides findet sich in der aktuellen Literatur, daher steht unser Jubiläum auch unter dem Motto „Kritik und Zärtlichkeit“.
Was macht diese neue Literatur der Arbeitswelt aus?
Wir finden dort literarische Figuren, die sich gar nicht so sehr unterscheiden von denen des 19. und 20. Jahrhunderts. Sie sind in eine Arbeitswelt eingebettet, die ihnen nicht guttut. Sie werden ausgebeutet, arbeiten unter schwierigsten Bedingungen, zum Beispiel Clickworkerinnen und Clickworker. Das sind prekär beschäftigte Menschen, die im Internet Screenshots machen, Produktbeschreibungen verfassen, Bilder miteinander vergleichen. Sie verdienen ausgesprochen schlecht. Solchen Figuren begegnen viele Autoren und Autorinnen in ihren Romanen sehr zärtlich. Sie machen in ihren Texten auf ihre oft ausweglose Situation aufmerksam und nehmen eine Haltung ein, mit der Literatur auch Kritik übt.
Und diese Kritik hat Tradition?
Ja, spätestens seit der Industrialisierung – Émile Zola etwa beschrieb in „Germinal“ die katastrophalen Arbeitsverhältnisse von Bergarbeitern und deren Widerstand. In der deutschsprachigen Literatur war Thomas Mann der erste, der über Neurasthenie, also Erschöpfung infolge der Beschleunigung der Arbeitswelt, geschrieben hat. In seinem Roman „Buddenbrooks“ geht es um den Verfall einer Familie, eines Familienunternehmens – und zu einer arbeitsweltlichen Erschöpfung der männlichen Protagonisten, die diese Firma leiten. Thomas Mann beobachtete Phänomene wie Work-Life-Balance, Entgrenzung von Arbeit und Freizeit, die Beschleunigung und Intensivierung von Arbeit sehr früh und macht in seiner Literatur darauf aufmerksam – ganz genau wie die Autorinnen und Autoren heute.
Wen erreichen Sie mit Ihrer Arbeit?
Als Forschende stellen wir unsere Arbeit auf wissenschaftlichen Tagungen vor, als Vermittlende suchen wir je nach Thema die passenden Kooperationspartner*innen und Moderator*innen. Unsere Veranstaltungen finden statt in Buchhandlungen, Museen oder im Literaturhaus – aber auch in Clubs, Cafés oder Parks. Beim Festival „Djelem Djelem“ hatten wir einen Schreibworkshop zum Thema Arbeit, Ausbeutung und Selbstermächtigung für Mitglieder der Rom*nja- und Sinti*zze-Communities. Daraus erwuchs eine Lesung im Taranta Babu, einem interkulturellen Zentrum im Klinikviertel. Das Publikum war bunt gemischt.
Sie vergeben auch Stipendien an Autoren und Autorinnen, die sich mit Arbeitswelten auseinandersetzen…
Unsere aktuelle Stipendiatin, Berit Glanz, arbeitet an einem Roman, der die Themen Genetik und Arbeitsmigration verknüpft. Das ist ein eher ungewöhnliches Thema, deshalb bin ich sehr dankbar dafür. Ein zweiter Stipendiat, Philipp-Bo Franke, beschäftigt sich mit Pflegearbeit – derzeit ein großes Thema in der zeitgenössischen Literatur, vor allem seit der Pandemie. Literatur reagiert ja stark auf die Realität, in der Literatur verdichten sich die Tendenzen der Zeit. Deshalb ist sie auch so spannend für uns als Institut.
Welche Themen sind noch prägend für die aktuelle Literatur?
Viele Romane und Theaterstücke, vereinzelt auch Gedichte, fokussieren die Situation von Menschen, die seit den 1950er-Jahren als Arbeitsmigrantinnen und Arbeitsmigranten nach Deutschland kamen und arbeiten das aus der Perspektive der zweiten oder dritten Generation auf. Diese Literatur beschreibt nicht nur die Ankunft sogenannter Gastarbeiterinnen und Gastarbeiter und deren Lebenswelten, sondern gerade auch ihr Bemühen, sich zu integrieren und ein lebenswertes Leben zu führen – was oft fast verunmöglicht wurde. Dazu gehören auch die rassistischen Anschläge der 90er-Jahre. Literatur über Arbeitsmigration ist auch Literatur über prekäre Beschäftigung – es geht um psychische Gesundheit, Familien-, Geschlechter- und Klassenverhältnisse, Diskriminierungen oder Sinnstiftung durch Arbeit.
Arbeitskreis Archiv des Fritz-Hüser-Instituts (PM)
Ab diesem Jahr möchten wir am Fritz-Hüser-Institut eine inzwischen nicht mehr ganz junge Idee verwirklichen und einen ehrenamtlichen „Arbeitskreis Archiv des Fritz-Hüser-Instituts“ gründen, der die Arbeit im Archiv mit seiner Expertise unterstützt. Im Namen des Fritz-Hüser-Instituts und des Vorstandes der Fritz Hüser-Gesellschaft möchte ich die Interessierten unter Ihnen zur Mitgestaltung und Mitarbeit einladen.
Einmal im Monat möchten wir uns für zwei Stunden im Lesesaal des Instituts treffen und uns mit ausgewählten Archivalien beschäftigen. Dabei kann es zum Beispiel darum gehen, auf Fotografien aus den 60-er bis 90er-Jahren Personen und Ereignisse zu erkennen, oder gemeinsam über Hintergründe von literarischen Veranstaltungen, Protesten oder Demonstrationen aufzuklären. Wichtig ist uns für die Arbeit des Arbeitskreises zweierlei: Dass der Aufwand allseits minimal ist, die gemeinsame Zeit aber Freude bereitet und Wissen generiert.
Die Expertise von Zeitzeug:innen und Expert:innen ist für eine gute und möglichst umfangreiche Aufarbeitung von Archivbeständen sehr wichtig — und wir können uns glücklich schätzen, dass wir, anders als andere Institutionen mit jahrhundertealten Archivbeständen, mit solchen Expert:innen zusammenarbeiten können. Denn sie verfügen über Wissen, das sehr stark mit der je eigenen Lebenswelt oder dem Beruf in Verbindung steht. Daher haben wir zunächst Menschen angefragt, die sich in diesen Bereichen bewegt haben. Erfreulicherweise haben Martina Franzke, Kalle Gajewski, Horst Hensel, Wolfgang Jäger, Ulli Langenbrinck, Hanneliese Palm, Gerd Puls, Rita Schenkmann und Joachim Wittkowski zugesagt. Michaela Wiegand, die am Fritz-Hüser-Institut für das Archiv zuständig ist, und ich arbeiten natürlich mit.
Das Gründungstreffen des Arbeitskreises wird am Montag, den 04.03. stattfinden. Über Interesse an Mitarbeit und Mitgestaltung freuen wir uns und bitten um ein kurzes Signal an Michaela Wiegand (mwiegand@stadtdo.de) oder Dr. Iuditha Balint (ibalint@stadtdo.de) bis spätestens zum 11. Februar.Wir bitten um Verständnis, dass wir aufgrund der räumlichen Möglichkeiten im Lesesaal den Mitgliederkreis auf 18 Personen begrenzen müssen.
Starke Frauen gestalten die Stadt: Ein Gespräch mit Dr. Iuditha Balint (PM)
Dr. Iuditha Balint, Leiterin des Fritz-Hüser-Instituts, spricht am Donnerstag, 16. Mai, um 17 Uhr über Veränderungen in der Arbeitswelt und ihre Auswirkungen auf Frauenkarrieren sowie die Vereinbarkeit von Familie und Beruf.
Dr. Iuditha Balint leitet seit 2018 das Fritz-Hüser-Institut, das sich der Sammlung, Erschließung und Untersuchung deutschsprachiger Literaturen der Arbeitswelt widmet. Neben ihrer Forschung legt sie großen Wert auf den Wissenstransfer und organisiert gemeinsam mit ihren Mitarbeiter*innen und Kooperationspartner*innen aus Wissenschaft und Kultur verschiedene Veranstaltungen.
Diese finden oft in außeruniversitären Einrichtungen wie Museen, Archiven, Clubs, im Park oder Schreinerwerkstätten statt, um auch ein nicht-akademisches Publikum anzusprechen. Dabei wird darauf geachtet, Sachverhalte publikumsspezifisch und verständlich zu vermitteln.
Am Donnerstag, 16. Mai, um 17 Uhr besteht die Gelegenheit, mehr über Dr. Iuditha Balint zu erfahren. In einem moderierten Gespräch wird sie über die Veränderungen in der Arbeitswelt, deren Auswirkungen auf die Karrieren von Frauen und die Vereinbarkeit von Familie und Beruf sprechen. Anschließend besteht die Möglichkeit, gemeinsam zu Abend zu essen – jede*r zahlt selbst.
Die Veranstaltung findet im Fritz-Hüser-Institut, Rhader Weg 5, 44388 Dortmund, statt. Anmeldungen, inklusive Angabe, ob am anschließenden Abendessen teilgenommen wird, bitte per E-Mail an gleichstellungsbuero@dortmund.de senden.
Schreiben in der DDR – Ausstellung im Fritz-Hüser-Institut beleuchtet die Salons der Arbeiter (PM)
Die Ausstellung im Fritz-Hüser-Institut gewährt Einblicke in die Salons der Arbeiter, in denen literarisch tätige Arbeiter*innen zusammenkamen. Sie verdeutlicht, wie die Arbeiterklasse in der DDR ihre Lebenswelt, Arbeit und Freizeit literarisch reflektierte.
Das Fritz-Hüser-Institut, Rhader Weg 5, lädt am Donnerstag, 23. Mai, 18 Uhr, zusammen mit dem Berliner Verein SchreibArt, der das „Archiv Schreibender Arbeiter*innen“ führt, zu einer kleinen Kabinettausstellung ein. Gezeigt wird eine Auswahl von Fotografien, die Einblicke in das Schreiben und das Wirken kollektiv schreibender Arbeiter*innen geben.
Die Zirkel schreibender Arbeiter in der DDR (1961–1991) galten als „Salons der Arbeiter“, in denen Arbeiter*innen literarisch aktiv waren und ihre Texte miteinander besprachen. Jeder Zirkel hatte eine*n Zirkelleiter*in, meist bereits etablierte Schriftsteller*innen wie Christa Wolf, Heiner Müller oder Brigitte Reimann. Diese Zirkel waren nicht nur propagandistische Maßnahmen der SED, sondern auch Orte des Austauschs und der literarischen Auseinandersetzung der Arbeiterklasse mit ihrer Lebenswelt, der Arbeit und der Freizeit.
Jörg Stüdemann, Stadtdirektor und Kulturdezernent der Stadt Dortmund, sowie Dr. Iuditha Balint, Direktorin des Fritz-Hüser-Instituts eröffnen die Ausstellung. Die Einführung übernehmen Dolores Pieschke und Ray-Dany Mathiscig, Vorstandsmitglieder des Vereins SchreibArt. Im Anschluss an die Veranstaltung lädt das Fritz-Hüser-Institut zu einem Umtrunk und Bufett ein. Der Eintritt ist frei. Bitte unter fhi@stadtdo.de anmelden.
Fritz-Hüser-Institut lädt zum Vortrag über Arbeit, Natur und die Zukunft des Planeten (PM)
Um die Beziehung von Arbeitswelt und Umwelt geht es in einem Vortrag des Soziologen Simon Schaupp, den das Fritz-Hüser-Institut für Literatur und Kultur der Arbeitswelt am Dienstag, 4. Juni in der Buchhandlung „transfer“ veranstaltet.
Wer die ökologische Krise verstehen will, müsse auch Arbeitswelt und Umwelt verstehen – so Simon Schaupp. Denn es sei die Arbeit, durch die Gesellschaften – laut Karl Marx – ihren Stoffwechsel mit der Natur vollziehen. Arbeitspolitik sei daher stets auch Umweltpolitik – oder: Stoffwechselpolitik. Dabei spiele die Natur selbst eine aktive Rolle: Je weiter ihre Nutzbarmachung vorangetrieben werde, desto drastischer wirkt sie auf die Arbeitswelt zurück. Simon Schaupp forscht an der Universität Basel vor allem zur Transformation der Arbeitswelt, zur Digitalisierung und zur ökologischen Krise. Seine Dissertation wurde mehrfach ausgezeichnet.
Simon Schaupps Vortrag mit dem Titel „Stoffwechselpolitik. Arbeit, Natur und die Zukunft des Planeten“ beginnt am Donnerstag, 4. Juni um 20 Uhr in der Buchhandlung transfer, An der Schlanken Mathilde 3, 44263 Dortmund. Der Eintritt beträgt 15 Euro (erm. 12 Euro).
Archivieren statt Verlieren: Wie literarische Nachlässe bewahrt werden – Vortrag und Erfahrungsaustausch im Fritz-Hüser-Institut für Literatur und Kultur der Arbeitswelt (PM)
Literaturarchive sind zentrale Orte, um das kulturelle Erbe zu bewahren. Das Fritz-Hüser-Institut informiert, wie Nachlässe von Autor*inne und anderen Akteur*innen des Literaturbetriebs erhalten werden können.
Wenn Briefe, Manuskripte und andere persönliche Dokumente literarischer Persönlichkeiten unsachgemäß aufbewahrt werden, drohen wertvolle Überlieferungen verloren zu gehen. Am 11. September, 17 Uhr, lädt das Fritz-Hüser-Institut in Dortmund, Grubenweg 5, zu einer Infoveranstaltung ein, die sich diesem oft unterschätzten Thema widmet. Der Eintritt ist frei.
Häufig fehlt es Autor*innen an konkreten Vorstellungen darüber, wie ein Literaturarchiv funktioniert, was es sammelt und welche Strukturen ihm zugrunde liegen. Die praktische Arbeit mit Nachlässen zeigt immer wieder, dass wertvolle Dokumente durch unsachgemäße Lagerung verloren gehen oder zerstört werden. Journalist*innen, Verlage und andere Multiplikator*innen des Literaturbetriebs stehen dabei vor ähnlichen Herausforderungen.
Erfahrungsaustausch und Vortrag von Christoph Peters
Die Veranstaltung bietet einen umfassenden Einblick in die Arbeit von Literaturarchiven und stellt anhand von Beispielen vor, wie die Öffentlichkeit von deren Arbeit profitiert. Dabei sollen die Teilnehmer*innen auch ihre Erfahrungen über rechtliche Aspekte und Aufbewahrungsmethoden austauschen. Ein besonderes Highlight ist der Vortrag des Autors Christoph Peters, der seine persönlichen Erfahrungen mit der Archivierung eigener Dokumente teilt.
Die Veranstaltung findet in Kooperation mit dem Heinrich-Heine-Institut in Düsseldorf statt. Eine Folgeveranstaltung ist für den 12. September in Düsseldorf geplant.
Familiengeschichte erzählen trotz Grenzen und Schweigen: Podiumsdiskussion des Fritz-Hüser-Instituts zum intergenerationalen Schreiben über Arbeitsmigration (PM)
Wie erzählt man eine Familiengeschichte über Länder- und Generationengrenzen hinweg? Die Podiumsdiskussion mit den Autorinnen Vina Yun und Esra Canpalat beschäftigt sich am Mittwoch, 2. Oktober, mit diesen Fragen.
Wie erinnern Kinder an ihre Eltern und was verschweigen Eltern ihren Kindern? Postmigrantische Autor*innen begeben sich in ihrem Schreiben auf Spurensuche, denn die Geschichte der Familie prägt ihr Leben und ist doch von der eigenen Erfahrungswelt losgelöst. Über die Frage, wie man die Geschichten der Eltern und Großeltern über innerfamiliäres Erinnern und Schweigen hinweg erzählt, sprechen die Autorinnen Vina Yun und Esra Canpalat.
Vina Yun berichtet mit ihrem Comic „Homestories“ vom Leben koreanischer Krankenschwestern in der österreichischen Diaspora, während Esra Canpalat in ihrem entstehenden Roman die aus der Türkei migrierten Elternfiguren sowie deren Kinder erzählen lässt. Die Moderation des Abends übernimmt Manuel Gogos.
Die Veranstaltung „Erinnern und Erzählen. Intergenerationales Schreiben über Arbeitsmigration“ des Fritz-Hüser-Institut findet statt im Taranta Babu (Humboldtstraße 44) und beginnt um 19 Uhr.
dortmund.de/fhi